Der Wattwurm
Ein Wattwurm sitzt im Treppenhaus,
jetzt holt er seine Fleppen raus.
Eine nach der andern raucht er,
die Luft wird Zug um Zug verbrauchter.
Da kommt der Hausbesitzer heim
und mehrt ihn mit dem Schnitzler klein.
Denn frische Luft, das sieht er richtig,
ist für seine Mieter wichtig.
Insgesamt sehr putzig
Wenn du schläfst, dann biste
erwartungsgemäß friedlich
gekuschelt inne Kiste,
dein Mündchen guckt voll niedlich,
die Äuglein sind geschlossen,
nur Wimpern ragen vor,
und meine unejalen Flossen
umstreicheln sanft dein Ohr.
Dein Näschen hebt und senkt sich
wie bei dei’m Kaninchen,
und Liebe die umfängt mich,
zu dir, du mein Pralinchen.
Farbenlehre
Zwar bist du ziemlich schmalen Wuchses,
doch nimmst mein ganzes Herzchen ein.
Dein Haar scheint rot im Sonnenschein
wie Federn eines jungen Fuchses.
Du bist für vierzig Törtchen süß,
dein Lächeln ist mein Lebenssinn,
und deine Augen strahlen grün
wie’n Brombeerstrauch im Paradies.
Du bist ein Song vom Himmelreich,
den’n kleiner nackter Engel summt.
Ein Kuss von dir färbt alles bunt
wie Spiritus im Goldfischteich.
Ein Kuss von dir macht mich benomm’
(was du nicht wörtlich nehmen darfst).
Wenn du nicht da bist, seh ich schwarz
wie Bordstein, wenn die Kohlen komm’.
Wiedersehen
Ich male mir schon heute aus,
wie in vier Wochen es wird sein:
Zeitgleich mit dem Winteranfang
brichst über uns auch du herein.
Als ein Persönchen von ganz vielen
steigste aus dem Flieger aus.
Ich hoffe, ich such gleich beim ersten
Anlauf mir die Richt’ge raus.
Gesagt, getan; dann knutschen wir –
it immerhin has been a Weilchen –
und dann wirst du, ich befürchte,
mir die Reisetasche reichen.
„Was ist da drin?“ werde ich fragen
(vielleicht auch sofort in ihr wühlen).
„Was ist da drinnen, Pfauenfedern?“ –
Denn so leicht werde ich mich fühlen.
Günter Netzer
Mein Herz! mein Herz ist mir verrutscht!
durchs linke Hosenbein rausgeflutscht.
Direkt auf die Straße, dreh mich um, seh’ es liegen:
bis jetzt sind noch alle drüber gestiegen.
Doch da! Ich seh am Horizont dich nahn
mit großen Schritten und Fußballschuhn an.
Du siehst mein Herz liegen und trittst es – ich quieke
vor Schreck – aus vollem Lauf mit Pike.
Bisschen Schmerzen
In der eiligsten aller eiligen Hasten
wetz ich ins Apothekenhaus,
sag zu der Frau hinterm Kassenkasten,
So und so, Madame; wissen denn Sie, was ich brauch?
Prompt gibt sie auch vor dies zu tun
und verkauft mir zum Preis von nur fünf Pelzen Nerz
Tabletten:
„Dreimal täglich lähmt den Schmerz.“
Zu Hause schmeiß ich sofort ein
fünf Stück, im Falle eines Falls.
Schwupps! keine Schmerzen mehr im Hals.
Ich bin empört, zutiefst empört
und fluche himmelwärts.
Die blöde Kuh hat sich verhört:
Ich wollt’ doch was fürs Herz!
Nicht auszudenken
Ach wenn ich nur die Leute seh:
gradweg alles wird selbstverstanden.
Doch was wäre zum Beispiel, würden statt Schnee
im Winter schlechte Menschen landen?
Nun nimm nur mal an, es würden in Scharen
aus allen Wolken fallen zu uns:
herz- und gnadenlose Barbaren;
Kriminelle aller Regeln der Kunst;
diverse Selbstmordattentäter;
die Hintermänner wenig später;
Serien- um Serienkiller;
Hitler: sofort Kriege führen will er;
ganz allgemein solche mit Steinen als Herz;
ganz allgemein solche mit Pelzen aus Nerz;
die außer Schadenfreude nichts auf der Welt ham;
Satansbraten und Rabeneltern;
wahrhaftige Sünder und falsche Propheten;
solche, die junge Hunde treten;
solche, die falsche Trauer tragen;
Männer, die ihre Frauen schlagen;
gewiefteste Falschspieler aller Couleur;
Folterknechte samt Zubehör;
Verräter höchster Ideale;
politisch mehr als Radikale;
die verbitterte, gallespeiende Tante;
ganz faule oder korrupte Beamte;
Verbrecher, die Drogen und Ausländer schmuggeln;
Erwachs’ne, die Jungens einen rubbeln;
Auslieferer vergifteter Pizza;
skrupellose Großgrundbesitzer;
ein Kind, das sein Lebtag nicht artig war;
religiöse Fanatiker;
solche, die alles tun für Geld; –
Stell mal vor, die alle würd’s schneien,
wie es dann aussäh’ auf der Welt!
Na, man soll es nicht beschreien.
Goodbye Hallo
Vor uns der Flughafen. –
Der Zug ist leider nicht entgleist,
das finden wir Beide sehr schade.
Beim Abschied weine ich dir dreist
in deine heiße Schokolade.
Ich bin es schuld: sie schmeckt dir nicht,
weil nun wohl um einiges seichter.
Du schüttest sie mir ins Gesicht.
Das macht den Abschied leichter.
Mir triefen vor Kakao die Gläser,
uns Beiden vor Abschied die Augen.
Jedoch, das macht es alles besser:
Du siehst meine Tränen nicht.
Ich sehe deine Tränen nicht.
Wem werden wir also glauben?
Ein Wattwurm sitzt im Treppenhaus,
jetzt holt er seine Fleppen raus.
Eine nach der andern raucht er,
die Luft wird Zug um Zug verbrauchter.
Da kommt der Hausbesitzer heim
und mehrt ihn mit dem Schnitzler klein.
Denn frische Luft, das sieht er richtig,
ist für seine Mieter wichtig.
Insgesamt sehr putzig
Wenn du schläfst, dann biste
erwartungsgemäß friedlich
gekuschelt inne Kiste,
dein Mündchen guckt voll niedlich,
die Äuglein sind geschlossen,
nur Wimpern ragen vor,
und meine unejalen Flossen
umstreicheln sanft dein Ohr.
Dein Näschen hebt und senkt sich
wie bei dei’m Kaninchen,
und Liebe die umfängt mich,
zu dir, du mein Pralinchen.
Farbenlehre
Zwar bist du ziemlich schmalen Wuchses,
doch nimmst mein ganzes Herzchen ein.
Dein Haar scheint rot im Sonnenschein
wie Federn eines jungen Fuchses.
Du bist für vierzig Törtchen süß,
dein Lächeln ist mein Lebenssinn,
und deine Augen strahlen grün
wie’n Brombeerstrauch im Paradies.
Du bist ein Song vom Himmelreich,
den’n kleiner nackter Engel summt.
Ein Kuss von dir färbt alles bunt
wie Spiritus im Goldfischteich.
Ein Kuss von dir macht mich benomm’
(was du nicht wörtlich nehmen darfst).
Wenn du nicht da bist, seh ich schwarz
wie Bordstein, wenn die Kohlen komm’.
Wiedersehen
Ich male mir schon heute aus,
wie in vier Wochen es wird sein:
Zeitgleich mit dem Winteranfang
brichst über uns auch du herein.
Als ein Persönchen von ganz vielen
steigste aus dem Flieger aus.
Ich hoffe, ich such gleich beim ersten
Anlauf mir die Richt’ge raus.
Gesagt, getan; dann knutschen wir –
it immerhin has been a Weilchen –
und dann wirst du, ich befürchte,
mir die Reisetasche reichen.
„Was ist da drin?“ werde ich fragen
(vielleicht auch sofort in ihr wühlen).
„Was ist da drinnen, Pfauenfedern?“ –
Denn so leicht werde ich mich fühlen.
Günter Netzer
Mein Herz! mein Herz ist mir verrutscht!
durchs linke Hosenbein rausgeflutscht.
Direkt auf die Straße, dreh mich um, seh’ es liegen:
bis jetzt sind noch alle drüber gestiegen.
Doch da! Ich seh am Horizont dich nahn
mit großen Schritten und Fußballschuhn an.
Du siehst mein Herz liegen und trittst es – ich quieke
vor Schreck – aus vollem Lauf mit Pike.
Bisschen Schmerzen
In der eiligsten aller eiligen Hasten
wetz ich ins Apothekenhaus,
sag zu der Frau hinterm Kassenkasten,
So und so, Madame; wissen denn Sie, was ich brauch?
Prompt gibt sie auch vor dies zu tun
und verkauft mir zum Preis von nur fünf Pelzen Nerz
Tabletten:
„Dreimal täglich lähmt den Schmerz.“
Zu Hause schmeiß ich sofort ein
fünf Stück, im Falle eines Falls.
Schwupps! keine Schmerzen mehr im Hals.
Ich bin empört, zutiefst empört
und fluche himmelwärts.
Die blöde Kuh hat sich verhört:
Ich wollt’ doch was fürs Herz!
Nicht auszudenken
Ach wenn ich nur die Leute seh:
gradweg alles wird selbstverstanden.
Doch was wäre zum Beispiel, würden statt Schnee
im Winter schlechte Menschen landen?
Nun nimm nur mal an, es würden in Scharen
aus allen Wolken fallen zu uns:
herz- und gnadenlose Barbaren;
Kriminelle aller Regeln der Kunst;
diverse Selbstmordattentäter;
die Hintermänner wenig später;
Serien- um Serienkiller;
Hitler: sofort Kriege führen will er;
ganz allgemein solche mit Steinen als Herz;
ganz allgemein solche mit Pelzen aus Nerz;
die außer Schadenfreude nichts auf der Welt ham;
Satansbraten und Rabeneltern;
wahrhaftige Sünder und falsche Propheten;
solche, die junge Hunde treten;
solche, die falsche Trauer tragen;
Männer, die ihre Frauen schlagen;
gewiefteste Falschspieler aller Couleur;
Folterknechte samt Zubehör;
Verräter höchster Ideale;
politisch mehr als Radikale;
die verbitterte, gallespeiende Tante;
ganz faule oder korrupte Beamte;
Verbrecher, die Drogen und Ausländer schmuggeln;
Erwachs’ne, die Jungens einen rubbeln;
Auslieferer vergifteter Pizza;
skrupellose Großgrundbesitzer;
ein Kind, das sein Lebtag nicht artig war;
religiöse Fanatiker;
solche, die alles tun für Geld; –
Stell mal vor, die alle würd’s schneien,
wie es dann aussäh’ auf der Welt!
Na, man soll es nicht beschreien.
Goodbye Hallo
Vor uns der Flughafen. –
Der Zug ist leider nicht entgleist,
das finden wir Beide sehr schade.
Beim Abschied weine ich dir dreist
in deine heiße Schokolade.
Ich bin es schuld: sie schmeckt dir nicht,
weil nun wohl um einiges seichter.
Du schüttest sie mir ins Gesicht.
Das macht den Abschied leichter.
Mir triefen vor Kakao die Gläser,
uns Beiden vor Abschied die Augen.
Jedoch, das macht es alles besser:
Du siehst meine Tränen nicht.
Ich sehe deine Tränen nicht.
Wem werden wir also glauben?
YO YO YO WHAT GOES