Mal wieder ein neues Thema 
Ich lese gerade "Schopenhauer - Ueber das Mitleid" und wollte das mal ein wenig systematisieren. Ihr seid herzlich eingeladen euren Senf zu meinen neuesten Entdeckungen dazuzugeben und selber Interpretationen vorzustellen.
Ueberblicksmaessig definiert Schopenhauer "Leid" als das einzig Positive, weil es das von uns Empfundene ist. Es ist also eine vorhandene - "positive" Sensation, waehrend die Befriedigung und Ruhe ein "negatives" Momentum hat - es "tilgt" ein Gefuehl. Das sollte man vielleicht wissen, bevor man sich damit beschaeftigt.
Ich moechte beginnen, indem ich sinnigerweise das "Axiomensystem", dass in dieser Ausgabe der kleinen Bibliothek der Weltweisheit (dtv, 3-423-34250-1) auf Seite 73f. vorkommt hier zitiere:

Ich lese gerade "Schopenhauer - Ueber das Mitleid" und wollte das mal ein wenig systematisieren. Ihr seid herzlich eingeladen euren Senf zu meinen neuesten Entdeckungen dazuzugeben und selber Interpretationen vorzustellen.
Ueberblicksmaessig definiert Schopenhauer "Leid" als das einzig Positive, weil es das von uns Empfundene ist. Es ist also eine vorhandene - "positive" Sensation, waehrend die Befriedigung und Ruhe ein "negatives" Momentum hat - es "tilgt" ein Gefuehl. Das sollte man vielleicht wissen, bevor man sich damit beschaeftigt.
Ich moechte beginnen, indem ich sinnigerweise das "Axiomensystem", dass in dieser Ausgabe der kleinen Bibliothek der Weltweisheit (dtv, 3-423-34250-1) auf Seite 73f. vorkommt hier zitiere:
Original von Schopenhauer
- Keine Handlung kann ohne zureichendes Motiv geschehen; so wenig, als ein Stein ohne zureichenden Stoss, oder Zug, sich bewegen kann.
- Eben so wenig kann eine Handlung, zu welcher ein fuer den Charakter des Handelnden zureichendes Motiv vorhanden ist, unterbleiben, wenn nicht ein staerkeres Gegenmotiv ihre Unterlassung nothwendig macht.
- Was den Willen bewegt, ist allein Wohl und Wehe ueberhaupt und im weitesten Sinne des Worts genommen; wie auch umgekehrt Wohl und Wehe bedeutet, "einem Willen gemaess, oder entgegen". Also muss jedes Motiv eine Beziehung auf Wohl und Wehe haben.
- Folglich bezieht jede Handlung sich auf ein fuer Wohl und Wehe empfaengliches Wesen, als ihren letzten Zweck.
- Dieses Wesen ist entweder der Handelnde selbst, oder ein Anderer, welcher alsdann bei der Handlung passive betheiligt ist, indem sie zu seinem Schaden, oder zu seinem Nutz und Frommen geschieht.
- Jede Handlung, deren letzter Zweck das Wohl und Wehe des Handelnden ist, ist eine egoistische.
- Alles hier von Handlungen Gesagte gilt eben so wohl von Unterlassung solcher Handlungen, zu welchen Motiv und Gegenmotiv vorliegt.
- In Folge der im vorhergehenden Paragraphen gegebenen Auseinandersetzung schliessen Egoismus und moralische Werth einer Handlung einander schlechthin aus. Hat eine Handlung einen egoistischen Zweck zum Motiv; so kann sie keinen moralischen Werth haben; so darf kein egoistischer Zweck, unmittelbar oder mittelbar, nahe oder fern, ihr Motiv seyn.
- In Folge der vollzogenen Elimination der vorgeblichen Pflichten gegen uns selbst, kann die moralische Bedeutsamkeit einer Handlung nur liegen in ihrer Beziehung auf Andere: nur in Hinsicht auf diese kann sie moralischen Werth, oder Verwerflichkeit haben und demnach eine Handlung der Gerechtigkeit, oder Menschenliebe, wie auch das Gegentheil beider seyn.
[/list=1]
[/quote]
Das soll also die Grundlage der Diskussion "ueber das Mitleid" sein. Von der Sprache ist es deutlich komplexer und verwinkelter als die direkte Sprache Nietzsches, den ich vorher las. Aber seine Gedanken sind mir deutlich naeher. Sein Argument hier ist, dass jede egoistische Handlung ihrer intendierten Wirkung nach nur auf den Handelnden zielt und deshalb keine intendierten Veraenderungen der Gesellschaft bewirkt, diese lediglich als Sekundaereffekte des "was-kuemmert-es-mich"-Egoismus auftreten. Das widerspricht aber Schopenhauers Moraldefinition, die eine solche Auswirkung fordert, dafuer jedoch das Ego moralfrei laesst.
Ich freu mich auf eure Gedanken.