Original von Lestat
Naja, wahrscheinlich ist es weniger die Enttäuschung über meinen Gegenüber, als über die Gesamtsituation selbst. Klar sind dafür meistens die Menschen verantwortlich, inklusive mir,... Es wurde mir gesagt, dass die negative Art von mir nerve. Ich hab mich mal angestrengt, und war echt offenherzig aufgeschlossen und nett, und es war ihnen immer noch nicht recht.
Wenn ich Dich richtig verstanden habe (korrigiere mich bitte, wenn ich mich irre), meinst Du, daß diese frustrierenden Gesamtsituationen weder ausschließlich auf Deine Aktionen noch auf die der anderen Beteiligten zurückzuführen sind - das sehe ich auch so: Das ist eine Art Gesellschaftstanz mit vorgegebenen Schritten, die wir geradezu reflexartig setzen, wobei es meistens genügt, bewußt einen "falschen" Schritt zu machen, um den Tanzpartner soweit aus dem Konzept zu bringen, daß der Tanz eine Chance erhält, sich zu ändern.
Aber offenbar hast Du genau das schon getan, und es hat nicht geklappt. Nachdem Du Dich dafür sicher überwinden mußtest, kann ich mir gut vorstellen, wie es Dir mit dem Mißerfolg gegangen ist.
Was mich interessieren würde: Was genau "war ihnen noch immer nicht recht", als Du nett warst? War es noch immer nicht genug? Oder haben sie ihren "guten alten Lestat" mit seinem Zynismus vermißt? Oder haben sie intelligenterweise sogar beides urgiert?
Damit sind wir bei Deiner nächsten Aussage:
Was mich an zwischenmenschlichen Beziehungen stört, ist vielmehr die Akzeptanz, wie ein Mensch ist, verbogen zu werden, obwohl man es ihnen eh nie recht machen kann, ist nicht mein Ding. Um Gottes Willen, ich nehme mich da nicht raus (schön wärs).
Pfuh, was soll man dazu sagen? Die Scheiße ist, Du hast in Wirklichkeit völlig recht.
Menschen versuchen zunächst - in aller Unschuld natürlich, sie meinen´s oft ja auch "nur gut" mit Dir - so gut wie immer, ein Bonzai-Bäumchen aus Dir zu machen, je näher sie Dir stehen, desto engagierter. Nachdem ich das beschissen finde, hasse ich Bonzais (die Bäumchen, nicht die armen verkrüppelten menschlichen Pendants).
De facto kann man Menschen - durch die gute alte normative Kraft des Faktischen - nur zu einer äußeren Akzeptanz zwingen, nicht aber zu einer inneren, d.h. sie akzeptieren Dich dann mehr oder weniger grollend, enttäuscht, was auch immer, aber nur weil sie leidvoll erfahren haben, daß Änderungsversuche sinn- und wirkungslos sind. Das funktioniert bei "erzwungenen" Beziehungen wie beispielsweise Arbeitskollegen und allen persönlichen Beziehungen, bei denen Deine Vorteile gegenüber Deinen unerwünschten Seiten überwiegen. Und alle anderen sollen sich meiner Meinung nach schleichen.
Das ist nicht wirklich optimal, aber mir ist bis jetzt nichts besseres eingefallen.
Sich verbiegen zu lassen, ist sicher keine Alternative. Du kennst doch das Märchen vom Aschenputtel: "ruckediguh, Blut ist im Schuh.." - was hat es ihnen gebracht, sich Zehen und Ferse abzuschneiden, nur um in den verdammten Glasschuh hineinzupassen?
Du "nimmst Dich dabei selbst nicht raus"? Doch, nimm Dich so schnell wie möglich raus, das macht das Leben leichter! "X ist ein fauler Hund", "Y macht immer den selben Blödsinn".. ja und? Sag "ommmm", nimm´s zur Kenntnis und echauffier Dich nicht darüber - denn zeig mir den von uns, der ohne Makel ist.
Akzeptanz heißt für mich, jemanden so sein lassen zu können, wie er ist. Ich muß ihn ja nicht einmal mögen, aber ich soll nicht gleich die Axt zücken, um alles wegzuhacken zu versuchen, was mich stört - das ist eigentlich gar nicht so viel verlangt, oder?
Man hat es oft schwer, wenn man sich ein wenig mehr Gedanken macht, als andere Menschen, man eckt an, man wird unzufriedener und damit verändert sich oft die ganze Art... Die Menschen wollen wohl nicht hören, wie schlecht manche Dinge relativ (ja leicht pessimistisch) nun mal sind.
Yep, Lestat, klar. Wenn ich in einem Zimmer mit einem Häufchen Scheiße im Eck sitze, das ich zu ignorieren geruhe, weil mir nicht klar ist, daß ich diese Tatsache vielleicht ändern könnte, und Du kommst und stellst pikiert fest, daß es hier gewaltig stinkt, wird meine Begeisterung mäßig sein. Außer Du hast konstruktive Vorschläge, wie wegputzen, Fenster öffnen etc. Das ist aber nicht immer möglich.
Wenn Themen hier im Board tiefer gehen, die Menschen zum Denken animiert werden, hört der Spaß wohl leider auf.. Aber ein paar Leute werden sich doch wohl dafür bereit erklären. Es ist ja ein Board.
Klar. Kannst Du mit Fug und Recht erwarten. Und wirst du auch kriegen.
.. und werde immer wehleidiger.
Nein, eigentlich nicht. Und sicher nicht, wenn man es mit dem üblichen Level an Larmoyanz hier vergleicht..
.. aber es geht mir mit ca allen Religionen so.
Weißt Du, was der große Vorteil an Religion ist? Du glaubst an ein Wesen, das Dich liebt. Wobei (theistischer) Satanismus einfach den Vorteil bietet, daß Dich das Wesen auch noch als Charakterschwein akzeptiert - geniale Lösung in meinen Augen.
Aber dass du aus Zwischenmenschlichkeit und Emotionen argumentierst ...toll, das ist meine Welt, ernsthaft
Unser aller Welt wird dadurch bestimmt, ob wir es nun zur Kenntnis nehmen oder nicht. Wenn wir es nicht kapieren, sind wir nur etwas dümmlich..
Ich hoffe, Deine Party war ein voller Erfolg - und gib Deiner Leber ein paar Tage zum Regenieren, sie wird es schätzen!