Konzil von Nizäa

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    • Quigor, du hast ein Stück weiter vorn geschrieben, dass du übers Konzil von Nizäa keine Infos gefunden hast. Ich hab den Inhalt mal zusammengefasst. Das ist eigentlich alles wichtige was damals festgelegt und besprochen wurde. Viel Spaß!

      Um die Ereignisse vor, während und nach dem 1. Ökumenischen Konzil zu verstehen, muss das damals herrschende philosophische Denken des mittleren Platonismus deutlich gemacht werden. In ihm wird die Jenseitigkeit Gottes betont, d. h. Gott ist absolut transzendent und für uns nicht zugänglich. Dadurch resultiert eine strikte Trennung zwischen Gott, dem Guten und der Materie Mensch. Um die Kluft zwischen dem höchsten, jenseitigen Wesen und dem Kosmos zu überbrücken hat man ein vielschichtiges System von Zwischenwesen eingeführt, in dessen Sog unweigerlich die Verkündigung des biblischen Gottes und Christusbildes geriet. Auf diesen Gedankengang baute der alexandrische Presbyter Arius seine Lehre auf. Stark beeinflusst wurde Arius durch sein Studium bei seinem Lehrer Lukian von Antiochien. Er unterwies ihn im subordinatianistischem Denken, bei dem der Sohn Jesus Christus Gott, seinem Vater untergeordnet ist. Von diesen Vorstellungen des Unterordnungsverhältnissen geprägt wird er 314 n. Chr. Pfarrer von Alexandrien und fällt somit in den Zuständigkeitsbereich des Bischofs Alexander. Die Hauptaufgabe von Arius ist es, den Menschen die Hl. Schrift nahe zu bringen. Ab 318/319 n. Chr. äusserte er öffentlich seine gewagten Thesen über den Logos und dessen Verhältnis zum Vater. Nach Arius Lehre ist der Sohn Jesus Christus ein Geschöpf, das aus dem Nichts geschaffen wurde und ist somit Gott, dem Vater untergeordnet. Dieser schafft den Sohn, damit er ihm bei der Schaffung der Welt hilft, da der Vater selbst die Welt nicht berührt (mittlerer Platonismus) und Jesus somit als Mittlerwesen fungiert. Laut diesem philosophischen Denken, welches grossen Einfluss auf die Menschen ausübte, empfängt Jesus sein Sohn-Sein nur aus dem Willen Gottes heraus, und sind somit wesensfremd. Er ist somit eigentlich nicht Gott und nur dadurch göttlich, dass er den Willen Gottes ausführt, d. h. der väterliche Wille vereint sie. Arius erreichte durch seine Lehre sehr schnell grosse Anhängerschaft. Da er den Menschen seine Lehre in Predigten, Liedern und Werken kundtat, schloss ihn Bischof Alexander von Alexandrien nach der Synode um 219 n. Chr. aus seiner Kirchengemeinschaft aus. Allerdings weigerte sich Arius dieses Urteil anzunehmen und wandte sich daher an einige andere Bischofe, wovon er einige für sich gewinnen konnte, unter anderem Eusebius von Cäsarea und Eusebius von Nikomendien, zwei einflussreiche Bischöfe. Eusebius von Nikomedien lässt eine Gegensynode verfassen, durch die auf Alexander von Alexandrien Druck ausgeübt werden soll, um es Arius zu ermöglichen, wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen zu werden. Dies wird von Bischof Alexander jedoch zurückgewiesen und er bekräftigt den Ausschluss von Arius durch eine 3. Synode, die er noch von anderen Bischöfen unterschreiben lässt. Zu dieser Zeit war Kaiser Konstantin (324 n. Chr.) Alleinherrscher im gesamten römischen Reich. Er sah durch die Spaltung der Christen die Einheit und Stabilität des Reiches gefährdet und nahm sich deshalb der Angelegenheit an und forderte die Gegner zur Einigkeit auf. Er schickte seinen Berater Ossius von Cordoba, dem er vertraute, nach Alexandrien, um zwischen den beiden Fronten zu vermitteln. Die gutgemeinte Intervension Konstantins scheiterte an sprachlichen Barrieren und dem mangelnden theologischen Verständnis des Beraters Ossius. Aus dem scheitern der Friedensbemühungen entsprang nun offensichtlich der Plan die anstehenden religiösen Fragen auf synodalem Weg zu klären. Kaiser Konstantin lädt 324 n. Chr. alle Bischöfe für Mai 325 n. Chr. nach Nizäa ein. Über 250 Bischöfe folgten der Einladung. Papst Silvester konnte wegen Krankheit nicht teilnehmen, er schickte allerdings zwei stellvertretende Presbyter. Etwa ein Drittel der Teilnehmer kamen aus der Umgebung von Nizäa, fast alle anderen aus dem Osten, nur 5 Teilnehmer aus dem Westen, woran man sieht, dass der theologische Osten führend war. Am 20. Mai 325 n. Chr. Eröffnete Kaiser Konstantin die erste Sitzung mit der Aufforderung "die ganze Kette von Zwistigkeiten durch Gesetze des Friedens zu lösen". Konstantin behält auch während des Verlaufs des Konzil den Vorsitz und ergreift die Initiative, indem er in laufende Verhandlungen eingreift. Bei dieser Versammlung waren sowohl die Befürworter als auch die Gegner von Arius anwesend. Die wichtigsten Befürworter der Lehre von Arius waren Eusebius von Cäsarea und Eusebius von Nikomedien. Seine wichtigsten Gegner waren Bischof Alexander von Alexandrien, Diakon Athanasius, der Berater und Helfer von Alexander und späterer Bischof und Ossius von Cordoba. Diese Seite stellte die Mehrheit der Konzilsteilnehmer dar. Die theologische Diskussion entzündete sich an einer von der arianischen Seite vorgelegten Glaubensformel, die jedoch von der Mehrheit der Gegner abgelehnt wurde. Mit Nachdruck bestanden diese auf dem Ganzgottsein Christi um so die Erlösung der Menschen zu gewährleisten. Bei der Erstellung der Glaubensformel wurde ein syrisches Taufsymbol als Grundlage hergenommen und ergänzt. Die ursprüngliche Form formulierte den Glauben: "an den einen Herrn Jesus Christus, das Wort Gottes, Gott von Gott, Licht vom Licht, Leben vom Leben, einziger Sohn, geboren vor aller Kreatur, gezeugt vom Vater vor aller Zeit, durch den alles geschaffen ist...". Die Einfügungen in das Glaubensbekenntnis lauten: "das heisst aus dem Wesen des Vaters", "wahrer Gott aus wahrem Gott", "ist gezeugt, nicht geschaffen" und "wesensgleich dem Vater". Das Wort "wesensgleich" kommt zwar nicht in der Bibel vor, setzte sich aber im Lauf der Zeit in der Kirche durch. Dieser Begriff führte nach dem Konzil zu großen Schwierigkeiten. Alle vier Einfügungen enthalten die Aussage, dass Jesus Gott ontologisch gleichzusetzen ist, und wenden sich somit gegen den Arianismus. Diese Glaubensformel wurde von allen Teilnehmern unterzeichnet, ausser von Arius und zwei seiner Befürworter.
      Nach Erledigung des Falles Arius behandelte die Synode das Problem des unterschiedlichen Ostertermins. Es wurde nach dem dominikalen Stil ein einheitlicher Termin gefunden, der bis heute gültig ist, nämlich der erste Sonntag nach Frühlingsvollmond. Dies weist den Brauch des Quartodezimalen Stils zurück, bei dem sich nach dem Paschiafest gerichtet wurde und so der Ostertermin meist auf einen Werktag gefallen wäre. Weitere Diskussionsgegenstände betrafen die kirchliche Praxis, der Ergebnisse man in 20 Kanones zusammenfasste, eine juristische Form der Regelung innerkirchlicher Angelegenheiten. Beispiele hierfür wären:
      Kanon 4: Bei der Weihung eines neuen Bischofs müssen mindestens drei weitere Bischöfe anwesend sein und die Weihe muss danach bestätigt werden.
      Kanon 2: Neugetaufte müssen sich erst in der Gemeinde durch christliches Leben bewähren, bevor eine Weihe empfangen werden kann.
      Kanon 6: Alexandrien und Rom haben gleiche Vorrechte vor anderen Gemeinden, aber Jerusalem und Antiochien haben auch Vormachtsstellung.
      Am Ende des Konzils wurde ein Synodenbrief herausgegeben, damit alle von den Beschlüssen erfuhren. Diese Beschlüsse des Konzils wurden vom Kaiser zum Reichsgesetz und damit für alle verpflichtend gemacht. Die Vorteile des Konzils waren, dass man nicht modernen Strömungen verfiel und eine innerkirchliche Lösung für das Problem fand. Erst später wurden die Glaubensinhalte des Konzils von der ganzen Kirche als Wort Gottes angenommen und das Glaubensbekenntnis bekam die gleiche Stellung wie die Evangelien.
      Schon wenige Monate nachdem das Konzilspapier verabschiedet wurde, zogen zwei arianische Bischöfe ihre Unterschrift zurück, worauf sie Kaiser Konstantin nach Gallien ins Exil schickte. Der strittige Punkt ist die im Glaubensbekenntnis festgelegte Wesensgleichheit von Vater und Sohn. Dies ist auch der Grund dafür, dass das arianische Denken zu dieser Zeit immer mehr zu nahm und sie bereits kurze Zeit später wieder in ihre Ämter zurückkehren konnten. Arius Einfluss am kaiserlichen Hof war so stark, dass selbst Konstantin von seiner Position als Verfechter des Konzils von Nizäa zum Arianismus wechselte. Als Folge darauf entließ der Kaiser seinen Berater Ossius und stellte an Stelle seiner Eusebius von Nikomenien ein. Eusebius weis, dass er nicht direkt gegen das Konzil von Nizäa angehen kann und versucht daher nach und nach Persönlichkeiten der Nizäer durch Verleugnung und Intrige auszuschalten. Dies gelingt ihm bei acht Bischöfen, die alle durch eine Synode ihres Amtes enthoben wurden. Es befand sich auch Athanasius von Alexandrien unter ihnen, der als Kopf des nizäanischen Glaubens galt. Damit waren die wichtigsten Anwälte des nizäanischen Glaubens ausgeschalten und Arius sollte Ostern 336 n. Chr. wieder in die Kirchengemeinschaft aufgenommen werden. Er starb aber einen Tage zuvor. Sein Tod bedeutete aber unter den neuen Verhältnissen nicht das Ende jenes Gottesbildes an dem sein Name haftet. Nach dem Tod Kaiser Konstantin im Jahr 337 n. Chr. wurde sein Reich an seine drei Söhne Konstanz, Konstantin II und Konstantius aufgeteilt. Nachdem Konstantin II im Jahr 340 n. Chr. starb, herrschte im Westen des Reiches Konstanz, der seinen Kurs an Nizäa orientierte und im Osten Konstantius, der immer eine stark arianische Politik verfolgte. Da beide sehr unterschiedlicher Auffassung waren, herrschte sehr grosse Verwirrung im Reich. Je nachdem wer einflussreicher war, dessen Auffassung wurde vertreten. So durfte zum Beispiel der Hl. Athanasius von Alexandrien je nach Glaubensüberzeugung sein Amt ausüben oder nicht. In der Zeit von 328 bis 373 n. Chr., in der er Bischof war, lebte er 17 Jahre in Verbannung. Doch nicht nur die politischen Verhältnissen waren verworren, auch im theologischen Bereich herrschte Unklarheit. Die Auseinandersetzung zwischen Nizäern und Arianern setzte sich fort, wobei sich die Arianer in drei Gruppen unterteilten. Die Homöer, die der Ansicht waren, dass der Sohn dem Vater ähnlich sei, die Anhomöer, die die Auffassung vertraten, dass der Sohn dem Vater unähnlich sei, und die Homöusianer, der Meinung nach der Sohn dem Vater wesensgleich ist. Ab 350 n. Chr., wo Konstantius Alleinherrscher war, stützte er den Arianismus. Ab diesem Zeitpunkt entstanden vier Synoden mit vier verschiedenen Glaubensformeln: Die vier sirmischen Formeln. In der ersten Formel von 351 n. Chr. wird die Wesensgleichheit von Vater und Sohn ausgeklammert. In der zweiten Formel von 357 n. Chr. werden die Begriffe "wesensgleich" und "wesensähnlich" abgelehnt und es wird betont, dass der Vater dem Sohn unähnlich sei. Von einigen Bischöfen wurde aber die Zustimmung zu dieser Formel verweigert, weil sie darin die Gottheit des Sohnes preisgegeben sahen. Sie konnten sogar Kaiser Konstantius für ihre Seite gewinnen, der in der dritten sirmischen Formel bestätigen ließ, dass der Sohn dem Vater in allem wesensähnlich sei. 359 n. Chr. entstand die vierte sirmische Formel. Sie bestand aus einer Ostsynode, in der der Begriff Wesen zurückgewiesen wurde und sie vertrat die Auffassung, dass der Sohn dem Vater in allem ähnlich sei nach der Schrift. Der Westen nahm dies nicht an, wurde aber zur Unterschrift genötigt. Nach einem dritten gemeinsamen Synodenteil wurde die vierte sirmische Formel verabschiedet, die von einer Gleichartigkeit von allem gemäß der Schrift sprach. Kaiser Konstantius setzte dies im ganzen Reich durch, und führte somit weg vom Glauben von Nizäa. Ein weiterer Synodenbeschluss verbietet weitere Formeln. Bischöfe, die Widerstand gegen die Beschlüsse leisteten wurden kurzerhand abgesetzt. Sowohl Bischof Athanasius und seine Anhängerschaft als auch der Papst unterschreiben diese Synode nicht. Somit glaubt die ganze Kirche arianisch.
      Ein weiteres Thema in den Synoden ist die Frage nach den Hypostasen. Die östlichen Bischöfe vertraten die Ansicht des einen Gottes, der sich in drei Personen unterscheiden lässt. Gegner waren Athanasius von Alexandrien und seine Anhänger, die die Einheit und Einzigkeit Gottes betonten. Dies beruhte auf einem Missverständnis, da der Begriff Hypostase gleich Wesen gesetzt wurde und somit keine drei Hypostasen existieren können, da es keine drei Götter gibt. Es kam somit im Jahr 343 n. Chr. zu einem deutlich Bruch zwischen der griechischen Ostkirche, die von drei Hypostasen ausging, und der lateinischen Westkirche, die von einem Wesen sprach. Wegen den sprachlichen Unterschieden, konnten sie sich nur schwer verständigen, was dazu führte, dass die zwar eigentlich beide das gleiche meinten, aber dennoch aneinander vorbeiredeten. Zu einer Einigung in diesem Streit verhalfen die drei Kappadokier: Basilius von Neocaesarea, der Kopf von den dreien, sein Bruder Gregor von Nyssa und Gregor von Nazianz. Die Theologie von Basilius half zur Aussöhnung zwischen den Begriffen Wesen und Hypostase, wobei er Wesen als das Gemeinsame und Hypostase als das Besondere einer göttlichen Person definierte. Somit ist die Möglichkeit gegeben, dass bei einem Wesen drei Hypstasen gegeben sind. Vom Wessen her sind alle drei gleich im Gottsein und sie unterscheiden sich in ihren Besonderheiten: Der Vater hat das Merkmal des Ungezeugtsein, der Sohn das des Gezeugtsein und der hl. Geist geht von beidem aus. Dies wurde vom lateinischen Westen übernommen, indem der Kaiser es als Reichsgesetz erlässt. Das Konzil von Nizäa wurde seit dem nicht mehr angefochten.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.