Original von quigor
der gute Mann spricht vom "wahren Willen" des Atman - und den "lernst" Du nun einmal nicht.
Ich möchte diese Aussage
korrigieren und mich entschuldigen für die Verbreitung falscher Ansichten: Ich habe in der Zwischenzeit einmal nachgelesen und keinen einzigen Hinweis darauf gefunden, daß Schopenhauer den "Willen" jemals anders verstanden hätte als in seiner ursprünglichen Definition im zweiten Buch von "Die Welt als Wille und Vorstellung" - dieser Begriff hat offenbar keinerlei Transformation erfahren, weder im dritten Buch über die Kunst, noch im vierten Buch über die "Bejahung und Verneinung des Willens zum Leben bei erreichter Selbsterkenntnis".
Immer wird der Wille als Wille zum Leben, als Trieb, der Befriedigung sucht, gesehen. Er resultiert aus dem Bedürfnis, dem Mangelzustand, und damit dem Leiden (weil der Wille gehemmt wird, und weil jede Befriedigung für das Ende des Genusses sorgt) - somit ist er eine ursprüngliche und endlos strebende Kraft, die keine Ruhe finden kann. Und obwohl er im Willen eine absolute Naturkraft sieht (auch die Schwerkraft ist "Wille"!), setzt er ihn beim Menschen mit dem Charakter gleich - der sich auch bei geänderter Erkenntnis nicht ändert, seiner Ansicht nach, das tut nur das Handeln, und somit kann auch nur Handeln bereut werden, nicht aber der dahinterstehende Wille.
Schopi sieht den Menschen als eine Kreatur, die permanent mit der Befriedigung seiner Bedürfnisse beschäftigt ist, also den "Willen" bejaht, der von keiner Erkenntnis gestört wird, also egoistisch durch und durch (womit er Recht hat!).
Nur in der Überwindung des "principium individuationis" und damit des Egoismus, kann Maja durchschaut werden: Tat twam asi. Wer erkannt hat, daß im anderen dasselbe Wesen wohnt wie in ihm selbst, hat die Motivation, seinen eigenen Wille zu zügeln: Hier kommt nun die Askese ins Spiel, das Aufgeben eigener Genüsse, um anderen zu helfen. Mitleid, also die Wahrnehmung fremden Leids, ist für Schopenhauer die höchste Form der Liebe, die uns dann selbst erlöst, indem wir unseren eigenen "Willen" (zum Leben, und damit alle Triebe) aufgeben.
Schopi wünscht also eine "Mortifikation" des Willens - der als solcher nicht wandelbar ist. Nur in gänzlicher Willenlosigkeit liegt "Heiligkeit", und damit innere Ruhe.
BÖSE ist die übermäßige Bejahung des (eigenen) Körpers und das Beharren auf dem principium individuationis - also mal taxfrei fast die ganze Menschheit.
Zwischen böse und gut liegt GERECHT: Hier wird im fremden Willen der eigene Wille wiedererkannt und daher respektiert.
GUT hingegen ist nur die Erkenntnis des "Tat twam asi" mit der daraus resultierenden Abtötung des Willens.
Nun, Herr Schopenhauer wird gewußt haben, wovon er spricht: Er selbst war dem "Willen" ausgesprochen zugewandt: geldgierig und sinnlichen Genüssen nicht im geringsten abgeneigt. Er war sehr von sich selbst überzeugt und dürfte ein gewisses Problem mit dem Empfinden der von ihm so gerühmten reinen Liebe gehabt haben: Er hat seine Mitmenschen nämlich größtenteils verachtet (klar, alles egoistische Biester, die in der Täuschung gefangen sind.. aber wo blieb sein Mitlied?).
Also, Conclusio: nix "wahrer Wille des Atman", Schopenhauers Wille ist ausschließlich der "Wille zum Leben", und damit Fressen, Ficken und alles aus dem Weg räumen, was dem entgegensteht.