Original von Amalthea
Dass es innerhalb der Spielarten etliche Varianten gibt, ist klar. Mir war mehr an einem grundsätzlichen System gelegen.
Wo ich halt nicht sicher bin, dass es geht oder sinnvoll ist. Wenn man zu allgemein formuliert dann trifft dich deine eigene Aussage, denn wenn keine Substanz zu erkennen ist, bleibt tatsächlich nur noch Rauch.
Da sehe ich aber doch einen Unterschied. Konzerne usw. unterliegen gewisen Überprüfungen, legen Zahlen vor und geraten in die Kritik. Der Satanismus unterliegt aber von vornherein Kritik, welches durch Unwissen und anderen Gründen gegeben ist.
Ich widerspreche aus zwei Gründen: einerseits mag dem Laien auch das Zahlenwerk von z.B. Siemens wie schwarze Magie vorkommen und so stützt er sich auf (teilweise reißerische) Berichte der Boulevardpresse. Zweitens braucht auch Satanismus"kritik" einen Anlass, selbst in der BILD finde ich keine langdauernden Kampagnen, die nicht durch ein Ereignis motiviert werden. Dem ist anzufügen, dass es ständige Kritiker (berechtigt oder nicht) beider Teile gibt, nehmen wir etwa Globalisierungskritiker und Exorzisten.
2. Uns (und jeglicher Sekundärliteratur) ist von vornherein aufgefallen, dass es einen judäo-christlich motivierten Satanismus gibt, also einen dualitätsbetonten und eben einen aus einem anderen Kulturkreis stammenden Denkansatz. Und so war die gröbste Unterscheidung möglich. Dass die Wege wieder zusammenführen, war uns anfangs nicht bewusst.
Das würde bedeuten, dass auch die Sekundärliteratur den LHP als "Denkansatz" in Richtung Satanismus schiebt? Jada, dazu fehlt mir das Quellenstudium, um hier mitdiskutieren zu können.
3. Der Vergleich mit dem Hinduismus als Gegenstück bietet sich an, da es keine Hegemonie gibt, aber soviele religiöse Strömungen vertreten sind, dass eine hohe Toleranz gegenüber heterogenen Elementen herrscht.
Sicher? Gerade was die Toleranz gegenüber Andersartigem angeht, sehen wir in Kaschmir eine herausragende Demonstration von religiös und machtpolitisch vermengter Spannungslage. Aber natürlich hast du Recht, dass der Hinduismus schonmal sehr breit gestreckt ist und in der Mehrheit auch friedlich.
Satan hingegen war kein rein sakraler Aspekt, sondern bezog sich grundsätzlich auf das Heterogene, also alles was anders war und außerhalb der Gesellschaft stand.
Wenn man diesen Punkt also in die reine Teufelsanbetung überträgt, kehrten sich lediglich die Pole (die Definitionen von "draußen" und "drinnen") um?
Natürlich wurde der Satansbegriff zu Zeiten der jungen Kirche radikalisiert, aber der explizite Satanismus, mit der Selbstvergöttlichung im Mittelpunkt ist ein sehr junger Aspekt.
Mhh, ich erinnere mich dumpf an ein paar Häretiker, die eine Abwendung von Gott hin zu den Menschen auf den Scheiterhaufen gegangen sind. Kann mich aber auch täuschen.
Könnte jemand sowohl auf diesen nietzscheanischen Sinn weiter eingehen, als auch weiter beleuchten inwiefern LaVey hier lediglich Material aus der existenten christlichen Religion wiederverwendet? Natürlich ist verständlich, dass es christliche Einflüsse gibt (immerhin besetzt man ein weitgehend belegtes Wort, wohl mit Bedacht(?)).
Die westliche Welt der Postmoderne hat das Sakrale profanisiert, aber sie hat noch keine Möglichkeit gefunden, das dadurch entstandene Vakuum wieder auszufüllen.
Ich denke nicht, dass man das so pauschal sagen kann. Die Postmoderne zeichnet sich ja nun gerade dadurch aus, dass mehrere "multipolare" Welten entstehen, sozusagen ein Zerfall des großen Sakralen hin zu kleineren "persönlicheren" göttlichen Erlebnissen und auch Sakraldefinitionen. Eben das, was der Papst mit "Do-It-Yourself"-(Christen) meinte...
Dies erscheint mir nicht logisch fundiert. Wir betrachten als Satan als äquivalent zum Profanen, im Kontrast zum Göttlichen. Denn genau diese Einordnung (als Profan) erfordert doch einen Gegensatz (das Göttliche). Selbst wenn ich annehme, Satan erfülle die Natur des Menschen komplett, so dass in der Tat ein Gott "keinen Platz mehr hat" (:think:), dann erscheint es mir nicht fundiert, daraus zu schlussfolgern, dass der Mensch "Gott sei". Denn dies würde vorraussetzen, dass wir inhärent eine Göttlichkeit mit uns herumtragen, die nur in Anwesenheit einer externen Entität (ja was ist denn eigentlich extern an ihr?) nicht manifest sein könnte. Das erscheint mir durch und durch eine löchrige Argumentation, sollte sie logisch konstruktiv sein.
Sorry, hier seh ich den Punkt nicht. Du hast doch die Gegensätzlichkeit mit dem sakralen innerhalb des Menschen und dem profanen Bedürfnissen gegeben? Kannst du mir die Problematik bitte noch mal erklären? Für mich ist die Argumentation absolut schlüssig.![]()
Schau, wenn ich sage "Satan" ist das Profane, ist das ein Axiom, dass sich auf die Beobachtung stützt, dass jeder Mensch Bedürfnisse hat. Fein. Aber du sagst jeder Mensch hat etwas sakrales. Das ist mehr. Und ein weiteres Axiom, dass sich auf nichts stützt, als auf die Überlieferung und dieses dumme Gefühl, dass wir doch mehr sein müssen als ein Haufen Fett und Eiweiß. Wenn wir nun annehmen, jeder Mensch schleppe so ein Stück Sakralität mit sich rum, warum macht ihn das zu seinem eigenen Gott? Verstehst du, es ist nicht zwingend für mich, dass, nur weil (der christliche) Gott an Relevanz verliert, sich etwas im Menschen ändert.
Unbelassen natürlich den Fakt, dass Mensch sich selbst zum Gott erklären kann, wenn da eine "Leerstelle" empfunden wird.
Kreativität ist genau dann nonkonformistisch ("heterogen"), wenn die homogenen Standards einer Gesellschaft sich einer wirklichen, d.h. systemunabhängigen Dynamik verschließen.
Und das gibts? Systemunabhängige Dynamik ist zwar ein bewunderswertes Wort, aber mir fehlt gerade ein griffiges Beispiel um zu zeigen, dass sie wirklich existiert.
LaVey hat mit entscheidender Präzision deutlich gemacht, dass sich Satanismus in letzter Konsequenz nicht auf das kontinuierliche Befolgen von Dogmen beschränken kann, sondern der Entfaltung individueller Bedürfnisse Rechnung tragen muss.
Komm, dass sich religiöses Leben allgemein nicht auf das sklavische Befolgen von Dogmen herunterbrechen lässt, das hatten vor Jesus schon ein paar Andere begriffen, dafür braucht es keinen LaVey. Der hat nur die Dogmen soweit reduziert, wie es der Zeitgeist in der Nonkonformistenuniform erfordert hat.
Und das stellt die kreative Synthese (Verknüpfung) dar. Also der Verschluss gegen die Normen in Form von anormalen Handlungsweisen. Keine billige Revolution (im besten aller Fälle), sondern eine gelebte Kritik mit dem Schwerpunkt auf der menschlichen Natur.
Nope. Unter "kreativer Synthese" stelle ich mir das leben eines Alternativmodells vor, dass Werte und Normen der zu synthetisierenden Wurzeln vereinigt. Oder lese ich nur deine "gelebte Kritik" zu eng als Ablehnung der bisherigen Normen?
Der LHP zeigt, dass eine Abstraktion von Satan als Symbol in jede menschliche Kultur kommunizierbar ist. Wenn nun die judäo-christlichen Bilder abgezogen werden, ergibt sich ein neues Bild von Satanismus, der tatsächlich als Untermenge definierbar ist. Sicherlich keine "Strömung" in dem Sinne, aber durchaus übertragbar.
Ich bin nicht sonderlich überzeugt, dass das Resultat aus Satanismus - judäochristliche Einflüsse es Wert wäre als Satanismus durchzugehen. Demzufolge würde dir der ehrenwerte Versuch obliegen, dieses Meme neu zu definieren, oder es aus deiner Definition von Satanismus herauszulösen und es halt "Definition des LHP" zu nennen

Ah komm, Namen sind Schall und Rauch. Nenn es Horstismus, oder Franzismus oder nenn es LHP. Satan ist ein Wort - Widersacher. Es ist ein kulturelles Umbruchsprinzip. Der Name ist hier nicht Programm.
Selbst wenn wir von den reinen Teufelsanbetern absehen - bist du sicher, dass jeder explizite Satanist auch "Horst" anrufen würde?


2. Es zeigt Zusammenhänge auf, die grundsätzlich die Negation des Satanismus im Ursprung in Frage stellen.
Und ich dachte, die seien hier eh kein Thema mehr. Deshalb ja auch mein Eingangsstatement. Mich würde vor allem interessieren, wie denn gelebter Satanismus in diese deine Formen passt.