Ach, man behält immer irgendwas zurück, egal, ob man nun verläßt oder verlassen wurde... ich rede hier von Beziehungen... ich war noch nie der Typ für oberflächliches, kurzlebiges Konsumieren von Partnern, so lange es eben nicht nervt und Spaß macht - das ist echt nicht mein Ding...
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, daß Männer, wenn sie wirklich Gefühle investiert haben, leiden können wie die Hunde... z.B. der Freund, den ich vor ein paar Jahren hatte, als ich nach MS kam... ich war drei Monate mit ihm zusammen, dann hab ich mich von ihm getrennt, weil er krankhaft eifersüchtig war, mich bewachte wie ein Bodyguard, mir dauernd Szenen machte, wenn ich mich mit Studienkollegen mal länger als fünf Minuten unterhielt und so weiter. Ich war seine erste Freundin, vielleicht hat's ihn deswegen besonders hart getroffen, jedenfalls hat er bei mir noch zwei Jahre Telefonterror gemacht, anfangs drohte er, sich umzubringen, wenn ich nicht nochmal mit ihm reden wollte, er lauerte mir auf, verbrannte vor meinen Augen meine Briefe, wünschte mir den Tod... schrecklich. Bis heute kann er mir nicht in die Augen sehen und ich mußte mir eine Geheimnummer geben lassen seinetwegen (was ihn nicht davon abhielt, immer wieder spät nachts bei mir zu klingeln und dann wegzurennen, nur um mich zu nerven). Ach ja, ich vergaß... seine Mutter hat mich nach der Trennung auch angerufen und wollte mich aus der Stadt vertreiben. Das war mein erstes Semester, super Start, was?
Später hatte ich dann eine andere harte Trennung zu verarbeiten... ich hatte nach zweieinhalb Jahren Schluß gemacht, weil mein damaliger Freund (auch einer von denen, die sehr eifersüchtig reagierten und gern mal eine Szene in aller Öffentlichkeit machten) hinter meinem Rücken meine Mails durchstöberte, als ich auf einem Festival war und er auf meine Katze aufpaßte. Er rief mich dann auf dem Festival morgens um acht (!) an und sagte, er wisse alles. Bloß, daß es nichts zu wissen gab... ich hatte lediglich einem Freund in einer Mail geschrieben, was ich von einer Beziehung erwarten würde und das war der Stein des Anstoßes. Ich trennte mich wegen des Vertrauensbruchs und wegen der endlosen Debatten, als ich morgens um vier todmüde vom Festival wieder nach MS kam und er auf mich wartete und mich bis um halb zehn dann mit seinen ganzen Vorwürfen torpedierte, bis ich zusammenklappte. Schlimm wurde es allerdings erst, als ich nach einer kleinen Weile mit dem Freund eine Beziehung anfing, dem ich diese besagte Mail geschrieben hatte. Ich mußte mir wieder eine Ewigkeit lang nächtliche Anrufe und Haßtiraden gefallen lassen von meinem Ex, der alles tat, um uns auseinanderzubringen. Er hat es einmal geschafft, aber wir haben uns wieder zusammengerauft. Inzwischen vertragen sich die beiden einigermaßen, nach über 2 Jahren Krieg.
Aber auch ich wurde natürlich schon verlassen...die folgende Trennung war für mich schlimm, weil es wirklich hätte was werden können... aber wir waren beide irgendwie noch nicht so weit, hatten beide noch an alten Geschichten zu knabbern... es ging etwa sechs Monate. Anfänglich waren wir sehr ineinander vernarrt und haben jede freie Minute miteinander verbracht... lange Gespräche bis ins Morgengrauen, laue Sommernächte unterm Sternenhimmel, viel Nähe, guter Sex, er hat über mich einen Song geschrieben und mir die Aufnahme davon geschenkt... aber zu viel Ballast im Hinterkopf... gut war, daß wir immer sehr offen reden konnten und irgendwann saßen wir dann draußen nach einer Party und er meinte, er könne das so nicht mehr. Ich habe einen Regenschirm an einer Häuserwand zerschlagen und mein Fahrrad kaputtgetreten vor Schmerz. Wir haben beide Rotz und Wasser geheult. Danach haben wir noch einen Monat lang relativ viel Zeit miteinander verbracht und zusammen die Jahrtausendwende gefeiert... aber dann wurde es mir zuviel... ich hab ihm einen langen Brief geschrieben und ihm mitgeteilt, daß ich mehr Distanz wolle. Blöd war, daß wir uns dann drei Tage später auf einer Party trafen, obwohl man mir versichert hatte, er würde nicht da sein. Er baggerte alles an, was an Frauen verfügbar war und ich warf Bierflaschen an die Wand, wir betranken uns beide sinnlos und stritten fürchterlich herum. Danach war ein paar Wochen Funkstille und ich nahm sechs kilo ab, konnte nicht essen und nicht schlafen. Ich lernte dann jemand anderen kennen und er unkte noch eine Weile herum... irgendwann wurden wir dann ganz langsam beste Freunde. Vor zwei Jahren, als wir beide grad mal wieder solo waren, stürzten wir nochmal zusammen ab und es war ziemlich skurril... erst debattierten wir eine Stunde lang herum, daß das ja keine gute Idee sei, daß wir jetzt Bock aufeinander haben und ob das nicht die Freundschaft gefährden würde, dann sind wir doch übereinander hergefallen und am "Morgen danach" haben wir uns kaputtgelacht. So kanns auch gehen. Aber manchmal, in stillen Stunden, wenn wir zusammensitzen nach einigen Bieren oder einigen Gläsern Rotwein, fragen wir uns leise, warum aus uns eigentlich nie etwas wurde... obwohl wir beide seit längerer Zeit anderweitig vergeben sind.
Die letzte Geschichte aus meinem bewegten Leben handelt von dem, der mich damals auf die Idee mit den Drachenbildern (die ich hier gepostet habe) gebracht hatte. Der hat mir gleich zweimal ziemlich zugesetzt... beide Male hatten wir erst unglaublich viel miteinander zu tun, wir wohnten nicht in der gleichen Stadt, telefonierten aber mitunter bis zu sieben Stunden. Und wenn wir uns mal sahen, wars irgendwie perfekt. Aber er entzog sich mir immer wieder... erst bombardierte er mich mit Briefen (ja, das gibt es noch), dann wieder kriegte ich Postkarten, auf denen lediglich stand, daß er nichtmal Bock habe, mit mir zu telefonieren. Es gab zwischenzeitlich eine Funkstille von drei Jahren, dann rief er urplötzlich wieder an und brach wie eine Naturgewalt wieder in mein Leben ein. Ich habe nie wieder jemanden kennengelernt, der mich zu einer solchen Bilderflut inspiriert hätte, mit dem ich bessere und skurrilere Gespräche geführt hätte und mit dem ich verrücktere Aktionen hätte veranstalten können, es war immer spannend, immer irgendwie durchgeknallt und ich werde ihn nie vergessen. Irgendwann sagte ich ihm, er solle mich nie wieder anrufen, ich wolle mein Leben in Ordnung bringen und er würde es doch nur immer wieder ins Chaos stürzen. Daran hat er sich bis heute gehalten. Ich weiß nicht, wo er jetzt lebt, was er macht... aber ich weiß, wenn ich ihn mal wiedersehe, wird mich das sicher wieder umhauen.
Es ist schon seltsam... mache Trennungen berühren mehr, andere weniger... und meistens liebt (und leidet) einer viel mehr als der andere. Um meine jetzige Beziehung habe ich vor etwas über einem Jahr hart kämpfen müssen, ich habe die Trennung nicht akzeptiert und Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt... ich hatte Erfolg. Aber vielleicht ist es auch besser, daß etwas endet, wenn verschiedene schlimme Dinge passiert sind. Wenn eine Vase zerbricht und man sie wieder zusammenklebt, bleiben doch die Risse und die undichten Stellen. Große Liebe hin oder her...
Es gibt nichts schwierigeres, als zwei Menschen dauerhaft zusammenzuhalten, ohne daß sie sich gegenseitig zerstören, verletzen, demütigen, belügen und betrügen. Liebe macht auch nicht immer alles schöner, das ist ein Mythos.
Es ist einfacher, klar, sich nicht zu lange an jemanden zu binden und Spaß zu haben und ein Ende zu machen, wenn es ernster oder kompliziert zu werden droht. Es gibt viele interessante und attraktive Menschen, die mir begegnen und ich müßte lügen, wenn ich sagen würde, ich geriete nicht ab und zu in Versuchung... Aber ich bin leider zu anspruchsvoll für kurze, vergängliche Vergnügen, ich hasse den schalen Nachgeschmack...