Guten Morgen.
Heute habe ich nicht geschlafen. Ich war einfach wach. Dann wurde ich von meinem Freund angeschrieben. Ich habe mich sehr gefreut. Wir haben etwas geredet. Aber dann wurde ich sauer.
Warum ich sauer wurde? Weil er unser Bildungssystem auf's schärfste kritisierte und die neuen Bildungsreformen gut hieß. Nicht wirklich sauer aber ein wenig verwundern tut mich das schon, da ich eigentlich mit meiner Meinung, die komplett gegensätzlich zu seiner ist, eigentlich immer auf positives "Feedback" gestoßen bin.
Obwohl es einen solchen Thread schon gibt, habe ich mich entschlossen aufgrund jenes aktuellen Ereignisses die Diskussion erneut aufzuwühlen. Zwar war der andere Thread sehr amüsant und schmeckte auch ein wenig nach guter alter Zeit, aber dennoch ist mir der Kern der Diskussion schon auf der zweiten Seite verloren gegangen und einige wichtige Fragen wurde gar nicht beantwortet.
Ich möchte mich in diesem Thread besonders mit folgenden drei Fragestellungen auseinandersetzen:
- Was ist Aufgabe der öffentlichen Schulen?
- Ist dazu eine Vermittlung von Spezialisierung oder von Grundwissen dienlicher?
- Erfüllt unser derzeitiges Bildungssystem diese Kritierien?
Dazu vielleicht erstmal ein paar Informationen, soweit sie mir bekannt sind. Meine Informationen beziehe ich auch nur aus Informationsveranstaldungen und Lehrergesprächen, weshalb ich auf die absolute Richtigkeit keinen Anspruch erhebe:
Das deutsche Schulsystem war vor gar nicht langer Zeit in drei Etappen aufgeteilt. Die Schulpflicht beginnt mit dem sechsten Lebensjahr und mit einer vier jährigen Schulausbildung, der Grundschule.
Die Grundschule beschäftigt sich meiner Meinung nach in erster Linie mit den Grundfaktoren, die natürlich zum Erlernen von Wissen notwendig sind: Lesen, Schreiben, Rechnen und nicht zu vergessen soziale Kompetenz und heutzutage auch nicht außer acht zu lassen: die deutsche Sprache. Darauf folgte eine zweijährige Orientierungsstufe, die schon damals quasie als Platzhalter angelegt wurde, um den danach potenziell dreigeteilten Bildungsweg des Schülers zu bestimmen. Im Grund werden nur in der Grundschule gelernte Fähigkeiten erweitert. Beispielsweise das Sprachbewusstsein um eine Fremdsprache. Rechnen wird Mathematik genannt und man ließt Schulbücher statt Fibeln. Nach diesen zwei Jahren wird eine Empfehlung des Klassenlehrers für den weiteren Schulverlauf bestimmt: Haupt-, Realschule oder Gymnasium.
Die Hauptschule endet nach dem 9ten Schuljahr. Wegen der in Deutschland herrschenden 10jährigen Schulpflicht ist nach dem Hauptschulabschluss allerdings noch eine einjährige Ausbildung obligatorisch. Die Realschule umfasst 10 Schuljahre und das Gymnasium 13. Zu dem Unterschied der Schulformen kann ich nicht viel sagen, da ich nur eine besuch(t)e, allerdings wird wohl der gleiche Grundstoff vermittelt und je nach höherer Schulform geht es mehr in die Tiefe. Ab dem 11ten Schuljahr findet eine Spezialisierung statt.
Seit letztem Schuljahr machte das Kultusministerium die letzte Änderung des Schulmodells offiziell. Diese Änderungen waren zum einen das erneute Abschaffen der Orienterungsstufe, sodass die Einteilung in die drei Schulformen schon nach der Grundschule stattfindet, zum anderen die Verkürzung der Schulzeit des Gymnasiums auf 12 Jahre mit Einführung des Zentral-Abiturs (noch nicht in allen Bundesländern vollständig durchgesetzt) und zu guter letzt die Umstrukturierung der Oberstufe (Schuljahr 12 und 13) in den deutschen Gymnasien.
Ich werde noch kurz die Umstrukturierung der Oberstufe anschneiden. Wer selbst betroffen ist oder bescheid weiß, kann es ja gerne überspringen. <:
Die Umstrukturierung ist in gewisser Weise lediglich ein Verlagern des Schwerpunktes auf Allgemeinbildung. Es heißt, eine Schule soll mit dem Abitur eine Allgemeinbildung mitgeben, die zum Studium jedes Fachgebietes ausreicht. Früher war die Oberstufe ein Stück mehr aus Spezialisierung ausgelegt: Man konnte Leistungskurse wählen und relativ viele Fächer musste man gar nicht mehr besuchen. Heute gibt es zwar auch noch Leistungskurse (Schwerpunktfächer), aber man muss sich zusätzlich in 2 anderen Fächern (insgesamt 5) prüfen lassen, in denen mindestens einmal ein Fach aus den drei Themengebieten (Sprachlich, Naturwissenschaftl., Gesellschaftswissenschaftl.) vorhanden sein muss. Ich denke, das war's erstmal.
Zum ersten: Was soll uns die Schule überhaupt vermitteln?
Soll die Schule den Schüler zu einem kritischen Menschen ausbilden oder einfach nur zu einem Menschen, der dem Staat dienlich ist? Ich tendiere mittlerweile eher zu ersterem Modell, dass die Schule die Aufgabe hat einen reflexiven Menschen zu formen, der zu dem noch die bestmöglichen autodidaktischen Fähigkeiten aufweist.
In erster Linie klingt das natürlich nach dem bestmöglichen Wissen in möglichst vielen Themengebieten, ergo Allgemeinbildung. Allerdings sehe ich diesen Vorgang der Allgemeinbildung schon spätestens nach der zehnten Klasse abgeschlossen. Danach macht die Beschulung, wie Ben in dem anderen Thread schon sagte, einfach keinen Sinn mehr, wenn kein Interesse mehr ander Materie vorhanden ist. Deswegen denke ich, ist die Spezialisierung immer gewichtiger, je länger die Schullaufbahn ist. Und ab der 11ten Klasse zwingendst notwendig. Zum einen aufgrund des späteren Nutzen, der viel größer ist, wenn man von vorne herein auf seinen Beruf bzw. sein Interessengebiet vorbereitet wird, zum anderen auch, weil es die Neugierde ungemein fördert. Wird man in einem Fach von persönlichen Interesse gefördert und erlebt Erfolgserlebnisse, wird man auf den Gedanken kommen: Hey, Lernen und Verstehen ist 'ne geile Sache. Wenn ich hingegen noch 3 Jahre nach der endgültigen geistigen Blockade mit den hisigen Bodenkulturen zwangs-beschult werde, werde ich dem Wissen schnell überdrüssig.
Wie macht sich unser Schulsystem unter diesen Kriterien? Meiner Meinung nach nicht schelcht, aber aus mir unergründlichen Erklärungen verschlechtern wir uns stetig. Die Abschaffung der Orientierungsstufe war sinnig, denn bis auf die Erfahrung, dass man schnell wegen (relativer) Intelligenz ausgegrenzt wird hat sie mir wenig gebracht, was mir nicht auch in dem jetzigen Weg geboten würde. Die Kürzung um ein Schuljahr ist ohne weiteres ebenfalls vertretbar, da die 11te Klasse in viel zu viel Zweit viel zu wenig Stoff vermittelt. Hingegen die neuste Änderung, ist völliger Schwachsinn in meinen Augen. Wir entfernen uns noch mehr der Spezialisierung durch die Vermittlung von schwammigen Einheitsbrei. Ich denke, meine Meinung ist unterschwellig schon in der Erläuterung ganz gut rüber gekommen und ich will auch nicht noch mehr langweilen, deswegen fasse ich mich kurz: Die Änderung des Schulsystems ist für mich eher die Distanzierung der edlen Philosophie nach denen unsere Schulden derzeit aufgebaut sein sollen: Der Lehren von Kritikfähigkeit, auch an dem Staat. Die vermehrte Allgemeinbildung ist doch eher eine Vorbereitung auf die Unfähigkeit Arbeitsplätze zu sichern nach dem Motto. Der neue Mensch muss min einmal seinen Beruf komplett wechseln, also lehren wir den mittleren Weg. Beamte halt.
Naja, falls jemand Lust hat, sich das anzutun, kann er ja darauf antworten. Ich hoffe es ist nur zu wirr, ich habe heute nach, wie gesagt, nicht geschlafen.
Heute habe ich nicht geschlafen. Ich war einfach wach. Dann wurde ich von meinem Freund angeschrieben. Ich habe mich sehr gefreut. Wir haben etwas geredet. Aber dann wurde ich sauer.
Warum ich sauer wurde? Weil er unser Bildungssystem auf's schärfste kritisierte und die neuen Bildungsreformen gut hieß. Nicht wirklich sauer aber ein wenig verwundern tut mich das schon, da ich eigentlich mit meiner Meinung, die komplett gegensätzlich zu seiner ist, eigentlich immer auf positives "Feedback" gestoßen bin.
Obwohl es einen solchen Thread schon gibt, habe ich mich entschlossen aufgrund jenes aktuellen Ereignisses die Diskussion erneut aufzuwühlen. Zwar war der andere Thread sehr amüsant und schmeckte auch ein wenig nach guter alter Zeit, aber dennoch ist mir der Kern der Diskussion schon auf der zweiten Seite verloren gegangen und einige wichtige Fragen wurde gar nicht beantwortet.
Ich möchte mich in diesem Thread besonders mit folgenden drei Fragestellungen auseinandersetzen:
- Was ist Aufgabe der öffentlichen Schulen?
- Ist dazu eine Vermittlung von Spezialisierung oder von Grundwissen dienlicher?
- Erfüllt unser derzeitiges Bildungssystem diese Kritierien?
Dazu vielleicht erstmal ein paar Informationen, soweit sie mir bekannt sind. Meine Informationen beziehe ich auch nur aus Informationsveranstaldungen und Lehrergesprächen, weshalb ich auf die absolute Richtigkeit keinen Anspruch erhebe:
Das deutsche Schulsystem war vor gar nicht langer Zeit in drei Etappen aufgeteilt. Die Schulpflicht beginnt mit dem sechsten Lebensjahr und mit einer vier jährigen Schulausbildung, der Grundschule.
Die Grundschule beschäftigt sich meiner Meinung nach in erster Linie mit den Grundfaktoren, die natürlich zum Erlernen von Wissen notwendig sind: Lesen, Schreiben, Rechnen und nicht zu vergessen soziale Kompetenz und heutzutage auch nicht außer acht zu lassen: die deutsche Sprache. Darauf folgte eine zweijährige Orientierungsstufe, die schon damals quasie als Platzhalter angelegt wurde, um den danach potenziell dreigeteilten Bildungsweg des Schülers zu bestimmen. Im Grund werden nur in der Grundschule gelernte Fähigkeiten erweitert. Beispielsweise das Sprachbewusstsein um eine Fremdsprache. Rechnen wird Mathematik genannt und man ließt Schulbücher statt Fibeln. Nach diesen zwei Jahren wird eine Empfehlung des Klassenlehrers für den weiteren Schulverlauf bestimmt: Haupt-, Realschule oder Gymnasium.
Die Hauptschule endet nach dem 9ten Schuljahr. Wegen der in Deutschland herrschenden 10jährigen Schulpflicht ist nach dem Hauptschulabschluss allerdings noch eine einjährige Ausbildung obligatorisch. Die Realschule umfasst 10 Schuljahre und das Gymnasium 13. Zu dem Unterschied der Schulformen kann ich nicht viel sagen, da ich nur eine besuch(t)e, allerdings wird wohl der gleiche Grundstoff vermittelt und je nach höherer Schulform geht es mehr in die Tiefe. Ab dem 11ten Schuljahr findet eine Spezialisierung statt.
Seit letztem Schuljahr machte das Kultusministerium die letzte Änderung des Schulmodells offiziell. Diese Änderungen waren zum einen das erneute Abschaffen der Orienterungsstufe, sodass die Einteilung in die drei Schulformen schon nach der Grundschule stattfindet, zum anderen die Verkürzung der Schulzeit des Gymnasiums auf 12 Jahre mit Einführung des Zentral-Abiturs (noch nicht in allen Bundesländern vollständig durchgesetzt) und zu guter letzt die Umstrukturierung der Oberstufe (Schuljahr 12 und 13) in den deutschen Gymnasien.
Ich werde noch kurz die Umstrukturierung der Oberstufe anschneiden. Wer selbst betroffen ist oder bescheid weiß, kann es ja gerne überspringen. <:
Die Umstrukturierung ist in gewisser Weise lediglich ein Verlagern des Schwerpunktes auf Allgemeinbildung. Es heißt, eine Schule soll mit dem Abitur eine Allgemeinbildung mitgeben, die zum Studium jedes Fachgebietes ausreicht. Früher war die Oberstufe ein Stück mehr aus Spezialisierung ausgelegt: Man konnte Leistungskurse wählen und relativ viele Fächer musste man gar nicht mehr besuchen. Heute gibt es zwar auch noch Leistungskurse (Schwerpunktfächer), aber man muss sich zusätzlich in 2 anderen Fächern (insgesamt 5) prüfen lassen, in denen mindestens einmal ein Fach aus den drei Themengebieten (Sprachlich, Naturwissenschaftl., Gesellschaftswissenschaftl.) vorhanden sein muss. Ich denke, das war's erstmal.
Zum ersten: Was soll uns die Schule überhaupt vermitteln?
Soll die Schule den Schüler zu einem kritischen Menschen ausbilden oder einfach nur zu einem Menschen, der dem Staat dienlich ist? Ich tendiere mittlerweile eher zu ersterem Modell, dass die Schule die Aufgabe hat einen reflexiven Menschen zu formen, der zu dem noch die bestmöglichen autodidaktischen Fähigkeiten aufweist.
In erster Linie klingt das natürlich nach dem bestmöglichen Wissen in möglichst vielen Themengebieten, ergo Allgemeinbildung. Allerdings sehe ich diesen Vorgang der Allgemeinbildung schon spätestens nach der zehnten Klasse abgeschlossen. Danach macht die Beschulung, wie Ben in dem anderen Thread schon sagte, einfach keinen Sinn mehr, wenn kein Interesse mehr ander Materie vorhanden ist. Deswegen denke ich, ist die Spezialisierung immer gewichtiger, je länger die Schullaufbahn ist. Und ab der 11ten Klasse zwingendst notwendig. Zum einen aufgrund des späteren Nutzen, der viel größer ist, wenn man von vorne herein auf seinen Beruf bzw. sein Interessengebiet vorbereitet wird, zum anderen auch, weil es die Neugierde ungemein fördert. Wird man in einem Fach von persönlichen Interesse gefördert und erlebt Erfolgserlebnisse, wird man auf den Gedanken kommen: Hey, Lernen und Verstehen ist 'ne geile Sache. Wenn ich hingegen noch 3 Jahre nach der endgültigen geistigen Blockade mit den hisigen Bodenkulturen zwangs-beschult werde, werde ich dem Wissen schnell überdrüssig.
Wie macht sich unser Schulsystem unter diesen Kriterien? Meiner Meinung nach nicht schelcht, aber aus mir unergründlichen Erklärungen verschlechtern wir uns stetig. Die Abschaffung der Orientierungsstufe war sinnig, denn bis auf die Erfahrung, dass man schnell wegen (relativer) Intelligenz ausgegrenzt wird hat sie mir wenig gebracht, was mir nicht auch in dem jetzigen Weg geboten würde. Die Kürzung um ein Schuljahr ist ohne weiteres ebenfalls vertretbar, da die 11te Klasse in viel zu viel Zweit viel zu wenig Stoff vermittelt. Hingegen die neuste Änderung, ist völliger Schwachsinn in meinen Augen. Wir entfernen uns noch mehr der Spezialisierung durch die Vermittlung von schwammigen Einheitsbrei. Ich denke, meine Meinung ist unterschwellig schon in der Erläuterung ganz gut rüber gekommen und ich will auch nicht noch mehr langweilen, deswegen fasse ich mich kurz: Die Änderung des Schulsystems ist für mich eher die Distanzierung der edlen Philosophie nach denen unsere Schulden derzeit aufgebaut sein sollen: Der Lehren von Kritikfähigkeit, auch an dem Staat. Die vermehrte Allgemeinbildung ist doch eher eine Vorbereitung auf die Unfähigkeit Arbeitsplätze zu sichern nach dem Motto. Der neue Mensch muss min einmal seinen Beruf komplett wechseln, also lehren wir den mittleren Weg. Beamte halt.
Naja, falls jemand Lust hat, sich das anzutun, kann er ja darauf antworten. Ich hoffe es ist nur zu wirr, ich habe heute nach, wie gesagt, nicht geschlafen.
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