Original von heineken
Ich habe in "Tlön, Uqbar, Orbis Tertius" immer primär den Versuch gesehen, Berkeleys Idealismus in all seinen Konsequenzen zu verstehen. Borges benutzt ihn in vielen seiner Geschichten, aber er sieht ihn nun mal als "phantastisch" an und nicht als wirkende Kraft unserer Welt.
(Ein (überall außer im Internet) vielzitierter Ausspruch Borges ist, dass für ihn Philosophie und Religion Teilgebiete der phantastischen Literatur seien, und er ihn ihnen nicht die Wahrheit, sondern das Erstaunen suche.)
Wenn ich diese beiden Aussagen im Konnex sehe, und an die realitätsgestaltende Kraft von Philosophie und Religion denke, dann bin ich mir nicht so sicher, ob Borges uns in dieser Erzählung nicht doch einen Spiegel vorgehalten hat.
... aber ich bin dennoch bereit, die "Schönheit und Wahrheit unserer Welt" zu opfern; ich sehe darin keine Schmach, alle sichtbaren Welten sind ohnehin Bestandteil der unseren.
*schluck* Bist Du echt bereit, diese Welt für irgendwelche Vorstellungen aufzugeben?
Sieh mal, sogar wenn ich mich auf Dein Konzept einlasse, daß die gesamte Schöpfung nichts anderes als Deine Vorstellung ist: Was spricht dagegen, diese Deine Vorstellung mit etwas mehr Respekt zu behandeln?
Und ohne Dir nahe treten zu wollen - besonders beglückend scheint mir diese Lebensphilosophie nicht zu sein. Aber korrigier mich bitte, wenn ich Stuß rede.
Und um jetzt komplett ambiguous zu enden: Ein gutes Beispiel dafür, wie es sich auswirken kann, wenn Idealismus für einen Menschen plötzlich zur Realität wird (und dieser das noch durch vielseitigen und exzessiven Drogenkonsum begünstigt), bietet der spätere (nicht verwechseln mit dem englischen late, obwohl er das auch ist..) Philip K. Dick. How to Build a Universe That Doesn't Fall Apart Two Days Later bietet da interessante Einblicke.
Sorry, ich habe es noch nicht gelesen (hab gearbeitet, morgen wieder), aber danke für den Link, ich werde es lesen. Auch die Axolotl-Geschichte übrigens, die habe ich auch erst kurz überflogen.
Ach tut mir Leid, zu einer sinnigeren Stellungsnahme bin ich nicht in der Lage.
Ich fürchte, Deine Stellungnahmen sind schon sinnig - nur ich bin wahrscheinlich etwas zu beschränkt dafür.