Hey Leute,
Ich sitze momentan viel einsam auf meinem Zimmer in Hagen, wo ich meinen Zivi mache und schieb langeweile. Vor zwei Wochen habe ich wieder mal eine geschichte angefangen. Es ist das erste mal, dass ich aus Ich-Perspektive schreibe,( kam ich drauf, weil ich so viel Lovecraft hörbücher in den letzten Wochen gehört habe
) und mich würd eure Meinung interessieren.
Die ganze Sache hat noch keinen Namen und ich weiß auch nicht wie lang ich das ziehen werde, hängt wohl davon ab, wie weit ich mich noch in meine Tagträume flüchte.
Hier also das erste Kapitel
Viel spaß beim lesen.
Die Welt, wie wir sie uns geschaffen haben, ist ein Organismus für sich. Ein riesiges, atmendes, lebendes Individuum. Ein skurriles Abbild des Schöpferischen Geistes einer Art, die sich selbst als Mensch betitelt hat.
Es waren Gedanken wie diese, welche immer wieder in meinen Kopf drangen während ich aus den Fenstern der Züge blickte. Ständig auf der Reise zwischen den Städten, welche mein Leben, ein Leben, darstellte. Bewegung war das wichtigste Element in diesem Lebewesen genannt Zivilisation. Ohne Bewegung kein Leben. Reisen war nichts anderes als Logistik. Das Gut Mensch muss immer dort hin, wo es funktioniert. Egal ob es arbeitet oder sich entspannt. Hauptsache es hält den Kreislauf in Schwung.
Das war nie das Schlimmste. Das Schlimmste war die Wucht, mit der wir uns in diesen deprimierenden Trott schmissen.
Der Mensch unterliegt dem Drang sich unter zu ordnen, sich ein zu reihen. Wo auch immer. Selbst ein noch so stolzes Individuum kommt irgendwann an den Ort, an dem es in der Masse seiner Gleichgesinnten unterging.
Ich war immer einer dieser Menschen gewesen, die tief in sich den Drang zum Individualisten verspürte, doch etwas drückte mich immer wieder in das System auf dem der Lauf des Lebens in einer Gesellschafft wie unserer, oder besser ihrer, basierte. Das Prinzip S.A.A.R.T. Schule, Ausbildung, Arbeit, Rente, Tod.
Wenn man sich dessen bewusst wurde, hatte man drei Möglichkeiten: Man fand es gut und folgte eifrig der Spur der Brotkrumen bis ins eigene Grab. Man akzeptierte es und unterwarf sich. Oder man ging am eigenen Wahnsinn zu Grunde, erlag seiner Verzweiflung und geht kaputt. Viele der bekannteren Amokläufe fußten auf diesem Abgrund der menschlichen Psyche.
Ein schlauer Mann, ich habe seinen Namen leider vergessen, sagte einmal, dass es nicht von Gesundheit zeugen kann, perfekt an eine von Grund auf kranke Gesellschafft angepasst zu sein.
Diese Gesellschaft selbst züchtet sich unablässig solche Mörder. Das liegt daran, dass dieses Konstrukt seit jeher gegen sämtliche Regeln unserer eigenen Natur verstößt. Wir, oder vielleicht jetzt besser sie, sind nicht dafür gemacht, unter so vielen Regeln und Gesetzen erdrückt zu werden. Wie ich bereits sagte suchen wir nach einer Masse, zu der wir uns zu ordnen können. Doch in der Masse, wollen wir tief im Innersten Frei sein. Menschen. Zu komplex zum Leben und zu widerspenstig zum sterben.
Auch ich dachte immer mal wieder daran diese Strukturen zu stören. Nicht mit einem Amoklauf, keine Angst. Aber etwas Feineres. Etwas, was in gewisser Weise an Terrorismus grenzen könnte, was die Säulen der Kultur, auf die die Menschen so stolz waren erschüttern würde. Diese Säulen waren so instabil, dass die Fragen nicht wirklich „Wie“ lautete. Die Frage war immer nur was. Die Frage war: „Was würde der Joker tun?“
Es tut mir leid, ich neige zum Predigen. Der Kern dieses Gedankenganges ist, dass ich irgendwie glaube schließlich einen vierten Weg gefunden habe. Eine vierte Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit S.A.A.R.T. Ich glaube nun irgendwie aus der ganzen Sache raus zu sein.
Ich kann nicht sagen, ob mich dieser Gedanke schon länger verfolgte, oder ob er mir erst mit den abwertenden Blicken der Leute kam. Die wenigen Menschen, die um diese späte Uhrzeit mit mir in der Regionalbahn fuhren, hatten mich alle schief angesehen. Ich schnitt den Blick einer molligen Frau in Billigen Discounterklamotten mit einer Alditüte neben sich auf dem Sitz. Es war ein bisschen Spät für Flaschensammler. Wahrscheinlich ihre letzte Fahrt an diesem Tag. Als sie merkte, dass mir ihre Blicke aufgefallen waren, sah sie schnell weg und wurde rot.
Irgendwie musste ich lächeln. Sie war so Typisch für Ballungsräume wie diesen.
Ich drückte meinen feuchten Schal etwas fester Gegen den Hals und sah weiter aus dem Fenster, den Rucksack mit meinen Arbeitssachen neben mir auf dem Sitz. Ich würde ihn hier stehen lassen. Einfach vergessen. Dieses Gepäckstück, welches mich auf meinen Jahren der Reisen immer begleitet hatte würde ich nicht mehr brauchen. Ich weiß nicht wieso, aber ein Gefühl, oder ein Gedanke im Unterbewusstsein, sagte mir genau das. Sollte irgendwer damit glücklich werden.
Es beunruhigte mich schon etwas, dass ich mich so schnell beruhigt hatte. Ich glaube heute, dass es damals in dieser bahn noch der nachlassende Schock war. Auf jeden Fall rede ich mir das gerne ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich tief im innersten mit allerhand Gefühlen zu kämpfen. Mit Gedanken um die sonderbaren Ereignisse, welche sich an diesem Tag abgespielt hatten und den Schleier aus seichten Schatten, der mit ihnen in Verbindung stand. Noch eine halbe Stunde Vorher war ich heiß gelaufen vor Panik. Jetzt schien alles halbwegs ok zu sein zumindest dieser grad von ok, an den man sich die meiste Zeit des Lebens hielt.
Der Zug wurde schließlich langsamer und fuhr im Bahnhof ein. Vor lauter Grübeln hätte ich es fast versäumt aus zu steigen. Schnell rappelte ich mich auf und wollte in Richtung Tür stürzen. Es war nicht die beste Idee des Abends gewesen, denn schlagartig drehte sich die Welt um mich herum. Es war wie dies typische Gefühl, wenn man sich stundenlang im sitzen getrunken hatte und dann das erste mal aufs Klo musste. Nur tat mir hier das Schwindelgefühl über die Maßen weh. Es stach wie Nadeln in mein Gehirn und ich torkelte den Weg zur Tür.
Mit verschwommenem Blick nahm ich noch einmal das Gesicht der Flaschensammlerin war, die anscheinend erschrocken zu mir herüber starrte. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht ganz deuten, aber ich bin mir sicher, dass sie meine Einstellung zum Thema ok nicht teilte.
Meine trafen im zweiten Anlauf den Knopf zum öffnen der Tür und schließlich kam ich ins Freie. Meine Lungen saugten begierig die frische Luft. Etwas stimmte nicht. Frisch war die Stadtluft nie wirklich, doch mir fiel das Gefühl in meiner Brust auf. Es war als würde sich jedes Schmutzteilchen abzeichnen, als spürte ich die kleinen Feinstaubpartikel alle einzeln in der Lunge. Wie Nadelstiche auf der Haut.
Ich stützte mich an einen Snackautomaten während hinter mir das widerlich nervige Ziepen erklang, welches das Schließen der Tür ankündigte. Ich hörte, wie sie sich schloss. Dann setzte sich die rote Stahlschlange langsam in Bewegung. Der Rucksack und die Flaschensammlerin verließen leise surrend diese Geschichte in Richtung Endstation. Ich hingegen blieb zurück. Wieder zog ich meinen Schal fester um den Hals und sah geistesabwesend in die Auslage des Automaten. Schließlich fiel mein Blick auf die M&Ms. Ich zog mir welche. Das heraus kramen von Kleingeld aus meiner Tasche entpuppte sich als eine Herausforderung für meine feinmotorischen Fähigkeiten, doch schließlich gelang das Vorhaben. Ich bückte mich um die Packung zu entnehmen und achtete beim Aufstehen darauf, nicht zu schnell zu sein. Mir ging es gar nicht mehr so gut.
Ich hatte das Gleis über die Treppe verlassen und bemühte mich, so würdevoll und aufrecht wie nur möglich zu laufen. Am Rande meines Blickfeldes nahm ich immer wieder Menschen war, die sich nach mir umdrehten, oder auf mich deuteten. Gott sei dank war es schon fast ein Uhr Nachts, was in dieser Stadt hieß, dass sich niemand von Bedeutung mehr auf den Straßen aufhielt.
Über den Bahnhofsvorplatz gelangte ich zur Hauptstraße. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und kaute dabei zaghaft auf den M&Ms, die ich nur mühsam einzeln aus der kleinen Tüte bekam. Auf der Hauptstraße angelangt entschied ich mich dafür, den Weg über Schleichwege fort zu setzen. Ich wollte gerade an einem Restaurant vorbei in die Gasse daneben einbiegen, als ich mein Abbild in dessen Scheibe erblickte. Es dauerte kurz, bis ich meinen Blick klar bekam, dann betrachtete ich mich ausgiebig in der Spiegelung. Mein Haar war zerzaust, dicke Ringe zeichneten sich unter meinen Augen ab. Zumindest wirkte es so, denn die Scheibe reflektierte mein Spiegelbild nur sehr schattenhaft. Viel interessanter war allerdings der Schal. Er hatte sich komplett dunkel verfärbt und als ich an mir herab sah, bemerkte ich dass das Blut auch die Front meines Pullovers unter der Jacke und selbst das Rechte Hosenbein schon komplett eingeweicht hatte. Jetzt wo ich mir dessen wirklich bewusst wurde, merkte ich auch wie unangenehm die Nasse Kleidung an der Haut klebte. Selbst in meinem rechten Schuh stand die Flüssigkeit schon.
Mein verstand sagte mir, dass es überflüssig war, aber ich suchte trotzdem am Handgelenk nach meinem Puls. Überflüssig war es, weil ich das schon vor einer halben Stunde gemacht hatte. Wie hätte ich davon ausgehen können, dass sich irgendwas gebessert hätte? Es ging mir immer noch sehr schlecht, was mich nicht wunderte, bedachte man meinen nicht unerheblichen Blutverlust. Das wirklich bewundernswerte an meinem Zustand war die Tatsache, dass ich selbst es war, der die Diagnose stellte.
Ich war tot.
Fortsetzung folgt...
mfg
Grave
Ich sitze momentan viel einsam auf meinem Zimmer in Hagen, wo ich meinen Zivi mache und schieb langeweile. Vor zwei Wochen habe ich wieder mal eine geschichte angefangen. Es ist das erste mal, dass ich aus Ich-Perspektive schreibe,( kam ich drauf, weil ich so viel Lovecraft hörbücher in den letzten Wochen gehört habe

Die ganze Sache hat noch keinen Namen und ich weiß auch nicht wie lang ich das ziehen werde, hängt wohl davon ab, wie weit ich mich noch in meine Tagträume flüchte.
Hier also das erste Kapitel
Viel spaß beim lesen.
Offene Augen
1
Die Welt, wie wir sie uns geschaffen haben, ist ein Organismus für sich. Ein riesiges, atmendes, lebendes Individuum. Ein skurriles Abbild des Schöpferischen Geistes einer Art, die sich selbst als Mensch betitelt hat.
Es waren Gedanken wie diese, welche immer wieder in meinen Kopf drangen während ich aus den Fenstern der Züge blickte. Ständig auf der Reise zwischen den Städten, welche mein Leben, ein Leben, darstellte. Bewegung war das wichtigste Element in diesem Lebewesen genannt Zivilisation. Ohne Bewegung kein Leben. Reisen war nichts anderes als Logistik. Das Gut Mensch muss immer dort hin, wo es funktioniert. Egal ob es arbeitet oder sich entspannt. Hauptsache es hält den Kreislauf in Schwung.
Das war nie das Schlimmste. Das Schlimmste war die Wucht, mit der wir uns in diesen deprimierenden Trott schmissen.
Der Mensch unterliegt dem Drang sich unter zu ordnen, sich ein zu reihen. Wo auch immer. Selbst ein noch so stolzes Individuum kommt irgendwann an den Ort, an dem es in der Masse seiner Gleichgesinnten unterging.
Ich war immer einer dieser Menschen gewesen, die tief in sich den Drang zum Individualisten verspürte, doch etwas drückte mich immer wieder in das System auf dem der Lauf des Lebens in einer Gesellschafft wie unserer, oder besser ihrer, basierte. Das Prinzip S.A.A.R.T. Schule, Ausbildung, Arbeit, Rente, Tod.
Wenn man sich dessen bewusst wurde, hatte man drei Möglichkeiten: Man fand es gut und folgte eifrig der Spur der Brotkrumen bis ins eigene Grab. Man akzeptierte es und unterwarf sich. Oder man ging am eigenen Wahnsinn zu Grunde, erlag seiner Verzweiflung und geht kaputt. Viele der bekannteren Amokläufe fußten auf diesem Abgrund der menschlichen Psyche.
Ein schlauer Mann, ich habe seinen Namen leider vergessen, sagte einmal, dass es nicht von Gesundheit zeugen kann, perfekt an eine von Grund auf kranke Gesellschafft angepasst zu sein.
Diese Gesellschaft selbst züchtet sich unablässig solche Mörder. Das liegt daran, dass dieses Konstrukt seit jeher gegen sämtliche Regeln unserer eigenen Natur verstößt. Wir, oder vielleicht jetzt besser sie, sind nicht dafür gemacht, unter so vielen Regeln und Gesetzen erdrückt zu werden. Wie ich bereits sagte suchen wir nach einer Masse, zu der wir uns zu ordnen können. Doch in der Masse, wollen wir tief im Innersten Frei sein. Menschen. Zu komplex zum Leben und zu widerspenstig zum sterben.
Auch ich dachte immer mal wieder daran diese Strukturen zu stören. Nicht mit einem Amoklauf, keine Angst. Aber etwas Feineres. Etwas, was in gewisser Weise an Terrorismus grenzen könnte, was die Säulen der Kultur, auf die die Menschen so stolz waren erschüttern würde. Diese Säulen waren so instabil, dass die Fragen nicht wirklich „Wie“ lautete. Die Frage war immer nur was. Die Frage war: „Was würde der Joker tun?“
Es tut mir leid, ich neige zum Predigen. Der Kern dieses Gedankenganges ist, dass ich irgendwie glaube schließlich einen vierten Weg gefunden habe. Eine vierte Antwort auf die Frage nach dem Umgang mit S.A.A.R.T. Ich glaube nun irgendwie aus der ganzen Sache raus zu sein.
Ich kann nicht sagen, ob mich dieser Gedanke schon länger verfolgte, oder ob er mir erst mit den abwertenden Blicken der Leute kam. Die wenigen Menschen, die um diese späte Uhrzeit mit mir in der Regionalbahn fuhren, hatten mich alle schief angesehen. Ich schnitt den Blick einer molligen Frau in Billigen Discounterklamotten mit einer Alditüte neben sich auf dem Sitz. Es war ein bisschen Spät für Flaschensammler. Wahrscheinlich ihre letzte Fahrt an diesem Tag. Als sie merkte, dass mir ihre Blicke aufgefallen waren, sah sie schnell weg und wurde rot.
Irgendwie musste ich lächeln. Sie war so Typisch für Ballungsräume wie diesen.
Ich drückte meinen feuchten Schal etwas fester Gegen den Hals und sah weiter aus dem Fenster, den Rucksack mit meinen Arbeitssachen neben mir auf dem Sitz. Ich würde ihn hier stehen lassen. Einfach vergessen. Dieses Gepäckstück, welches mich auf meinen Jahren der Reisen immer begleitet hatte würde ich nicht mehr brauchen. Ich weiß nicht wieso, aber ein Gefühl, oder ein Gedanke im Unterbewusstsein, sagte mir genau das. Sollte irgendwer damit glücklich werden.
Es beunruhigte mich schon etwas, dass ich mich so schnell beruhigt hatte. Ich glaube heute, dass es damals in dieser bahn noch der nachlassende Schock war. Auf jeden Fall rede ich mir das gerne ein. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich tief im innersten mit allerhand Gefühlen zu kämpfen. Mit Gedanken um die sonderbaren Ereignisse, welche sich an diesem Tag abgespielt hatten und den Schleier aus seichten Schatten, der mit ihnen in Verbindung stand. Noch eine halbe Stunde Vorher war ich heiß gelaufen vor Panik. Jetzt schien alles halbwegs ok zu sein zumindest dieser grad von ok, an den man sich die meiste Zeit des Lebens hielt.
Der Zug wurde schließlich langsamer und fuhr im Bahnhof ein. Vor lauter Grübeln hätte ich es fast versäumt aus zu steigen. Schnell rappelte ich mich auf und wollte in Richtung Tür stürzen. Es war nicht die beste Idee des Abends gewesen, denn schlagartig drehte sich die Welt um mich herum. Es war wie dies typische Gefühl, wenn man sich stundenlang im sitzen getrunken hatte und dann das erste mal aufs Klo musste. Nur tat mir hier das Schwindelgefühl über die Maßen weh. Es stach wie Nadeln in mein Gehirn und ich torkelte den Weg zur Tür.
Mit verschwommenem Blick nahm ich noch einmal das Gesicht der Flaschensammlerin war, die anscheinend erschrocken zu mir herüber starrte. Ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht ganz deuten, aber ich bin mir sicher, dass sie meine Einstellung zum Thema ok nicht teilte.
Meine trafen im zweiten Anlauf den Knopf zum öffnen der Tür und schließlich kam ich ins Freie. Meine Lungen saugten begierig die frische Luft. Etwas stimmte nicht. Frisch war die Stadtluft nie wirklich, doch mir fiel das Gefühl in meiner Brust auf. Es war als würde sich jedes Schmutzteilchen abzeichnen, als spürte ich die kleinen Feinstaubpartikel alle einzeln in der Lunge. Wie Nadelstiche auf der Haut.
Ich stützte mich an einen Snackautomaten während hinter mir das widerlich nervige Ziepen erklang, welches das Schließen der Tür ankündigte. Ich hörte, wie sie sich schloss. Dann setzte sich die rote Stahlschlange langsam in Bewegung. Der Rucksack und die Flaschensammlerin verließen leise surrend diese Geschichte in Richtung Endstation. Ich hingegen blieb zurück. Wieder zog ich meinen Schal fester um den Hals und sah geistesabwesend in die Auslage des Automaten. Schließlich fiel mein Blick auf die M&Ms. Ich zog mir welche. Das heraus kramen von Kleingeld aus meiner Tasche entpuppte sich als eine Herausforderung für meine feinmotorischen Fähigkeiten, doch schließlich gelang das Vorhaben. Ich bückte mich um die Packung zu entnehmen und achtete beim Aufstehen darauf, nicht zu schnell zu sein. Mir ging es gar nicht mehr so gut.
Ich hatte das Gleis über die Treppe verlassen und bemühte mich, so würdevoll und aufrecht wie nur möglich zu laufen. Am Rande meines Blickfeldes nahm ich immer wieder Menschen war, die sich nach mir umdrehten, oder auf mich deuteten. Gott sei dank war es schon fast ein Uhr Nachts, was in dieser Stadt hieß, dass sich niemand von Bedeutung mehr auf den Straßen aufhielt.
Über den Bahnhofsvorplatz gelangte ich zur Hauptstraße. Vorsichtig setzte ich einen Fuß vor den anderen und kaute dabei zaghaft auf den M&Ms, die ich nur mühsam einzeln aus der kleinen Tüte bekam. Auf der Hauptstraße angelangt entschied ich mich dafür, den Weg über Schleichwege fort zu setzen. Ich wollte gerade an einem Restaurant vorbei in die Gasse daneben einbiegen, als ich mein Abbild in dessen Scheibe erblickte. Es dauerte kurz, bis ich meinen Blick klar bekam, dann betrachtete ich mich ausgiebig in der Spiegelung. Mein Haar war zerzaust, dicke Ringe zeichneten sich unter meinen Augen ab. Zumindest wirkte es so, denn die Scheibe reflektierte mein Spiegelbild nur sehr schattenhaft. Viel interessanter war allerdings der Schal. Er hatte sich komplett dunkel verfärbt und als ich an mir herab sah, bemerkte ich dass das Blut auch die Front meines Pullovers unter der Jacke und selbst das Rechte Hosenbein schon komplett eingeweicht hatte. Jetzt wo ich mir dessen wirklich bewusst wurde, merkte ich auch wie unangenehm die Nasse Kleidung an der Haut klebte. Selbst in meinem rechten Schuh stand die Flüssigkeit schon.
Mein verstand sagte mir, dass es überflüssig war, aber ich suchte trotzdem am Handgelenk nach meinem Puls. Überflüssig war es, weil ich das schon vor einer halben Stunde gemacht hatte. Wie hätte ich davon ausgehen können, dass sich irgendwas gebessert hätte? Es ging mir immer noch sehr schlecht, was mich nicht wunderte, bedachte man meinen nicht unerheblichen Blutverlust. Das wirklich bewundernswerte an meinem Zustand war die Tatsache, dass ich selbst es war, der die Diagnose stellte.
Ich war tot.
Fortsetzung folgt...
mfg
Grave
Denn die Fäulnis gebiert gräueliches Leben und die trägen Aasfresser des Erdreichs wachsen tückisch, es zu quälen und wuchern grässlich, es zu schinden.
Gewaltige Löcher werden insgeheim gegraben, wo die Poren der Erde genügen sollten,
und Dinge haben zu gehen gelernt, denen zu kriechen gebührt!
[right]H.P.Lovecraft - "Das Fest" [/right]