Es ist sieben Uhr 39. In ein paar Minuten öffnen die Geschäfte ihre Pforten und die Menschen treten aus ihren Häusern heraus, um genauso öde zu sein wie gestern. Ich gehöre wohl zu den Leuten, die ständig zu Hause bleiben- nicht, weil ich richtige Angst vor Menschen empfinde, weil ich feige bin, den Alltagskampf zu bestehen- (da reicht mir der allnächtliche Kampf mit dem Schreibpensum schon aus)- sondern weil mich all diese zielstrebigen kleinen Zombies, dessen Mundwinkel so eingezogen sind, wie die Arme der Venus von Milo, einfach nur imstande sind zu deprimieren. Diese Untergangsstimmung, die mit Wortfloskeln wie "Was muss das muss"- oder "das Rad muss sich ja weiterdrehen, nicht?" begleitet wird, lässt einen Kerl wie mich, der immer noch in den Schuhen des Glitzer und Glammers steht, verzweifeln. All diese kleinen Idioten, die eigentlich, in ihrer gesamten Haltung und Sprache nur eines aussagen:
"Bitte- bitte- mach dem ein Ende! Töte mich, töte mich, töte mich, töte mich!".
Diese Untergangsstimmung ist unglaublich und selbst da, wo Menschen sich lebensfreudig geben, ist sie allgegenwärtig. Vielleicht ist es gerade ein Treppenwitz, dass man unter Suizidgefährdeten noch Menschen findet, die in der Lage sind, viel größere Emotionen zu kanalisieren und unterbewusste Lebensfreude zu empfinden, als es der "alltägliche Zombie" jemals könnte.
Was ist aus einem Fest geworden, aus einer "Party"? Ein Besäufnis. Man versucht, sich selbst so gut es geht zu betäuben, um ja nichts zu empfinden- sein tiefes Ich auszustellen. Und wenn der Alkohol nicht reicht, dann wird gevögelt, damit noch ein paar Funken Östrogen oder Testosteron den Körper erheitern. Wir leben in einer "Spaßgesellschaft", so sagt man; es ist derjenige Spaß, den man in der absoluten Verzweiflung empfindet. Der Spaß, an dem selbst mein Galgenhumor nicht heranreichen könnte. Wie war noch mal der oberste Grundsatz eines Soldaten? Die Ungewißheit des Todes macht ängstlich, seine Sicherheit ruhig und ausgelassen. Wenn es danach ginge, ist unsere Gesellschaft voll von Sterbenden- einige wissen es nicht, jene Hysteriker oder Weltverbesserer, andere widerum sind sich sicher und genießen das Vorfest ihrer Beerdigung; vielleicht erscheinen sie zu selbiger ja ebenso besoffen und vernebelt, wie sie es im richtigen Leben sind.
Diese Form der Gesellschaft, die von denselben traurigen Witzfiguren angeführt wird, hat in allen Zügen versagt. Und jetzt, da selbst die Wirtschaft in die Knie geht, wird man sich der Konsequenz dieser idiotischen Mischung aus Kapital- und Sozialgesellschaft erst richtig bewusst. Da wo Kapital entsteht, kann keine Menschlichkeit entstehen- weil das Menschliche unbedingterweise unterdrückt werden muss. Der Mensch soll kaufen- er soll nicht einmal arbeiten und Geld verdienen, sondern einfach kaufen. Im sozialen System wird er andererseits genauso gering gehalten; er soll dumm und aufrecht sein im idealem gesellschaftlichen Spiel, er soll vor der Staatsflagge salutieren und Arbeiter werden.
Man kann die Bedürfnisse eines Menschen nicht regulieren und ihn gleichzeitig zum befriedigen jener regulierten Bedürfnisse anregen. Man kann einen Menschen nicht geringhalten und ihm gleichsam Größe und Wichtigkeit vorgaukeln. Und man kann niemandem den hauptsächlichen Wert des Geldes klarmachen, und ihm gleichzeitig erzählen, das Mitleid das einzig Hauptsächliche ist.
Diese sozial-kapitalistische Konsensgesellschaft, voll von Widersprüchen, kanalisiert jede Form menschlichen Idiotismus und Phantasielosigkeit. Die Plan- und Phantasielosigkeit wird gewissermaßen zur Reinkultur erhoben, was zu diesen massen-depressiven Auswüchsen führt. Man mag mir unterstellen, zu übertreiben, nur sollte man einmal die Suizidrate in industriell-"sozialen" Ländern mit denen eher östlicher oder afrikanischer Länder vergleichen. Man wird überrascht sein.
Diese Mentalität ist mir zuwider. Das ist der Grund, weshalb ich stets daheim bleibe, wenn mir irgendein angeblich befreundetes Frettchen entgegenruft: "Hey, komm doch mit auf die Party- das wird geil!" (Du kannst Dich betäuben und alles vergessen- einschließlich Dir selbst). Nein, danke. Dann lieber Katharsis in einer phantastischen Welt;- oder Exekution im Mittelalter, anstatt stückweisem Selbstmord.
"Bitte- bitte- mach dem ein Ende! Töte mich, töte mich, töte mich, töte mich!".
Diese Untergangsstimmung ist unglaublich und selbst da, wo Menschen sich lebensfreudig geben, ist sie allgegenwärtig. Vielleicht ist es gerade ein Treppenwitz, dass man unter Suizidgefährdeten noch Menschen findet, die in der Lage sind, viel größere Emotionen zu kanalisieren und unterbewusste Lebensfreude zu empfinden, als es der "alltägliche Zombie" jemals könnte.
Was ist aus einem Fest geworden, aus einer "Party"? Ein Besäufnis. Man versucht, sich selbst so gut es geht zu betäuben, um ja nichts zu empfinden- sein tiefes Ich auszustellen. Und wenn der Alkohol nicht reicht, dann wird gevögelt, damit noch ein paar Funken Östrogen oder Testosteron den Körper erheitern. Wir leben in einer "Spaßgesellschaft", so sagt man; es ist derjenige Spaß, den man in der absoluten Verzweiflung empfindet. Der Spaß, an dem selbst mein Galgenhumor nicht heranreichen könnte. Wie war noch mal der oberste Grundsatz eines Soldaten? Die Ungewißheit des Todes macht ängstlich, seine Sicherheit ruhig und ausgelassen. Wenn es danach ginge, ist unsere Gesellschaft voll von Sterbenden- einige wissen es nicht, jene Hysteriker oder Weltverbesserer, andere widerum sind sich sicher und genießen das Vorfest ihrer Beerdigung; vielleicht erscheinen sie zu selbiger ja ebenso besoffen und vernebelt, wie sie es im richtigen Leben sind.
Diese Form der Gesellschaft, die von denselben traurigen Witzfiguren angeführt wird, hat in allen Zügen versagt. Und jetzt, da selbst die Wirtschaft in die Knie geht, wird man sich der Konsequenz dieser idiotischen Mischung aus Kapital- und Sozialgesellschaft erst richtig bewusst. Da wo Kapital entsteht, kann keine Menschlichkeit entstehen- weil das Menschliche unbedingterweise unterdrückt werden muss. Der Mensch soll kaufen- er soll nicht einmal arbeiten und Geld verdienen, sondern einfach kaufen. Im sozialen System wird er andererseits genauso gering gehalten; er soll dumm und aufrecht sein im idealem gesellschaftlichen Spiel, er soll vor der Staatsflagge salutieren und Arbeiter werden.
Man kann die Bedürfnisse eines Menschen nicht regulieren und ihn gleichzeitig zum befriedigen jener regulierten Bedürfnisse anregen. Man kann einen Menschen nicht geringhalten und ihm gleichsam Größe und Wichtigkeit vorgaukeln. Und man kann niemandem den hauptsächlichen Wert des Geldes klarmachen, und ihm gleichzeitig erzählen, das Mitleid das einzig Hauptsächliche ist.
Diese sozial-kapitalistische Konsensgesellschaft, voll von Widersprüchen, kanalisiert jede Form menschlichen Idiotismus und Phantasielosigkeit. Die Plan- und Phantasielosigkeit wird gewissermaßen zur Reinkultur erhoben, was zu diesen massen-depressiven Auswüchsen führt. Man mag mir unterstellen, zu übertreiben, nur sollte man einmal die Suizidrate in industriell-"sozialen" Ländern mit denen eher östlicher oder afrikanischer Länder vergleichen. Man wird überrascht sein.
Diese Mentalität ist mir zuwider. Das ist der Grund, weshalb ich stets daheim bleibe, wenn mir irgendein angeblich befreundetes Frettchen entgegenruft: "Hey, komm doch mit auf die Party- das wird geil!" (Du kannst Dich betäuben und alles vergessen- einschließlich Dir selbst). Nein, danke. Dann lieber Katharsis in einer phantastischen Welt;- oder Exekution im Mittelalter, anstatt stückweisem Selbstmord.