Ein Zug, Menschen und auch Tiere

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    • Ein Zug, Menschen und auch Tiere

      Ein Zug, Menschen und auch Tiere

      Der Zug fuhr über die Schienen und in ihm saßen in Abteilen jeweils die Passagiere. In einem dieser bewussten Abteile saß unter anderem Herr F., der sich ein bisschen ärgerte, denn er hatte nichts zu lesen. Er hatte seine Reiselektüre im Almosenhut eines blinden Bettlers gelassen, das war es ihm wert gewesen. So ein Mensch war Herr F. Die anderen Menschen im Abteil mit Herrn F. waren eine alte Frau, die wie eine Oma aussah, und ein Mann von unbestimmtem Alter, der Flicken auf seiner Jacke hatte.
      Herr F. hatte die ganze Zugfahrt über aus dem Fenster gesehen. Er sah auch jetzt aus dem Fenster, doch die Oma sagte trotzdem: „Ich fahre ja auf einen Antikmarkt“, woraufhin Herr F. Kopfschmerzen bekam. Er verließ das Abteil wortlos, um den Schaffner nach Kopfschmerztabletten zu fragen. Die Oma erzählte derweil dem Mann mit den Flicken von Kuckucksuhren.
      Energisch schritt Herr F. die Gänge ab, während es von innerhalb seines Kopfes an seine Schläfen hämmerte. Wäre es nach ihm gegangen, wäre alle zwei Minuten ein glückliches Kind mit einem Luftballon aus den Abteilen gesprungen. Aber es ging nicht nach Herrn F., was dessen Laune nicht aufhellte. Im Geiste legte er sich bereits einige herablassende Wendungen zurecht, die er dem Schaffner entgegenzubringen vorhatte, was ihm von dem pochenden Rhythmus in seinem Kopf erschwert wurde, doch Routine machte das wett.
      Als Herr F. den Schaffner schließlich fand, musste er zu seinem Unmut konstatieren, dass jener ihn nach oben und links und rechts jeweils um zwei Köpfe überragte, weswegen er ihn ausdrücklich höflich um Kopfschmerztabletten bat. So ein Mensch war Herr F. Der Schaffner forderte ihn auf, ihm zu folgen.
      Sie gingen den Gang entlang, bis dieser vor einer Tür endete, die der Schaffner aufschloss. Die Tür schwang zur Seite, und in der schmalen Kabine dahinter hockte eine Hyäne und fletschte die Zähne. Der Schaffner nahm Reißaus, Herr F., den der Schock gelähmt hatte, blieb stehen. Die Hyäne neigte den Kopf zur Seite und musterte ihn, Speichel floss ihr ums Maul. Plötzlich flog irgendwo hinter Herrn F. eine Abteiltür auf.
      Ein freundlich lächelnder Mann trat auf den Gang. Er erblickte Herrn F., der mit dem Rücken zu ihm stand, paralysiert, ging auf ihn zu und fragte: „Herr Schaffner, haben Sie vielleicht eine rote Clownsnase mit Gummiband, ich möchte den Waisenkindern in Abteil Fünf eine Freude machen.“ Kaum hatte er den Satz beendet, bemerkte er die Hyäne. Ihr Anblick lähmte auch ihn. Die Hyäne neigte den Kopf zur anderen Seite und verweilte. Schließlich sprang sie den Herrn, den es nach einer Clownsnase verlangt hatte, um den Waisenkindern eine Freude machen zu können, an und zerfleischte ihn. Dem gelähmten Herrn F. schoss es durch den Kopf, dass Hyänen ja eigentlich Aasfresser seien, der Gedanke riss ihn aus seiner Lähmung und er lief davon.
      Die Hyäne tat sich noch eine Weile an dem Kadaver gütlich und ließ dann von ihm ab, als der Löwe in die Kabine geloffen kam, und da die Hyäne sich durch ein ausgeprägtes materialistisches Desinteresse auszeichnete und ein Weibchen war, überhäufte der Löwe sie auf persönlichere Weise, als er es üblicherweise handhabte.
      YO YO YO WHAT GOES

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von The Poop Rapist ()

    • vllt steht der Löwe einfach nur für Ruhm...der personifizierte Ruhm...wenns stimmt, hab ich n Glückstreffer gelandet! :D
      ja, o je. ihr suhlt euch in halluzinierter genialität und flennt trotzdem unentwegt rum, weil man euch nicht zufächert und wie die herren behandelt, für die ihr euch haltet. nehmt doch euren distinktionsgewinn und dämmert sanft der umnachtung entgegen. macht es wie nietzsche!
      (spunkkkyyy - 20.1.2006 // Über das hb)
    • Original von Herbstelfe
      Die Geschichte habe ich diese Nacht so geträumt, bis auf den Löwen. Und der Typ, den es nach der Clownsnase verlangt, war im Traum einer in 'nem Bärenkostüm. Aber das wäre mir zu absurd gewesen ^_~.

      Man schicke ihn in die psychatrische Nervenklinik.
      EY GEISTIGER DÜNNSCHSCHISS EY!