Original von MoD3000
Ich bin überzeugt, dass in einer Gesellschaft mit einer Einstellung nahe an laissez-faire, fast immer Spruchrecht gilt, einfach weil es die Illusion erzeugt, man sei "frei" und die Entscheidungen einzelner Richter sich leichter kippen lassen.
Ist sehr abstrakt für mich. Hast du da irgend ein Beispiel, das deine Überzeugung und den Vorgang überhaupt vorstellbar für mich macht?
Original von MoD3000
Soweit ich blicken kann, bis zur Aufklärung, als Recht erklärbar werden musste. Wie viele der Sätze, die mit "früher" anfangen, mag auch dieser nicht als Schwarzweiß-malerei verstanden werden![]()
Ich nehm dir das mit der s-w-Malerei mal ab. Trotzdem ist deine Antwort äußerst unbefriedigend für mich. Und weil ich jetzt beinah selbst den Faden verloren hätte, rekapituliere ich mal.
fletcher fragte: "Wie kommen wir zu unseren Gesellschaftsvereinbarungen?"
Mod 3000 :"Wie wir zu der Gesellschaftsvereinbarung kommen? Heute durch eine Analyse von Heerscharen von Sozialwissenschaftlern, die uns erzählen, was gut[tm] ist. Früher war es wohl Instinkt und ein gutes Augenmaß mit Kultur überzogen."
Auf meine Nachfrage kam von dir u.a. das: "
"Soweit ich blicken kann, bis zur Aufklärung, als Recht erklärbar werden musste. Wie viele der Sätze, die mit "früher" anfangen, mag auch dieser nicht als Schwarzweiß-malerei verstanden werden"
Ich schätze mal, du spielst bei deiner letzten Aussage auf die (relativ junge) demokratische Legitimierung von Gesellschaftsvereinbarunge,-verträgen an. (Plural übrigens, denn es git wesentlich mehr, als nur eine einzige)
Gesetzgebung vor der Zeit der Aufklärung war aber mAn nichts desto trotz gültiger gesellschaftlicher Vertrag. Sogar nach den heutigen Maßstäben des BGB. Notfalls ein Vertrag zwischen dem mündigen Feudalherrn, der mündigen Kirche in Vormundschaft für den unmündigen Pöbel. Sie waren verbindlich, sie wurden gehalten, sie wurden durchgesetzt, nach ihnen wurde Recht gesprochen.
Und sie gründeten nicht auf Instinkt, sondern auf den jeweiligen gesellschaftlichen und und wirtschaftlichen Erfordernissen.
Das soll kein Plädoyer für Feudalrecht sein. Ich will nur nicht, dass wir uns das zu einfach machen. Wenn ein Wikingerkönig B,lutrache verbot, ein Allthing in Island das Annehmen des Christentums beschloss oder eine Versammlung von Sippenführern und Fürsten den Kaiser des Deutschen Reichs wählte, dann waren das gültige gesellschaftliche Verträge, die auf teilweise uralten, rechtlichen, strukturierenden, nicht instinktiven Traditionen aus allen Teilen Europas gründeten.
Demokratie hat das Rad des Gesellschaftsvertrags nicht erfunden und Demokratie ist kein Heilmittel für die Probleme des menschlichen Zusammenlebens, der gesellschaftlichen Interaktion und Interessenvertretung. Sie ist eher ein System, für das wir uns entschieden haben (haben wir?). Eine Herausforderung, die von jedem Einzelnen sehr viel Arbeit und Verantwortung verlangt (wolen wir das? Wirklich, meine ich)
Ich behaupte mal, fletchers Frage "wie kommen wir zu unseren Gesellschaftsverträgen" war rhetorisch und zielte darauf, dass wir uns genau darüber mal etwas den Kopf zerbrechen.