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Vorherige Beiträge 32

  • Yep, ich glaube auch, daß die Triebfeder für all dieses "tapfere Ertragen" die Angst vor dem Tod, sowohl vor dem Sterben als auch vor dem Nicht-mehr-sein, ist, und nicht der Genuß am Leben. Und das ist einfach ein madiger Grund.

    Und irgendwie ist es für mich schon auch "eine Frage der Ehre", von bestimmten Qualitätsvorstellungen nicht runterzusteigen - ich bin wild entschlossen, meine letzten Tage nicht damit zu verbringen, dement den Sabber über´s Kinn laufen zu lassen und in eine Windelhose zu scheißen!!!
    Leben ist geil, yeah, aber nicht diese Vegetiererei.
  • @quigor:
    Das was Du hier schreibst finde ich durchaus stimmig und "eindrucksvoll"- im Sinne von der Realität entsprechend.
    Was die Patientenverfügung betrifft; ich wollte die momentanen Regelungen nicht "lobend erwähnen", sondern einfach den theoretischen Aspekt der Patientenverfügung. Dass die derzeitigen Regelungen mehr als brüchig sind, ist wohl logisch und sollte jedem bewusst sein. Auch die rechtliche Frage, inwieweit sich der Arzt danach zu richten hat, ist mehr als ungeklärt und auch u.a. ärztlicher Willkür ausgesetzt.

    Hm.. zum eigentlichem Thema. Selbstverständlich bin ich ein Mensch der sehr gerne lebt. Aber man sollte mehrere Dinge bedenken. Leben hat nicht nur etwas mit Quantität zu tun, sondern auch im wesentlichem mit Qualität. Wer nach ewigem Leben strebt, scheint entweder die Hoffnung zu haben, dass seine "schlimme Existenz" irgendwann noch besser wird, oder macht sich selbst vom Leben als verlängerbare, übergeordnete "Institution" abhängig, weil er damit verbundene Veränderungen scheut oder einfach Angst davor hat, nicht mehr zu bestehen.
    Für mich ist ein qualitativ guter Moment unbezahlbarer als irgendein ewiges Leben und gleichsam wichtiger. Ich möchte nicht ewig Leben und will mir nicht beim eigenem Zerfall zuschauen müssen. Dass jemand, der sein Leben sowieso als vom "Leid" gefüllt bezeichnet, diese ganze Fledderei und medizinische "Lebenserhaltung" egal zu sein scheint, ist wohl nicht mehr sonderlich erwähnenswert. Es geht mir nicht um Ehre- aber wenn ich in den Spiegel blicke und nur noch eine von Leid zerfressene und vom Tode gezeichnete Zombiegestalt erblicke, dann ist der Tod für mich wesentlich "humanistischer" (um es mit dem Gutmenschen-Begriff zu sagen) als irgendeine künstliche Lebenserhaltung. Soviel zu meiner Position dazu.
  • Der Artikel ist super, haargenau das ist die Realität.

    Zwei der drei Kommentare sind das übliche verlogene Humanitätsgefasel. Aber die Verfasser haben ja gute Chancen, mal selber die Segnungen der Lebensverlängerung genießen zu dürfen, die sie jetzt so preisen.. viel Vergnügen!
  • Unlaengst hat die Zeit einen Artikel zum Thema verfasst:
    zeit.de/2005/44/Sterben_und_Tod

    Sehr guter Stoff IMHO.

    Zum Rest: ihr muesst es nicht akzeptieren aber verschiedene Menschen haben verschiedene Wertsysteme. Wem sein Leben Nr. 1 ist, der wird sich einen Scheiss um solche Aussagen scheren. Sterben ist eine Sache die jeder mit sich ausmachen sollte. Und nah am Ende wird der ganze Gesellschaftsmist eh nebensaechlich.
  • klar ist das doppelzüngig, aber ich bin auch ein feiger charakter, der oftmals lieber den einfacheren weg geht ...
    der leichtere weg ist für mich suizid, klar impliziert das eine gefestigte entscheidung, aber dann ist es nur noch ein kleiner schritt und ein kurzes leiden.
    das weiterleben in einem zustand , wie oeben beschrieben, halte ichi für eine längere, vor allem seelische qual, und somit stellt dies für mich einen weitaus schwierigeren weg dar.
  • Was den Hormoncocktail betrifft - schade!

    Wie kann man einen Zustand bei sich selbst verachten, aber bei anderen respektieren? Ist das nicht ein bißchen doppelzüngig?

    Und wieso glaubst Du, daß es schwieriger ist, weiterzuleben? Realiter mußt Du für einen ernstzunehmenden Suizid erst eine Entscheidung treffen und sie dann ohne Zaudern in die Tat umsetzen - sooo leicht ist das auch wieder nicht.
    Um weiterzuleben brauchst Du dagegen nur einfach .. nichts zu tun und alles weiterhin über Dich ergehen zu lassen, was ist daran so schwierig?
  • ich bin weder verliebt noch vergeben, es geht vielmehr darum, dass ich wirklich an die liebe glaube. aufgrund meiner damaligen erfahrung kann ich das mit heutigem abstand nur noch bekräftigen.
    zum anderen thema : ein bisschen aus sozialdarwinistischer sicht argumentiert, interessant aber für mich nicht zutreffend.
    du kannst doch menschen ihre lebensansicht lassen, wenn sie zu fast nichts mehr fähig sind ... dann lass sie doch, wenn sie leben möchten, kannst du ihnen das nicht verübeln, für diesen überlebenswillen haben sie in meinen augen respekt verdient. na klar, ich verachte diese form des "lebens" auch, aber nur im bezug auf die möglichkeit bei mir ... ich wäre zu feige, diese schwierige aufgabe zu meistern, daher rührt meine verachtung für diesen zustand, wenn er bei mir eintreten würde. alt würde ich damit sicherlich nicht.
    aber darum geht es gar nicht, es geht um grundsätzliche entscheidungen, soll ich weiterleben oder gehe ich den einfacheren weg und scheide aus dem leben?
    und hey die leute aus dem altersheim (aus deinem bericht), wahrscheinlich im stadium der demenz, sind kein maßstab für generelle alte menschen, oder menschen die andersweitige probleme haben und deshalb nicht mehr in der lage sind, alleine zu leben.
  • Lestat, nee, ich habe vor denen Respekt, die die Konsequenzen ziehen, wenn ihre Minimalanforderungen nicht mehr realisierbar sind.. man sollte sich einfach nicht alles bieten lassen, auch nicht vom "Leben".

    Und den stärksten "Lebenswillen" hab ich immer bei den Uralten gesehen, die seit mindestens 20 Jahren in ihre Windelhosen scheißen - und sich außer für ihren regelmäßigen Stuhlgang und eventuell noch für ihren pürierten Fraß für nichts mehr interessieren, unästhetisch und widerwärtig! Das kann doch wohl nicht der tiefere Sinn der menschlichen Existenz sein.. und aus Liebe für andere Menschen resultiert dieser Überlebenswille sicher nicht: Wenn sie noch reden können, erzählen sie dir begeistert, daß schon wieder jemand im Nachbarbett gestorben ist - und sie leben immer noch, Sieg! Die Wichser zählen echt mit, wieviele sie schon ausgesessen (oder besser ausgelegen) haben.. voll sympathische Kerlchen sind das.. Lemuren!

    Liebe .... imponiert Dir im Moment gerade, nicht wahr? Ich gratuliere zum Hormontrip, geniiiieß ihn, flying high ist immer gut, trink den Kelch aus bis zum letzten Tropfen und lass Dir den Saft übers Kinn rinnen - aber lass Dir ja keine neuen Ketten anlegen..
    Viel VERGNÜGEN!!!


    Ben, ja, das ist richtig, wenn sie wo runtergesprungen und dann querschnittgelähmt sind, hat die liebe Seele plötzlich Frieden.. 2 Erklärungsmöglichkeiten: vielleicht war es ja ein auto(und fremd-)aggressiver Akt, der eine Selbst(.. und Familien-)bestrafung sein sollte - und damit höchst erfolgreich! Die andere Möglichkeit wäre, daß Suizidversuche ja immer was appellatives haben - na und dann haben sie ihr Ziel auch erreicht, jeder kümmert sich endlich um sie! Auf jeden Fall stimmt das, wenn sie echt was abgekriegt haben, machen sie´s nicht mehr, wenn sie dagegen nur Tabletten gefressen oder sich ein bißchen aufgeschnitten haben, werden sie´s wahrscheinlich wieder tun, muß ja echt geil sein.. Vollkoffer!

    Zitat:
    "Aber viele meinen ja, dass das alles nur Sprüche sind und dass man, wenn es soweit ist, auf einmal wahnsinnig am Leben hängt."
    Vor ein paar Jahren ist mein bester Freund an Krebs gestorben, er war damals 32.
    Nachdem er die Diagnose erfahren hat (er war selbst Mediziner), hat er zunächst mal jede Behandlung verweigert - sowohl die Chemo als auch die Operation, beides mit der Begründung, daß er nicht bereit ist, seinen Luxuskörper verschandeln zu lassen, um ein bißchen Zeit zu schinden. Ich hab mir damals den Mund fusselig geredet und ihn schließlich dazu gebracht, sich behandeln zu lassen. Zweieinhalb Jahre hat er geschafft - am Ende hat er wie das Monster ausgesehen, das er nie sein wollte.. und in seinen letzten 2 Wochen hat er mich jeden Tag angejammert, ich soll ihm eine weitere Knochenmarkstransplantation verschaffen (war nicht möglich, die letzte war nicht lang genug her, hätte ihn sofort umgebracht..). Soviel zu meinem stolzen Kumpel, meinem Seelenbruder!
    Ich hab damals noch wissenschaftlich gearbeitet, in der Krebsforschung. Nachdem wir ihn eingescharrt haben, hab ich damit aufgehört, bin von der Universitätsklinik weg und hab ganz was anderes angefangen. Manchmal fehlt er mir heute noch.

    Was die fehlende Aufklärung von Krebspatienten betrifft: Ja, manche Ärzte sagen es nicht, was wirklich nicht nachzuvollziehen ist. Aber häufiger kommt es vor, daß man es dem Patienten gestern erklärt hat und er heute nichts mehr davon weiß.. witziger Mechanismus, ist offensichtlich eine Art Selbstschutz!
  • Also ich vermute mal stark, dass ich mich da umbringen würde. Nach Möglichkeit sollte mich dann aber ein guter Freund von irgendeinem Hochhaus schmeißen, damit ich nochmal den Flug genießen kann. :D
    Aber viele meinen ja, dass das alles nur Sprüche sind und dass man, wenn es soweit ist, auf einmal wahnsinnig am Leben hängt. Gibt ja auch so Stories von Leuten, die gesund waren, sich umbringen wollten, es irgendwie vermasseln und dann Vollkrüppel sind. Manche sehen dann angeblich plötzlich Sinn in ihrem Leben und gewinnen ihre Lebensfreude zurück. Vielleicht hat da aber auch einfach das Gehirn zu viel von den Pillen abbekommen... ?-(

    Deshalb meine Frage: Wie sieht deine Erfahrung in der Hinsicht aus? Wie viele von denen, die es richtig schlimm erwischt hat (siehe dein Beispiel), wollen hinterher noch leben? Oder sind die alle so mit Schmerzmitteln voll, dass sie sich gar nicht darüber klar werden können, ob sie leben wollen oder nicht?
    Ich kenne eine, deren Mutter vor ein paar Jahren an Krebs gestorben ist. Der scheiß Arzt war zu feige, ihr zu sagen, dass sie Krebs hat. Er wollte sie einfach mit Medikamenten in einem einigermaßen schmerzfreien Dämmerzustand halten, bis sie tot ist. Ich weiß nicht, wie häufig das ist aber für mich wäre der Gedanke schrecklich, meinen Tod nicht bewusst zu erleben.
    Alles in allem denke ich, dass der Tod bei weitem nicht das schlimmste ist, was einem passieren kann.
  • Original von quigor
    Lestat, was bewunderst Du an den Typen, die sich erbittert an´s Leben klammern?


    Naja, jene Menschen, die an ihrem Leben hängen, wissen anscheinend, für was es sich zu leben lohnt, manche lieben ihr Leben, egal in welcher Form. Diesen tieferen Sinn zu erleben kann doch ein Ziel für einen Menschen darstellen, oder nicht? Ein bisschen das Gefühl zu spüren, dass das Leben es wert ist, sich zu quälen. Ich hingegen hätte wohl nicht die Kraft, trotz solcher Verletzungen und Verstümmelungen, weiterzuleben, aber gerade deshalb bewundere ich den Willen jener Menschen und all ihre Kraft, vielleicht tun sie das aus Liebe für ihr Leben oder einfach nur für andere Menschen.
    Liebe sprengt alle Ketten.