Das Eigenleben literarischer Figuren

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    • Original von Melmoth
      Wenn ich mir gerade mal meinen aktuellen Lieblingscharakter anschaue, dann hat der eigentlich von allen angesprochenen Aspekten etwas: manche seiner Charakterzüge haben schon eine Ähnlichkeit und ein gewisses Identifikationspotential, vor allem einige seiner Ansichten sind identisch, manches ist bei ihm sehr verstärkt, was bei mir ansatzweise vorhanden ist, manchmal ist es ein Ideal, jedoch keinesfalls immer. Aber vieles an seinen Verhaltensweisen und vor allem seine Lebensumstände sind einfach völlig anders. Eine gute Mischung aus vertrauten und fremden, idealisierten und gerade gegenteiligen Aspekten macht es meiner Meinung nach, dass man mit einer Figur mitfühlen- und denken kann, und sie trotzdem interessant bleibt.

      Mag sein, daß das Unsinn ist - aber für mich klingt das wie ein gedankliches Durchspielen von Lebensmodellen mit verschiedenen Variablen. :think:

      Sorry, dass ich bei Dorian Gray jetzt nicht so spontan mitdiskutieren kann

      Zutiefst schade.
      Aber ich habe inzwischen die Gesänge des Maldoror... :)


      @Phönix,
      WAS hast Du geträumt von Saya?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • @Phönix: Ja, neugierig wäre ich da auch, denke aber, das Ergebnis würde schon deutlich von dem abweichen, was die Figuren innerhalb der betreffenden Umstände geworden sind. Wie schätzt du deine ein? Haben die etwas ähnliches aus ihrer Situation gemacht, wie du daraus gemacht hättest?
      Hm, so ganz typisch von den Figuren geträumt hab ich nicht, aber manchmal sind in so einem Dämmerzustand zwischen wach und nicht mehr wach (also man bekommt noch entfernt was mit von der Außenwelt, aber reagieren klappt schon nicht mehr) die Überlegungen zu einer Geschichte traumähnlich abgedriftet, so dass sie wie ein Film abliefen, den ich nicht mehr bewusst gesteuert habe. Irgendwann ist aus sowas dann überhaupt erst eine Figur mit ihrer Geschichte entstanden. Bei einem aktuelleren überlege ich noch, ob ich ihn einbaue.
      Du meintest doch mal, dass du auf Saya immer mal zurückgreifst, weil die eine Geschichte zwar schon älter ist, du aber noch anderes aus seinem Leben im Kopf hast. Hat diese Figur dann auch aktuell noch mal Verwendung gefunden oder vielleicht dein Traum jetzt nach dem Abtippen der Geschichte? Ich werd mir die übrigens gleich durchlesen, danke, dass du sie ins Forum gestellt hast.

      @quigor:

      Mag sein, daß das Unsinn ist - aber für mich klingt das wie ein gedankliches Durchspielen von Lebensmodellen mit verschiedenen Variablen.


      Sorry, aber wie meinst du das? Dass es im Grunde genommen immer die selbe Figur in unterschiedlichen Lebensumständen ist? Ich steh gerade etwas auf dem Schlauch...

      Und ich wünsche dir schon mal viel Freude mit Maldoror! Manche Passagen sollte man unbedingt lesen, wenn man wütend ist ;)
    • Original von Melmoth
      Original von quigor
      Mag sein, daß das Unsinn ist - aber für mich klingt das wie ein gedankliches Durchspielen von Lebensmodellen mit verschiedenen Variablen.

      Sorry, aber wie meinst du das? Dass es im Grunde genommen immer die selbe Figur in unterschiedlichen Lebensumständen ist? Ich steh gerade etwas auf dem Schlauch...

      Sorry für die unpräzise Ausdrucksweise: Mir erschien es wie unterschiedliche (mögliche!) Versionen von "ich" mit den daraus sich ergebenden Konsequenzen für die möglichen Varianten der Lebensgestaltung. Eine Art Experimentalanordnung in vitro anstelle eines "Feldversuchs" in vivo.

      Und ich wünsche dir schon mal viel Freude mit Maldoror! Manche Passagen sollte man unbedingt lesen, wenn man wütend ist ;)

      Oder besser nicht... :D
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Mir erschien es wie unterschiedliche (mögliche!) Versionen von "ich" mit den daraus sich ergebenden Konsequenzen für die möglichen Varianten der Lebensgestaltung. Eine Art Experimentalanordnung in vitro anstelle eines "Feldversuchs" in vivo.


      Hm, einmal hab ich sowas gemacht, als eine Art Zeitreise bestimmte reale Dinge 200 Jahre zurückversetzt und geguckt, was damals daraus geworden wäre.
      Was mir jetzt allerdings aufgefallen ist, ist, dass verschiedene Figuren Verkörperungen unterschiedlicher Epochen oder Weltanschauungen sind. Aber natürlich ist das ganze nicht neutral, sondern sie verkörpern die jeweilige Geisteshaltung so, wie sie sich gefiltert durch meine Wahrnehmung und teilweise auch idealisierung darstellt.

      Zitat:
      Und ich wünsche dir schon mal viel Freude mit Maldoror! Manche Passagen sollte man unbedingt lesen, wenn man wütend ist

      Oder besser nicht...


      Als Inspiration für Wutausbrüche taugt das nicht viel, dafür sind Maldorors Taten für Menschen meist zu unrealistisch *g*
    • Original von Melmoth
      Ja, neugierig wäre ich da auch, denke aber, das Ergebnis würde schon deutlich von dem abweichen, was die Figuren innerhalb der betreffenden Umstände geworden sind. Wie schätzt du deine ein? Haben die etwas ähnliches aus ihrer Situation gemacht, wie du daraus gemacht hättest?


      Einige ja, andere nein. Ich hatte auch einmal eine Geschichte geschrieben, deren Hauptperson zu dem Zeitpunkt genau war wie ich, mit dem gleichen Charakter und dem gleichen Ausgangspunkt und habe dann die Situation grundlegend geändert, andere Freunde, das Umfeld hat gewechselt und so weiter, das war sehr interessant zu schreiben. Danach war die Person nur noch sehr oberflächlich mit mir zu vergleichen und ich muss sagen, Gott sei dank ist es nicht so gewesen. Am Anfang war es eine Utopie, am Ende der schlimmste Alptraum, könnte aber auch an meinem Hass für das klassische Happy End liegen. (Es war immer das schlimmste für mich Geschichten für Freunde schreiben zu müssen die ein Happy End haben...)

      Du meintest doch mal, dass du auf Saya immer mal zurückgreifst, weil die eine Geschichte zwar schon älter ist, du aber noch anderes aus seinem Leben im Kopf hast. Hat diese Figur dann auch aktuell noch mal Verwendung gefunden oder vielleicht dein Traum jetzt nach dem Abtippen der Geschichte?


      Momentan arbeite ich an keiner seiner Geschichten mehr, aber ich denke das kann sich ändern wenn ich mal wieder mehr Zeit habe. An den Traum kann ich mich leider kaum mehr erinnern, daher auch keine Geschichte mehr darüber. Ich weiß nur noch, dass ich bei seinem Auftreten eine Mischung aus Angst und Ehrfurcht empfunden hatte. Ich weiß jetzt, dass ich ihm nie begegnen wollte. Trotzdem macht es unheimlich Spaß über ihn zu schreiben, wäre da nicht das gute alte Problem der mangelnden Zeit.

      Hm, einmal hab ich sowas gemacht, als eine Art Zeitreise bestimmte reale Dinge 200 Jahre zurückversetzt und geguckt, was damals daraus geworden wäre.


      Das klingt ja mal interessant? Gibt es das schriftlich auch oder nur in deinen Gedanken?
      Ex flammis orior
    • Einige ja, andere nein. Ich hatte auch einmal eine Geschichte geschrieben, deren Hauptperson zu dem Zeitpunkt genau war wie ich, mit dem gleichen Charakter und dem gleichen Ausgangspunkt und habe dann die Situation grundlegend geändert, andere Freunde, das Umfeld hat gewechselt und so weiter, das war sehr interessant zu schreiben. Danach war die Person nur noch sehr oberflächlich mit mir zu vergleichen und ich muss sagen, Gott sei dank ist es nicht so gewesen.


      Auch mal eine interessante Idee. Hast du versucht, das realistisch zu halten, so dass aus der Person tatsächlich das wurde, was du vermuten würdest, was in der entsprechenden Situation auch aus dir geworden wäre? Du meintest ja, das wäre (für die Geschichte zum Glück) dann alles andere als ein kitschiges Happy End geworden - ist das einfach spannend, auf ein Endergebnis zu gucken, das man für einen Alptraum hält, und zu wissen, es hätte nur das und das anders laufen müssen und dieser Alptraum da wäre man jetzt, oder hat das doch was Unangenehmes an sich?

      An den Traum kann ich mich leider kaum mehr erinnern, daher auch keine Geschichte mehr darüber.


      Schade... da gibt es schonmal so einen Traum und dann ist das einer von denen, die schnell wieder aus dem Gedächtnis verschwinden.

      Ich weiß jetzt, dass ich ihm nie begegnen wollte.


      So eine Figur, der ich nie und nimmer über den Weg laufen wollte, hatte ich auch mal - und dann bin ich einer Person übern Weg gelaufen, die ihr verdammt ähnlich war *g*

      Gibt es das schriftlich auch oder nur in deinen Gedanken?


      Einzelne Teile davon hab ich damals aufgeschrieben, in Form von Tagebucheinträgen dieser Figur.
    • Original von Phönix
      Ich weiß jetzt, dass ich ihm nie begegnen wollte.

      Wieso eigentlich? Gehörst Du zu seiner "Zielgruppe"? Wenn nicht, wieso würdest Du ihn nicht treffen wollen?

      Original von Melmoth
      So eine Figur, der ich nie und nimmer über den Weg laufen wollte, hatte ich auch mal - und dann bin ich einer Person übern Weg gelaufen, die ihr verdammt ähnlich war *g*

      Was war das für eine Figur?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Original von quigor
      Wieso eigentlich? Gehörst Du zu seiner "Zielgruppe"? Wenn nicht, wieso würdest Du ihn nicht treffen wollen?


      :D Ich glaube nicht, dass er wirklich eine bestimmte Zielgruppe hat, ein Mensch muss ihn faszinieren, etwas haben und das kann man nicht auf eine bestimmte Personengruppe fest machen.

      Warum ich ihn nie kennenlernen will ist eine ganz eigene Sache. Ich habe das Gefühl, dass ich gegen ihn nie ankommen könnte. Es passiert mir selten, dass ich meinen Mitmenschen verbal nicht gewachsen bin. Aber Saya ist einer der Menschen die einem das Gefühl geben minderwerrtig zu sein, da sein Aufterten übermäßig Selbstbewusst ist und er diese "Aura der Arroganz" hat. Ich wäre von ihm fasziniert und das hätte definitiv keine guten Auswirkungen. Klingt Seltsam, denke ich.

      Original von Melmoth
      Hast du versucht, das realistisch zu halten, so dass aus der Person tatsächlich das wurde, was du vermuten würdest, was in der entsprechenden Situation auch aus dir geworden wäre? Du meintest ja, das wäre (für die Geschichte zum Glück) dann alles andere als ein kitschiges Happy End geworden - ist das einfach spannend, auf ein Endergebnis zu gucken, das man für einen Alptraum hält, und zu wissen, es hätte nur das und das anders laufen müssen und dieser Alptraum da wäre man jetzt, oder hat das doch was Unangenehmes an sich?


      Genau, ich habe versucht diese Person handeln zu lassen wie ich in diesem Moment gehandelt hätte. Ich vermute zumindest ein sehr realistisches Bild von mir in dieser Situation gezeichnet zu haben.

      Beim schreiben der Geschichte empfand ich es als sehr spannend, den Werdegang zu betrachten und auch der Alptraum der daraus resultierte. Im Nachhinein empfinde ich es als beängstigend. Aber man weiß ja nie, was auch aus einem Alptraum resultiert. Ich habe festgestellt, dass der Alptraum den ich im wirklichen Leben erlebt habe mich zu dem gemacht hat was ich bin und mich in meine aktuelle Situation geführt hat. Und ich muss sagen ich bin froh darüber. Daher, ich habe die Geschichte nicht bis zum "meinem" Tod geschrieben, daher kann sich da noch so vieles ändern.

      So eine Figur, der ich nie und nimmer über den Weg laufen wollte, hatte ich auch mal - und dann bin ich einer Person übern Weg gelaufen, die ihr verdammt ähnlich war *g*


      Ich hatte es anders herum mal gemacht, ich kannte eine Person der ich nie wieder über den Weg laufen wollte und habe dann eine Geschichte geschrieben in der ich versucht habe mich in diese Person hineinzuversetzen. Die Geschichte ist schlecht, aber ich habe die Person dadurch besser verstanden und heute empfinde ich Mitleid mit ihr.
      Ex flammis orior
    • Original von Phönix
      Warum ich ihn nie kennenlernen will ist eine ganz eigene Sache. Ich habe das Gefühl, dass ich gegen ihn nie ankommen könnte. Es passiert mir selten, dass ich meinen Mitmenschen verbal nicht gewachsen bin. Aber Saya ist einer der Menschen die einem das Gefühl geben minderwerrtig zu sein, da sein Aufterten übermäßig Selbstbewusst ist und er diese "Aura der Arroganz" hat. Ich wäre von ihm fasziniert und das hätte definitiv keine guten Auswirkungen. Klingt Seltsam, denke ich.

      Nein, alles klar - klingt nicht seltsam.
      Wärst Du gerne wie er? Wenn Du mit ihm tauschen könntest - würdest Du es tun?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • @quigor: Was sind denn dass für Fragen, ich komme mir schon fast ausgequetscht vor.

      Aber um deine Frage dann zu beantworten. Ich kann mir vorstellen, dass es in gewissen Momentan angenehm ist zu sein wie er, ich bin ein Hitzkopf er ist eben "cool" dass kann es einem sicher angenehm gestalten. Aber nein, ich möchte nicht so sein. Einen Menschen wie Saya will niemand zum Freund und er ist einsam. Das möchte ich nicht. Ich habe gerne Menschne um mich und helfe auch sehr gerne, das kann Saya nicht. Er tut mir schon fast leid, aber ich denke ihn stört das wenig, da er sich nichts aus Menschen macht.
      Ex flammis orior
    • Original von Phönix
      @quigor: Was sind denn dass für Fragen, ich komme mir schon fast ausgequetscht vor.

      Nun - ich war nur neugierig.

      Ich kann mir vorstellen, dass es in gewissen Momentan angenehm ist zu sein wie er, ich bin ein Hitzkopf er ist eben "cool" dass kann es einem sicher angenehm gestalten. Aber nein, ich möchte nicht so sein. Einen Menschen wie Saya will niemand zum Freund und er ist einsam. Das möchte ich nicht. Ich habe gerne Menschen um mich und helfe auch sehr gerne, das kann Saya nicht. Er tut mir schon fast leid, aber ich denke ihn stört das wenig, da er sich nichts aus Menschen macht.

      Mhm. Ebenfalls alles klar. Danke für die Erklärung.
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Was war das für eine Figur?


      Zum einen eine ziemlich clevere und gern provozierende, aber an Wahnvorstellungen leidende (obwohl - dumme Formulierung, eigentlich leidet sich da gar nicht drunter *g*) Jugendliche, die sich für die Vertreterin eines stets recht schwammig bleibenden Konzepts des Bösen hält, das ihrer Meinung nach von den Menschen viel zu sehr verleugnet wird und dem sie deshalb helfen will, so offensichtlich zu werden, dass es nicht mehr ignoriert werden kann. Zum anderen eine Person, die zerstören muss, was sie liebt, nur um die Kontrolle darüber zu haben, dass sie es selbst zerstören kann und dies niemals jemand anders wird tun können.