Der Erpressungsversuch

    Diese Seite verwendet Cookies. Durch die Nutzung unserer Seite erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Cookies setzen. Weitere Informationen

    • Der Erpressungsversuch

      Mit Riesenschritten, die aber keinen Laut verursachen, sondern vielmehr sogar ganze Geräuschkulissen zu schlucken scheinen, geht die Nacht vor den Fenstern der Menschen auf und ab. In ihren kajalenen Schatten hebt sich niemand Geringeres als: die Gespenster! gut wahrnehmbar als fluoreszierende Erscheinungen ab. Doch sollte dies die vorerst letzte Nacht sein, in der das so war. Denn am darauffolgenden Tage gab sich die versammelte Menschheit ihrem seit langem gehegten, perfiden Plan hin: Sie verdunkelte den Mond. Verdunkelt man die Sonne, ist immer Nacht. Dementsprechend ist, verdunkelt man den Mond, immer Tag. Damit wollten die Menschen die Gespenster erpressen! Diese waren ja auf die Nacht angewiesen, damit im Rahmen derer ihre Leuchtkraft zum Tragen zu kommen imstande gesetzt sich fühlen konnte.
      Den Gespenstern blieb in ihrer Ecke, in die sie sich gedrängt sahen, nichts anderes übrig als auf die Forderungen der Menschen einzugehen. So setzte man in einem Vertrag fest, dass die Menschen die Nacht wieder zuließen, und im Gegenzug sollten die Gespenster ihnen eine Summe Geldes vermachen, die nur in der Metaebene des Seins, die die Gespenster naturgemäß beschritten, Bestand haben konnte, so groß war die! Die Menschen rieben sich in freudiger Vorerwartung der nun anzufallen habenden Lösegeldübergabe die Hände.
      Als der Vertrag fertiggestellt, wollten der Anführer von den Gespenstern und der Anführer von den Menschen das ganze vorangegangene Unterfangen mit einem Handschlag besiegeln. Jedoch, das klappte nicht! Die Hand des Menschenhäuptlings glitt bei jedem neuen Versuch glatt durch die des Gespensterhäuptlings durch. Sie bewegten sich ja immerhin auf unterschiedlichen Ebenen des Seins. Was sollten sie tun?
      Also beschlossen die Menschen, einander umzubringen, in der still gehegten Hoffnung, dass einer unter ihnen dadurch schließlich zum Gespenst werden würde, man kannte das ja hinlänglich aus zum Beispiel Kinderbüchern. So wurde im Menschenreich sich gegenseitig gemetzelt. Doch keine der Leichen geruhte auf der Metaebene des Seins als Gespenst wieder zu Tage zu treten. Die Gespenster wiederum feixten, denn sie kannten das Geheimnis, warum es nicht klappte, aber verrieten es nicht: Es gab gar keine Gespenster! –
      Schließlich hatte sich die gesamte Menschheit komplett selbst wegdezimiert, und auch die Gespenster waren nicht da, weil es sie gar nicht gab, und Mutter Erde lebte nur noch von Pflanzen und Tieren, und die Sonne schien immerdar. Das soll ein Symbol dafür sein, dass, wenn die Menschen weg sind, immer die Sonne scheint!
      YO YO YO WHAT GOES