Die Piratenpartei und Urheberrecht

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    • Die Piratenpartei und Urheberrecht

      Ich dachte mir, dass es sinnvoller ist extra einen Thread zu erstellen, als den "01:42 Uhr"-Thread zuzuspammen. Auch wenn er recht kurz werden könnte... :rolleyes:

      Also erstmal die vorangegangenen Postausschnitte:
      Original von Mormegil
      Original von Mea Culpa
      Was ist eigentlich aus den Piraten geworden? Bis vor Kurzem schien es still um sie geworden zu sein. Abesehen von der Nachfrage ob Berlin vor einer Zombie-Invasion geschützt sei wenn ich mich recht entsinne.
      Die gibts noch.
      Die sind eine interessante Partei. Ich würde gerne mal wissen, ob die das mit dem Urheberrecht ernst meinen. Ich kann mich mit vielem aus deren Programm identifizieren (allem voran mit der Forderung von mehr Transparenz in der Politikwelt), aber das mit dem Urheberrecht ist unglaublich.
      Da stehen mir als möchtegern-komerzieller Musiker die Haare zu Berge, wenn ich das lese.

      Dann:
      Original von Mormegil
      Ich habe mich bis jetzt etwas durch das Forum gelesen. Es ist ungeheuerlich was für eine Ignoranz den Künstlern entgegengebracht wird, wenn es um das Urheberrechtsprogramm geht. Die meinen das wirklich ernst. Das manche ihren Lebensunterhalt mit ihren Werken verdienen, scheint die nicht zu interessieren. Die wollen nur legal und kostenlos Musik und Spiele runterladen. Und dazu dann das Bedingungslose Grundeinkommen™ (das Trademark-Symbol ist Absicht :D ). Wenigstens habe ich einen sehr ansprechenden und interessanten Artikel und einen passenden Thread dazu gefunden. Das zu lesen war dann richtig angenehm.

      Und zu guter letzt:
      Original von Mea Culpa
      @ Mormegil

      Ich müsste mich eigntlich auch viel mehr mit Ihnen beschäftigen.
      Ich wollte gestern noch schreiben ob du dann hier eimal über die Ergebnisse deiner Recherche berichten könntest. Aber das hast du ja jetzt schon gemacht. Meine Meinung ist schwankend. Wenn es stimmt dass Apple das Recht auf abgerundete Ecken für sich beansprucht, finde ich das doch übertrieben. Es ist schließlich eine Erscheinungsform in erster Hinsicht die eigentlich Niemandem gehören könnte-quasi Allgemeingut. Aber bei verdichteten Mustern und Ideenkombinationen sieht es für mich anders aus. Und dann finde ich die Aussage " Es gibt kein geisties Eigentum " auch irgendwie gruselig. Eine Bekannte von mir war auf DeviantArt tätig und hatte sich einen eigenen Charakter überlegt der wie ein Maskottchen in ihren Werken auftauchte und im Grunde genommen auch ein Markenzeichen von ihr war. Ich glaube, sie spiegelte sich auch selbst in dem Charakter wieder. Einige Aktive imitierten dann ihren Charakter und tauschten wohl nur die Farben aus. Sie war deswegen durchaus verärgert und stellte ein Tutorial online wie man sich selbst einen Charakter erstellen könnte. Ohne ein Copyright kann Jeder deine Sachen nehmen und sie verwenden wie er will und es fällt auf dich zurück. Und die Arbeit die du gemacht hast ist unentscheidend. Und es gehört auch nicht dir, du hast es nur gefunden. Eigentlich stimmt es: Du verwendest was dir bekannt ist. Du verwendest Töne und Farben und kombinierst sie. Du hast die Töne nicht erschaffen. Du hast eine Kombination gefunden. Aber das erinnert mich an einen Satz von kommunistischer Seite: " Pivateigentum ist Diebstahl." Und ich habe dann gedacht: Und den Privatbesitz zu verwehren ist kein Diebstal? Es gibt, zumindest soweit ich weiß, immer wieder die Möglichkei neu zu kombinieren und dadurch etwas Neues zu kreieren. Ich gebe soweit recht dass je mehr Bausteine einem bekannt sind umso velfältiger könnten die Ergebnisse sein. Ich bin zum Beispiel dankbar dass es DeviantArt gibt. Ich komme dadurch mit Zeichnern in Kontakt die mich zeichnerisch beeinflussen. Und ich finde es gut, dass es das Internet gibt wo ich nach Referenzmatrial stöbern kann. Ich kann für die korrekte Darstellung einer Samurai-Rüstung nicht eben nach Japan fliegen. Und man braucht Referenzmaterial-Oh ja. Und dann bin ich auch froh dass es Tumblr gibt. Es geht dadurch auch schneller. Aber schauen wir doch einmal woandes hin.
      Ich schaue online nur danach wofür ich mir auch nicht die Mühe machen würde wenn es das Internet nicht gäbe. Ich habe auch schon über Youtube Musik gedownloadet aber ich habe da für mich abgewägt. Bei 'kleinen' Musikern kaufe ich mir lieber die Cd. Außerdem habe ich lieber auch Etwas das ich mir mit Booklet in mein Cd-Regal stellen kann. Und das ich sortieren kann. Aber wenn die Cd nicht mehr erhältlich ist und ich es unbeding möchte dann würde ich auch zu dem Converter greifen.

      Ich mache hier Schluss sonst schreibe ich ewig weiter.

      Für mich ist es eine klare Sache. Wenn ich Produkte (sei es Musik, Bücher, Konsumartikel, etc.) anderer verwenden will, muss ich eine Gegenleistung bringen. Das ist ja ganz grundlegende Marktwirtschaft, die es schon vor der ersten Währung gab. Jedem steht es frei eine Dienstleistung nicht in Anspruch zu nehmen, oder Produkte nicht zu kaufen, für die man nicht bezahlen will.
      Es ist ja schon eine moralische Frage (auch wenn viele Urheberrechtsgegner das Gegenteil behaupten). Wenn jemand etwas für mich tut, ist es mein Bedürfnis eine Gegenleistung zu erbringen. Schaffe ich das Urheberrecht ab, nehme ich sehr vielen Künstlern ihre Lebensgrundlage. Die wenigsten würden Geld für etwas ausgeben, dass sie irgendwo anders kostenlos bekommen könnten.

      Das mit den abgerundeten Ecken sehe ich genauso. Gegen solche irrelevanten Patente sollte imo vorgegangen werden.

      Die Aussage, dass es kein geistiges Eigentum gebe, ist meines Erachtens falsch. Schließlich müssen Ideen erst einmal jemandem einfallen. Und das sind Einzelpersonen und nicht die Allgemeinheit. Dann zu sagen, dass die Allgemeinheit ein Recht auf diese Idee hat, ist den Einzelpersonen gegenüber unfair und nicht zu rechtfertigen.

      Ein Argument das auch gerne gebracht wird, ist die Einschränkung des Rechtes auf Bildung. Das rechtfertigt schonmal nicht die Aufhebung des Urheberrechts für Musik, Spiele, Filme, etc. Das dieses Argument nur eine schlechte Ausrede ist, zeigt sich auch darin, dass naheliegende Dinge, wie Studien- oder Schulgebühren, die das Recht viel heftiger beschneiden, als es das Urheberrecht jemals könnte, gar nicht angegangen werden.

      Mehr fällt mir jetzt nicht ein. Aber ich kann wirklich nur empfehlen, den Artikel, den ich im zweiten Zitat verlinkt habe, zu lesen.
      We're society's only protection.

      Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient nicht zu leben.
      Martin Luther King
    • Nach einem Gespräch mit meinem Therapeuten möchte ich noch etwas ergänzen:
      Für mich ist es eine klare Sache. Wenn ich Produkte (sei es Musik, Bücher, Konsumartikel, etc.) anderer verwenden will, muss ich eine Gegenleistung bringen. Das ist ja ganz grundlegende Marktwirtschaft, die es schon vor der ersten Währung gab.
      Das die Piraten das abschaffen wollen muss ja nicht unbedingt schlecht sein, denn vllt wäre eine neue Marktwirtschaft zeitgemäßer (so wie ein neues Rentensystem, das sich mit einem anderen Wirtschaftssystem sogar erübrigen könnte). Allerdings muss die Piratenpartei das dann auch gleichzeitig für die übrige Wirtschaft wollen. Schließlich lässt es sich nicht vermeiden, dass Kultur- und Unterhaltungsgüter gleichzeitig über einen wirtschaftlichen Wert verfügen.
      Ein weiterer Punkt ist, dass eine Kompensationspflicht besteht, wenn man ein System abschaffen will. Sprich: Wenn die Piratenpartei das Wirtschaftssystem oder Teile davon abschaffen will, muss sie auch ein neues Modell vorlegen. Das schieben die aber ganz einfach von sich weg, indem sie sagen, das die Kunstschaffenden sich darum kümmern sollen. Schließlich wissen die ja auch, dass es so kein funktionierendes Modell geben kann. Solange man etwas kostenlos und legal bekommen kann, wird man nicht irgendwoanders Geld dafür hinlegen.

      Dann gibt es ja auch außer Deutschland noch andere Länder auf der Welt. Diesen Fakt scheinen die auch zu übersehen. Nehmen wir mal an, wir hätten ein neues Wirtschaftssystem (zumindest in Bezug auf Kulturgüter). Das einzige, was mir da einfallen würde, ist, dass der Kunstschaffende seinen Lebensunterhalt vom Staat bekommt, damit die Konsumenten nichts bezahlen müssen. So weit, so gut. Aber was ist beispielsweise mit Musik aus dem Ausland? Wird die Regierung auch dafür bezahlen? Das Volk soll ja kostenlos da drankommen. Wovon sollen die das alles denn bezahlen? Höchstwahrscheinlich endet das ganze in einer kulurellen Isolation, weil keiner seine Produkte mehr in Deutschland 'verkaufen' will. Das einzige in Deutschland erhältliche Kulturgut, werden Produkte deutscher Kunstschaffender sein, die ihren Lebensunterhalt vom Staat beziehen.
      Dann werden Musik, Spiele, Filme, etc. aus Österreich importiert. Kunstwerke verlieren innerhalb Deutschlands ihren Wert und werden daher (wenn überhaupt) ins Ausland verkauft...

      Fazit: Die Kultur und der kulturelle Besitz Deutschlands verkümmert, der Staat wird höhere Ausgaben und gleichzeitig weniger Einnahmen haben und damit dann auch wirtschaftlich untergehen.

      Sofern der Staat für die Künstler aufkommen muss. Mir fällt da keine andere Möglichkeit ein.

      Also in meinen Augen kann es nicht funktionieren.
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      Ein Mensch, der für nichts zu sterben gewillt ist, verdient nicht zu leben.
      Martin Luther King