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  • RE: Russell wieder da?

    petronius

    Original von MoD3000
    Die Frage war lediglich, ob Atheisten oder Laizisten oder Miralleswurscht Denker zu den drängenden Fragen der Welt so gar nichts zu sagen haben, ob ihre Modelle einfach so schlecht und kompliziert geworden sind, dass sie keiner mehr anschaut, oder warum sonst die Religion Stück für Stück den öffentlichen Raum wiedergewinnt


    es ist wohl so, daß verschiedene charaktere verschiedene fragen als drängend empfinden. mir z.b. gehts am arsch vorbei, ob da ein höheres wesen existiert, was nach dem tod ist usw. für mich sind das keine drängenden fragen, weils darauf sowieso keine eindeutige antwort gibt

    für andere sind genau das die drängenden fragen, eben weil es darauf keine eindeutige antwort gibt

    da müssen atheismus, laizismus oder miralleswurscht-denke einfach passen, bzw. "versagen"

    Original von MoD3000
    Das klingt so, als ob es einem peinlich sein müsste, mit der "Krücke" des Glaubens laufen zu müssen. Auch als Minimalist bin ich mir in diesem Punkt wirklich nicht sicher


    es ist allein deine eigene sicht der dinge, ob und was du peinlich findest. ich kann für mich nur sagen, daß ich keines glaubens bedarf, und es eine beobachtbare tatsache ist, daß andere dieses bedürfnis haben

    Original von mod3000
    Denn wo der Staat "Privatsache" reglementiert, da tritt zu Tage, dass unsere "mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten" offensichtlich reichlich diskutabel sind

    ja natürlich. überrascht dich das etwa? willkommen in der realität

    Du warst derjenige, der den Konsens von Demokratie und Menschenrechten erstaunt als Selbstverständlichkeit hingestellt hat ("natürlich aber muß religion privatsache bleiben - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen" - impliziert für mich, sie hätten nichts mehr hinzuzufügen). Willkommen im Jahre 1984.


    ich habe nicht "den Konsens von Demokratie und Menschenrechten erstaunt als Selbstverständlichkeit hingestellt". ich sprach davon, daß eine demokratische konsensbildung stattzufinden hat. vor der konsensbildung sind unterschiedliche auffassungen ganz natürlich, sonst bräuchte es ja keine bildung eines konsens

    den rest versteh ich nicht so recht. wer hat wozu nichts hinzuzufügen? was hat das mit 1984 zu tun?

    Original von mod3000
    Das ist die Grundfrage: was tun wir als aufgeklärte Humanisten im Angesicht solcher Realität?

    an unseren werten festhalten. was sonst?

    Well, dafür müssen wir nicht sonderlich viel tun. Mir ging es im Zusammenhang eher darum, ob wir etwas bewegen können, und wenn ja, wie.


    was genau ist die realität, angesichts derer du was bewegen willst? ich möchte vermeiden, daß wir hier irgendwie aneinander vorbei reden

    wenn es darum geht, religiösen fundamentalismus zu bekämpfen, so meine ich ja nach wie vor (kann mich natürlich auch täuschen), daß dieser meist ersatz ist für bedürfnisse, die anderweitig nicht befriedigt werden. seien es materielle (wer hier nichts zu beißen hat, träumt wenigstens von einem paradies) oder psychologische (wer sich als mensch nicht respektiert fühlt, verschafft sich eben respekt als religiöser eiferer). so müßte man also dort ansetzen, wo diese bedürfnisse befriedigt werden können
  • RE: Russell wieder da?

    MoD3000

    Original von petronius
    [nicht religiöse Ethiken]
    warum sollten diese nicht auch der gefahr ideologischer verführbarkeit unterliegen?

    Dagegen gibt es kein Mittel. Ich kann nicht mit den Fingern schnippen und morgen verhalten sich alle Menschen wie Philantrophen genialster Ordnung. Ich plädierte lediglich für einen würdigen, nicht-religiösen "Gegner" im moralinsauren derzeitigen Wettstreit. Denn ich sehe die Religion öffentlich, Würdenträger einer Menge von Konfessionen geben ihren Senf zu allem, der Dalai Lama ist ein Synonym für Friedfertigkeit geworden und Mohammed der Prophet des Schwertes. Religion ist Öffentlichkeitssache, deal.
    Die Frage war lediglich, ob Atheisten oder Laizisten oder Miralleswurscht Denker zu den drängenden Fragen der Welt so gar nichts zu sagen haben, ob ihre Modelle einfach so schlecht und kompliziert geworden sind, dass sie keiner mehr anschaut, oder warum sonst die Religion Stück für Stück den öffentlichen Raum wiedergewinnt.

    Original von quigor
    In der Grundaussage sicher korrekt - aber konkret welche Stämme wurden aus humanistischen(!) Gründen in ihrer kulturellen Identität vernichtet?

    Keine. Humanitäre Vernichtung ist ein Oxymoron.
    Merke: Begriffe töten nicht, Menschen töten.
    Wir reden hier allerdings über Konzepte, die eine wie auch immer geartete Tendenz zur Gewaltanwendung haben. Sei es, dass sie explizit erlaubt wird (unter den und den Umständen), oder implizit über die kulturelle Identität mitvererbt wird.

    ich würde es mal so sagen: es gibt menschen, die keinen glauben benötigen. es gibt andere, welche glauben brauchen. unter diesen gibt es wiederum verschiedene menschen mit verschiedener motivation, verschiedenes zu glauben

    Das klingt so, als ob es einem peinlich sein müsste, mit der "Krücke" des Glaubens laufen zu müssen. Auch als Minimalist bin ich mir in diesem Punkt wirklich nicht sicher.

    Original von mod3000
    Denn wo der Staat "Privatsache" reglementiert, da tritt zu Tage, dass unsere "mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten" offensichtlich reichlich diskutabel sind

    ja natürlich. überrascht dich das etwa? willkommen in der realität

    Du warst derjenige, der den Konsens von Demokratie und Menschenrechten erstaunt als Selbstverständlichkeit hingestellt hat ("natürlich aber muß religion privatsache bleiben - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen" - impliziert für mich, sie hätten nichts mehr hinzuzufügen). Willkommen im Jahre 1984.

    Original von mod3000
    Das ist die Grundfrage: was tun wir als aufgeklärte Humanisten im Angesicht solcher Realität?

    an unseren werten festhalten. was sonst?

    Well, dafür müssen wir nicht sonderlich viel tun. Mir ging es im Zusammenhang eher darum, ob wir etwas bewegen können, und wenn ja, wie.
  • RE: Russell wieder da?

    quigor

    Original von petronius
    warum sollten diese nicht auch der gefahr ideologischer verführbarkeit unterliegen?

    Falsche Frage. Gerade weil ich von einer allgemein gegebenen ideologischen Verführbarkeit ausgehe, wünsche ich mir ein möglichst 'sauberes' ideologisches Konkurrenzprodukt, dessen 'Konsum' nicht zu bestenfalls Diskriminierung und schlimmstenfalls Mobbildung führt.

    Original von petronius
    Original von quigor
    In der Grundaussage sicher korrekt - aber konkret welche Stämme wurden aus humanistischen(!) Gründen in ihrer kulturellen Identität vernichtet?

    bitte argumentiere jetzt nicht wie die christen, welche auch jede verantwortung für kreuzzüge ablehnen mit der begründung, dafür sei das christentum doch nur mißbraucht worden.

    Gütiger Satan, steh mir bei, dieser höchst peinsame, weil so überaus trefflende Vorwurf muß natürlich auf der Stelle abgewehrt werden: So schwöre ich denn bei allen Dämonen der Hölle, daß ich selbstverständlich höchstpersönlich die volle Verantwortung für die Kreuzzüge übernehme... und selbstredend auch für den Diebstahl des Nachwuchses jedes naturverbundenen Stammes, der Dir nur einfällt.

    indigenen völkern wie z.b. inuit oder aborigines wurden durchaus unter dem vorwand humanistischer ziele z.b. ihre kinder weggenommen, um nur mal eine ganz kleine facette zu beleuchten

    Weißt Du, mich hat es eigentlich nur interessiert, worauf Du da verweist. Aber ich werde auch selbst Informationen dazu finden, denke ich.

    es ist egal, welches etikett du aufklebst - humanismus oder religion. worauf es ankommt, ist der inhalt

    Na, was Du nicht sagst! Das ist ohne Zweifel ein äußerst wertvoller Gedanke... ich fürchte nur, ich werde seeeehr lange darüber nachdenken müssen, um ihn in seiner ganzen Tiefgründigkeit und umfassenden Bedeutung wirklich würdigen zu können.
    Denn derzeit ist mir noch nicht klar, wozu Du mir eine derartige Banalität eigentlich mitteilen solltest.

    du meinst, es sollte nicht konsens sein, daß religion privatsache bleiben muß - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen, die heutzutage unsere gesellschaftliche regelgebung bestimmt? daß im rahmen dieser demokratischen konsensbildung nicht jeder auch seine religiöse überzeugung verfolgen darf bzw. dafür werben, sofern sie nicht unseren mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten widerspricht?

    Die Fundi-Christen machen in ihrem Forum seit ein paar Tagen munter Werbung dafür, daß die Bibel gebietet, daß Kinder körperlich 'gezüchtigt' werden sollen - was Dir bestens bekannt ist, da Du Dich in diesem Thread selbst darüber echauffiert hast, daß hier zu einer Straftat aufgerufen wird.
    Da scheint mir unser gesellschaftlicher Konsens doch etwas löchrig, hm?
  • RE: Russell wieder da?

    petronius

    Original von quigor
    Schau, genau diese 'Konstanz' hat MoD3000 gemeint, als er davon gesprochen hat, es wäre wichtig, ethische Gebäude, die nicht auf dem Boden irgendwelcher Religionen basieren, anzubieten


    warum sollten diese nicht auch der gefahr ideologischer verführbarkeit unterliegen?

    Original von quigor
    In der Grundaussage sicher korrekt - aber konkret welche Stämme wurden aus humanistischen(!) Gründen in ihrer kulturellen Identität vernichtet?


    bitte argumentiere jetzt nicht wie die christen, welche auch jede verantwortung für kreuzzüge ablehnen mit der begründung, dafür sei das christentum doch nur mißbraucht worden. indigenen völkern wie z.b. inuit oder aborigines wurden durchaus unter dem vorwand humanistischer ziele z.b. ihre kinder weggenommen, um nur mal eine ganz kleine facette zu beleuchten

    es ist egal, welches etikett du aufklebst - humanismus oder religion. worauf es ankommt, ist der inhalt



    Original von mod3000
    Warum willst du das mit Theisten nicht diskutieren?


    wer sagt denn so was?

    ich sagte, daß ich einem theisten wie quigor keine vorträge darüber halten werde, "welche Sorte Menschen einen 'Glauben' braucht". ich selbst brauche schließlich keinen

    Original von mod3000
    Etwas provokativ und sicherlich in Russells Sinn gefragt: ist Glauben Bequemlichkeit?


    das ist sicher bei vielen der fall. anderen wiederum bereitet ihr glaube erhebliche intellektuelle mühe, und das ist teilweise sogar durchaus beabsichtigt

    ich würde es mal so sagen: es gibt menschen, die keinen glauben benötigen. es gibt andere, welche glauben brauchen. unter diesen gibt es wiederum verschiedene menschen mit verschiedener motivation, verschiedenes zu glauben

    Original von mod3000
    Denn wo der Staat "Privatsache" reglementiert, da tritt zu Tage, dass unsere "mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten" offensichtlich reichlich diskutabel sind


    ja natürlich. überrascht dich das etwa? willkommen in der realität

    Original von mod3000
    Und nun wage ich mir vorzustellen, was passiert, wenn "wir" nicht das sogenannte Abendland ist, sondern plötzlich "sie" die Pakistanis sind. Gesellschaftlicher, demokratischer Konsens? Give'a'damn. Minderheitenschutz? Goodbye


    äh, ja. hat jemand etwas anderes behauptet?

    Original von mod3000
    Und da wähle ich schon ein Land mit "pro-westlicher" halbwegs offener Einstellung. Kannst du dir vorstellen, was abgeht, wenn der Konsens wirklich stattfindet, aber sich um deine "Mindeststandards" einen Scheißdreck kümmert?


    selbstverständlich. die unhaltbaren zustände in vielen unterentwickelten ländern sind ja dort durchaus gesellschaftlicher konsens

    Original von mod3000
    Das ist die Grundfrage: was tun wir als aufgeklärte Humanisten im Angesicht solcher Realität?


    an unseren werten festhalten. was sonst?

    Original von mod3000
    Zitat:
    "uninteressant" finde ich das insofern, als diese meine meinung eigentlich konsens sein sollte. täusche ich mich da?

    Ja. Ganz gewaltig


    du meinst, es sollte nicht konsens sein, daß religion privatsache bleiben muß - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen, die heutzutage unsere gesellschaftliche regelgebung bestimmt? daß im rahmen dieser demokratischen konsensbildung nicht jeder auch seine religiöse überzeugung verfolgen darf bzw. dafür werben, sofern sie nicht unseren mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten widerspricht?

    warum meinst du das?
  • RE: Russell wieder da?

    MoD3000

    Original von petronius
    auf besondere einladung versuche ich auch mal eine wiederbelebung. muß aber gleich sagen, daß ich das besondere interesse am thema nicht so recht nachvollziehen kann

    Ich finde es nach wie vor spannend, weil Religion - insbesondere die islamische - durch die zunehmende Lautstärke der Fundamentalisten (ich meine nicht, dass sie mehr werden, aber sie schreien lauter), wieder Thema sind. Wie geht man mit ihnen um? Das muss man sich nach wie vor fragen.

    ob jemand religion für eine notwendigkeit hält, ist doch eine urpersönliche angelegenheit. jedeR braucht einen roten faden in seinem leben, will sich an irgendetwas halten. für viele (welche das sind, will ich jetzt nicht beurteilen) sind das halt religionen bzw. glaubensüberzeugungen

    Warum willst du das mit Theisten nicht diskutieren? Gerade, wenn man sich so vortrefflich über das "viele" streiten könnte. Etwas provokativ und sicherlich in Russells Sinn gefragt: ist Glauben Bequemlichkeit?

    und jetzt herzugehen und zu meinen, man müsse die religion (als mittel zur persönlichen sinnsuche und haltfindung) z.b. durch eine ideologie ersetzen, ist natürlich genauso unsinnig, wie den eigenen glauben über den der anderen zu stellen

    Schau dir doch die Ethiken an: wir streben nach dem "Besten". Es wäre doch untragbar, wenn ich eine "bessere" Religion kennen würde - und daraus keine Konsequenzen zöge?
    Allein - wann ist eine Religion "besser"?

    Tja, ich glaube ich kenn deine Antwort, denn gerade weil sich das nicht feststellen lässt soll die Religion "Privatsache" bleiben.
    Du sagst, "heutzutage" bestimme unsere "demokratische konsensbildung" die Entscheidungen. Klingt arg fortschrittlich, eh? Aber ich erinnere an die geradezu monströsen Auswüchse um Paragraph 218. Denn wo der Staat "Privatsache" reglementiert, da tritt zu Tage, dass unsere "mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten" offensichtlich reichlich diskutabel sind. Und nun wage ich mir vorzustellen, was passiert, wenn "wir" nicht das sogenannte Abendland ist, sondern plötzlich "sie" die Pakistanis sind. Gesellschaftlicher, demokratischer Konsens? Give'a'damn. Minderheitenschutz? Goodbye.
    Und da wähle ich schon ein Land mit "pro-westlicher" halbwegs offener Einstellung. Kannst du dir vorstellen, was abgeht, wenn der Konsens wirklich stattfindet, aber sich um deine "Mindeststandards" einen Scheißdreck kümmert?

    Das ist die Grundfrage: was tun wir als aufgeklärte Humanisten im Angesicht solcher Realität?

    "uninteressant" finde ich das insofern, als diese meine meinung eigentlich konsens sein sollte. täusche ich mich da?

    Ja. Ganz gewaltig. Und jetzt nicht nur, weil ich ein wenig provokativ sein wollte.
  • RE: Russell wieder da?

    quigor

    Original von petronius
    es ist aktuell so, daß der eigene rechte glaube wieder beliebter ist als ausrede für gewalt als z.b. früher mal die weltrevolution - das ist richtig. aber erstens kannst du religiösen furor sowieso nicht verbieten (höchstens lächerlich machen), zweitens würde man sich dann eben eine andere ausrede einfallen lassen

    Hi, Petronius!

    Naja, mit den Scherzchen über die islamische Spielart des religiösen Furors wäre ich an Deiner Stelle vorsichtig.
    Ich war vorhin gerade im Christenforum - schön, wenn man die Todesstrafe mit Berufung auf die Bibel fordert! X(

    ideologische verführbarkeit scheint eine konstanz in der menschlichen gesellschaft. kritisch zu beobachten, aber auch nicht überzubewerten - meine ich

    Schau, genau diese 'Konstanz' hat MoD3000 gemeint, als er davon gesprochen hat, es wäre wichtig, ethische Gebäude, die nicht auf dem Boden irgendwelcher Religionen basieren, anzubieten.

    sicher. aber auch im namen des humanismus wurde so einiges veranstaltet, was ich nicht gut heißen würde. so wurden etwa um der humanistischen idee willen, den menschen die zivilisation zu bringen, mißbräuchlich wie gutwillig indigene kulturen zerstört. dafür kann der humanismus nichts, aber wie jede andere gesellschaftsidee auch kann er zu ideologischer sklerose degenerieren

    In der Grundaussage sicher korrekt - aber konkret welche Stämme wurden aus humanistischen(!) Gründen in ihrer kulturellen Identität vernichtet?

    wie meinst du das - den lattensepp an der wand?
    ist mir ziemlich wurscht. mir kommts drauf an, was bei der konferenz gesagt wird, nicht auf die begleifolklore

    *rofl* - Lattensepp... der Ausdruck war mir neu! :D
    Nein, ich habe sehr wohl gemeint, was gesagt und wie es verkauft wird. Wenn ich Statements wie die von Bush und über Rumsfeld höre, wird mir übel.

    ich fürchte, da überschätzt du meine blauäugige naivität. wer sich umschaut, sieht doch, daß die liberalität nur schönwetteranstrich ist, der sich im regen auflöst

    in evangelikalen- wie höllenforen ebenso wie im realen leben

    Hmm... :think:
  • RE: Russell wieder da?

    petronius

    hi quigor

    Original von quigor
    In Zeiten wie diesen? In denen sich Bush penetrant auf Gott beruft, in denen die Amis 'verkünden', daß Rumsfeld´s Entscheidungen von Gott gelenkt werden, in denen in deutschen Schulen versucht wurde bzw. wird, die Evolutionstheorie durch das Märchen aus der Genesis zu ersetzen? Und wollen wir doch auch die islamischen Gottesstaaten nicht vergessen!
    Das Thema ist schon aktuell... leider

    es ist aktuell so, daß der eigene rechte glaube wieder beliebter ist als ausrede für gewalt als z.b. früher mal die weltrevolution - das ist richtig. aber erstens kannst du religiösen furor sowieso nicht verbieten (höchstens lächerlich machen), zweitens würde man sich dann eben eine andere ausrede einfallen lassen

    ideologische verführbarkeit scheint eine konstanz in der menschlichen gesellschaft. kritisch zu beobachten, aber auch nicht überzubewerten - meine ich

    Original von quigor
    Und danke, daß Du - zumindest vorerst :D - darauf verzichtet hast, näher auszuführen, welche Sorte Menschen einen 'Glauben' braucht


    ich werd mich hüten, einem theisten darüber vorträge zu halten ;)

    Original von quigor
    Wenn Du 'Humanismus' auch als Ideologie durchgehen läßt, wäre das beispielsweise eine Haltung, die ich mir als äußerst konstruktive Basis eines sozialen Gefüges vorstellen könnte. Und ich glaube, Du auch!


    sicher. aber auch im namen des humanismus wurde so einiges veranstaltet, was ich nicht gut heißen würde. so wurden etwa um der humanistischen idee willen, den menschen die zivilisation zu bringen, mißbräuchlich wie gutwillig indigene kulturen zerstört. dafür kann der humanismus nichts, aber wie jede andere gesellschaftsidee auch kann er zu ideologischer sklerose degenerieren

    Original von quigor
    Aber wie schon gesagt, ich möchte weder 'unseren lieben Herrgott' noch sein islamisches Pendant über politischen Presse- oder sonstigen Konferenzen schweben sehen


    wie meinst du das - den lattensepp an der wand?

    ist mir ziemlich wurscht. mir kommts drauf an, was bei der konferenz gesagt wird, nicht auf die begleifolklore

    Original von quigor
    und ich fürchte, daß die liberalen Grundwerte auch im Westen in der breiten Bevölkerung nicht so stark verankert sind, wie Du anscheinend meinst.


    ich fürchte, da überschätzt du meine blauäugige naivität. wer sich umschaut, sieht doch, daß die liberalität nur schönwetteranstrich ist, der sich im regen auflöst

    in evangelikalen- wie höllenforen ebenso wie im realen leben
  • RE: Russell wieder da?

    quigor

    Original von petronius
    auf besondere einladung ..

    Um die anderen User nicht im Unklaren zu lassen: auf meine. Und ich danke Dir, daß Du ihr gefolgt bist! :)

    .. versuche ich auch mal eine wiederbelebung. muß aber gleich sagen, daß ich das besondere interesse am thema nicht so recht nachvollziehen kann

    In Zeiten wie diesen? In denen sich Bush penetrant auf Gott beruft, in denen die Amis 'verkünden', daß Rumsfeld´s Entscheidungen von Gott gelenkt werden, in denen in deutschen Schulen versucht wurde bzw. wird, die Evolutionstheorie durch das Märchen aus der Genesis zu ersetzen? Und wollen wir doch auch die islamischen Gottesstaaten nicht vergessen!
    Das Thema ist schon aktuell... leider.

    ob jemand religion für eine notwendigkeit hält, ist doch eine urpersönliche angelegenheit. jedeR braucht einen roten faden in seinem leben, will sich an irgendetwas halten. für viele (welche das sind, will ich jetzt nicht beurteilen) sind das halt religionen bzw. glaubensüberzeugungen

    Yep, der Meinung bin ich auch, daß das eine Privatangelegenheit ist und auch bleiben soll.
    Und danke, daß Du - zumindest vorerst :D - darauf verzichtet hast, näher auszuführen, welche Sorte Menschen einen 'Glauben' braucht.

    und jetzt herzugehen und zu meinen, man müsse die religion (als mittel zur persönlichen sinnsuche und haltfindung) z.b. durch eine ideologie ersetzen, ist natürlich genauso unsinnig, wie den eigenen glauben über den der anderen zu stellen

    Kommt darauf an, Petronius. Wenn Du 'Humanismus' auch als Ideologie durchgehen läßt, wäre das beispielsweise eine Haltung, die ich mir als äußerst konstruktive Basis eines sozialen Gefüges vorstellen könnte. Und ich glaube, Du auch!

    natürlich aber muß religion privatsache bleiben - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen, die heutzutage unsere gesellschaftliche regelgebung bestimmt. im rahmen dieser demokratischen konsensbildung darf natürlich jeder auch seine religiöse überzeugung verfolgen bzw. dafür werben, sofern sie nicht unseren mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten widerspricht

    Ich bin mit Deinem Statement zur Privatsache Religion absolut einverstanden.
    Ich bin aber strikte gegen die Verflechtung von Politik und Religion: Egal, wie religiös ein politischer Vertreter sein mag, er möge sich bitte auf Gesetze und Paragraphen berufen und nicht auf Gebote und Bibelverse, und ich will von keinem Politiker offizielle Äußerungen hören, in denen von Gott die Rede ist. Auch Anspielungen auf 'Reiche des Bösen' sollte sich sogar ein strunzdummer Ami verbeißen können.

    "uninteressant" finde ich das insofern, als diese meine meinung eigentlich konsens sein sollte. täusche ich mich da?

    Weitgehend stimmen wir schon überein, Petronius, zumindest, was unsere Zielvorstellung betrifft. Aber wie schon gesagt, ich möchte weder 'unseren lieben Herrgott' noch sein islamisches Pendant über politischen Presse- oder sonstigen Konferenzen schweben sehen - und ich fürchte, daß die liberalen Grundwerte auch im Westen in der breiten Bevölkerung nicht so stark verankert sind, wie Du anscheinend meinst.
  • RE: Russell wieder da?

    petronius

    Original von MoD3000
    Generell wuerde mich eine Wiederbelebung der Diskussion um die Notwendigkeit von Religion interessieren


    auf besondere einladung versuche ich auch mal eine wiederbelebung. muß aber gleich sagen, daß ich das besondere interesse am thema nicht so recht nachvollziehen kann

    ob jemand religion für eine notwendigkeit hält, ist doch eine urpersönliche angelegenheit. jedeR braucht einen roten faden in seinem leben, will sich an irgendetwas halten. für viele (welche das sind, will ich jetzt nicht beurteilen) sind das halt religionen bzw. glaubensüberzeugungen

    und jetzt herzugehen und zu meinen, man müsse die religion (als mittel zur persönlichen sinnsuche und haltfindung) z.b. durch eine ideologie ersetzen, ist natürlich genauso unsinnig, wie den eigenen glauben über den der anderen zu stellen

    natürlich aber muß religion privatsache bleiben - in dem sinn, als religionen nicht die demokratische konsensbildung ablösen dürfen, die heutzutage unsere gesellschaftliche regelgebung bestimmt. im rahmen dieser demokratischen konsensbildung darf natürlich jeder auch seine religiöse überzeugung verfolgen bzw. dafür werben, sofern sie nicht unseren mindeststandards an menschen-, bürger- und freiheitsrechten widerspricht

    "uninteressant" finde ich das insofern, als diese meine meinung eigentlich konsens sein sollte. täusche ich mich da?
  • Sicherlich.
    Zusammenfassend und diesmal ohne Quoteorgie:
    Ich bin sehr pessimistisch, was Menschenmassen angeht. Deshalb glaube ich eher an eine Swing-Theorie: "im Mittel" ist man neutral, aber das Equilibrium wird nie erreicht, es finden immer Ausschlaege statt.
    Desweiteren ist es wichtig, dass Religion keinen Einfluss auf Entscheidungen hat. Demagogie hat mit der Handlungsrealitaet doch eh nie was zu tun.

    Ich halte aber nichts davon, christlichen Organisationen qua Gerichtsentscheid nicht-christliche Arbeitnehmer aufzudruecken. Meine Ueberzeugung war immer, dass ein Arbeitgeber nehmen kann wen er will (solange er jemanden findet :P ). Nur wenn ein Unternehmen einen Markt monopolisiert hat, muss regulatorisch eingegriffen werden.

    Als Schlussbetrachtung mag ausreichen, dass Religion immer als Rettungsanker herhalten musste. In einer globalisierten Welt zaehlt eben die Naehe und Vertrautheit der "Alten". Demgegenueber muss sich das globale Dorf ueberlegen, wie es die weltumspannende Idee (wieder) attraktiv machen kann. Und das wird so lange nicht einfach sein, wie Globalisierung als Einbahnstrasse zu Verarmung und Bedienmentalitaet verstanden wird. Religion ist gerade in diesem Kontext nur noch die Planke der Geaengstigten.