Sind Psys selbst krank?

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    • Meiner Meinung nach entlässt Du die Justiz da etwas vorschnell aus ihrer Verantwortung:

      Von da an wird die entlastende Expertise des Psychiaters Röschke von der Mainzer Strafjustiz nur noch als »Privatgutachten« bezeichnet, auch vom Oberlandesgericht Koblenz, bei dem sich der Verteidiger Henkel erfolglos über die Inhaftierung seiner Mandantin beschwert.
      ...
      Auch der Methodenkritik des bedeutenden Professors messen die Richter kein Gewicht bei.


      Und dann wäre da noch die Frage nach der medizinischen Betreuung einer Patientin, die schon im Krankenhaus auffällig geworden ist. Den Tod dieses Kindes hätte man nämlich von mehreren Seiten her schlankweg verhindern können...
      Aber wir sehen da gerne weg. Ich habe gerade über meine Ausbildungszeit an der Geburtshilfe nachgedacht - yep, suspekt waren mir manche Mütter schon, aber die bekannte "Hormonumstellung", und "wenn sie erst einmal zu Hause ist, renkt sich das schon wieder ein.." :(
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Ich wuerde keinesfalls behaupten, dass das die Schuld an diesem Fall allein dem Psychiater zukommt. Mein erster Gedanke war wie man eine Patientin mit derartigen Wahnvorstellungen mit ungenuegender Nachsorge "auf eigenen Wunsch" entlassen kann. Ich meine, sie will nach Hause - ok. Was ist mit professioneller ambulanter psychologischer Hilfe? Wuerde ja Geld kosten :nono: Ich frage mich, was diese Schrottgutachten eigentlich kosten und wie das im Verhaeltnis mit einer kompetenten Praeventivstrategie aussehen wuerde.
    • Ich weiß nicht, wie das in Deutschland geregelt ist, aber in Österreich kosten vom Gericht angeforderte Gutachten nicht wirklich viel, das sind fixe Sätze zu einem guten Teil - ein finanzielles "Geschäft" für den Gutachter ist es nicht unbedingt, außer er macht es zeit- und aufwandsparend im Fließbandverfahren - ansonsten ist es eher eine Renommée-Geschichte.

      Die Entlassung, ja. Schau, die einzige Alternative, die Du da hast, ist eine psychiatrische Begutachtung zur Anhaltung gegen ihren Willen - da müßte sie aber schon mehr bieten.
      Die Frage der Nachsorge war natürlich absolut unzureichend gelöst (so wie auch ich das immer gehandhabt habe): Man spricht kurz mit den Angehörigen, daß "sie gut aufpassen auf die Mutter", empfiehlt ihnen, sie nicht allein zu lassen und tatkräftig zu unterstützen. Verläßt sich auf die Familie, den niedergelassenen Kollegen, bei dem sie weiterbetreut wird (angerufen habe ich da aber nie, weil ich immer der Ansicht war, das würde er ja selbst bemerken, daß die Lady einen Klamsch hat, und weil ich immer "zu wenig Zeit" hatte) und auf die Hebamme, die sie ja schon die ganze Schwangerschaft über kennt. *shrug*
      Ich kann von Glück reden, daß keine meiner "überforderten Mütter" ihr Baby gegen die nächste Wand gedroschen hat.

      Ich wüßte ehrlich gesagt auch nicht, in welcher Form ich eine derartige "ambulante psychologische Hilfe" organisieren sollte: Wir haben einen psychiatrischen Notfalldienst, den man für die Angehörigen alarmieren kann, wenn beispielsweise ein Suizid, ein schwerer Unfall oder ein unerwarteter Todesfall bei einem Kind stattgefunden hat - aber das ist eine einmalige Geschichte. Der PSD wiederum (Psychosozialer Dienst) kümmert sich um Geisteskranke oder Drogenanbhängige in eigenen Zentren, d.h. die Patienten kommen selbst dorthin.
      Die ganz anders liegenden Bedürfnisse bei einem Fall wie diesem können zumindest bei uns durch das vorhandene Angebot nicht abgedeckt werden, da bräuchtest Du ein privates Arrangement mit einem Psy, und dazu mußt Du erst einmal einen auftreiben, die "Schwelle" überwinden und genug Geld haben.

      In Wirklichkeit ist das eine beschissene Situation.
      Ich kenne einen Fall, der aber schon länger her ist, wo die Mutter in der Klinik auffällig geworden ist (die Schwestern hatten den Verdacht, daß sie versucht hat, ihren Säugling zu ersticken), daraufhin wurde die Mutter regulär entlassen, das Baby aber noch zwei Wochen in der Klinik behalten unter einer vorgeschobenen Verdachtsdiagnose, und die Familie auf die Situation aufmerksam gemacht.
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    • 2 Promille ist meiner Meinung nach nicht so wenig - und 4 Prozent davon rasten dann aus, und es passiert was. Wenn Du es in gewonnenen Lebensjahren hochrechnest (was heute bei medizinischen Maßnahmen üblich ist), kommst Du mit Sicherheit auf ernstzunehmende Zahlen, denn die Lebenserwartung eines Säuglings ist nun mal höher als die eines 80-jährigen Diabetikers, der den fünften Bypass kriegt.
      Mobile Teams, die zentral angefordert werden können, wären eine durchaus argumentierbare Möglichkeit.
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