Hallo,
hab heute einen Artikel in der jungen welt über einen Kandidaten für die Gouverneurswahl in Texas gelesen, den ich in Auszügen hier mal posten will.
In voller Länge findet ihr den Artikel unter:
jungewelt.de/2006/11-04/003.php
Kinky Friedman stellt sich am 7. November 2006 in Texas zur Wahl für den Gouverneursposten. Er ist als ehemaliger Country-Star und Autor von Krimi-Bestsellern wohl der ungewöhnlichste Kandidat, der jemals zu einer Wahl um ein solches Amt angetreten ist. »Why the hell not« heißt der Wahlslogan von Kinky Friedman, der inzwischen gute Chancen hat, den nicht sonderlich beliebten Amtsinhaber Rick Perry zu schlagen.
Kinky Friedman, ein parteiloser Kandidat, der aus Notwehr dazu getrieben wurde: »ansonsten wird ein Dummkopf und sein Geld gewählt werden«, warnt er die Texaner, und meint damit den amtierenden Gouverneur, den Republikaner Rick Perry. Für sich selbst wirbt Kinky (was gelocktes Haar, aber auch verrückt heißt) stolz mit dem Hinweis, er habe keine politische Erfahrung. Wenn man hinzufügt, daß er Marihuana und die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren möchte, ist klar, das wird nicht leicht für ihn. Nicht in Texas. Wo der Spruch »ein Mann, der Frauen mehr liebt als Football, ist schwul« nicht nur ein Witz ist. Ein Texaner, der sagt, »ich habe keine Kanone, wer mich töten will, muß schon seine eigene mitbringen«, wird nicht so leicht Gouverneur. Nicht in Texas.
Wenn der New Yorker Privatdetektiv Kinky Friedman, vom Autor und Meister der Selbstinszenierung perfekt als sein Ebenbild gestaltet, scheißen geht, dann heißt das, konsequent durchgezogen über die Jahre, etwas anders: Er geht »einen Nixon abdrücken«. Der Watergate-Präsident als Synonym für Scheiße: Das ist vielleicht keine sensible Satire, aber eine klare Haltung.
Und eine neuere, im September erstellte Prognose gießt Öl ins Feuer: Perry 35 Prozent, Friedman 25 Prozent, Strayhorn und Bell bei etwa 20 Prozent.
Die »masters of spin« haben es leicht, denn Friedman hat zu seinen Büchern immer erklärt, er erfinde darin nur das Verbrechen. Ganz offen erzählt er in seinen Romanen von seiner Kokain-Sucht, seiner Weigerung, in den Krieg gegen Vietnam zu ziehen, seinem grundsätzlich lässigen Lebensstil inklusive bis heute vorehelichem Geschlechtsverkehr. Mit seiner Band The Texas Jewboys, die 1971 die Bühne der Countrymusik enterte wie ein Kommando aus der Protestbewegung, das man vergessen hatte einzubuchten, lieferte er mit »Rapid City, South Dakota« den ersten Pro-Abtreibungssong ab.
Auch seinen Standard-Gag »Baptisten haben nur einen Fehler: sie werden bei der Taufe nicht lange genug unter Wasser gehalten«, kann man im stark christlichen Texas gut gegen ihn verwenden (ohne zu bemerken, daß der Jude auch orthodoxen Juden harte Witze hingeworfen hat). Die einfache Erwähnung, daß Friedman für die Legalisierung von Marihuana ist, ist so wirkungsvoll wie verzerrt: Er reagiert damit nur auf die von allen Seiten eingestanden erfolglosen Anti-Drogen-Maßnahmen, sagt »schlimmer kann’s ja nicht werden« und fordert genug Platz für echte Gewalttäter in den Gefängnissen.
In Texas, wo sich ein machistisches Cowboy-Image am stärksten erhalten hat, macht paradoxerweise ein gemäßigt linker Outsider Wahlkampf mit dem »Cowboy Way«. Friedman gibt damit nicht den Macho, sondern den im guten Sinn konservativen Romantiker. Im Sinn des jüdischen, von den Nazis ermordeten Mädchens Anne Frank: Die hatte Bilder von Cowboys über ihrem Bett, als Symbol für Gerechtigkeit, Freiheit, Mitmenschlichkeit. Seine Forderung, politische Entscheidungen dürften sich nicht nach dem Interesse der Finanzmächtigen richten, scheint verstärkt anzukommen. Wie sein Respekt für Feuerwehrleute, Lehrer, Krankenschwestern, Polizisten, die unterbezahlt seien und damit Symbole für ein kaputtes Bildungs- und Sozialsystem ausgerechnet im reichsten Staat der Staaten. Daß er die Renovierung nicht durch Steuererhöhung finanzieren will, was im Steuerparadies Texas politischer Selbstmord wäre, sondern durch die Einführung von staatlich kontrolliertem Glückspiel, klingt gut.
sein Hinweis an die Wähler, daß in den Todestrakten überwiegend Schwarze sitzen und niemals ein reicher Weißer, ist geradezu revolutionär. Sein Plan, sich mit erprobter Bioenergie von herkömmlichen Energie-Stoffen unabhängiger zu machen, klingt angesichts der Nahostkrisen immer besser.
Vor wenigen Tagen hat sich Kinky Friedman wieder weit aus dem Fenster gelehnt. »Wenn ich Gouverneur bin«, sagte der Jude, der schon immer Israel gegen seine Feinde verteidigte, »werde ich als einen der ersten Robert Muhammad anrufen, den Leiter der Nation Of Islam in Houston. Sie werden annehmen, daß wir gegensätzliche Ansichten haben, aber das ist nicht so.«
PS Zudem raucht er illegal importierte kubanische Zigarren, gg
hab heute einen Artikel in der jungen welt über einen Kandidaten für die Gouverneurswahl in Texas gelesen, den ich in Auszügen hier mal posten will.
In voller Länge findet ihr den Artikel unter:
jungewelt.de/2006/11-04/003.php
Kinky Friedman stellt sich am 7. November 2006 in Texas zur Wahl für den Gouverneursposten. Er ist als ehemaliger Country-Star und Autor von Krimi-Bestsellern wohl der ungewöhnlichste Kandidat, der jemals zu einer Wahl um ein solches Amt angetreten ist. »Why the hell not« heißt der Wahlslogan von Kinky Friedman, der inzwischen gute Chancen hat, den nicht sonderlich beliebten Amtsinhaber Rick Perry zu schlagen.
Kinky Friedman, ein parteiloser Kandidat, der aus Notwehr dazu getrieben wurde: »ansonsten wird ein Dummkopf und sein Geld gewählt werden«, warnt er die Texaner, und meint damit den amtierenden Gouverneur, den Republikaner Rick Perry. Für sich selbst wirbt Kinky (was gelocktes Haar, aber auch verrückt heißt) stolz mit dem Hinweis, er habe keine politische Erfahrung. Wenn man hinzufügt, daß er Marihuana und die gleichgeschlechtliche Ehe legalisieren möchte, ist klar, das wird nicht leicht für ihn. Nicht in Texas. Wo der Spruch »ein Mann, der Frauen mehr liebt als Football, ist schwul« nicht nur ein Witz ist. Ein Texaner, der sagt, »ich habe keine Kanone, wer mich töten will, muß schon seine eigene mitbringen«, wird nicht so leicht Gouverneur. Nicht in Texas.
Wenn der New Yorker Privatdetektiv Kinky Friedman, vom Autor und Meister der Selbstinszenierung perfekt als sein Ebenbild gestaltet, scheißen geht, dann heißt das, konsequent durchgezogen über die Jahre, etwas anders: Er geht »einen Nixon abdrücken«. Der Watergate-Präsident als Synonym für Scheiße: Das ist vielleicht keine sensible Satire, aber eine klare Haltung.
Und eine neuere, im September erstellte Prognose gießt Öl ins Feuer: Perry 35 Prozent, Friedman 25 Prozent, Strayhorn und Bell bei etwa 20 Prozent.
Die »masters of spin« haben es leicht, denn Friedman hat zu seinen Büchern immer erklärt, er erfinde darin nur das Verbrechen. Ganz offen erzählt er in seinen Romanen von seiner Kokain-Sucht, seiner Weigerung, in den Krieg gegen Vietnam zu ziehen, seinem grundsätzlich lässigen Lebensstil inklusive bis heute vorehelichem Geschlechtsverkehr. Mit seiner Band The Texas Jewboys, die 1971 die Bühne der Countrymusik enterte wie ein Kommando aus der Protestbewegung, das man vergessen hatte einzubuchten, lieferte er mit »Rapid City, South Dakota« den ersten Pro-Abtreibungssong ab.
Auch seinen Standard-Gag »Baptisten haben nur einen Fehler: sie werden bei der Taufe nicht lange genug unter Wasser gehalten«, kann man im stark christlichen Texas gut gegen ihn verwenden (ohne zu bemerken, daß der Jude auch orthodoxen Juden harte Witze hingeworfen hat). Die einfache Erwähnung, daß Friedman für die Legalisierung von Marihuana ist, ist so wirkungsvoll wie verzerrt: Er reagiert damit nur auf die von allen Seiten eingestanden erfolglosen Anti-Drogen-Maßnahmen, sagt »schlimmer kann’s ja nicht werden« und fordert genug Platz für echte Gewalttäter in den Gefängnissen.
In Texas, wo sich ein machistisches Cowboy-Image am stärksten erhalten hat, macht paradoxerweise ein gemäßigt linker Outsider Wahlkampf mit dem »Cowboy Way«. Friedman gibt damit nicht den Macho, sondern den im guten Sinn konservativen Romantiker. Im Sinn des jüdischen, von den Nazis ermordeten Mädchens Anne Frank: Die hatte Bilder von Cowboys über ihrem Bett, als Symbol für Gerechtigkeit, Freiheit, Mitmenschlichkeit. Seine Forderung, politische Entscheidungen dürften sich nicht nach dem Interesse der Finanzmächtigen richten, scheint verstärkt anzukommen. Wie sein Respekt für Feuerwehrleute, Lehrer, Krankenschwestern, Polizisten, die unterbezahlt seien und damit Symbole für ein kaputtes Bildungs- und Sozialsystem ausgerechnet im reichsten Staat der Staaten. Daß er die Renovierung nicht durch Steuererhöhung finanzieren will, was im Steuerparadies Texas politischer Selbstmord wäre, sondern durch die Einführung von staatlich kontrolliertem Glückspiel, klingt gut.
sein Hinweis an die Wähler, daß in den Todestrakten überwiegend Schwarze sitzen und niemals ein reicher Weißer, ist geradezu revolutionär. Sein Plan, sich mit erprobter Bioenergie von herkömmlichen Energie-Stoffen unabhängiger zu machen, klingt angesichts der Nahostkrisen immer besser.
Vor wenigen Tagen hat sich Kinky Friedman wieder weit aus dem Fenster gelehnt. »Wenn ich Gouverneur bin«, sagte der Jude, der schon immer Israel gegen seine Feinde verteidigte, »werde ich als einen der ersten Robert Muhammad anrufen, den Leiter der Nation Of Islam in Houston. Sie werden annehmen, daß wir gegensätzliche Ansichten haben, aber das ist nicht so.«
PS Zudem raucht er illegal importierte kubanische Zigarren, gg
"Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
...
Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"
Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende
Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
...
Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"
Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende
Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"