Yoga

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    • Original von MoD3000
      In allererster Linie bin ich Theist... Aber verhaftet das nicht in dieser Welt?

      Danke für die Aufklärung, MoD. Nein, ich glaube nicht, daß damit "Verhaftung" impliziert ist.

      Was ich viel schwieriger als diese Debatte finde ist die Forderung nach freiwerden vom "Nicht-Wissen". Was verstehst du darunter, was denkt der Rest? Was ist mit "ich weiss, dass ich nichts weiss"...

      Sie meinen avidya. Und die Existenz von avidya zu erkennen, ist ein wichtiger Schritt. Es heißt aber auch: "Der menschliche Verstand ist ein wunderbarer Diener, jedoch ein schrecklicher Meister."

      Momentan laufe ich mit der Kruecke, dass sich saemtliche Kategorien aufloesen im Angesicht einer transzendentalen Wirklichkeit.

      Ich würde das nicht als Krücke bezeichnen.

      Ok, rollen wir dann mal die ganzen Missverstaendnisse um die unteren Chakren auf. Du sagst, weisse Yogi scheuen sich davor, sie zu behandeln, ja unternehmen aktive Schritte, sie aus den Gedanken zu verbannen.
      Meine Hypothese war, dass, aehnlich wie beim Zen, diese Verlockung, weiter nach unten zu gleiten als vorgesehen, fuer eine tiefere Einsicht in den eigenen Geist genutzt werden koennte. Sozusagen als Ansatz, ueber die eigene Versuchung zu meditieren.

      Oh nein, MoD. Ich habe mir auch noch einmal die Stelle aus meinem post durchgelesen, um zu sehen, was Dich auf die Idee bringen könnte, daß die unteren Chakren nicht "behandelt" werden - aber ich bin nicht draufgekommen.

      Beim Yoga werden ALLE Chakren berücksichtigt - und das ist absolut erforderlich. Schau, Sushumna, der dritte Kanal zwischen Ida und Pingala, muß geöffnet werden, damit die Schlangenkraft aufsteigen kann - und Kundalini muß aufsteigen, damit sich Shiva und Shakti im Sahasrara vereinigen. Und dann werden die Blütenblätter des 1000blättrigen Lotus ihre Richtung ändern und nach oben weisen..
      Ein Chakra also einfach zu ignorieren, ist nicht möglich. Während aber die obersten Chakren sozusagen nur "gute Gaben" bereithalten, lauert in den unteren die Gefahr des "Mißbrauchs", der unangemessenen Konzentration auf ihre benefits, wodurch die spirituelle Entwicklung des Yogi be- bzw. verhindert wird.
      Die unteren Chakren sind nicht "böse", sie sind nur verführerisch, und können den Yogi von seinem eigentlichen Ziel abbringen.

      Beispielsweise das Muladhara ist eines der mächtigsten Zentren, es repräsentiert die Basis und den Zusammenfluß der drei heiligen Ströme (die drei prana-Kanäle). Es schenkt physischen Komfort, äußere Schönheit, Wohlstand, erhöht unsere Fähigkeit, Geld zu verdienen und führt zu Macht. Hier brennt Dakshinagni, das Feuer im Süden. Werden Gier und Freude an materiellem Besitz und Macht nicht überwunden, kann die Kundalini den ersten Knoten, den brahma granthi, bestehend aus Muladhara, Swadhisthana und Manipura, nicht durchstoßen - und aus ist es mit der spirituellen Entwicklung. Genauso aus ist es allerdings logischerweise, wenn Du es ignorierst, denn die Kundalini muß von Chakra zu Chakra geführt werden - Du sollst das Energiezentrum beherrschen und Dich nicht von ihm beherrschen lassen.
      Um Dir dies zu erleichtern, "beobachtest" Du das Chakra und die Energieflüsse in der Kriya-Meditation vom Sahasrara aus, Du "reinigst" den Kanal von oben, mit Hilfe der göttlichen Energie, denn die Blütenblätter des 1000blättrigen Lotus weisen nach unten.

      Ist das jetzt klarer? Sollen wir die einzelnen Chakren einmal durchbesprechen?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Was mich auf die Idee brachte? Dieser Absatz (Hervorhebung von mir):
      Durch seine Energie werden alle anderen Chakren geläutert, ihre Essenz wird "vergeistigt". Unterhalb von Muladhara, dem 4-blättrigen Lotus am unteren Ende der Wirbelsäule, ist es gefälligst aus, auch wenn zum Beispiel "das alles durchdringende Feuer Gottes" sehr wohl als Zyklus dargestellt wird, bei dem sich der Vollmond (Krishna) oberhalb des Scheitels, und der Neumond (Kali) unterhalb des Steißes befinden..

      Habe ich also offensichtlich missverstanden.
      Ich wuerde mich mal fuer eine High-Levelbeschreibung der einzelnen Fluesse-und-was-es-sonst-nicht-alles-gibt stark machen. Ich brauche erst mal ein wenig von der Grundidee.
      Wir haben also verschiedene Energiestroeme, die durch den Koerper fliessen. Das ist eine Idee, die in ganz Asian und auch teilweise in Europa (fruehe Mystiker) verbreitet ist. Du schreibst von Kanaelen, wie stelle ich mir das am Besten vor, als Energiebahnen?

      Ich moechte aber auch in dem Sutra weitergehen:
      1.2. Union is restraining the thought-streams natural to the mind.

      Hier haben wir also die Konzentration, die Bindung des Geistes durch den Geist? Dieses Bild wird ja im Hinduismus gern gebraucht: der Mensch als Wagen an fuenf Pferden (deswegen ja "Yoga").
      Sicherlich gibt es hier noch viel mehr. Was faellt euch dazu ein?
    • hm hab mal in einer viellecht nicht ganz so fachlichen Literatur geblättert, die mir aber ganz gut gefällt

      Dort werden 5 Kanäle aufgeführt die sich schleifenförmig vom Damm, die Wirbelsäule entlang, bis zur Zirbeldrüse winden. Sie führen nacheinander durch die einzelnen Chakren. In ihnen fließen zwei Energien - weiblich / männlich. Ein Orgasmus soll diese Ströme auch ganz gut in Gang bringen. Die Energie dabei kann man bis etwa zur Hälfte der Wirbelsäure nach oben ziehen (?) und dann kurz nach hinten - weil hier in der "Ankh-Röhre" ein Knick ist, eine Art Grenze, die die Weiterentwicklung des menschlichen Geistes blocken soll - diese gilts zu überwinden um in höhere Chakren aufzusteigen.

      Ein vielleicht ebenfalls populäres / einfaches Buch über Erlebnise in diesen Chakren ist Castanedas - die Lehren des Don Juan oder vielleicht Cosmic Trigger von R.A. Wilson.
      "Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
      waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
      ...
      Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
      oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
      An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
      was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"

      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Murkser ()

    • @Murkser,

      fünf Kanäle? Das kenne ich nicht. Vom Kanda (zwischen Anus und Genitale) entspringen Unmengen von Nadis (Kanäle, die Prana leiten), aber zum Sahasrara führen nach meinem Wissensstand nur drei: Ida, Pingala und Sushumna. Sie sollen in der äußeren Welt durch die heiligen Flüsse Indiens verkörpert werden: Der Ganges repräsentiert den Ida-Kanal, der Yamuna den Pingala-Kanal, und für Sushumna steht der unterirdisch fließende Saraswati, der unterhalb des Ganges fließen und so gewaltig sein soll, daß er die Wasserarmut in ganz Indien beheben könnte. Weiß jemand, ob das stimmt, oder ob das nur ein "Geschichterl" ist?

      Ein "Knick" im Kanal? Das kenne ich auch nicht - aber von der Lokalisation ist hier das Anahata Chakra, das Zentrum der Transformation, von hier aus kann der Geist in die unteren drei Zentren hinab- oder eben zur spirituellen Ebene hinaufsteigen: Hier liegt der zweite Knoten, der vishnu granthi.

      Von wo stammen Deine Infos, also von welcher "Glaubensrichtung"?


      Original von MoD3000
      Was mich auf die Idee brachte? Dieser Absatz:
      Durch seine Energie werden alle anderen Chakren geläutert, ihre Essenz wird "vergeistigt". Unterhalb von Muladhara..

      Sorry, MoD. Das entscheidende Wort war "unterhalb".

      Ich wuerde mich mal fuer eine High-Levelbeschreibung der einzelnen Fluesse-und-was-es-sonst-nicht-alles-gibt stark machen. Ich brauche erst mal ein wenig von der Grundidee... Du schreibst von Kanaelen, wie stelle ich mir das am Besten vor, als Energiebahnen?

      Yep, das sind die Bahnen für die Lebensenergie - Prana.
      Und okay, ich werde eine Zusammenfassung erstellen, komme aber erst übermorgen dazu, okay?
      Ich habe übrigens Dir zu Ehren ein weiteres Buch über Yoga erworben (ich hatte kein einziges aus buddhistischer Sicht, meine sind alle hinduistisch, noch dazu geschmalzen hinduistisch, weil alle von "heiligen Männern" verfaßt): "Tantra-Yoga. Der Königsweg der buddhistischen Meditation", Autor ist der Dalai Lama. Na, prost Mahlzeit, Waterloo! Alle Bezeichnungen sind anders (mit Ausnahme von Tantra, Yoga, Mantra und Mandala), und ich verstehe zu einem guten Teil kein Wort.
      Du solltest vielleicht wirklich einmal sehen, welche Bezeichnungen im Buddhismus überhaupt gebräuchlich sind - die Grundvorstellungen werden ja wohl weitgehend die selben sein, nehme ich an. :)

      1.2. Union is restraining the thought-streams natural to the mind.

      Hier haben wir also die Konzentration, die Bindung des Geistes durch den Geist? Dieses Bild wird ja im Hinduismus gern gebraucht: der Mensch als Wagen an fuenf Pferden (deswegen ja "Yoga").

      "Yogash chitta vritti nirodhah."
      Yogash bedeutet "Yoga ist". Unter chitta versteht man den Geist, Verstand, die vritti sind die Gedanken, und nirodhah heißt etwas beenden, zurückhalten, ruhig machen.
      Yep, Yoga bringt "monkey-mind" unter Kontrolle, den ewig rastlosen Verstand, der unendlich mächtiger ist als der physische Körper: Er springt mit Lichtgeschwindigkeit von Ort zu Ort, er haftet an Objekten und Erinnerungen, er fordert die Erfüllung seiner Sehnsüchte ein, er spielt mit unseren tiefsten inneren Gefühlen genauso wie mit den äußeren Projektionen in der materiellen Welt - ein wunderbarer Diener, aber ein schrecklicher Herr, weil er Chaos, Verwirrung und Krisen produzieren kann.

      Beim Yoga lernst Du tatsächlich, den Geist innerhalb ganz kurzer Zeit (nur ein paar Sekunden, mit meinem Lieblings-Bild brauche ich exakt eine Sekunde) ruhig zu machen, den Fluß der Gedanken zu beenden.
      Monkey-mind wird durch Fokussierung der Aufmerksamkeit auf ein einziges Gedankenobjekt an die Kandare genommen, durch diese Konzentration wird der Verstand von äußeren Ablenkungen, dem Körperbewußtsein und seinen eigenen Spielen bewußt zurückgezogen. Der "Aufseher" des Verstandes ist der Atem - daher pranayama.
      Zumindest im Raja und Kriya ist das so, ich glaube aber, daß bei Buddhisten öfter Meditationsformen gebräuchlich sind, bei denen man die Gedanken kommen und gehen läßt, sie dabei beobachtet, aber weder festzuhalten noch zu vertreiben versucht. Das ist dann eine andere Technik - Raja zielt auf Beherrschung durch absolute Konzentration.
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Original von quigor
      @Murkser,

      fünf Kanäle? Das kenne ich nicht. Vom Kanda (zwischen Anus und Genitale) entspringen Unmengen von Nadis (Kanäle, die Prana leiten), aber zum Sahasrara führen nach meinem Wissensstand nur drei: Ida, Pingala und Sushumna.
      ...

      Ein "Knick" im Kanal? Das kenne ich auch nicht - aber von der Lokalisation ist hier das Anahata Chakra, das Zentrum der Transformation, von hier aus kann der Geist in die unteren drei Zentren hinab- oder eben zur spirituellen Ebene hinaufsteigen: Hier liegt der zweite Knoten, der vishnu granthi.

      Von wo stammen Deine Infos, also von welcher "Glaubensrichtung"?


      du kennst vielleicht die Merkaba und Melchizedek

      Ich hab es aus der "Blume des Lebens" Band 2 - die Ideen in diesen Büchern sind sehr interessant - natürlich nicht seine eigenen - aber trotzdem interessant und die beschriebenen Meditationstechniken haben recht gut funktioniert.

      - es gibt dort auch einen zweiten Knick zwischen dem siebten und achten Punkt. Melchizedek vergleicht den Chakrenaufbau mit einer Klavieroktave. Dort wo jeweils der Knoten ist, gibt es bei der Oktave keine schwarze Taste (Halbtonschritt).
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      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
    • Original von Murkser
      du kennst vielleicht die Merkaba und Melchizedek

      Ah, aus dieser Ecke kommt das. Nein, die "Blume des Lebens" kenne ich nicht, aber der "Wagen" der Quabbalah ist meiner Meinung nach indisch inspiriert.

      .. es gibt dort auch einen zweiten Knick zwischen dem siebten und achten Punkt. Melchizedek vergleicht den Chakrenaufbau mit einer Klavieroktave. Dort wo jeweils der Knoten ist, gibt es bei der Oktave keine schwarze Taste (Halbtonschritt).

      Klar, er meint mit dem Knick die Knoten, der dritte ist der rudra granthi, der Knoten der Befreiung. Das ist im Prinzip dasselbe System, nur anders bezeichnet.
      Schreibst Du mir noch was zu diesem vierten und fünften Kanal?

      Und - es geht mich ja nichts an - aber was hat Dich dazu bewogen, Deinen schönen Avatar mit den blitzblauen Augen auszutauschen gegen einen Balltreter? :(
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    • Original von quigor
      Und - es geht mich ja nichts an - aber was hat Dich dazu bewogen, Deinen schönen Avatar mit den blitzblauen Augen auszutauschen gegen einen Balltreter? :(


      schon mal was dazu - auch wenns offtopic is - das ist Amanatidis von Eintracht Frankfurt, die gestern den Einzug ins DFB-Pokal-Finale feiern konnten und am 29.4. gegen die Bayern spielen.
      Ich bin seit ca. 16 Jahren Fan - kein krasser, aber nach dem es die letzten 10 Jahre bei Frankfurt nur mäßig lief, bin ich ziemlich happy.

      Aber keine Angst, im Mai kommt dann wohl mein alter Ava zurück - oder der DFB-Pokal.

      Ich hab die Texte jetzt noch mal überflogen. Über die fünf Kanäle hat er direkt nichts weiter ausgeführt, nur das sie entfernt mit den 5 Körpern des Platons und den 5 Sinnen zu tun haben. Durch sie soll dann das Licht / Energie - männliche wie weibliche je im und gegen den Uhrzeigersinn fließen und den Lichtkörper bzw. die Merkaba (Tetraeder) bilden.
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      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Murkser ()

    • ich mach jetzt schon seit ca 3 Wochen jeden Abend ein paar Übungen und muss sagen, dass sich die Ausführungen dieser schon sehr verbessert haben. Bei der Baumstellung zb hatte ich am Anfang ziemliche Probleme die geforderten 8 Mal ein- und ausatmen stehen zu bleiben. Mittlerweile sind auch 25 kein Problem.

      Baumstellung - iyoga-tuebingen.de/practices.htm

      Problematisch sind aber noch Stellungen wo es darum geht zb den Kopf auf die Knie zu legen - da sind meine Sehnen einfach noch viel zu kurz, auch für den Lotus.

      Also weiterüben - @ quigor - so ein Bild zur Beruhigung hab ich mir inzwischen auch zugelegt und ich glaube es wird mit der Zeit auch detailierter. Es ist für die Totenstellung ganz gut um die Gedanken zu bändigen.
      "Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
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      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
    • *revive*
      Ich gehe weiter in der Betrachtung des Patanjali-Textes:
      Then the seer dwells in his own nature.

      "Der Seher verweilt in seiner eigenen Natur". Bessere Prosa: "Der Sehende verweilt in sich."

      Nun, was denkt ihr? Kontempliert der Erkennende wirklich nur sich selbst? Was wird hier angesprochen?
      Klar, es geht (wie schon weiter oben besprochen), darum, die Einheit mit Brahman zu erkennen.
      Aber ich wuerde in der Praxis weitergehen. Ich halte es (momentan) fuer wichtig, ebenfalls ueber die Umgebung nachzudenken. Das folgt der Philosophie, dass wir nicht abgetrennt von ihr existieren koennen, weil es "etwas" gibt, dass uns alle verbindet.
    • Um wieder in das Thema reinzukommen, habe ich mir den gesamten Thread noch einmal durchgelesen und bin dabei auf folgendes aufmerksam geworden:

      Original von Murkser
      man trennt die Spreu vom Weizen

      Unmöglich! In diesem Konzept gibt es nämlich keine Spreu..
      Ich halte das für sehr wichtig, weil es sich grundlegend von den westlichen Vorstellungen (die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen) unterscheidet.

      Brahman, der die Vielfalt verwiirklichen wollte, ist in ausnahmslos allem. Eine jiva (eine verkörperte Seele) durchläuft nach hinduistischem Glauben 8.400.000 Leben, bevor sie Befreiung erlangt. Davon finden 400.000 (!) Geburten in einem menschlichen Körper statt. Die menschliche Form ist die einzige, in der der Atman seine Identität mit dem Brahman erkennen, und damit seine Erlösung erreichen kann - daher ist sie die "höchste".
      Und als solche ist sie als heilige Verkörperung Gottes zu respektieren (Hinduisten verbeugen sich vor dem Gott im anderen, wenn sie sich voreinander verbeugen). Es gibt keine Spreu, jeder ist Weizen.
      Daher sollst Du auch allem und allen mit Freundlichkeit und Gelassenheit begegnen. Triffst Du auf "schlechte" Menschen, ignoriere sie einfach und hasse sie nicht - sie verdienen Dein Mitleid, weil ihr Weg noch mühsam und lang sein wird.

      Persönlich kann ich das Konzept (es ist meinem "schwarzen" zum Verwechseln ähnlich, das Glaubensgebäude meines Ordens kommt mit Sicherheit aus dieser Ecke) zwar intellektuell nachvollziehen, habe aber praktisch damit die größten Probleme, sobald mir Brahman in Form von beispielsweise psalm über den Weg läuft: Da stehe ich dann einfach an, das will nicht in meinen Schädel.

      Aber egal. Die grundlegende Botschaft lautet: Homo est Deus. Und Gott ist kein Abfall beim Dreschen. Versucht das einmal zu kapieren, wirklich zu erfassen (nicht nur gedanklich), auch emotional, mit sämtlichen sich daraus ergebenden Konsequenzen. :)
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    • Original von MoD3000
      Ich gehe weiter in der Betrachtung des Patanjali-Textes:
      Then the seer dwells in his own nature.

      "Der Seher verweilt in seiner eigenen Natur". Bessere Prosa: "Der Sehende verweilt in sich."

      "Tada drashtuh swarupe ‘vasthanam"
      Dann (tada) verweilt (oder ruht) der Seher, der Wahrnehmende (drastuh) in seiner eigenen (seiner wahren) Natur (swarupe ist die eigene Natur, avasthanam bedeutet Niederlassung).
      Auch wenn Du meinst, daß Dir die Übersetzung "Der Sehende verweilt in sich" besser gefällt, würde ich die Formulierung, er "verweilt in seiner wahren Natur" vorziehen, weil dann klarer herauskommt, daß ein ganz bestimmter Teil von "sich selbst" gemeint ist - der Atman.

      Klar, es geht (wie schon weiter oben besprochen), darum, die Einheit mit Brahman zu erkennen.
      Aber ich wuerde in der Praxis weitergehen. Ich halte es (momentan) fuer wichtig, ebenfalls ueber die Umgebung nachzudenken. Das folgt der Philosophie, dass wir nicht abgetrennt von ihr existieren koennen, weil es "etwas" gibt, dass uns alle verbindet.

      Oops. Aber hier und jetzt sollst Du nicht über Deine Umgebung nachdenken, Du sollst nämlich gar nicht nachdenken, das ist eine Funktion des Verstandes ("mind") - und führt zu Täuschung, Verblendung und Irrtum. Der Verstand soll in Bewußtsein transformiert werden. Dazu müssen die Gedanken zur Ruhe kommen.
      "Was der Verstand nicht begreifen kann, was aber den Verstand hervorbringt, wisse, das allein ist Gott. Was die Sprache nicht offenbaren kann, sondern wodurch die Sprache offenbart wird, wisse, das allein ist Gott."
      Durch das Erfahren Deiner eigenen Göttlichkeit durch den Aufstieg und die Erhebung ins Bewußtsein Gottes erkennst Du den Brahman dann in allem - und siehst so auch Deine Umgebung mit anderen Augen. Es wird hier also nicht dem Solipsismus das Wort gesprochen, es ist nur ein anderer Weg, zu Erkenntnis, zum "wahren Wissen" über seine Umgebung zu kommen.
      Der bei uns so hochgeachtete Verstand, der Intellekt, wird im Konzept des Yoga etwas despektierlich als "monkey-mind" bezeichnet und hat einfach keinen besonders hohen Stellenwert, er ist nur ein Werkzeug, noch dazu ein trügerisches - und er kann Brahman nicht erfassen, das kann nur Atman, weil er selbst Brahman ist.

      Also denke nicht, sondern verweile in Deinem wahren Selbst - im Atman. Befreie den Diamanten des Atman aus dem Schlamm des Lebens in seiner Verkörperung.
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    • Original von quigor
      Um wieder in das Thema reinzukommen, habe ich mir den gesamten Thread noch einmal durchgelesen und bin dabei auf folgendes aufmerksam geworden:

      Original von Murkser
      man trennt die Spreu vom Weizen

      Unmöglich! In diesem Konzept gibt es nämlich keine Spreu..


      ok da hast du recht, Spreu ist nicht ganz korrekt, da der Mensch, einmal der Versuchung unterlegen oft eine weitere Chance erhält dieser Versuchung zu widerstehen.

      Währenddessen Spreu minderwertig bleibt, kann eben aus einem schwachen Menschen vielleicht noch einstarker werden, da wie du richtig sagst Brahman in allem ist.

      Zu den Erklärungen von quigor zum Patanjali-Text hab ich nichts mehr hinzuzufügen.
      "Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
      waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
      ...
      Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
      oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
      An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
      was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"

      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
    • So, nachdem mich Wikipedia in dieser Frage zutiefst enttäuscht hat (ist ja eine Schande, was sich dort findet bzw. nicht findet!) ein paar Basics zum Konzept des Yoga (nicht nur ohne Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dezidiert unvollständig!):

      DREI Körper besitzt der Mensch.
      (off-topic, vor allem an @MoD: Noch jetzt grolle ich leicht, wenn ich daran denke, wie ihr meine 3x7 Sentences perzipiert habt, die beziehen sich nämlich auf diese drei Körper und sind nicht annähernd so dämlich, wie ihr geruhtet, sie aufzufassen, Du Banause! Von Dir habe ich nämlich damals angenommen, daß Du das Konzept mit den drei Ebenen, eben jenen drei Körpern des Menschen, und damit auch die tiefere Bedeutung, erkennst. Grmpf.)
      1). Der grobstoffliche Körper - unser Fleisch, an dem wir so hängen. Unser animalischer Aspekt.
      2). Der Astralkörper - unsere Persönlichkeit bzw. geistige Verfassung. Geprägt vor allem durch unseren Verstand.
      3). Der Kausalkörper - der unsere Unwissenheit und unser Wissen beinhaltet. Unsere Seele.
      Der grobstoffliche Körper ist einem dauernden Wechsel unterzogen - alte Zellen sterben, neue werden gebildet. Und ob wir es hinnehmen wollen oder nicht - er ist vergänglich.
      Auch die Persönlichkeit eines Menschen ist im Laufe seines Lebens wandelbar, und doch sprechen wir immer von "ich", egal ob mit 6 oder mit 60.
      Der einzige unveränderliche Aspekt an uns ist die Seele, der Atman, unwandelbar und unvergänglich im Meer des Brahman.

      In den Veden wird der menschliche Körper, der Tempel Gottes, als die Stadt der vielen Pforten beschrieben (in der wir nur für kurze Zeit wohnen..), und zwar handelt es sich um neun Pforten (Öffnungen, Tore): die beiden Augen, Nasenlöcher, Ohren und der Mund - diese sieben befinden sich im Gesicht. Die anderen beiden Pforten sind das Genitalorgan und der Anus.

      Jeder menschliche Körper ist aus 24 natürlichen Elementen (prakriti) und einem kosmischen Element, der Seele (purusha) zusammengesetzt. Die 24 natürlichen Elemente werden folgendermaßen eingeteilt:

      Fünf Wahrnehmungsorgane oder jnanendriyas: die Augen zum Sehen, die Ohren zum Hören, die Nase zum Riechen, die Zunge zum Schmecken und die Haut zum Fühlen, Berühren.

      Weiters haben wir fünf Handlungsorgane oder karmendriyas: den Mund zum Sprechen, die Hände zum Arbeiten, die Füße zum Gehen, die Geschlechtsorgane zur Fortpflanzung und den Anus zur Ausscheidung.

      Dann gibt es fünf subtile Elemente oder tattvas: Erde (prthivi), Wasser (apas), Feuer (agni), Luft (vayu) und Äther oder Vakuum (akasha).

      Die letzten vier natürlichen Elemente (die zum Astralkörper gehören) sind: der Verstand (manas), Intellekt (buddhi), Ego/Ich-Bewußtsein (ahamkara) und citta, der Gedächtnis-Aspekt des Verstandes, sowie sein nachforschender und ermittelnder Aspekt - die Wurzel dieses Wortes ist "cit", das Bewußtsein, hier wird also schon eine Brücke zum "wahren Wissen" geschlagen.

      Dem grobstofflichen Körper oder pindam samt Astralkörper ist der unsichtbare Körper oder purusha inhärent. Purusha ist die Kraft Gottes und lenkt die Lebenskraft jedes Menschen. Durch purusha funktioniert prakriti, d.h. die Verbindung der 24 Elemente. Wir fühlen purusha als kundalini shakti - die statische Form der kosmischen Shakti (die dynamische Form, in der sich die kosmische shakti im menschlichen Körper manifestiert ist prana, die Lebensenergie). Und im Sahasrara Chakra im Scheitel ruht Shiva als unwandelbares kosmisches Bewußtsein.

      Kanda und Nadis habe ich schon in einem vorigen post beschrieben. Ob Ida und Pingala immer auf einer Seite der Wirbelsäule bleiben oder sich mehrfach kreuzen ist strittig - und absolut egal. Wesentlich ist die Öffnung von Sushumna, denn dies ist der Weg für den Aufstieg der Kundalini in das Scheitel-Chakra, die heilige Vereinigung von kosmischer Energie und kosmischem Bewußtsein, von Shakti und Shiva, bedeutet Samadhi.
      Noch kurz zu den Nadis: es handelt sich um Energiekanäle, die man mit unseren Nerven vergleichen könnte, die aber nicht ident sind. Von praktischer Bedeutung im Yoga sind nur Ida, Pingala und Sushumna, die drei "heiligen Flüsse", wobei Ida links liegt und die kühlende Mondkraft, Pingala rechts und die wärmende Sonnenkraft repräsentiert.

      Chakren beim nächsten Mal, waren in Wiki auch nicht gerade überzeugend dargestellt.
      Homo est Deus
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    • Original von quigor
      "Tada drashtuh swarupe ‘vasthanam"
      Dann (tada) verweilt (oder ruht) der Seher, der Wahrnehmende (drastuh) in seiner eigenen (seiner wahren) Natur (swarupe ist die eigene Natur, avasthanam bedeutet Niederlassung).

      Interessant. "Wahr" wie "zu erkennend"? Also, "ruht im Brahman"? Das kaeme der Idee, die ich davon habe, schon sehr nahe.

      Ich halte es (momentan) fuer wichtig, ebenfalls ueber die Umgebung nachzudenken. Das folgt der Philosophie, dass wir nicht abgetrennt von ihr existieren koennen, weil es "etwas" gibt, dass uns alle verbindet.

      Oops. Aber hier und jetzt sollst Du nicht über Deine Umgebung nachdenken, Du sollst nämlich gar nicht nachdenken, das ist eine Funktion des Verstandes ("mind") - und führt zu Täuschung, Verblendung und Irrtum.[/quote]
      Freud. "Nachdenken" ist hier falsch verwendet. Als durchaus unpassende Uebersetzung von "contemplate" naemlich. Da muss ich mich korrigieren, sorry.
      Ich glaube aber, das gefaellt dir trotzdem nicht, ist es doch keine "Ruhe". Sei versichert, die kommt. Aber von einer anderen Richtung. Aus der Erkenntnis, das jedes Ding vergaenglich, dukkha, ist. Aus der Einsicht in die Transzendenz.

      Der bei uns so hochgeachtete Verstand, der Intellekt, wird im Konzept des Yoga etwas despektierlich als "monkey-mind" bezeichnet und hat einfach keinen besonders hohen Stellenwert, er ist nur ein Werkzeug, noch dazu ein trügerisches

      Ich vergleiche ihn gerne mit einem Degen oder Florett. Verdammt maechtig, aber wie Pratchett so schoen schreibt: "You can't go round ruling people [matters] with spells [mind], because you'd have to use more and more spells all the time."
      Und am Ende wirst du Sklave deiner Waffe. Sie wird dich toeten, weil sie nur das kann. Und du schon alle anderen exekutiert hast...

      Im Uebrigen denke ich gerade darueber nach, was waere, wenn es nichts weiter gaebe. Also wenn Materie keinen Sinn haette. Wenn es keine Transzendenz gaebe. Ich hab dazu mal einen Artikel vorgekramt: bahai-library.com/personal/jw/…arjuna/nag04.html#RTFToC9
    • Original von MoD3000
      Also, "ruht im Brahman"? Das kaeme der Idee, die ich davon habe, schon sehr nahe.

      Ja, ganz genau so.

      Ich glaube aber, das gefaellt dir trotzdem nicht, ist es doch keine "Ruhe". Sei versichert, die kommt. Aber von einer anderen Richtung. Aus der Erkenntnis, das jedes Ding vergaenglich, dukkha, ist. Aus der Einsicht in die Transzendenz.

      *lach*, richtig, ganz koscher ist es mir nicht. Aber ich habe schon mitgekriegt, daß der buddhistische Ansatz in der Meditation ein anderer ist - und auch funktioniert.
      Ich würde mich freuen, wenn Du ihn mir einmal genauer erklären könntest.

      Ich vergleiche ihn gerne mit einem Degen oder Florett. Verdammt maechtig, aber .. Und am Ende wirst du Sklave deiner Waffe. Sie wird dich toeten, weil sie nur das kann. Und du schon alle anderen exekutiert hast...

      Prinzipiell wird monkey-mind ja nicht ganz so mörderisch gesehen, aber in Deinem Fall finde ich diese Einschätzung einen durchaus löblichen Ansatz, bleib dabei! :D

      Im Uebrigen denke ich gerade darueber nach, was waere, wenn es nichts weiter gaebe. Also wenn Materie keinen Sinn haette. Wenn es keine Transzendenz gaebe.

      Ich hab mir Deinen Link durchgelesen. Sehr interessante Diskussionsansätze, die es da im Buddhismus gibt. Aber Satan sei Dank ist mein Glaubensgebäude ein eher gefestigtes - ich sehe diese Fragen also eher locker und akademisch. :)
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Spät, aber doch, nun der Beginn der kleinen Zusammenfassung über die Chakren. Ich möchte generell, aber vor allem speziell Dir, lieber MoD, empfehlen, diese Informationen nicht rein intellektuell zu erfassen zu versuchen, sondern die (uralten) Bilder, die dafür verwendet werden, einwirken zu lassen. Versucht, diese Dinge zu "sehen" und in euch selbst zu spüren, die Chakren sind warm und werden heiß, wenn die Feuer stärker brennen, die Schönheit des aufblühenden Lotus ist wieder kühlend.

      Chakra kommt aus dem Sanskrit und bedeutet Diskus, also Scheibe, oder Rad. Man kann sich darunter Energie-, Machtzentren vorstellen. Feurige Räder, die sich drehen, Räder "des Lebens", "der Sonne", auch das Hakenkreuz der Nazis kommt aus dieser Ecke.
      Das andere Bild, das für die Chakren verwendet wird, ist die Lotusblüte. Der Lotus wurzelt im Schlamm, sein Stengel liegt im Wasser, und seine wunderschöne Blüte ist dem Himmel zugewandt. Die Kraft und Macht des Feuers und die Schönheit und Reinheit einer Blume stehen also beide für das Wesen der Chakren. Ein weites Spektrum, nicht wahr?

      Die Zahl der Chakren wird unterschiedlich angegeben, in der klassischen Betrachtungsweise sind sieben Chakren von Bedeutung, sie sollen energetisiert werden.
      1). Muladhara Chakra, das Steißbeinzentrum, in der Basis der Wirbelsäule
      2). Swadhisthana Chakra, das sakrale oder zweite Zentrum in der Gegend des Sacrums (Kreuzbeins)
      3). Manipura Chakra, das lumbale oder Nabelzentrum in der Lumbalregion (in Höhe des Nabels)
      4). Anahata Chakra, das thorakale oder Herzzentrum in der dorsalen Thorax(Brust-)region
      5). Vishuddha Chakra, das Nacken- oder Halszentrum
      6). Ajna Chakra, das Seelenzentrum, etwa bei der Hypophyse (von der Nasenwurzel aus nach hinten bis etwa zur Schädelmitte)
      7). Sahasrara Chakra, das Kronen- oder Scheitelzentrum auf der Spitze des Kopfes (dort, wo die Hauptfontanelle war)

      Die Wirbelsäule besteht aus 33 Wirbeln. Vier Wirbelkörper sind zusammengewachsen und bilden das Steißbein oder os coccygis an der Basis der Wirbelsäule (Muladhara Chakra). Fünf weitere zusammengewachsene Wirbelkörper bilden das Kreuzbein oder os sacrum (Swadhisthana Chakra). Die anderen 24 Rückenwirbel stehen für die 24 Prinzipien im Körper: Damit sind die fünf Elemente (Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther) gemeint und die zehn Sinnesorgane (fünf der Wahrnehmung: Augen, Ohren, Nase, Zunge und Haut; fünf der Handlung: Mund, Hände, Beine, Genitalien und Anus), weiters die fünf vitalen Atemarten und die vier inneren Instrumente (Verstand, Intellekt, Ego und Gedächtnis).

      Wer durch Konzentration seine Wirbelkörper und die Chakren beherrschen kann, der beherrscht auch die 24 Prinzipien. "Merudanda", die Wirbelsäule in Sanskrit (meru bedeutet Berg, in dem Begriff liegt die Majestät des Himalaya, danda eine vertikale Achse, Stab), ist der Zauberstab der weißen und schwarzen Magier, mit ihm hat Moses das rote Meer geteilt. Er ist der Stab, der die Schlangenkraft enthält und Dir Macht über die kosmische Energie verleiht.. wozu auch immer Du sie verwenden willst. Wer merudanda unter Kontrolle hält und jedes der sieben Chakren bewußt lenkt, die Räder zum Drehen bringen kann, erlangt die Herrschaft - und nicht nur über sich. In vielen Abbildungen findest Du den Stab als bildhaftes Symbol dieser Macht, auch viele indische Mönche tragen ihn bei sich, und der vergoldete "Hirtenstab" der katholischen Bischöfe hat wohl denselben Hintergrund. Muhaha, die Stümper!

      Aber nun zu den einzelnen Chakren:
      Muladhara habe ich schon einmal begonnen, zu beschreiben, ich poste diesen Teil jetzt noch mal:
      Es ist eines der mächtigsten Zentren, es repräsentiert die Basis und den Zusammenfluß der drei heiligen Ströme (die drei prana-Kanäle). Es schenkt physischen Komfort, äußere Schönheit, Wohlstand, erhöht unsere Fähigkeit, Geld zu verdienen und führt zu Macht. Hier brennt Dakshinagni, das Feuer im Süden. Werden die mit ihm verbundenen Vrittis (Neigungen), nämlich Gier und Freude an materiellem Besitz und Macht nicht überwunden, kann die Kundalini den ersten Knoten, den brahma granthi, bestehend aus Muladhara, Swadhisthana und Manipura, nicht durchstoßen - und aus ist es mit der spirituellen Entwicklung. Genauso aus ist es allerdings logischerweise, wenn Du es ignorierst, denn die Kundalini muß von Chakra zu Chakra geführt werden - Du sollst das Energiezentrum beherrschen und Dich nicht von ihm beherrschen lassen.
      Muladhara hat vier Lotusblätter. Sein Element ist Erde, seine führende Gottheit Ganesha, seine Farbe goldgelb (yep, ist in meinen Büchern anders als in Wiki, und zwar in allen meinen Büchern einheitlich: goldgelb!), seine Guna (Eigenschaft) ist Tamas (Trägheit), seine Tugend ist Shama (die Kontrolle des Verstandes), seine Samen-Silbe "Lam", seine Sinnesorgane sind Nase und Anus (Geld riechen, Geld scheißen.. lasst euch was einfallen dazu), sein regierender Planet ist Saturn.

      Mula bedeutet in Sanskrit Wurzel und adhara heißt Unterstützung oder Basis. Die Basis der Wirbelsäule enthält das Element Erde und verschafft uns so die Grundlage, die wir brauchen - sei es im Körper oder in der äußeren Welt.
      Das Muladhara Chakra ist der Ort des Geldes. Um in dieser Welt etwas erwerben zu können, benötigen wir Geld - konkret ist hier die Kaufkraft eines Menschen gemeint, seine physischen Ressourcen. Die Frage ist: wie viel Geld brauchen wir tatsächlich? Menschen wissen das meistens nicht genau, ihnen ist nur klar: mehr. So wird Muladhara nicht ihr Diener, sondern ihr Herr. Materieller Wohlstand sollte aber wie ein Paar gut passender Schuhe sein. Sind die Schuhe zu klein, tun die Füße weh. Sind sie aber zu groß, ist das auch nicht sinnvoller: Wer sich zum Sklaven seines Bankkontos macht, ist ein Narr.
      Mit der Entwicklung des Muladhara Chakras können wir uns die Fülle und den Überfluß des Universums eröffnen - doch Reichtum, Macht und Ruhm sind nicht die einzigen Güter dieser Welt. Du sollst Dich frei machen von dem nie endenden Wunsch nach größerem Reichtum, mehr Macht, größerem Ruhm, befreien aus der Sklaverei der Gier. Wohlstand ist wichtig, aber er ist, wie die Erde, nur ein Fundament für einen größeren Handlungsspielraum. Und nicht mehr.

      Wichtige (und wahrscheinlich schlechte) Nachricht an alle gierigen schwarzen Brüder: Diese Botschaft ist im weißen und im schwarzen Yoga dieselbe.. ein Herr sollst Du werden, kein Sklave! :D

      Fortsetzung folgt übermorgen, morgen habe ich Dienst - und heute habe ich genug. :P
      Homo est Deus
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    • Und jetzt das sakrale Zentrum (besonders lecker.. :) :( Das Swadhisthana Chakra
      Der Name bezeichnet in Sanskrit einen Ort, an dem sich der Verstand für eine lange Zeit einrichtet. Das Chakra liegt hinter den Geschlechtsorganen in der Kreuzbeinregion - und kein anderes kann man so leicht und deutlich spüren wie mein kleines Lieblingschakra, das uns allen so viel Freude macht. *schwärm* :) :)

      Swadhistana ist das Sexualzentrum. Damit hat es großen Einfluß auf unsere Leidenschaften und unsere Gefühle (manchmal kann es wirklich den größten Teil unserer Zeit und Energie beanspruchen).
      Die Zahl seiner Lotusblätter ist.. ja, sechs! Leicht zu merken, oder?
      Sein Element ist das Wasser, seine führende Gottheit die große Durga, die auch als Shakti, Sarisvati oder Kali verehrt wird und vor der ich mein Haupt in Liebe und Achtung neige.
      Swadhistana hat - so wie Sahasrara (sic!) - keine Farbe, es ist farblos. Seine Guna ist Rajas (Aktivität), seine Tugend ist Dama, die Kontrolle der Sinne, seine Samen-Silbe "Vam", und seine Sinnesorgane sind Genitalien und Zunge (surprise, surprise..). Der regierende Planet ist Jupiter.
      In Swadhistana brennt Grihapati agni, das wärmende Feuer des Haushalts. Es ist die heilige Pflicht des Haushaltsvorstands, dieses Feuer in seinem Haus brennen zu lassen, und es dient seiner Gefährtin zur Zier, es zu unterhalten (hübsche Symbolik, nicht wahr?). Nicht nur bei den Indern, auch bei vielen anderen Völkern war oder ist es sogar Brauch, in jedem Haus im Herd ein nie erlöschendes heiliges Feuer oder ein "ewiges" Licht brennen zu lassen: Herd- und Altarfeuer sind ein Symbol der mächtigen schützenden Gottheit.
      Swadhisthana hat aber auch weniger freundliche Aspekte: Es macht geneigt zu Zweifel, Ungehorsam, Grausamkeit und dem Wunsch zur Zerstörung.
      Da es neben den Genitalien auch die Zunge regiert, ist auch unsere Lust an Gaumenfreuden und jeder Form von oraler Befriedigung, vom Lecken bis zum Verschlingen, ein Geschenk der großen Durga.

      Das Symbol für Swadhisthana besteht aus zwei Dreiecken (wie der jüdische Davidstern), sie repräsentieren den männlichen und weiblichen Aspekt, in die sich Brahman (der im Hinduismus als geschlechtslos betrachtet wird) geteilt hat, da ohne Geschlecht keine Schöpfung möglich ist.
      Dieses Chakra vollständig unter das Joch der Askese zwingen zu wollen, bedeutet daher auch tiefe Respektlosigkeit vor Brahman und der Schöpfung selbst. Das mächtige Feuerrad von Swadhisthana besitzt große Kraft und ist dem Absoluten Einen sehr nahe: Die fanatische Ausübung asketischer Praktiken wird zum gleichen Hindernis für den Aufstieg der Schlangenkraft wie die ausschließliche Konzentration auf sinnliche Ausschweifungen. Des Ziel des Yogi ist es, die starke Energie und das große Verlangen des Sexualzentrums kontrollieren zu lernen und sie in die höheren Zentren lenken zu können.

      Ich wünsche viel Vergnügen bei der Energetisierung von Swadhistana! :D
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • da will ich mich mal selbst zitieren:

      Original von Murkser
      Ein Orgasmus soll diese Ströme auch ganz gut in Gang bringen.
      ...
      - diese gilts zu überwinden um in höhere Chakren aufzusteigen.
      ...


      also ist schwanzgesteuert sein gar nix schlimmes
      "Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
      waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
      ...
      Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
      oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
      An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
      was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"

      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
    • Original von Murkser
      also ist schwanzgesteuert sein gar nix schlimmes

      Hmm, Schwanz ist schon gut - aber das mit dem Gesteuertsein davon - nee, sorry, sogar wenn ich vertrauensvoll davon ausgehe, daß er noch oben weist, hast Du da was mißverstanden mit der intendierten Steuerzentrale! ;)


      Das Manipura Chakra oder Nahrungszentrum:
      Es wird auch Nabelzentrum genannt, da es in der Wirbelsäule hinter dem Nabel liegt. Aus ihm beziehen wir unsere physische Energie und Schönheit, unseren Glanz und unsere Vitalität - Manipura fördert unsere Gesundheit.
      Manipura Chakra bedeutet in Sanskrit "Zentrum der Juwelen", seine regierende Gottheit ist Surya, die Sonne - die Ursache für alles Leben auf diesem Planeten. Auch der Mond, der wiederum Einfluß auf unseren Verstand hat, scheint nur, weil er die Strahlen der Sonne reflektiert: So soll auch die direkt von der Sonne beschienene Nahrung Einfluß auf unseren Verstand haben.
      Manipura hat zehn Lotusblätter, sein Element ist das Feuer, seine Farbe ist rot. Seine Guna ist Rajas (Aktivität), seine Tugend ist Uparati (die Reise nach oben, die Evolution), seine Samen-Silbe ist "Rang", seine Sinnesorgane sind Augen und Füße und sein regierender Planet ist Mars.
      In Manipura brennt Vaishwanara, das Verdauungsfeuer - es ist das Feuer der Erleuchtung und der Vernichtung. Denn Feuer hat zwei Eigenschaften: Es stellt sein Licht zur Verfügung, ist so die Quelle der Erleuchtung und erzeugt Wärme und Energie. Es kann aber auch vernichten und zerstören - was es bei der Verdauung ja tut, einschließlich der Verdauung von Informationen, die ebenfalls aufgenommen, "zerlegt" und in eigenes Wissen umgewandelt werden müssen. Damit schenkt es uns aber einen gesunden Körper und einen gut funktionierenden Verstand ("Wachheit"). Gleichzeitig befreit es uns durch Verdauen und Verbrennen von unerwünschten Belastungen. Das Verdauungsfeuer wird im Hinduismus als heilig betrachtet: In der Bhagavad Gita steht, daß es Gott ist, der als Feuer im Nabelzentrum brennt, und damit ist alles, was wir essen, ein Opfer an ihn. Dementsprechend sollen wir Respekt vor unseren Eingeweiden zeigen und nicht gerade "Opfergaben von McDoof" in uns hineinstopfen: Die Qualität der Nahrungsmittel wird als wichtig erachtet - nur das Beste für den Gott in uns! :D

      Die Meditation auf das Manipura Chakra entwickelt unsere Fähigkeit, still zu werden und unsere Bewegungen auf einen nützlichen Zweck hin auszurichten: Ist der Verstand ruhig, ist es auch der Körper. Meditation verstärkt prinzipiell die Fähigkeit, in einer bestimmten Position still zu sitzen - und das für längere Zeit. Viele Menschen wippen mit den Beinen, zappeln herum, ihre Augen bewegen sich sehr schnell und sie blinzeln häufig. In dem verzweifelten Drang des ruhelosen oder deprimierten Menschen, immer mehr Reize in sich aufzusaugen, wird der Verstand noch wirrer und ängstlicher. In der Fortsetzung der "unruhigen Augen und Füße" brauchen Menschen Abwechslung, Aufregung, äußere Vielfalt und sind von ihrer aktuellen Umgebung schnell gelangweilt, sie suchen eine undefinierbare Erfüllung. Statt überall nach Befriedigung zu suchen und sie doch nirgends zu finden, können wir uns durch die Konzentration und Energie, die wir aus diesem Zentrum erhalten, in jede gewünschte Richtung entwickeln, können den Fokus unserer Augen und den Weg, den unsere Füße gehen, bestimmen.
      Auch Manipura zeigt bezüglich seiner Vrittis (Neigungen) den Januskopf der drei basalen Chakren: Neben Vitalität, Gedächtnis, Schönheit und Reichtum finden wir hier auch Haß, Furcht, Sorgen, Schüchternheit und Müßiggang - letztere müssen überwunden werden.

      Muladhara, Swadhisthana und Manipura bilden zusammen brahma granthi - den kreativen Knoten. Der Name bezieht sich darauf, daß alle kreativen Aktivitäten durch diese drei Chakren beschleunigt werden. Der Knoten stellt aber auch eine Barriere für die weitere spirituelle Entwicklung dar: Will man auf eine höhere Stufe gelangen, muß man ihn durchdringen, sich von der ausschließlichen Konzentration auf seine Verheißungen lösen. Es heißt, nur starkes Verlangen, unerschütterliche Entschlossenheit, enorme Geduld und anhaltendes Bemühen darum werden brahma granthi in der Kontrolle über die Sinne überwinden und den Weg zum göttlichen Bewußtsein öffnen.
      Bon voyage! :)
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Seit Tagen schiebe ich dieses Scheiß-Anahata-Chakra vor mir her, obwohl ich Zeit in Massen hatte. Hrmpf. Dieses Zentrum ist nämlich quigors kleiner Pferdefuß, ich hasse es inbrünstig, und ich bin mir nicht sicher, ob ich dem Mistding Gerechtigkeit widerfahren lassen werde.
      Ich bitte daher ausdrücklich um Korrektur, falls sich meine Darstellung als insuffizient erweisen sollte.

      Das Anahata Chakra: :blll:
      Es liegt in der Wirbelsäule ungefähr auf der Höhe der Brustmitte und wird auch "Herzzentrum" oder "emotionales Zentrum" genannt. Aus ihm kommen alle unsere Gefühle, unsere Leidenschaften, unsere Liebe und unser Haß, unsere Vorlieben und Abneigungen steigen aus diesem Zentrum wie aus einer tiefen, unerschöpflichen Quelle auf. Dies ist der Ort der Gegensatzpaare, der unheiligen Zwillinge.
      Anahata bedeutet in Sanskrit "unbeschädigt" - man könnte meinen, der Namensgeber hatte Sinn für Ironie... aber nein, der Name bezieht sich wohl auf seine führende Gottheit, Vishnu - dazu später.
      Anahata hat zwölf Lotusblätter, sein Symbol ist ziemlich hübsch: ineinander verschachtelte Davidsterne mit einem zentralen Symbol und dem umgebenden Kranz der Lotusblätter. Ich habe im Netz nach einem Bild davon gesucht, aber keines gefunden: Die Darstellungen sind alle von der eigentlichen Grundform her vereinfacht, dafür reichlich "behübscht", schade.
      Das Element des Anahata Chakras ist die Luft, seine Farbe ist rauchig. Seine Gunas sind Sattva (Ruhe) und Rajas (Aktivität), seine Tugend ist Shraddha (der Glaube an Schriften und Lehre), seine Samen-Silbe ist "Yam", seine Sinnesorgane sind die Hände (die Organe der Arbeit) und die Haut (das Organ der Berührung). Der regierende Planet ist Venus.
      Hier brennt das Feuer der Liebe - Ahavaneya.
      Seine Neigungen: Ego, Arroganz, Streitlust, besitzergreifende Haltung, Unterscheidungskraft, Scheinheiligkeit, Wünsche, Streben, Gier, aber auch depressive Gedanken, Trauer und Reue.

      Laut Wiki bewirkt es in störungsfreiem Zustand Mitgefühl, tiefes Verständnis und Sichhineinversetzen, Überwindung von eigennützigem Denken und Handeln, umfassende uneigennützige Liebe, Toleranz gegenüber Andersdenkenden und fremden Kulturen, es fällt leicht, für andere Verantwortung zu übernehmen, auch sich selbst trotz Schwächen und Fehler liebevoll anzunehmen, Herzenswärme.
      Bei Störungen und Blockaden entstehen Lieblosigkeit, Herzenskälte, Verbitterung, Kontaktschwierigkeiten, Einsamkeit, Probleme, Liebe anzunehmen, Beziehungsprobleme, Koronare Herzerkrankungen + Angina Pectoris, Herzrhythmusstörungen, hoher oder niedriger Blutdruck, erhöhte Cholesterinwerte(? - eher unlogisch, Anmerkung von mir), Durchblutungsstörungen, Lungenerkrankungen, Asthma, Atembeschwerden, häufige Erkältungen, Allergien, Schmerzen in der BWS und Schultern, Rheuma in Armen und Händen, Hauterkrankungen.

      Anahatas Element ist die Luft, die vitale Lebensenergie, Prana, der lebenserhaltende Atem. Luft ist auch ein Symbol der Stille: Die bewegungslose Luft außerhalb des Körpers steht für die zur Ruhe gekommene Luft innerhalb des Körpers - prana. Wird die Luft außen unruhig, kommt Wind auf - von der angenehmen Brise bis zum Taifun oder Zyklon. Wie dies in der äußeren Welt eine Katastrophe bedeutet, führt auch schneller und schwerer Atem zu schädigenden Gefühlen wie Ärger, Spannung, Depression.
      Yogis regulieren die Lebensenergie durch Atemkontrolle und Selbstbeherrschung und können so inneren Frieden herstellen. In den Yoga-Sutras von Patanjali steht: Prachardanavidharanam pranasy - wenn man den Verstand beruhigen will, muß man tief (und ruhig) ein- und ausatmen.
      Atemkontrolle heißt Selbstkontrolle - den Atem zu meistern heißt, Meisterschaft über sich selbst zu erlangen, wobei der atemlose Zustand der Selbstverwirklichung entspricht. Durch die Atemkontrolle gewinnen Yogis die Herrschaft über ihr inneres Universum und damit in weiterer Folge über das äußere Universum. Durch Beherrschung des Atems steigert das Herzzentrum die geistige und körperliche Kraft.
      In der hinduistischen Mythologie ist Vayu der Gott der Luft. Zwei mythische Helden werden als seine Söhne betrachtet: Einer ist der Affengott Hanuman, der übermenschliche Kräfte besitzt und unglaubliche Heldentaten vollbringt (wen es interessiert: in der Ramayana kann man das nachlesen). Der andere zählt zum Geschlecht der Pandavas, er ist der überaus mächtige Bhima, der mit nur einer Hand hundert Kauravas fällt. (Die Kauravas repräsentieren in der Mahabharata das Böse und die Feindseligkeit im Menschen). Durch Kontrolle des Atems und der daraus resultierenden Kontrolle des Körpers und vor allem des Verstandes wurden diese beiden "Söhne Vayus" unbesiegbar.
      Nur durch den Atem ist das Leben für uns möglich. Unsere anderen Zentren werden periodisch benützt, aber dieses ist ununterbrochen im Einsatz, sogar im Schlaf erhält es unser Leben, da es durch Atmung und Herzschlag für die Zirkulation der Lebensenergie sorgt.

      Im Anahata liegt die Kontrolle über die Emotionen: Die meisten von uns werden von ihren eigenen Gefühlen beherrscht - unsere Liebe geht tief, unsere Qualen sind verheerend, wir sind schnell gefesselt und genauso schnell gelangweilt, unsere Stimmungen schlagen bis in die Extreme aus. Ärger ist ein Gefühl, das wir nur mit äußerster Mühe kontrollieren können, und das sich meistens in irgend einer Form entlädt. Obwohl wir uns mit unseren Launen genug leisten, sind wir extrem sensibel, wenn es uns selbst betrifft: Wir weisen Kritik als Verwundung unserer Seele zurück. Das Herz, das ein Ort der Liebe sein sollte, ist so ein Ort des Hasses, des Egos und des Stolzes. Yammmmm.
      In tiefer Meditation soll das Herzzentrum von der Quelle glühenden Hasses und schrecklicher Verzweiflung transformiert werden in die Quelle tiefer emotionaler Zufriedenheit: Eigenliebe soll sich verwandeln in alles umfassende Liebe, deren Geborgenheit uns aus dem Gefängnis unserer Emotionen erlöst.

      Die Gottheit, die über das Herz regiert, ist Vishnu, der Erhalter und Bewahrer der Schöpfung, das Symbol der Toleranz.

      Das Anahata Chakra bildet (allein!) den vishnu granthi - den bewahrenden Knoten. Liebe, Toleranz und Hingabe erlangt man, wenn man im Herzzentrum meditiert - viele Weise sind der Ansicht, daß sich Gott in diesem Chakra stärker manifestiert als sonstwo im Körper. Diese Eigenschaften sollen beim weiteren Aufstieg weitergeleitet werden, wenn die große Schlange sich zum Ort der Vereinigung in Ekstase bewegt.
      (Nur zur Erinnerung: von Brahma, dem Schöpfer, dem kreativen Knoten - über Vishnu, den Bewahrer - zu Shiva, dem Zerstörer.. das große Rad. Die Trinität in uns. Shakti ist aber nicht heikel - sie nimmt in praxi mit, was sie findet.. mit allen sich daraus ergebenden Konsequenzen.)

      Anahata liegt in der Mitte der sieben Chakren und wird auch das Zentrum der Transformation genannt. Von hier aus kann Atman in die unteren drei Zentren hinabsteigen. Er kann aber auch aufsteigen bis in den überbewußten Zustand, indem er die drei höheren Zentren passiert. Der spirituelle Marga verlangt die Transformation von Menschlichkeit in Göttlichkeit, hier soll sich Leidenschaft in umfassende Liebe, Empathie und Hingabe verwandeln.
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