Deine Menschensicht ist mir zu pessimistisch. Und irgendwie fehlt mir auch die Lust, auf eine Grundsatzdiskussion. Bloß weil es seit 1992 keinen durch die katholische Kirche geschürten Krieg mehr gab, heißt das lange nicht, dass es ihn nicht geben wird.
Der Mensch hat, wie jedes andere Tier auch, seine Motive zur Gewalt. Niemand tut etwas ohne Grund. Man wird bedroht, man wird provoziert, etc. Das Problem ist nur- und daran ist diese Moral nicht ganz unbeteilligt- dass man immer die allgemeine Ansicht sieht. Was sollen denn die anderen denken? Hm? Man hat Respekt vor den unbekannten Menschen. Das zieht auch solche Dinge wie familiäre Gewalt nach sich. Der gestresste und gemobbte Bankier ist oftmals auch jemand, der dann abends auf seine Familie einprügelt- denn, hey, "bei den anderen darf man das ja nicht machen". Widerliche Einstellung. Und die führt natürlich zur unkontrollierten Gewalt, was ganz logisch ist. Speichere Du mal- auch nur über einen Tag- Aggressionen. Na, das wird ja sehr spaßig. Insofern liegst Du richtig.
Nur sind es in den Religionen nicht "einzelne Irrläufer", das siehst Du ganz falsch. Die Geschichte hat ja wohl bewiesen, dass das geistliche Kollektiv, vor allem der katholischen Kirche (aber die lutherische war auch schon immer sehr schnell dabei), dazu notwendig war, bestimmte Kriege abzunicken. So auch den II.Weltkrieg. Ohne das Dazutun von Pius XII. (Zitat bzgl. Judenvernichtungen: "Ich mochte die Deutschen schon immer, aber jetzt mag ich sie noch mehr.") wären die Staaten schon früher eingegriffen. Natürlich sind sie nicht eingegriffen, da sie selbst die Juden hassten. Erst als der größenwahnsinnige Hitler sie bedrohte,- da wurden sie langsam wach. Es gibt unzählige Einzelfall-Beispiele aus damaliger christlicher Literatur. Wir brauchen nur einmal die Priester zu nehmen, die im I. und im II. Weltkrieg Bomben gesegnet und den Krieg als ein Schauspiel "göttlicher Erhabenheit" darstellten. Aus biblischer Sicht Moses, der die Midianiter tötete und, als seine Truppen zurückkamen, erstaunt fragte: "Warum habt Ihr Weiber und Kinder am Leben gelassen?" und sie zurückschickte, um die Kinder abzuschlachten und ein paar Jungfrauen zum Opfern und vögeln mitzunehmen.
All dies sind christliche Geschichten. Auch der Kram mit Jesus hat Existenzberechtigung, (auch wenn er von einigen Christen viel zu gutmütig ausgelegt wird), aber das beweist nur, dass das Christentum sich immer wieder den jeweiligen Strömungen anpassen kann, um zu überleben. Diese tolerante Strömung existiert erst seit den 80igern. Früher hätte man diese aufmüpfigen Jugendlichen weggebombt, aber da sie jetzt in der Mehrzahl sind, zelebriert man Rock-Gottesdienste und schreit aus lauter Kehle: "Gott ist die Liebe!" und vollführt einen Ringelpieps mit Anfassen auf dem Weltjugendtag.
Es ist eine Interpretationsfrage. Dem Wesen des Menschen die Schuld an den Verbrechen zu geben, die durch das "Gewissen" entstehen (indirekt), halte ich für einen gänzlich falschen Ansatz. Es bleibt natürlich festzuhalten, dass es allen besser gehen würde, wenn wir immer noch in freier Wildbahn leben würden. Darunter natürlich Mutter Natur.