Wahlen in Weißrußland

Murkser · 25. März 2006, 22:43

Hallo @ all,

ich weiß nicht, ob euch die Wahlen in Weißrußland überhaupt interessieren. Morgen haben wir hier in Deutschland selber welche und nicht mal die wird jeder mit Interesse verfolgen. Also was kümmert uns Weißrußland und das da irgend so ein Diktator seine Scheindemokratie durchzieht. Um die 80 bis 90 % Stimmen bekommen und alles ist super. Ein Häuflein Demonstranten und Oppositionelle werden niedergeknüppelt und Schwamm drüber.

Aber dieses Land verwirrt mich gerade. Westliche Medien schreien schon Tage vorher von Betrug und erwarten den Volkszorn. Als sich dann wirklich ein paar tausend, zum Teil ausländische bzw. angereiste Demonstranten auf die Straße trauen, berichtet man 15 bis 50000 Demonstranten, Wahlfälschung und Gewalt. Es wirkt plump und durchsichtig. Man will den weißrußischen Markt öffnen und die staatlichen Konzerne.

Leider muss ich gestehen, dass auch die linke Gegenseite plump ist. Sie - zb die junge Welt unterstützt den Diktator und schreibt von fairen Wahlen, Demokratie und guter Politik. Dies wird auch von einem interviewten Wahlbeobachter bestätigt. Aber das ist natürlich auch Quatsch.

Ich kann aber auch Lukaschenka in seinen Handlungen verstehen. Sogar wikipedia schreibt, der Sozialismus funktioniert, die Wirtschaft läuft und der Lebensstandard ist recht hoch. Bei freien Wahlen würden wohl vom Westen finanzierte Parteien gewinnen und das Land müsste sich öffnen und privatisieren und eine ähnliche Erolgsstorie wie die Ukraine durchmachen. Deren Wirtschaftswachstum ist nach der Orangenrevolution von 12% auf 2% zusammengebrochen - ach da wird ja auch wieder gewählt.

Sommerbiwak · 27. März 2006, 18:21

In der Ukraine herrscht wohl eine allgemeine Politikverdrosseneheit: aktuell.ru/russland/kommentar/…k_jeder_faerbung_274.html

und ausgezählt ist auch noch nicht: aktuell.ru/russland/news/ukrai…endrechnung_ab_13946.html

~10% erst ausgezählt! Kann doch nicht so schwer sein ein paar Zettel zu zählen! :motz:

Und das verringerte Wirtschaftswachstum mag mit der politischen Wende zusammenhängen, als auch, daß Korruption immer weiter um sich greift.

Aber hier geht es ja eigentlich um Weißrußland. Irgendwie ein weisser Fleck auf der Landkarte, vielleicht grau, aber eigentlich interressiert es hier kaum jemanden, so scheint es.

Und wenn man was hört, hört man nicht viel gutes. Wirkt auf mich, als ob sich dort Leute zusammngefunden haben, die sich die kuschelige großartige Sowjetunion zurückwünschten, denn früher war ja alles besser. Für einen selbsherrlichen Diktator finde Ich ein Ergebnis von 83% ganz schön schwach. Der soll sich mal eine Scheibe von Kim Jong Il oder Castro abschneiden, so müssen Wahlergebnisse aussehen!

Jetzt wird natürlich in bester Diktatorenmanier mit neuer Kraft die Opposition unterdrückt und Oppositionelle wollten angeblich den Präsidenten mit etwas anderen Mitteln als demokratischer Wahl aus dem Amt entfernen. Ob so eine Gesellschaft ohne Meinungsfreiheit und andere Bürgerrechte wünschenswert ist, sei mal angezweifelt und ob der Sozialismus dort wirklich funktioniert? Das wage Ich doch auch sehr zu bezweifeln, und wikipedia ist nicht die beste Quelle (siehe auch die zugehörige Diskussion hier im Board) besonders da schon in der UdsSR die Korruption blühte und gedieh, das wird sich bei so einem pseudo-sozialiastischen Diktator kaum gebessert haben. :think:

Und es scheint in Weißrußland genug Menschen zu geben, die Bürgerrechte haben wollen, sonst gebe es keine großen Demonstrationen trotz der heftigen Repressionen seitens des derzeitigen Regimes.

hier noch ein paar Meldungen zum Thema: aktuell.ru/suchen/?string=weissrussland

MoD3000 · 30. März 2006, 12:49

In der Retrospektive ist es Lukaschenko gut gelungen, glimpflich davon zu kommen. Sanktionen der EU: lahm, Russland: "is was passiert?", USA: "nene".
Die Wahrheit ist doch: so lange es dort ruhig ist, wird niemand etwas dagegen sagen. Und dass es ruhig bleibt, ist Aufgabe des groessten Arbeitgebers: der Polizei...

Sayarin · 30. März 2006, 13:18

jaja, der sozialismus funktioniert... alles ist gut... sag mal hakts noch?! :rolleyes:

ich erinnere mich dunkel noch vor 16 jahren in einem staat gelebt zu haben, wo es ähnlich bis gleich zuging.
ein land, wo KEINE meinungs- und pressefreiheit existiert(siehe die festnahme von oppositionellen etc.) ist net zu unterstützen. das problem ist nur, in wie fern sanktionen zuschlagen. sowas schadet letztenendes auch dem volk. aber anders scheint es net zu funktionieren^^
finde es eh net besonders prickend, dass mit symbolen wie dem roten stern so locker-flockig umgegangen wird, da kann man sich gleich ebenso ein hakenkreuz anstecken

aber das is ne andere diskussion...

Lord Syn · 30. März 2006, 16:41

Naja, aber das Hakenkreuz hat verloren. Einen gewaltsamen Krieg verloren. Der rote Stern geht nur langsam unter. Obwohl er sich noch in einigen Staaten gut hält. Du weißt; Die Geschichte wird vom Sieger geschrieben.

Sommerbiwak · 30. März 2006, 17:22

Original von MoD3000
In der Retrospektive ist es Lukaschenko gut gelungen, glimpflich davon zu kommen. Sanktionen der EU: lahm, Russland: "is was passiert?", USA: "nene".

Es ist schlicht wohl uninterressant für die so genannte Weltöffentlichkeit, sich um diese kleine post-sowjetische "Republik" zu kümmern. Und für Rußland ist das eh nur ein Pufferstaat nach Westen.

Murkser · 30. März 2006, 21:41

Original von Sayarin
jaja, der sozialismus funktioniert... alles ist gut... sag mal hakts noch?!

ich denke mal, du meinst mich damit - ich hab nirgendwo geschrieben, das alles gut ist, was wohl auch nicht der Fall ist.

Sicher, die Zustände sind inakzeptabel und ähnlich wie sie in der DDR, wie sie in vielen Ostblockstaaten waren und heute wahrscheinlich auch noch in Rußland sind bzw. wieder werden.

Ich war nur der Meinung, dass westliche Medien und Organisationen das ganze auch etwas hochspielen. Wenn du hier in Deutschland eine nichtgenehmigte Demonstration oder sogar Revolutionsbestrebungen durchziehst kannst du auch mit blauen Flecken und einer Verhaftung rechnen, obwohl wahrscheinlich in Weißrußland eher mal ne Demo verboten wird als hier.

Ich bin da auch mal auf die Reaktionen eines eventuellen ersten Generalstreiks gespannt.

Original von Sayarin
finde es eh net besonders prickend, dass mit symbolen wie dem roten stern so locker-flockig umgegangen wird, da kann man sich gleich ebenso ein hakenkreuz anstecken
aber das is ne andere diskussion...

nun ja kommt wohl drauf an, was mit dem roten Stern verbindet. Für einen Häftling der in einem Internierungslager / Ostknast saß und dort vielleicht öfter mit Rotsterntragenden Uniformierten in Kontakt kam ist das wahrscheinlich das gleiche.

Aber für mich wäre die wiki-Defintion (schon wieder wiki) passender:

Der fünfzackige Rote Stern wird als Symbol für die kommunistische Weltanschauung wahrgenommen und soll die Hand des befreiten Menschen der klassenlosen Gesellschaft darstellen, wird aber auch als Vereinigung der fünf zivilisierten Kontinente gedeutet; er soll auch die Hand, der werktätigen Bevölkerung symbolisieren.

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