Original von Lazarus
Quigor und Mel haben völlig Recht. Sowohl aus historischer, wie auch aus glaubensbedingter Sicht sind die Zehn Gebote nur erschaffen worden um Zwischenmenschliches zu regeln.
Wie definierst Du hier „aus glaubensbedingter Sicht“?
Auch aus meiner Sicht heraus, dass sie „göttlichen Ursprungs“ sind, geht es darum, Zwischenmenschliches zu regeln. Und zwar aus dem Standpunkt heraus, zuerst mit Gott im Reinen zu stehen, die Beziehung zu ihm „geregelt zu haben“, und aus dieser Position heraus das Zwischenmenschliche zu gestalten.
Generell ist es so, dass ich die Bibel „doppelbödig“ lese:
Ich lebe mit dem, was sie allenfalls aus „historisch kritischer Sicht/Tatsache“ ausmacht und sehe dahinter aber auch eine weitere Weisheit/ einen weiteren Schatz, der diese Texte als „das Wort Gottes“ ausmacht.
So kann der Text aus historischer Sicht betrachtet werden (und könnte so gesehen auch tatsächlich von Menschen für das Volk Israel in der Wüstenwanderung aufgestellt worden sein - die von Gott dazu beauftragt worden sind) UND aus Glaubenssicht eine ewige Bedeutung für uns hier und jetzt haben.
Und aus dem schöpfe ich für mein Leben. Und ich denke, hier kommt es auf jeden Einzelnen darauf an, mit welchen Augen er/sie diese Gesetze "liest" und "übersetzt" in die Lebenspraxis.
@Amalthea:
Ich habe in den letzten Tagen sehr angestrengt und viel nachgedacht und das fast Tag und Nacht für mich durchgekaut. Ich hab mich wirklich erschrocken hinterfragt.
Und ich wehre mich letztendlich doch entschieden dagegen, mich als menschenverachtend zu sehen, weil ich mich für die Göttlichkeit dieser Gebote ausspreche und sie versuche, umzusetzen.
Nirgends habe ich geschrieben, dass jemand, der nicht liebt, nicht fähig wäre, gesellschaftsfähig zu sein, wenn er sich nicht an diese Gebote hält. (Und sich daran zu halten, heisst noch lange nicht wirklich, dass man dann liebt).
Wenn dieser Rückschluss aus meinem Post so herausgelesen werden kann, tut mir das sehr leid.

Und ich nehme diesen Satz, so wie er dasteht, dementsprechend zurück.
Aber das habe ich nicht explizit so geschrieben und auch NICHT gemeint. Dazu stehe ich nach wie vor.
Ich kann dir nur raten das ganze wesentlich realistischer anzugehen. Dein Glaube wird darunter nicht leiden.
Doch, würde er erheblich sogar!
Deswegen:
[...]Und aus dem schöpfe ich für mein Leben. Und ich denke, hier kommt es auf jeden Einzelnen darauf an, mit welchen Augen er/sie diese Gesetze "liest" und "übersetzt" in die Lebenspraxis.
Er würde seine Lebendigleit und seine ganze Kraft verlieren. Ausserdem ist die "Realitätsfrage" nicht ganz einfach zu lösen bezw. sich da einig zu werden.
Original von quigor
... und ignoriert fröhlich meine Grundaussage, daß der gesamte Dekalog einen feuchten Kehricht mit Gott zu tun hat.
Zuerst einmal eine Weile auf die Seite gestellt zum Nachdenken, um nicht gleich dreinschiessen – ja.
Fröhlich – nein, keineswegs.
Was zunächst nach Ignorieren und OT aussieht, hat sehr wohl Zusammenhang mit Deiner Aussage: Die Frage nach der Reihenfolge ist nämlich zugleich die Frage/Antwort, WESHALB ich glaube, dass der Dekalog etwas mit Gott und etwas mit Liebe zu tun hat.
Aber Du hast natürlich recht, ich bin darauf nicht erkenntlich eingegangen. Entschuldige bitte.
Liebe und Notwendigkeit können auch in einem zusammenhang stehen.
Dies habe ich geschrieben. Und genau darauf möchte ich hinaus.
Jesus hat Ehrfurcht gegenüber dem Dekalog, hat sich an ihn gehalten, danach gelehrt und ihn sozusagen „erfüllt“, also mit dem Geist der Liebe erfüllt, sodass er fortan keine starren Regeln mehr war, sondern Sein eigenes Gesetz der Liebe.
Was Jesus ehrt und erfüllt, das kann nicht „einen feuchten Kehricht mit Gott zu tun haben“. Da Jesus ziemlich viel mit Gott zu tun hat.
Original von quigor
Ich nehme an, der von Dir angesprochene Zusammenhang geht in diese Richtung?
Du weißt doch, welches Verhalten spontan aus Menschen herauszusprudeln pflegt? Und genau aus diesem Grund gab es schon immer die Notwendigkeit, Regeln auszuarbeiten, und die Mitglieder einer Gruppe unter ihre Gewalt zu stellen. So ist auch der Dekalog entstanden.
Eben WEIL leider naturgemäss genau jenes angesprochene Verhalten spontan aus dem Menschen heraussprudelt, braucht es solche Regeln, ja .
Dort, wo wir nicht automatisch liebend gerne so reagieren, wie es hilfreiche Regeln meinen, empfinden wir es eben auch automatisch als Einschränkung oder ein Stück Gewalt.
Sprudelt bei einem Kind stets alles, was vernünftig ist, in voller Freude aus ihm heraus?
Original von quigor
Es gehört zwar eigentlich nicht zum Thema, aber es interessiert mich einfach: Du könntest Dir nicht vorstellen, aus Mitleid zu töten?
Hm...so weit weg ist es auch nicht vom Thema. Da seh ich die Frage drin: Wenn das Gesetz, nicht zu töten, etwas mit Liebe zu tun haben soll.....wie ist es denn umgekehrt? Kann man im Gegenteil, aus Liebe dieses Gesetz nicht einhalten?
Ich wag mich hier jetzt mal zu einem gaaanz zaghaften "Ja" hin.
Es hat tatsächlich etwas mit den motiven zu tun. Und auch mit der Beurteilung durch die Liebe Jesu, die das Gesetz erfüllt, lebendig macht und auch der Mensch vor dem toten gesetz kommt.
So wie Jesus klar sagt, der Sabbat ist für den Menschen da und nicht umgekehrt.
Ohne Zweifel ein sehr potenter Daimon.
An dieser Stelle noch dies: Ja, genau. Und daran zweifeln wir wohl beide nicht.
Mehr dazu und zu den anderen Zitaten eventuell in einem nächsten Post. Dies ist meine gekürzte Fassung. Erstens wegen nachdenken und zweitens wegen der Länge meiner Zitaterei. Und drittens - weil ich mir nicht sicher bin ob ich Euch nicht die Diskussion in eine falsche, nicht mehr allgemein genuge Richtung vermassle.
Grüsse vom Adlerauge