Trauern können

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Trauern können

      Trauer ist ja eigentlich was völlig Normales. Ich dacht immer, jeder kann das.
      Gerade im Erwachsenenalter müsst man das doch hinkriegen. Schließlich wächst man ja hinein und hat Vorbilder.

      Nun hab ich aber feststellen müssen, das ich das nicht kann. Aber man braucht doch Trauer um verarbeiten zu können, oder?

      Wie trauert ihr? Gibt es "angemessene" Formen?

      Sorry, ein bisschen wirr. Und passt vielleicht auch nicht hier her. Ich wusst aber nicht wohin. Und krieg grad nicht in Worte, was ich sagen will!
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • RE: Trauern können

      Ich bin mir nicht sicher, ob ich verstanden habe, um was es Dir geht:
      Willst Du sagen, daß Du keine Trauer über den Tod Deiner Mutter empfindest?
      Oder daß Du dieser Trauer nicht adäquat Ausdruck geben kannst?


      Und pfeif Dich nicht darum, ob Du im richtigen Unterforum bist mit Deinem Thema - diesbezüglich haben wir hier viel Schlimmeres anzubieten. ;)
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Die Form des Umgangs mit Trauer hat mit der Ursache der Trauer zu tun, finde ich. Im großen und Ganzen geht es doch aber schließlich um die Verdrängung selbiger. Bei mir schwankt es zwischen Ingnorieren und Positives aus den damaligen Momenten ziehen, an und in denen man gewachsen ist.

      @quigor: du wolltest sagen "diesbezüglich haben wir Schlimmes anzubieten"
      Irgendwie schreit das nach Meer...
      "Menschen definieren ihren Horizont als einen Kreis mit dem Radius 0, und nennen ihn ihren Standpunkt"

      Dieser Beitrag wird 1 mal editiert, das nächste Mal vom BND: Morgen, 08:15.
    • okay. Ich erzähl mal kurz.

      Ich hatte zu meiner Mutter keinerlei Verhältnis. Noch nie. Ich war von klein auf bei einer Zugehfrau und dann in einem Internat. Mein Vater lebt in USA, meine Mutter lebte in Australien. Meine Ferien hab ich bei meinen Großeltern verbracht. Klingt irgendwie schlimm, war es aber nicht. Meine Großeltern sind toll.

      Als ich dann gehört hab, dass meine Mutter krank ist, hatte ich vorallem Panik, dass an mich irgendwelche emotionalen Erwartungen gestellt werden. Schließlich hat man ja schon traurig zu sein, wenn die Mutter im Sterben liegt. Es ist nicht so, dass ich nichts gefühlt hab. Ich war sogar kurz traurig, aber eher deshalb, weil wir uns nie kennengelernt haben. Und ich war wütend. Sie hat mich ja schon im Stich gelassen. Genau wie mein Vater, den ich alle paar Monate mal sehe. Ihm war Arbeit auch immer wichtiger.
      Dann ist meine Mutter gestorben und ich war auch dabei, aber es war als würde eben ein Mensch sterben und naja, sonst nichts. Sie war 44 Jahre alt.
      Als ich letztes Jahr meinen Hund hab einschläfern lassen, war das bedeutend schlimmer für mich. (Verdammt, klingt das grausam)

      Auf der Beerdigung hab ich noch gesungen, weil sie das wollte. Das hat natürlich weh getan, aber an sich nicht wegen ihr, sondern mehr, weil ich gern noch soviel gesagt hätte zu ihr. Keine netten Dinge. Und wieder war da Wut. Meine ganze Verwandtschaft hat geweint und eben getrauert und ich hab das nicht hinbekommen. Ich hatte das Gefühl zu versagen.
      Nun ist es bei uns üblich, dass für eine Verstorbene Gedenkgottesdienste gehalten werden.
      Ich geh da auch hin und ich habe wieder gesungen und alle sitzen da und weinen und ich hab gedacht "Na, hier ist es aber kalt. Die Fenster gehören dringend renoviert". Allein, dass mir sowas in dem Moment einfällt, find ich erschreckend.

      Ausserdem erzählen alle Lügen über sie. Sie wurde schon auf der Beerdigung als nette, freundliche, liebevolle Person beschrieben. Aber das stimmt nicht. Sie war sehr erfolgsorientiert, kalt und egoistisch.

      Und naja, ich frag mich eben, ob meine Reaktion normal ist oder ob man anders trauern sollte. Warum kann meine Verwandtschaft ihr nachweinen und ich nicht? Ich hab schon Phasen, wo ich mal kurz traurig bin, aber die sind selten und ich trauer eher um verpasste Chancen als um sie als Mensch. Aber sie war ja meine Mutter, es wär doch nur richtig zu trauern.

      Und deshalb die Frage? Wie trauert ihr? Was ist normal?
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • Ich denke, angesichts Eurer gemeinsamen Geschichte, ist Deine Reaktion normal.

      Trauern und das Gefühl, noch unerledigte/ ungesagte Dinge zwischen sich und einem Verstorbenen zu haben, sind auch noch zwei verschiedene Paar Schuhe...

      Als meine Oma starb, freute ich mich. Sie hatte einen schweren Unfall und einige Jahre Krebs hinter sich und war die letzten Jahre permanent unter Morphium und hatte dennoch Schmerzen. Ich hatte sie sehr geliebt und dennoch konnte ich nicht wirklich trauern. Manchmal zweifelte ich an mir selbst, da ich dachte, dass ich ja trauern müsste. In Wirklichkeit hatte ich jedoch schon längst getrauert. 8 Jahre lang hat sie zum Sterben gebraucht. 8 lange Jahre, in denen ich schon häufig getrauert hatte, Stück für Stück verlor ich einen geliebten Menschen, der irgendwie anwesend war aber dann auch wieder ganz weit weg.

      Auch wenn zwischen Deiner Geschichte und meiner Geschichte der Unterschied besteht, dass meine Oma so gut wie nie für mich da sein konnte während Deine Mutter so gut wie nie für Dich da sein wollte... wir beide hatten bereits Jahre vor dem Tod genug Zeit zum Trauern.

      Jedoch bin ich ratlos, wie Du mit dem Ungesagten und Deiner Wut gegenüber Deiner Mutter umgehen kannst.


      wasserpanther
      Wasser findet seinen Weg.
    • @ Angsthase

      Ich denke, es liegt vor Allem daran, dass du sie vielleicht als Mensch gar nicht so gut kennengelernt hast, sodass sie für dich eine Fremde war.
      Hättet ihr euer Leben gemeinsam zusammen verbracht und nicht getrennt, wie du es beschrieben hast, hättest du vielleicht einen anderen Blick auf deine Mutter.
      So blieben mehr die negativen Erfahrungen im Vordergrund und du konntest sie nur
      auf ebenjene Weise sehen. Also war die Beerdigung möglicherweise für dich die einer fremden Person. Mit der du dich nicht identifizieren konntest.
      Wenn ein geliebter Mensch stirbt gehen einem viele Fragen durch den Kopf.
      Wie soll es weitergehen und wie soll ich mein Leben ohne diesen Menschen weiterverbringen? Und natürlich der Gedanke, dass sie weg ist und ob es jetzt für diesen Menschen eine weitere Form von Existenz gibt.
      Du fühlst dich alleine.

      Aber bei dir gab es ja wohl nichts um das du trauern konntest.
      Die Erlebnisse, das gemeinsame Lachen, die Verbindung zu diesem Menschen scheint ja nach deiner Aussage nicht dagewesen zu sein.
      Und natürlich kommt im Leben auch die Erfahrung hinzu. Geliebte Menschen verlassen einen und man kann nichts dagegen tun. Ich habe auch eine erschreckende Erfahrung gemacht, als innerhalb kürzester Zeit meine Großeltern und mein Wellensittich starben und ich nicht so weinen konnte wie ich wollte.
      Natürlich ist das mit deiner Geschichte überhaupt nicht zu vergleichen. Aber als mein Großvater starb fragte ich mich wer denn als Nächstes käme. Und ich konnte nicht mehr so weinen wie ich es konnte als mein Haustier starb. Ich weiß wie sich das anhört.
      Aber irgendwie kam die Gewöhnung dazu.
      Ich habe das hier nur geschrieben um zu zeigen, dass es Momente gibt, in denen man vielleicht nicht trauern kann.
      Manchmal versucht man ganz einfach zu verdrängen oder wie in deinem Fall es fehlt die direkte Verbindung, sodass du nicht mehr um sie trauern kannst als um jeden anderen sterbenden Menschen.

      Du bist nicht gefühllos, denn du machst dir Gedanken darüber ob du gefühllos bist.
      Mea Culpa: "Ich glaube, du bist von uns Beiden der mit den vielen Ideen..."
      Lord Syn: " Und du der, der sie nicht umsetzt!"
    • Original von Angsthase
      Ich hatte zu meiner Mutter keinerlei Verhältnis. Noch nie. Ich war von klein auf bei einer Zugehfrau und dann in einem Internat. Mein Vater lebt in USA, meine Mutter lebte in Australien. Meine Ferien hab ich bei meinen Großeltern verbracht. Klingt irgendwie schlimm, war es aber nicht. Meine Großeltern sind toll.

      Als ich dann gehört hab, dass meine Mutter krank ist, hatte ich vorallem Panik, dass an mich irgendwelche emotionalen Erwartungen gestellt werden. Schließlich hat man ja schon traurig zu sein, wenn die Mutter im Sterben liegt. Es ist nicht so, dass ich nichts gefühlt hab. Ich war sogar kurz traurig, aber eher deshalb, weil wir uns nie kennengelernt haben. Und ich war wütend. Sie hat mich ja schon im Stich gelassen. Genau wie mein Vater, den ich alle paar Monate mal sehe. Ihm war Arbeit auch immer wichtiger.
      Dann ist meine Mutter gestorben und ich war auch dabei, aber es war als würde eben ein Mensch sterben und naja, sonst nichts. Sie war 44 Jahre alt.

      Ja, ich habe jetzt eine gute Vorstellung von der Intensität eurer emotionalen Beziehung.

      Als ich letztes Jahr meinen Hund hab einschläfern lassen, war das bedeutend schlimmer für mich. (Verdammt, klingt das grausam)

      Sorry, aber das klingt nicht grausam, sondern erstens ehrlich und zweitens normal und gesund.
      Betrachte es als Beweis dafür, daß Du durchaus fähig zum Aufbau einer emotionalen Bindung bist, so die entsprechenden Voraussetzungen gegeben sind.

      Auf der Beerdigung hab ich noch gesungen, weil sie das wollte. Das hat natürlich weh getan, aber an sich nicht wegen ihr, sondern mehr, weil ich gern noch soviel gesagt hätte zu ihr. Keine netten Dinge. Und wieder war da Wut.

      Mhm, das kann ich mir gut vorstellen. Und wiederum bin ich der Ansicht, daß Deine Reaktion als ein Anzeichen geistiger Normalität zu werten ist.

      Meine ganze Verwandtschaft hat geweint und eben getrauert und ich hab das nicht hinbekommen. Ich hatte das Gefühl zu versagen.
      Nun ist es bei uns üblich, dass für eine Verstorbene Gedenkgottesdienste gehalten werden.
      Ich geh da auch hin und ich habe wieder gesungen und alle sitzen da und weinen und ich hab gedacht "Na, hier ist es aber kalt. Die Fenster gehören dringend renoviert". Allein, dass mir sowas in dem Moment einfällt, find ich erschreckend.

      Erschreckend finde ich eher, daß Du Dir nicht nur dieses Theater antun mußt, sondern dabei auch noch tiefgefroren wirst.
      Zu Deinem 'Versagen': Worum zur Hölle solltest Du eigentlich trauern? Es ist doch exakt so, wie Du es selbst geschrieben hast: Es ist ärgerlich, daß Du keine Gelegenheit hattest, ihr mitzuteilen, was Du von ihrer Auffassung von mütterlicher Liebe und Brutpflege eigentlich hältst, aber damit hat es sich auch schon.

      Ausserdem erzählen alle Lügen über sie. Sie wurde schon auf der Beerdigung als nette, freundliche, liebevolle Person beschrieben. Aber das stimmt nicht. Sie war sehr erfolgsorientiert, kalt und egoistisch.

      Klar, de mortuis nil nisi bene. :rolleyes:
      Ich kenne das. Weißt Du, was meine Standardantwort auf solche verlogenen Tiraden immer war? "Er / sie war ein Engel. Punkt." Das verdutzt die vermaledeiten Lügner dermaßen, daß sie dann wenigstens ihren blöden Schnabel halten - weil sie eine derartige Bewertung beim besten Willen nicht mehr toppen können und ihnen außerdem die Diskrepanz zur sehr wohl bekannten Realität dann blitzartig vor Augen steht. Probiere es einmal aus, ich kann die Methode empfehlen: Man steht tadellos da und braucht sich das 'ver-rückte' Gesülze nicht mehr anzuhören.

      Und naja, ich frag mich eben, ob meine Reaktion normal ist oder ob man anders trauern sollte.

      Nein, als intelligente Frau fragst Du Dich das hoffentlich nicht wirklich.

      Warum kann meine Verwandtschaft ihr nachweinen und ich nicht?

      Zwei, nein, drei Erklärungsansätze:
      1. Sie sind eine verlogene Brut, die den Usancen folgt.
      2. Sie sind schockiert, daß man mit 44 stirbt... wer weiß, der nächste sind sie vielleicht selbst.
      3. Sie haben bessere Erfahrungen mit ihr gemacht als Du - vergiß nicht, sie hatten immerhin nicht das ausgesprochene 'Vergnügen', ihr Kind zu sein!
      Bei dieser Gelegenheit: In ihrem Heimatort wird mindestens ein Drittel der Bevölkerung aufrichtig traurig sein, wenn meine Erzeugerin über den Jordan geht - und ich gehöre nicht dazu.

      Ich hab schon Phasen, wo ich mal kurz traurig bin, aber die sind selten und ich trauer eher um verpasste Chancen als um sie als Mensch.

      Ich gratuliere Dir zu korrekter Selbstbeobachtung und geistiger Gesundheit.

      Aber sie war ja meine Mutter, es wär doch nur richtig zu trauern.

      Wollen wir mal darüber sprechen, was alles 'richtig' gewesen wäre für eine Rolle als Mutter?
      Oder bist Du der Ansicht, die biologische Tatsache des Werfens qualifiziert sie dazu, von Dir heiß geliebt und tief vermißt zu werden, was auch immer nach besagtem Werfen passiert sein mag?

      Und dann gibt es hier noch etwas, das Dir Wasserpanther geschrieben hat, auf das ich eingehen möchte:

      Original von wasserpanther
      Auch wenn zwischen Deiner Geschichte und meiner Geschichte der Unterschied besteht, dass meine Oma so gut wie nie für mich da sein konnte während Deine Mutter so gut wie nie für Dich da sein wollte... wir beide hatten bereits Jahre vor dem Tod genug Zeit zum Trauern.

      Das ist richtig. Allerdings kann sich diese Trauer nicht darauf beziehen, daß Du Deine Mutter verloren hast - sondern eher darauf, daß Du sie in dieser Funktion nicht gehabt hast, weil Madame andere Interessen hatte.
      Wenn Du also das Gefühl hast, daß Trauer angebracht wäre, dann trauere bitte um Dich - vor allem um das Kind, das Du warst, und das mit Sicherheit nicht entzückt war über die 'liebevolle Herzlichkeit' seiner Frau Mama.
      Einen anderen Grund zur Trauer sehe ich hier nicht.
      Und ich spreche Dir noch einmal mein Beileid aus. Und zwar zu Deiner Mutter, nicht zu ihrem Tod.
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Danke euch allen! Ich glaub, ich hab nur mal wen gebraucht, der mir gewaltig den Kopf wäscht.
      Manchmal vergisst man, dass man nicht so sein muss, wie man glaubt sein zu müssen.

      @Quigor: Hat Trauer auch eine Funktion?
      Wird da irgendwas im Körper ausgeschüttet?
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • Liebe Angsthase,

      bisher habe ich in diesem Forum noch nichts gepostet, nur gelesen.
      Aber beim Lesen von Deinem Thread sind mir einfach Worte zuvorderst.
      (Übrigens auch zu Deinen interessanten Ausführungen zur Bibel...vielleicht begegnen wir uns da wieder ;) ).

      Da ich Ende Oktober meinen mir sehr lieben Bruder an Krebs verloren habe, ist mir das Thema Trauern noch sehr nahe, da ich noch drin bin.

      Bei Dir aber liegt die Sachlage nun etwas anders, wie ich aus Deiner Geschichte herauslesen kann.

      Ich würde auch sagen, dass Deine Reaktion aufgrund Deiner Lebensgeschichte absolut normal und nachvollziehbar ist.
      Ich sehe da eine Parallele zu einem Ereignis in meinem eigenen Leben: Den Tod meines Grossvaters.
      Dieser hat mich auf äusserst "kreative" Weise missbraucht. Allerdings waren die Erinnerungen zeitweise verschüttet durch Verdrängung.
      Als er dann starb, stand ich an seinem Grab, und fühlte nix. Rein nichts. Und ich fragte mich, welchen Bezug ich eigentlich zu diesem Menschen hatte.
      Der Rest der Verwandtschaft trauerte, und mir war jegliches solches Gefühl fremd. Ich kam mir vor wie im falschen Film.

      Letztendlich trauerte ich über ein Jahrzent später doch um ihn. Aber nicht, wegen unserer Beziehung, sondern wegen all dem, was unsere Beziehung hätte sein können und nie war.
      Und wegen dem Menschen , den er selbst hätte sein können und nicht war.

      Noch heute bin ich die einzige in der Verwandtschaft, die keine Trauer um sein Fehlen fühlt.

      Ich wünsche Dir, dass Gott Dir hilft, zu sehen, dass Du auch nicht traurig sein musst, wenn Du es nicht bist.
      Du musst das nicht. Es ist, so wie es ist.
      Und ja - trauere um das, was nicht war. Das ist vielleicht eine Gelegenheit, die Du jetzt wahrnehmen kannst, um zu reifen und weiterzugehen.

      Von daher kann dies durchaus in dem Sinne einen Nutzen für Dich haben.
      Trauere so, wie es Dir angemessen ist, um Dinge, die Dir angemessen sind, und lass Dir von niemandem sagen, was Du zu fühlen habest.

      Ich bin zwar nicht quigor, aber aus eigener Erfahrung würde ich sagen, dass Trauern sehr wohl eine psychische wie auch körperliche Funktion hat.
      Ob das nun einfach Gefühle sind, die Einfluss auf unser seelisches und körperliches Wohlbefinden haben, oder die Hormone, die bei Tränen ausgeschüttet werden (soviel ich weiss, werden in der Tränenflüssigkeit Stresshormone abgeführt) - es verändert und bewegt sich innerlich dadurch etwas.
      Das auch Einfluss hat auf unsere Muskeln z.B. (Verspannungen können sich lösen etc.).

      Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft, zu Dir und Deinen persönlichen Gefühlen und "Nichtgefühlen" zu stehen! :)

      Alles Gute wünscht Adlerauge ;)

      PS: Huch, ich wusste gar nicht, dass ich diese Signatur angehängt habe? Nutze die Möglichkeiten....interessant! Hab ich das wirklich hingesetzt? Naja....passt schon! :D
      Nutze die Möglichkeiten.....

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Adlerauge ()

    • Hoffentlich stirbt meine Oma bald.
      Vorhin hatte der Pfleger angerufen... so langsam wird's greifbar nahe. Und sie will auch gar nicht mehr. Aber darum geht's nicht.

      Mir ist heute bewusst geworden, wie groß mein Zorn, mein Hass und meine Wut ist. Ich kenne keinen Menschen, den ich mehr hasse. Einfach unbeschreiblich, was mein Klavierspiel mir offenbart hat. Da bekamen
      Rachmanninov Preludes, op. 32 nos. 5 und
      Valse Triste von Jean Sibelius
      eine ganz andere Bedeutung. Von Melancholie keine Spur. Nur all die Jahre habe ich gelernt meine Emotionen ihr gegenüber zu unterdrücken, weil sie ja ein Familienmitglied ist. Pah! Sie verdient den Titel "Oma" gar nicht. Ich hasse sie. Ich hasse sie abgrundtief. Ich war beim Klavierspiel aufgrund ihres nahen Todes so euphorisch und spürte einen Hauch von Freiheit, habe mich regelrecht in Trance gespielt.

      Und dann kam noch mehr hoch. Ich hätte kotzen können. Ich habe geheult und geflucht, ihr elendiges Verrecken gewünscht. 27 Jahre lang habe ich versucht, irgendwie mit ihr auszukommen. Aber ich hatte nie eine Chance. Sie wollte nicht, dass meine Eltern ein zweites Kind bekommen. Sie hat schon vor meiner Geburt alles mögliche versucht, um diese zu verhindern. Doch da war ich, der lebende Beweis ihres Kontrollverlustes über das Leben meines Vaters. Noch nicht einmal ihren Familiennamen hat sie mir gegönnt. DAS ist keine {ihr Name}, das ist eine {Geburtsnahme meiner Mutter}.

      Eigentlich dachte ich, ich hätte mich in den letzten Jahren schon zu genüge von ihr distanziert - aber dies war wohl nur ein Wunsch. Ich bedaure, dass ich mich so zivilisiert ihr gegenüber verhalten habe, IHR gegenüber, einem egoistischen, arroganten Miststück, bar jedes Anstandes in zwischenmenschlichen Beziehungen!!! Ich bin auch nicht die Einzige, der sie zugesetzt hat. Ich hätte nicht wenig Lust, ihr all das Gift, welches sie mir jahrelang verabreicht hat nun ins Antlitz zu speien! Beim besten Willen, ich finde keine einzige Situation, in der sie nicht Gift versprüht hätte. Keine einzige positive Situation. Dies ist schon erbärmlich.

      Wenn ich die Sache nicht endlich mal hinter mich lassen wollte, ich würde ihr einen elenden langen qualvollen Tod wünschen. Sie ist ja schon nur noch ein verwesender Kadaver. Vor einer Woche war das letzte Mal ein Chirurg da und hat ihr das nekrotische Gewebe vom Leib geschnitten.
      Aber so wünsche ich mir, dass sie einfach schnell stirbt. Schnell weg mit dieser XXX (mein letztes Fünkchen Anstand gebietet mir, den halbwegs passenden Begriff nicht zu schreiben).

      Aber nein, dies ist mir ja nicht vergönnt. Der Pfleger hat den Notarzt gerufen und dieser bestand darauf, sie ins Krankenhaus einzuweisen. Da sie kaum noch ansprechbar war und sie alle Versuche meiner Eltern mit ihr rechtzeitig ein Patiententestament zu verfassen blockiert hatte ("Ihr wißt ja, was ich will."), gab es auch keine Möglichkeit den Arzt an seinen "lebensrettenden" Maßnahmen zu hindern. Welch ein Hohn! Dies ist nun schon das dritte Mal, dass sie sich soweit runterhungert und so wenig trinkt, bis sie kurz vorm Kreislaufversagen ist. Bisher wurde sie jedesmal wieder im Krankenhaus aufgepeppelt und als sie wieder "klar" im Kopf war, ist sie stets auf eigenen Wunsch nach Hause, um wieder auszutrocknen.
      Ein klarer Fall von Erpressung: Sie will bei meinen Eltern einziehen und dort gepflegt werden und solange sich meine Eltern weigern, verweigert sie zu Essen und zu Trinken.
      Mein Vater hat schon versucht ihr zu erklären, dass er sich auf diese Erpressung nicht einlassen wird. Daraufhin meinte sie nur ganz kühl: "Du kannst mir ja nicht einfach beim Sterben zusehen." Dummer Weise hat sie Recht, "einfach" ist es nicht.


      Diese "Oma" hat mehrfach vor meiner Geburt gefordert, "Mach das weg!"
      Diese "Oma" hat mir nach meiner Meningitis als Kind auf "Oma, stell dir vor, daran hätte ich sterben können" gesagt "Besser wär's gewesen."

      Nun sage ich "Dieses Biest hat lange genug das Antlitz dieser Erde verpestet! Lasst sie verrecken!"


      Sorry, mir kommt grad' einfach alles hoch.
      wasserpanther
      Wasser findet seinen Weg.
    • Guten Morgen,

      Ja der liebe Tod, gut an der Trauer ist, daß hinterher weitergelebt werden kann.
      Ich hab mir auch mal die Trauer versagt was sich übelst gerächt hat, 10 Jahre hab ich die nicht eingestandene Wut über den Tod meines Vaters mit mir rumgeschleppt.

      Dann mit dem Tod erneut konfrontiert hat s mich fast den Verstand gekostet.
      Ich hab das Thema für mich aufgearbeitet, seitdem ist Ruhe, und ich gestatte mir Wut und Trauer.

      Beim Tod meiner Großeltern, es waren nur noch drei, da konnte ich gleich trauern und dann loslassen, ich glaube das ist der Sinn der Trauer jemanden der einen Lebensabschnitt mit mir teilte in Frieden ziehen zu lassen.

      Ich kenne viel Leutz die ihre guten oder auch bescheidenen Verhältnisse zu nicht mehr Lebenden durch Briefe aufarbeiten, die sie ihren Vätern und Müttern schreiben.

      Oder ein Buch schreiben um zu verarbeiten. Trauer ist nichts anderes als verarbeiten für mich.

      Also ich fühle mich nicht schuldig wenn die Intensität meiner Trauer bei meiner Katze größer ist als bei einem Menschen.
      Auch meine Trauer über den Verlust eines geliebten Baumes, der mir nahe stand, ist doch völlig legitim.

      Trauer und Freude, wenn sie bewußt im Leben ihren Platz haben, sind einfach ganz elementare Gefühle und gehören dazu.
      Wer will denn Freude und Trauer messen?

      Alte
    • @ alte

      Ich glaube, bei besagter Oma werde ich nicht Trauern, im Sinne von "traurig sein". Verarbeiten, ja verarbeiten werde ich. So viel Schund ist mir die letzte Nacht hochgekommen, soviel Verdrängtes... nur weil ihr Tod konkreter wurde.
      Ja, verarbeiten werde ich. Traurig sein, wohl nur wegen all meiner vergeblich investierten Kraft, wegen all meinen vergeblichen Bemühungen, wegen all den Situationen, in denen ich mich nicht gewehrt habe. Trauern um die Hoffnung, es könne irgendwann noch mal was nettes von ihr kommen, diese Hoffnung stirbt nun.
      Freuen werde ich mich. Freuen, dass es vorbei ist. Freuen, dass eine Front, wo immer wieder um Freiheit gekämpft wurde, wegfällt. All meine Bemühungen die Distanz zu schaffen, die ich bräuchte, sind gescheitert, da sie ja weiterhin mit meiner Familie ihre Spielchen spielt. Wenn nun mein Vater oder meine Schwester mal wieder wegen ihren Aktionen am Rad drehen, dann ist dies da, es ist spürbar und es macht dann auch keinen Unterschied mehr, ob ich mir den von ihr fabrizierten Mist anhöre oder nicht, denn die Auswirkungen betreffen in jedem Fall auch mein Leben.
      Hoffentlich ist es bald vorbei.


      wasserpanther
      Wasser findet seinen Weg.
    • Der Vater meiner Mutter war ein Tyrann. Als er gestorben war, haben wir (seine Familie) ihn alle zusammen begraben. Niemand hat wohlwollende Reden geführt. Niemand hat geweint. Wir haben uns mit ihm auseinandergesetzt als er noch gelebt hat. Zum Glück haben wir das zusammen getan. Dadurch war keine Wut und keine Ohnmacht mehr übrig. Und als er starb, war er einfach nur - gewesen.
      Ich denke gerade wieder an ihn und ich erinnere mich an die guten Momente mit ihm - die gab es - und ich erinnere mich an die schlimmen Momente. Ein wenig traurig bin ich, dass er ganz allein war, die letzten Jahre seines Lebens - ein Wolf mit gezogenen Zähnen - und allein, als er gestorben ist.
    • Nun, ich denke, hier haben eigentlich alle das gesagt, was ich auch sagen würde.

      Du kannst trauern. Das hast du ja bei deinem Hund bewiesen! Nur, weil sie deine biologische Mutter ist, heißt das nicht, daß du sie auch lieben mußt wie man für gewöhnlich seine Mutter liebt. Die Liebe kommt nämlich über die emotionale Bindung durch den täglichen Umgang und nicht über die Gene!

      Für dich war sie wirklich jemand fremdes, sogar jemand, der dich im Stich gelassen hat. So jemanden mußt du nicht lieben, auch wenn es deine Mutter ist. Und das klingt für mich auch nicht grausam sondern eigentlich völlig normal.
      +++ Rege Satanas! +++
      +++ Ave Satanas! +++
      +++ Heil Satan! +++
    • meine erste reaktion auf den tod geliebter/geachteter menschen ist immer lachen...
      klingt bescheuert und ziemlich hysterisch ich weiß
      aber die heulerei kommt hinterher - naja, ganz nach der art des todes selbst
      am bedauerlichsten sind natürlich unfälle oder so
      und wegen dem alter, isses eher wie ein abschied -
      der tod gehört nun mal zu der ganzen show hier
    • meiner meinung nach gibt es auch keine angemessene oder unangemessene art zu trauern. jeder tut es auf seine weise. aber ja, ich finde es ist wichtig dass man es irgendwie "zulässt". natürlich spreche ich nur von fällen in denen man jemand geliebtes verloren hat. wenn die verlorene person einem, aus welchen grund auch immer nicht so nah war, warum "muss" man dann trauern? unsinn...
      *live and let die* :P
    • Original von beckymaus
      meiner meinung nach gibt es auch keine angemessene oder unangemessene art zu trauern. jeder tut es auf seine weise. aber ja, ich finde es ist wichtig dass man es irgendwie "zulässt". natürlich spreche ich nur von fällen in denen man jemand geliebtes verloren hat. wenn die verlorene person einem, aus welchen grund auch immer nicht so nah war, warum "muss" man dann trauern? unsinn...


      Unsinn? Nein, das sicher nicht. Es ist nie unsinnig seine eigenen Verhaltensweisen zu überdenken und einzuordnen..manchmal ist es sogar nötig, beckymaus!

      An alle anderen:

      Vielen Dank! Danke fürs Zuhören und fürs "Kopf zurecht rücken"
      Hat mir sehr geholfen.

      Wapa, dir wünsch ich, dass es hoffentlich wirklich bald vorbei ist.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Angsthase ()

    • Es ist nicht unsinnig, über sein Verhalten nachzudenken, das ist richtig. Aber ich tendiere hier doch stark dazu, beckymaus recht zu geben, daß es unsinnig ist, jemandem nachzutrauern, zu dem man keine großartigen Gefühle hatte.

      Gut, in deinem Fall war es deine Mutter (biologisch), aber sie war nie wirklich deine Mutter (emotional). Das kann einen natürlich sehr verwirren, ja!

      Aber am Ende ist es eben doch die gleiche Sache! Sie war letzenendes eine Fremde, zumindest war sie keine enge Vertraute. ^^
      +++ Rege Satanas! +++
      +++ Ave Satanas! +++
      +++ Heil Satan! +++