RexPaimon, Du hast doch sicher Freud gelesen? Thanatos ist nicht einfach mit Mord gleichzusetzen, er steht eher für Todestrieb (Richung noch unklar..), also auch Rilkes "Engel mit magnetnem Finger", z.B. unsere Faszination daran, Dinge zu tun, bei denen wir unser Leben riskieren, die massive Lust, die ich beispielsweise bei riskantem Rasen mit dem Auto verspüre, die Psys nennen sowas "Angstlust", whatever, es macht höllischen Spaß und Du spürst Deinen Körper dabei wie beim Sex..
Freudsches Theorien dazu waren in einer Ecke etwas brüchig.
Stelle Dir die Frage- was ist es in sich selbst? Was spürst Du, wenn Du mit dem Auto durch die Gegend rast? Was spürst Du auf einer Achterbahn? Vielleicht ist es bei dem Auto so, dass Du die bewusste Information erhälst, dass es Dein Leben bedroht, aber was fühlst Du? Was ist es in sich selbst? Todesangst? Ist es "nur" Todesangst?
ist der Adrenalinschub, der kommt, wenn´s um Leben oder Tod geht (nicht nur beim eigenen Leben!), auch ein sehr sexy Gefühl übrigens, das intensive Machtgefühl, das man dabei spürt, diese schwarze Wolke, die dabei plötzlich aufsteigt, als ob sie einem aus jeder einzelenen Pore dringt..
Es ist ein Ringen. Aber ein Ringen womit? Es ist ein Mechanismus, der Dir das Töten vereinfachen soll. (Siehe Tierreich). Aber für den Menschen ist es nur ein Ringen, weil der Mensch sich in bestimmten Situationen sicher ist, warum er etwas tut. Ich will es nicht Moral nennen- sondern Verstand.
Ich glaube sehr wohl, daß diese Gefühle aus einem Trieb gespeist werden, daß sie kulturübergreifend in allen von uns da sind, unabhängig von unserer persönlichen Geschichte, daß sie die Quelle dessen sind, was von Filmen und Spielen bedient wird (geradezu genial von Tarantino beispielsweise), und daß sie die Quelle sind, die uns überhaupt "manipulierbar" macht in Richtung quälen, foltern, töten!
Was haben alle Mörder gemeinsam? Was empfindest Du, wenn Du Tarantino siehst? Was empfindest Du, wenn Du Reservoir Dogs siehst? Nun, ich muss gestehen, dass ich selbst kaum etwas empfinde- ich finde nur, dass es ein sehr gut gemachter Film ist. Aber wenn man, wie Du es tust, emotional an die Sache herangeht- was ist das Empfinden, das am ehesten vorherrscht? Nein, kein Todestrieb etwas anderes.
Klar könnt Ihr das alles unter "niedere Instinkte" subsummieren, das gilt dann aber bitte auch für Eros.. und den "bedienen" wir auch, ohne ungezügelt übereinander herzufallen (meistens..), aber das ist ja auch der harmlosere von unseren beiden Engeln, nicht wahr?
Satan bedeutet Gleichgewicht. Er war stets das Gleichgewicht in der Natur. Mord ist stets in der Lage, dieses Gleichgewicht zu zerstören. Beim Mörder und natürlich auch beim Opfer. Das ist die Gefahr. Es geht nicht um Moral, es geht um die Gesetzmäßigkeit, die der Satanismus in all seinen Äußerungen verkörpert.
Sie zu ignorieren macht manipulierbar, sie zu kennen und ihre Existenz nicht zu verleugnen ist die Voraussetzung dafür, sie und damit sich selbst zu beherrschen - und das klingt tadellos satanisch, oder etwa nicht?!!
Ich denke, der Satanist spielt fast tagtäglich mit solchen Dingen, aber es sind keine Todestriebe in diesem Sinne. Es bedeutet schlicht und ergreifend Angst. Nicht Angst vor dem Tod, nein, nein, nein,- den Tod kann der Mensch nicht fassen. Er weiß, dass er kommt, irgendwann, aber er kennt ihn nicht. Wodurch lernt der Mensch? Durch Empirie. Welche Art von Empirie hat er denn im Bezug auf den Tod? Ach, da war mal was, ja, die arme Großmutter, die verstorben ist. Die arme Großmutter, sie ist- weg. Aber weiß auch nur irgendjemand wie sich "Tod" anfühlt? Nein. Folglich kann er auch keinen "Todestrieb" haben. Ein Trieb ist immer etwas bekanntes oder etwas instinktives. Einen individuell-instinktiven Todestrieb bezeichnet man im Psychologenjargon auch als "Borderline". Und er ist gewiß nicht mit dem gleichzusetzen, was Du erörtert hast.