Coelhos 'Alchimist'

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    • Coelhos 'Alchimist'

      1988 erscheint in Rio de Janeiro 'O Alquimista' von Paulo Coelho. Dieses Buch wird ein Welterfolg.
      Es wird in 61 Sprachen übersetzt, zig Millionen Mal verkauft - ein echter Renner.
      Dieser Hype geht natürlich an mir vorbei, und ich ignoriere selig die deutsche Erstausgabe 1993.
      Auch das immer größer werdende Opus von Herrn Coelho verführt mich nicht dazu, seine Bücher zu lesen. Das könnte durchaus mit der Art der - überschwenglichen - Kritiken zusammenhängen, z.B. für den 'Alchimisten':
      "Der Alchimist ist eine Reise zur Weltenseele... ein glückbringender Wegweiser." (FAZ)
      "Sagenhaft weise." (Corriere della Sera)
      "Ein Buch, das Herz und Seele wärmt." (Bergensavisen)
      "Ein weises, ein magisches Buch." (Welt am Sonntag)
      "Ein sagenhafter Erfolg." (Der Spiegel).
      Die 'Neue Zürcher' sprach von "einschlägiger Herzensbildung"... yep, genug gute Gründe, ein so erbauliches Werk links liegen zu lassen, nicht wahr?

      Aber inzwischen wurde es mir empfohlen - von Menschen, die ich schätze. Und ich sage es gleich: Es ist nicht falsch, was Coelho schreibt - es ist nur ziemlich banal.
      Es handelt sich nicht um einen Roman, sondern um eine als Märchen verkleidete 'Lebenshilfe'.

      Der Held der Erzählung - Santiago, yep, der Heilige Jakob aus dem Neuen Testament, einer der zwölf Apostel und der Schutzpatron Spaniens, nach dem der Pilgerort Santiago de Compostela benannt ist, das Ziel des 'Jakobswegs' (über den der Autor zufällig auch einen 'Roman' geschrieben hat) - ist ein 'reiner, tumber Tor'. Ein armer Junge, der die Klosterschule verlassen hat, um als Schafshirte seinen Traum vom Umherreisen verwirklichen zu können. Er träumt von einem Schatz. Und auch, wenn er Santiago heißt (und nicht Heiliger Josef) - wer würde hier nicht sofort an den Sohn des biblschen Stammvaters Jakob, Josef, denken, der die Träume des Pharaos so schön zu deuten wußte, daß er damit sein Glück in Ägypten machte? Und tatsächlich - der Schatz befindet sich in seinem Traum bei den Pyramiden.

      Coelho liebt solche Anspielungen. Er läßt Melchisedek auftreten, er beschwört die Hellsicht der Zigeuner, die Sprache des Herzens sowie der Weltenseele, und er greift tief in die Symbol- und Aufgabentruhe der Alchimie. Sein Santiago geht den Weg des Adepten - oder besser gesagt, er 'wird gegangen', denn Heerscharen von temporären spirituellen Führern sorgen dafür, daß die Grundthese des Buchs bewiesen wird: Wer glücklich werden will, muß seinem persönlichen Lebensweg folgen.

      Dies erläutert Melchisedek:
      "Es (der persönliche Lebensweg) ist das, was du schon immer gerne machen wolltest. Alle Menschen wissen zu Beginn ihrer Jugendzeit, welches ihre innere Bestimmung ist. In diesem Lebensabschnitt ist alles so einfach, und sie haben keine Angst, alles zu erträumen und sich zu wünschen, was sie in ihrem Leben gerne machen würden. Indessen, während die Zeit vergeht, versucht uns eine mysteriöse Kraft davon zu überzeugen, daß es unmöglich sei, den persönlichen Lebensweg zu verwirklichen.
      Das sind die Kräfte, die uns schlecht erscheinen, aber in Wirklichkeit helfen sie dir, deinen persönlichen Lebensplan zu erfüllen. Sie entwickeln deinen Geist und deinen Willen, denn es gibt eine große Wahrheit auf diesem Planeten: Wer immer du bist oder was immer du tust, wenn du aus tiefster Seele etwas willst, dann wurde dieser Wunsch aus der Weltenseele geboren. Das ist dann deine Aufgabe auf Erden. ...
      Die Weltenseele wird von dem Glück der Menschen gespeist. Oder vom Unglück, von Neid und Eifersucht. Unsere einzige Verpflichtung besteht darin, den persönlichen Lebensplan zu erfüllen. Alles ist ein Ganzes. Und wenn du etwas ganz fest willst, dann wird das gesamte Universum dazu beitragen, daß du es auch erreichst."
      Damit hat Coelho gesagt, was er sagen wollte. Der Rest seiner Parabel dient der beispielhaften Darlegung dieser Maxime.

      So weit, so gut. Er ist nicht der Erste, der das behauptet. "Do what Thou wilt", sagte beispielsweise Aleister Crowley... ohne allerdings damit ähnliche Begeisterungsstürme einer kulturell vorwiegend christlich geprägten Leserschaft auszulösen.
      Und das ist es, was ich mich frage: Wenn 'L'Express' schreibt, daß dies "die Geschichte einer Selbstwerdung ist, die bleiernen Alltag in das Gold der Träume zu verwandeln vermag," woher kommt dieses - vielleicht doch etwas simplifizierend formulierte - Revival alter Mysterien? Ladies and Gentlemen, die 'Weltenseele', mit der wir untrennbar verbunden sind, und die magische Reise zum inneren Selbst sind nicht gerade die klassischen Pfeilder katholischer oder protestantischer Ethik - und doch liebt jeder dieses Buch.
      Oder zumindest fast jeder.

      Wie kommt das? :D
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Sehr, sehr interessante Frage.

      Wobei ich nicht sagen kann, warum "jeder" dieses Buch liebt. Ich nicht. Und zwar, weil ich es (noch) nicht gelesen habe.Ich hatte mal eine Zeit, da wollte ich es lesen, einfach, weil ich dachte, es "passt" jetzt gut zu etwas, das ich kenne. Wenn du schreibst, es ist vorhersehbar, der Held wird gegangen, dann will ich schon nicht mehr. Ok, tut nix zur Sache. Ich les es oder lass es ;)

      Zum Revival "alter Mysterien" hab ich schon ein paar Theorien. Eine davon ist, dass diese "Mysterien" sehr alt sind. Das heißt, tief in unser kollektives, genetisches, seelisches wie immer du es / ich / man es nennen will, eingegraben. Es ist unsere Wurzel. Die spürt man mehr oder weniger stark. Die wird gesucht, will gefunden werden, ähnlich wie jedes Kind wissen will, von wem es anstammt. Das verdrängte archaische sitzt doch in WIrklichkeit hauchdünn unter der Oberfläche. Steinzeit? pah! Was sind schon ein paar tausend Jahre gemessen am Alter der Menschheit?

      Und was die "Mysterien" anbelangt, so mysteriös iist die Welt dann auch wieder nicht. Ok, zugegeben, ein paar Erklärungsmodelle und Erfahrungen sind für einen "modernen", "aufgeklärten", "rationalen" Menschen sehr, sehr schwer zu akzeptieren. Aber es geht durchaus.
      Da wären wir dann wieder beim gegangen werden. Ist so abwegig auch nicht. Es sind durchaus mehr oder weniger (un) sanfte Tritte, die mich, dich, man, dazu bringen, die Augen aufzusperren und in die eigenen Richtung zu gehen.
    • Als ich das Buch vor ein paar Jahren mal ausgeliehen habe, hatte ich mich noch nicht mit Themen befasst, die quigor angetönt hat.

      Ich hab es damals einfach als eine Art "Sammelsurium" an Weisheiten aus verschiedenen Religionsansätzen, miteinander vermixt, angesehen.

      Nicht schlecht, gut geschrieben, griffig verpackt....aber irgendwie wurde ich nicht ganz warm damit.

      Wäre interessant, mit welchem Blick ich es heute lesen würde. Mal sehen....
      Nutze die Möglichkeiten.....
    • Zu dem Buch kann ich leider nicht so viel Konstruktives beitragen, um genau zu sein gar nichts, denn ich habe es auch nicht gelesen.
      Aber was die Schlussfrage betrifft, so mutmaße ich, dass die Menschen sich nach Etwas sehnen, dass Tiefe besitzt. Die Kirche kann diesen Wunsch nicht ( mehr ) wirklich erfüllen, da doch recht viele Menschen im momentanen Informationszeitalter relativ genau Bescheid wissen, was unter Anderem an Bluttaten begangen wurde.
      Insofern ist dieses Bild auch nicht mehr mit dem kompatibel was man als Ideal betrachtet.
      Wer möchte zu einer blutigen Kirche gehören?
      Zu den Mysterien, so scheinen sie für viele Menschen das darzustellen was sie bei der Kirche nicht finden. Und zudem haben wir ein Zeitalter des Fortschritts.
      In einer solchen Epoche, so scheint es mir, sehnen sich die Menschen zu der möglicherweise mystischer erscheinenden Seite des Lebens um eine Art Gegenpol zu besitzen.
      Zu der Zeit der Industrialisierung war, glaube ich, der Spiritismus recht im Aufwind.
      Ich möchte das nicht unbedingt damit vergleichen aber ich denke, dass die Menschen das Mysterium brauchen.
      Mea Culpa: "Ich glaube, du bist von uns Beiden der mit den vielen Ideen..."
      Lord Syn: " Und du der, der sie nicht umsetzt!"
    • Original von Mea Culpa
      aber ich denke, dass die Menschen das Mysterium brauchen.


      Ich wollte gerade etwas sehr böses über das Mysterium (TM) schreiben ;) , kam dann aber auf die Idee, dass in der Verallgemeinerung auch ein guter Ansatz steckt. So in der Richtung, es kann sehr entspannend und beruhigend sein, *etwas* auch mal so anzunehmen, wie es es ist, sich darstellt. Nicht alles muss "erklärbar" sein, alles verstehen müssen oder auf eine bestimmte Ebene eines Standart-Weltbildes herunter zu definieren, endet letztlich in Zwang und Leblosigkeit.
      Gläserne Menschen, gläserne Weltbilder ---> Wahrheit (TM) ---> das Ende der Wahrhaftigkeit, Ödnis, L(i)eblosigkeit.
      Klingt jetzt vielleicht widersprüchlich, ist aber eine für mich durchaus schlüssige Assoziationskette. (Auch wenn mir so früh am Tag die richtigen Worte zu fehlen scheinen.)


      Und noch @ quigor

      bzgl Melchisedek. Ja, ja, und nochmals ja. Es ist ganz einfach. Wenn du dich erst mal Jahre und Jahrzehnte mit Fragen, Zweigfeln, überflüssigen Erklärungsversuchen usw. abgequält hast und dann deinen ganzen Mut zusammennimmst für das Eingeständnis, es ist so einfach, (und Crowly hat durchaus recht, war aber leider nicht gesellschaftlich kompatibel, was übrigens in gewisser Weise dazu gehört) ...Das Geheimnis ist umwerfend komplex und gleichzeitig so selbstverständlich, jeder trägt es in sich herum, jeder kann es finden und muss es auf seine Weise finden. Widerstand ist zwecklos und behindert nur, ist aber trotzdem Teil des Findens und *lösens.

      Kindereinfach. Glaube mir :cool:
      LG. Kaah


      Verdammte was auch immer. Heut kommts häppchenweise.

      "die Geschichte einer Selbstwerdung ist, die bleiernen Alltag in das Gold der Träume zu verwandeln vermag,"

      Haha da hammwers doch!warum diese Story so ein Erfolg ist. Gold ist was zum anfassen, nix zum träumen. Bleischwere Träume in reales Gold zu wandeln, das ist Alchemie. Alchemie ist Arbeit, ist Kampf, die Lösung des Widerspruchs und noch einiges anderes. Das ist nicht massentauglich. "Das Gold der Träume" ohne den tödlichen Schritt, der danach kommt, das ist nur die weichgespülte Version

      Garstige Grüße, Fafnir

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Nebelkrähe ()

    • Der Reiz des Buches liegt im Märchencharakter. Coelho hat ein modernes Märchen geschaffen, angelehnt am „Hans im Glück“. Es finden sich ja auch typische Märchenmerkmale, wie z. B. Santiago, als Held, der sich durch eine Wanderung bewähren muss, Aufgaben lösen muss usw. Auch das typische Happy End ist inbegriffen.
      Und Märchen spielen unabhängig von Religionen. Natürlich ist es ein Mix von Glaubensbegriffen, wobei jeder Glaubensbegriff ambivalent angesetzt werden kann. Dadurch wird gewährleistet, dass sich auch wirklich jeder angesprochen fühlen kann, sich in der Rolle des Santiago sehen kann. Vorallem in der Rolle des Machbaren. Die von dir bemängelte „Banalität“ ist das Geheimnis des Buches. Dadurch entsteht der Eindruck, dass jeder „seines Glückes Schmied ist“ und allenfalls selbst erbaute Hindernisse dem persönlichen Glück und Erfolg im Weg stehen können.

      Es werden typische Schwarz-weiß-Bilder konstruiert. Einerseits der etwas tumpe, jedoch sehr nachdenkliche und verstehende Santiago (nicht unähnlich dem Jakob der Bibel. Auch dieser möchte glauben, zweifelt, verliert alles und erhält am Ende das große Glück). Wobei auch die Anspielungen auf Santiago in der Rolle des Jesu (Guter Hirte, dem seine Schafe am Herzen liegen) nicht unterschätzt werden dürfen.
      Andererseits der Engländer, der trotz Wissens keinen Erfolg hat. Dadurch schafft Coelho wieder einen märchenhaften Aspekt. Er zeigt, dass Wissen allein nicht reicht um glücklich zu sein, also jeder von uns, unabhängig seines Wissenstandes, ein „Hans im Glück“ sein kann.
      Die Mitleidslosigkeit des Alchimisten, seine zur Schau getragene Überlegenheit ist der dritte Pol der Geschichte. Natürlich wirkt er allwissend, hat aber an sich keine rühmliche Rolle, da im das Wesentliche fehlt, was Santiago unabhängig von der Kunst der Alchemie gefunden hat: Die Liebe. Wieder ein Märchenelement.

      Und all diese Personen schaffen es, dass der Leser, unabhängig jeder Glaubensrichtung, sich in einer der Personen wieder finden kann. Jede Handlung ist auf ein tägliches Handeln im eigenen Leben übertragbar. Es ist ein Spiegelbild des eigenen Lebens, welches geprägt ist von Äußerlichkeiten, die der Held aber schafft hinter sich zu lassen und so den „wahren“ Weg zu finden. Welchen Namen dieser Weg trägt, ist Geschmackssache und für die Grundaussage des Buches auch nicht entscheidend. Eine Interpretation ist, dass Santiago nach dem „Sinn des Lebens“ sucht und ähnlich wie in Hesses „Siddharta“ seinen eigenen Weg für diese Erfüllung finden muss. Ein weiterer Ansatz ist die Genügsamkeit. Die Frage stellt sich doch. Wäre dieser Weg überhaupt nötig gewesen? Hätte Santiago nicht doch auf seinen Vater hören sollen und die eigenen Burgen betrachten sollen? Wäre er dann schneller fündig geworden? Durch diesen Kunstgriff schließt sich dann der Kreis hin zur Bibel und der Überlegenheit des Alters, welche sich auch im 200jährigen Daseins des Alchimisten widerspiegelt. Allerdings darf der Held ja nicht nur im Unrecht enden, weswegen zumindest die große Liebe nicht im eigenen Land zu finden ist.

      Durch die einfache Sprache, den Mix aus Begrifflichkeiten hat Coelho geschafft ein Buch für „Jedermann“ zu schreiben, für jeden kleinen „Hans auf der Suche nach Glück“. Mysterien gibt es genug in diesem Buch - es ist für jeden etwas dabei - damit sich auch wirklich jeder finden kann und einen kurzen Moment die eigene „Bürowelt“ verlassen kann und so mal je nach Wunsch (Engländer, Santiago, Alchimist, Karawanenführer) den Gegensatz leben kann.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Angsthase ()

    • Noch ein Erfolgserklärungs-Versuch

      War Coelho nicht Mitglied im Golden Dawan oder einem Nachfolgeorden?

      Mal so grob symbolsprachlich-analytisch: er bedient sich des gleichen Symbolwurzel, derer sich auch Crowly bediente, die - modifiziert, teilweise diffamiert - ins alte Testament einfloss.
      Es handelt sich wohl um einen Symbolschatz, der weite Teile der abendländischen Kultur mitprägte, der in vielen Seelen (siehe oben - Gedächtnis-) schlummert und gehoben werden will.

      Die paar biografischen Daten, die ich gerade im Kopf habe, lassen mich annehmen, dass Coelho schon genau weiß, über was er da schreibt. Den Erfolg verdankt er wohl Talent, einem guten Lektor und der Fähigkeit, verkauffördernde Ratschläge und Weichspültipps anzunehmen. ;)
    • Original von Nebelkrähe
      War Coelho nicht Mitglied im Golden Dawan oder einem Nachfolgeorden?


      Ich glaube ja. Also logischerweise in einem Nachfolgeorden.


      Die paar biografischen Daten, die ich gerade im Kopf habe, lassen mich annehmen, dass Coelho schon genau weiß, über was er da schreibt. Den Erfolg verdankt er wohl Talent, einem guten Lektor und der Fähigkeit, verkauffördernde Ratschläge und Weichspültipps anzunehmen. ;)


      Ja, ich bin auch sicher, dass er sich den Inhalt nicht willkürlich aus den Fingern saugt, aber trotz (oder gerade deshalb?) der Mischung, bleibt es ein ansprechendes Buch, welches, WENN man es gelesen hat, zum Nachdenken anregen kann. Und das hat heute doch eher Seltenheitswert.

      Weichspültipps? Nein. Nur weil die großen Worte in Verbindung mit noch größeren Erklärungen fehlen, heißt das nicht, dass es zu "weich" ist, geschweige denn falsch wäre. Natürlich ist das Buch keine "Anleitung zum Glücklichsein" oder "Alchemie for dummies", sondern ein Märchen. Und Märchen sind selten weich.
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      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • Original von Amalthea

      Weichspültipps? Nein. Nur weil die großen Worte in Verbindung mit noch größeren Erklärungen fehlen, heißt das nicht, dass es zu "weich" ist, geschweige denn falsch wäre. Natürlich ist das Buch keine "Anleitung zum Glücklichsein" oder "Alchemie for dummies", sondern ein Märchen. Und Märchen sind selten weich.


      Das Weichspülen bezog sich auch auf Massentuglichkeit und das "Gold der Träume". Ich habs wie gesagt nicht gelesen, alles was ich über mutmaßliche Inhalte schreibe, ist also spekulativ. Ich gehe aufgrund einschlägiger Lebenserfahrung davon aus, dass ein "massentauglicher" Roman über die "große Suche" höchstwahrscheinlich weichgespült daherkommt, denn persönliche Erfahrungen in der alchemistischen Blei-Gold-Übung sind mitunter recht hart, lebensbedrohend und schwer rüberzubringen. Also werden sie in Bilder übersetzt, die viele ansprechen, vergleichsweise "harmlos" sind, was dann zu einem gewissen Weichspüleffekt führt.
      Ich habe nie behauptet, dass Märchen nicht hart und archaisch sind.

      Und das "a" zuviel im Golden-Dawn-Orden nehm ich auch wieder mit :D
    • Original von Nebelkrähe

      Das Weichspülen bezog sich auch auf Massentuglichkeit und das "Gold der Träume". Ich habs wie gesagt nicht gelesen, alles was ich über mutmaßliche Inhalte schreibe, ist also spekulativ. Ich gehe aufgrund einschlägiger Lebenserfahrung davon aus, dass ein "massentauglicher" Roman über die "große Suche" höchstwahrscheinlich weichgespült daherkommt, denn persönliche Erfahrungen in der alchemistischen Blei-Gold-Übung sind mitunter recht hart, lebensbedrohend und schwer rüberzubringen. Also werden sie in Bilder übersetzt, die viele ansprechen, vergleichsweise "harmlos" sind, was dann zu einem gewissen Weichspüleffekt führt.
      Ich habe nie behauptet, dass Märchen nicht hart und archaisch sind.


      Natürlich hackt das Buch nicht allzusehr auf den eigentlichen Schwierigkeiten, die die Alchemie so mit sich bringt (???) herum. Es betont mehr den Weg des Menschen zur Zufriedenheit. Zumindest für mich war das vordergründig. Um das "Blei zu Gold" ging es mir nicht. Eher um die Wandlung, die Santiago selbst durchlebt, unabhängig vom Alchimisiten, dem er begegnet. Für mich war der Alchmist auch eher Nebendarsteller. Wenn man es allerdings aus deiner Perspektive betrachtet, dann ja, dann wirkt es eher wie Kinderfasching von wirklich ernsten Dingen.
      Ich vermute fast, dass da dann doch die religiöse Überzeugung reinspielt und dass eine "christliche Leseart" (Fuck it!) die Betonung anders legt, vielleicht sogar die Ernsthaftigkeit der alchemistischen Bemühungen (un-)bewusst überliest.


      Und das "a" zuviel im Golden-Dawn-Orden nehm ich auch wieder mit :D


      Oooch, warum? Schenks doch der "Massentuglichkeit", die kanns brauchen.... ;)
      Und falls du das nicht willst, lass es da. Ich brauch es sicher demnächst. Auch Kommata kannst da lassen, die sind bei mir immer Mangelware! :D
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    • Au Schande. Ist mir der Satzzeichestreuer mal wieder ausgerutscht? Verhexter Haushalt aber auch :roll:


      @ Amalthea

      wir sollten auch nicht so auf der Alchemie rumreiten. Erstens ist's nicht wirklich meins (ich will gar nicht wissen, was quigor dazu sagen würde *kopfeinzieh*. Oder doch. natürlich will ich es wissen :) ) Mich störte nur dieses eine Zitat vom "Gold der Träume" und die Anspielung auf das Blei. Das klang so nach Friede, Freude, leichtem Glück. Meine Erfahrungen mit Saturngold und -blei sind eben nicht (nur) von träumerischer Leichtigkeit.

      Es geht doch um den *Weg*, oder? Es gibt eben viele (Bild)Sprachen dafür. Es ist immer nur "der eine" Weg und trotzdem jedesmal ein anderer.

      Und auch Träume will ich nicht kleinreden. Sie können auch eine Brücke zu den Göttern, der spirituellen, der nicht-Alltags-Welt sein. Nur darauf gehen ist eine ganz andere Sache und das kann kein Buch ersetzen. Kein Buch, keine "reale" oder "erfundene" Geschichte kann ein universeller Ratgeber sein. Allenfalls Anregungen liefern. Aber das wissen wir ja eh :D

      Ich sollte es wirklich mal lesen. Sonst zersplisst mein Faden zu sehr.
    • Original von Nebelkrähe
      Und noch @ quigor

      bzgl Melchisedek. Ja, ja, und nochmals ja. Es ist ganz einfach. Wenn du dich erst mal Jahre und Jahrzehnte mit Fragen, Zweigfeln, überflüssigen Erklärungsversuchen usw. abgequält hast und dann deinen ganzen Mut zusammennimmst für das Eingeständnis, es ist so einfach, (und Crowly hat durchaus recht, war aber leider nicht gesellschaftlich kompatibel, was übrigens in gewisser Weise dazu gehört) ...Das Geheimnis ist umwerfend komplex und gleichzeitig so selbstverständlich, jeder trägt es in sich herum, jeder kann es finden und muss es auf seine Weise finden. Widerstand ist zwecklos und behindert nur, ist aber trotzdem Teil des Findens und *lösens.

      Kindereinfach. Glaube mir :cool:
      LG. Kaah

      Ich bin mir nicht ganz sicher, ob Du erwartest, daß ich mich nun bedanke für die freundliche Belehrung - oder ob Du mich nur verarschen wolltest. Wenn ich so darüber nachdenke, komme ich zu dem Schluß, daß es wohl auf die Frage hinausläuft, für welche Sorte Trottel Du mich hältst - kurz, es ist keine Frage, die mein Interesse erregt. Lassen wir es also einfach so stehen.

      Interessanter hingegen ist, wieviel doch tatsächlich geschrieben wurde zu einem Buch, das nur ein Teil der Diskussionsteilnehmer gelesen hat - ich entdecke hier eine Parallele zur Bibel. Wobei sich die fehlende Kenntnis des Gegenstands - ebenfalls wie bei der Bibel - doch als klarer Nachteil herausstellt:

      Haha da hammwers doch!warum diese Story so ein Erfolg ist. Gold ist was zum anfassen, nix zum träumen. Bleischwere Träume in reales Gold zu wandeln, das ist Alchemie. Alchemie ist Arbeit, ist Kampf, die Lösung des Widerspruchs und noch einiges anderes. Das ist nicht massentauglich. "Das Gold der Träume" ohne den tödlichen Schritt, der danach kommt, das ist nur die weichgespülte Version

      Hier tust Du Coelho Unrecht: Er läßt seinen Helden schon dem Tod ins Auge sehen. Und dabei die Erkenntnis gewinnen, daß es sich gelohnt hat: Auch, wenn er jetzt sterben und sein Ziel nie erreichen wird, hat sich der Weg gelohnt. Der Weg zu seinem Grab, wohlgemerkt - denn etwas anderes ist das Leben nicht.

      Und jetzt lies das Buch endlich. Es wird Dir gefallen. :D
      Homo est Deus
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    • uiuiui quigor

      zu letzterem: ich tu Herrn Coelho selbstverständlich nicht Unrecht, denn meine Aussage bezog sich nicht auf ihn sondern auf L'Express bzw. deren von dir zitierte Aussage resp. dem darin enthaltenen "Lebenshilfe"-Anspruch.

      zu ersterem: Ich wüsste nicht, für welche Sorte Trottel ich dich halten sollte. Also stell nicht so provokative Behauptungen auf. Und ja, lassen wir es so stehen und als Bonus bekommst du noch die freie Auswahl, welcher Kaah diesen bösen und völlig nutzlosen Scherz machte, der weichgespülte oder der originale.

      Und versprochen, ich werds lesen. Und ich unterstelle, gutartig wie ich nun mal bin, dass "es wird dir gefallen :D" keine Retourkutsche war von einem, der nicht zu hören bekam, was er hören wollte. Was immer das sein mag.

      Und was die mutmaßlichen Parllele zur Bibel betrifft: JedeR der DiskussionsteilmnehmerInnen, der das Buch noch nicht gelesen hat, machte daraus keinen Hehl und konzentrierte sich auf Frage zwei:

      "woher kommt dieses - vielleicht doch etwas simplifizierend formulierte - Revival alter Mysterien? Ladies and Gentlemen, die 'Weltenseele', mit der wir untrennbar verbunden sind, und die magische Reise zum inneren Selbst sind nicht gerade die klassischen Pfeilder katholischer oder protestantischer Ethik - und doch liebt jeder dieses Buch.
      Oder zumindest fast jeder.

      Wie kommt das?"

      Also. Wo ist dein Problem?
    • Original von Amalthea
      Der Reiz des Buches liegt im Märchencharakter. Coelho hat ein modernes Märchen geschaffen, angelehnt am „Hans im Glück“.

      Genau dieses Märchen ist mir auch dazu eingefallen.

      Dadurch wird gewährleistet, dass sich auch wirklich jeder angesprochen fühlen kann, sich in der Rolle des Santiago sehen kann. Vorallem in der Rolle des Machbaren. Die von dir bemängelte „Banalität“ ist das Geheimnis des Buches. Dadurch entsteht der Eindruck, dass jeder „seines Glückes Schmied ist“ und allenfalls selbst erbaute Hindernisse dem persönlichen Glück und Erfolg im Weg stehen können.

      Und auch diese Hindernisse dienen nur der Reifung des Charakters - so man seinem Ziel treu bleibt.
      Du hast ja völlig Recht, das ist die message. Und fragst Du Dich da nicht, wieso sie nicht zu Heulen und Zähneklappern beim Großteil der Leser führt? Denn das bedeutet im Umkehrschluß ja auch, daß jeder selbst schuld ist, der feig darauf verzichtet, 'seinem Traum zu folgen'.
      Persönlich denke ich, daß es an der starken Betonung des 'Aufgehobenseins' liegt, die in dem Buch vermittelt wird ('maktub'), daß diese doch recht zweischneidige Botschaft so anstandslos goutiert wird.

      Natürlich wirkt er allwissend, hat aber an sich keine rühmliche Rolle, da ihm das Wesentliche fehlt, was Santiago unabhängig von der Kunst der Alchemie gefunden hat: Die Liebe. Wieder ein Märchenelement.

      Und diesmal ein klar verlogenes Märchen: Die 'Wüstenfrau'... *g*

      Ein weiterer Ansatz ist die Genügsamkeit. Die Frage stellt sich doch. Wäre dieser Weg überhaupt nötig gewesen?

      Die Antwort ist klar und deutlich: Jeder Schritt davon war 'notwendig'. Ein Abgesang nicht nur auf Genügsamkeit, sondern auch auf enge Zweckfixiertheit: "Wenn ich dich gewarnt hätte, dann hättest du die Pyramiden nicht zu sehen bekommen. Und sie sind sehenswert, findest du nicht auch?", sagt der Alchimist.

      Andererseits der Engländer, der trotz Wissens keinen Erfolg hat. Dadurch schafft Coelho wieder einen märchenhaften Aspekt. Er zeigt, dass Wissen allein nicht reicht um glücklich zu sein, also jeder von uns, unabhängig seines Wissenstandes, ein „Hans im Glück“ sein kann.

      Yep, die Theorie allein hat keinen Wert - solange man sie nicht in die Praxis umsetzt. In der realen Auseinandersetzung mit der Welt zeigt sich der Wert von Wissen - so man das 'wagt'.
      Coelho postuliert, daß Innenschau und Außenschau reichen, um Gottes geliebtes und behütetes Kind zu sein: Sein Santiago verläßt den schulischen Schoß der Mutter Kirche... und ich finde leider momentan nicht die Stelle, in der er sich recht abschätzig über die ihm abstrus erscheinende Idee äußert, Gott hinter Klostermauern finden zu können...
      Was sagst Du zu dieser deutlichen Absage an einen hochgeschätzten Weg der RKK?

      Mysterien gibt es genug in diesem Buch - es ist für jeden etwas dabei - damit sich auch wirklich jeder finden kann und einen kurzen Moment die eigene „Bürowelt“ verlassen kann und so mal je nach Wunsch (Engländer, Santiago, Alchimist, Karawanenführer) den Gegensatz leben kann.

      Du siehst das Buch also eher als 'Musik zum Träumen', denn als 'Lebenshilfe'?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Original von quigor
      Und auch diese Hindernisse dienen nur der Reifung des Charakters - so man seinem Ziel treu bleibt.
      Du hast ja völlig Recht, das ist die message. Und fragst Du Dich da nicht, wieso sie nicht zu Heulen und Zähneklappern beim Großteil der Leser führt? Denn das bedeutet im Umkehrschluß ja auch, daß jeder selbst schuld ist, der feig darauf verzichtet, 'seinem Traum zu folgen'.


      Warum sollte sie? Nur weil ich noch nicht angefangen habe, heißt das doch nicht, dass ich nicht mehr könnte? Morgen ist wieder ein Tag und übermorgen und nächste Woche...
      Man darf zweifeln, aufgehalten werden, umkehren, wieder anfangen, aber bis zum Ende deiner Tage kannst du noch Hans sein. Ist doch gut zu wissen, dass es keine Feigheit ist, die einen aufhält, sondern einfach noch nicht der richtige Tag, die richtige Begegnung geschehen ist.


      Persönlich denke ich, daß es an der starken Betonung des 'Aufgehobenseins' liegt, die in dem Buch vermittelt wird ('maktub'), daß diese doch recht zweischneidige Botschaft so anstandslos goutiert wird.


      Ja. Ist mir auch aufgefallen. DAS ist übrigens der Punkt, der mir zu "weich" war.


      Und diesmal ein klar verlogenes Märchen: Die 'Wüstenfrau'... *g*


      Spielverderber. *fg*


      Die Antwort ist klar und deutlich: Jeder Schritt davon war 'notwendig'. Ein Abgesang nicht nur auf Genügsamkeit, sondern auch auf enge Zweckfixiertheit: "Wenn ich dich gewarnt hätte, dann hättest du die Pyramiden nicht zu sehen bekommen. Und sie sind sehenswert, findest du nicht auch?", sagt der Alchimist.


      So klar kann ich die Antwort nicht geben. Ich hab mich persönlich maßlos darüber geärgert. Klar ist der Weg das Ziel, aber trotzdem ist die Botschaft des Vaters nicht falsch. Dass das nicht stärker betont wurde, fehlt mir etwas.


      Was sagst Du zu dieser deutlichen Absage an einen hochgeschätzten Weg der RKK?


      Ich persönlich sage "Dankeschön" *lach* Aber gerade der Teil des Buches erscheint mir etwas zu angelehnt an die Geschichte des Autors. Und in dem Fall: Maktub, nicht wahr? Die Konstruktion wäre anders nicht möglich gewesen meiner Meinung nach. Das Buch hätte enorm an Aussagekraft verloren.


      Du siehst das Buch also eher als 'Musik zum Träumen', denn als 'Lebenshilfe'?


      Ja. Lebenshilfe als HILFE zum Leben mag ich nicht. Es kann ein Wegweiser sein, es hilft sich zu erinnern und vorallem zum träumen (NICHT zum Traum!!!)zu verhelfen. Und ja, es ist Musik. Du musst zugeben, die Bildsprache ist ganz wunderbar.
      Es benutzt große Bilder aber selten (also für mich zumindest nicht) große Worte. Wobei man das wohl wirklich auch anders sehen kann. Ich habe es jetzt beim nochmaligen Lesen einsehen müssen. Aber wenn man von einer Lebenshilfe Abstand nimmt und nur das Träumen sieht, IST es eine Chance.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • „ woher kommt dieses - vielleicht doch etwas simplifizierend formulierte - Revival alter Mysterien? Ladies and Gentlemen, die 'Weltenseele', mit der wir untrennbar verbunden sind, und die magische Reise zum inneren Selbst sind nicht gerade die klassischen Pfeilder katholischer oder protestantischer Ethik - und doch liebt jeder dieses Buch.
      Oder zumindest fast jeder.

      Wie kommt das?“



      Die Antwort auf diese Frage gibt der Autor selbst:

      „ (…) Coelho: Ich möchte niemanden etwas lehren. Ich schreibe Bücher, um mit mir selbst zu diskutieren und mich besser zu verstehen. Ich habe weltweit Leser und bin mir sicher, dass die meisten nicht erkennen, um was es mir in einem Roman geht. Jeder hat seine eigene Interpretation, macht sich eigene Gedanken, und das ist gut so. Es wäre eine unzulässige Simplifizierung, ein Buch auf eine Botschaft zu reduzieren. Das einzige Ziel, das ich mit meinen Büchern verfolge, ist die Kommunikation mit mir selbst. Alle weiteren Wirkungen hängen vom Rezipienten und seiner Interpretation ab.
      KulturAustausch: Spiritualität, Esoterik und mystische Stimmungen prägen Ihre Romane, in denen aber auch viel Wissenswertes über das Verhältnis der Religionen steckt. Welche Rolle spielt Religion in Ihrer schriftstellerischen Arbeit?
      Coelho: In meinen Büchern spielen Religionen nur insoweit eine Rolle, als dass sie Teile der Gesellschaft darstellen. Mir wird oft nachgesagt, ich wäre ein religiöser Schriftsteller, doch ich schreibe über gesellschaftliche Probleme und versuche, diese mit spirituellen Aspekten zu erklären. Mein 1988 erschienenes Buch "Der Alchimist", das mir den weltweiten Durchbruch brachte, diskutiert lediglich verschiedene Religionen. Im Mittelpunkt stehen die Gesellschaft und ihre Beeinflussung durch die Religion. (…)“
      cms.ifa.de/index.php?id=coelho&L=




      edit:
      Das Märchen der Brüder Grimm "Hans im Glück" handelt nicht von einer Suche. Auch nicht von der Verwirklichung eines persönlichen Traumes. Der gute Hans ist "im Glück", weil er rein garnichts sucht oder gesucht hat.

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    • Der Bezug zum Hans im Glück ist nicht vordergründig im Suchen zu sehen, sondern eher im finden und gefunden werden.
      Auch im "Hans im Glück" wird Hans von den Sachen und Personen gefunden, so wie der König Santiago findet oder der Alchimist ihn findet.
      Allerdings hat auch Hans gesucht, nämlich das Abenteuer der Wanderung. Dies ist sein Schatz.

      Ein weiterer Zusammenhang ist einfach in der Wesensart von Hans und Santiago zu sehen. Die etwas einfältige Art, gepaart mit Neugier und der festen Überzeugung einen Weg gehen zu müssen, der am Ende zur Erkenntnis führt

      Und noch ein Punkt: Beide verlieren immer wieder, bekommen dafür aber etwas noch größeres, bis sie am Ende nichts mehr haben, aber alles gewonnen haben.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • Original von Amalthea
      Warum sollte sie? Nur weil ich noch nicht angefangen habe, heißt das doch nicht, dass ich nicht mehr könnte? Morgen ist wieder ein Tag und übermorgen und nächste Woche...
      Man darf zweifeln, aufgehalten werden, umkehren, wieder anfangen, aber bis zum Ende deiner Tage kannst du noch Hans sein. Ist doch gut zu wissen, dass es keine Feigheit ist, die einen aufhält, sondern einfach noch nicht der richtige Tag, die richtige Begegnung geschehen ist.

      Wirklich?
      "Wenn das so ist, warum geht Ihr nicht jetzt nach Mekka?" fragte der Jüngling.
      "Weil Mekka mich lebendig hält. Das läßt mich all die eintönigen Tage ertragen, die stummen Gegenstände in den Regalen, die Mahlzeiten in dem schlechten Restaurant. Ich habe Angst, meinen Traum zu verwirklichen und dadurch keine Ansporn mehr zum Weiterleben zu haben. Du bist ganz anders als ich, weil du dir deinen Traum erfüllen willst. Ich hingegen möchte nur von Mekka träumen. ... Ich habe mir ausgemalt, ... Aber ich befürchte auch, daß es eine große Enttäuschung werden könnte, deshalb ziehe ich es vor, nur davon zu träumen."

      Dies ist die Position des Kristallverkäufers. Erscheint sie Dir empfehlenswert und lohnend?

      Ja. Ist mir auch aufgefallen. DAS ist übrigens der Punkt, der mir zu "weich" war.

      *Lol*, das ist eine der 'härtesten' Aussagen überhaupt: Hat Dir jemals ein Zen-Meister in aller Gelassenheit mitgeteilt, daß Du nichts falsch machen kannst? Das klingt ja erst einmal ganz lässig (und verleitet zum spöttischen Grinsen), doch wenn Du dieses Mantra in konkreten Entscheidungssituationen zu verwenden beginnst, lernst Du seine enorme Sprengkraft kennen. Und wenn Du es verdaust, und sein so fremdes Protein sich in Dein eigenes Muskeleiweiß verwandelt, wirst Du feststellen, daß Du ein anderer Mensch geworden bist.

      So klar kann ich die Antwort nicht geben. Ich hab mich persönlich maßlos darüber geärgert. Klar ist der Weg das Ziel, aber trotzdem ist die Botschaft des Vaters nicht falsch. Dass das nicht stärker betont wurde, fehlt mir etwas.

      Coelho hält die Entscheidung des Vaters für falsch. Erinnerst Du Dich an die Szene, als Santiago von seinem Vater das Geld erhält, um sich Schafe zu kaufen?
      In den Augen des Vaters konnte er auch den Wunsch lesen, in die weite Welt hinauszuziehen. Eine Sehnsucht, die in ihm fortlebte, trotz der Jahrzehnte, in denen er versucht hatte, sie über Wasser und Nahrung und einem festen Platz zum Schlafen zu vergessen.
      Coelho gibt diesem 'vegetativen Zustand' eine Absage. Und ich schließe mich ihm hier an.

      Ich persönlich sage "Dankeschön" *lach* Aber gerade der Teil des Buches erscheint mir etwas zu angelehnt an die Geschichte des Autors. Und in dem Fall: Maktub, nicht wahr? Die Konstruktion wäre anders nicht möglich gewesen meiner Meinung nach. Das Buch hätte enorm an Aussagekraft verloren.

      Du hältst das also nicht für ein Credo, das besagt, daß Gott in seiner Schöpfung - also in der Materie - zu suchen und zu finden ist?

      Wobei man das wohl wirklich auch anders sehen kann. ... Aber wenn man von einer Lebenshilfe Abstand nimmt und nur das Träumen sieht, IST es eine Chance.

      Oh, ich würde Dir ganz im Gegenteil empfehlen, es zu realisieren. :D
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Original von quigor
      Wirklich?
      "Wenn das so ist, warum geht Ihr nicht jetzt nach Mekka?" fragte der Jüngling.
      "Weil Mekka mich lebendig hält. Das läßt mich all die eintönigen Tage ertragen, die stummen Gegenstände in den Regalen, die Mahlzeiten in dem schlechten Restaurant. Ich habe Angst, meinen Traum zu verwirklichen und dadurch keine Ansporn mehr zum Weiterleben zu haben. Du bist ganz anders als ich, weil du dir deinen Traum erfüllen willst. Ich hingegen möchte nur von Mekka träumen. ... Ich habe mir ausgemalt, ... Aber ich befürchte auch, daß es eine große Enttäuschung werden könnte, deshalb ziehe ich es vor, nur davon zu träumen."

      Dies ist die Position des Kristallverkäufers. Erscheint sie Dir empfehlenswert und lohnend?


      Genau diese Stelle hätte ich gewählt um zu zeigen, dass auch ein unerfüllter Traum schön sein kann, damit eben das träumen nicht aufhört. Und: Die Chance ihn zu erfüllen, bleibt ja gegeben. Ist er erstmal erfüllt, ist er hinfällig. Man muss sich einen neuen suchen, der Wettlauf beginnt von vorne. Lohnend ist diese Position vielleicht nicht, aber sie kann befriedigen, auch wenn es ein Spiel auf Zeit ist.


      *Lol*, das ist eine der 'härtesten' Aussagen überhaupt: Hat Dir jemals ein Zen-Meister in aller Gelassenheit mitgeteilt, daß Du nichts falsch machen kannst? Das klingt ja erst einmal ganz lässig (und verleitet zum spöttischen Grinsen), doch wenn Du dieses Mantra in konkreten Entscheidungssituationen zu verwenden beginnst, lernst Du seine enorme Sprengkraft kennen. Und wenn Du es verdaust, und sein so fremdes Protein sich in Dein eigenes Muskeleiweiß verwandelt, wirst Du feststellen, daß Du ein anderer Mensch geworden bist.


      Ja. Mag sein. Aber wird das in dem Buch so vermittelt? Seh ich eben nicht.


      Du hältst das also nicht für ein Credo, das besagt, daß Gott in seiner Schöpfung - also in der Materie - zu suchen und zu finden ist?


      Nicht wirklich von Seiten des Autors. Natürlich ist dem so, ganz zweifellos. Allerdings seh ich diesen Hintergedanken nicht. Dazu ist die Ähnlichkeit zum Leben des Autors selbst zu auffällig. Vielleicht hat er durch seine eigenen Erfahrungen diese Erkenntnis gewonnen und sie dann in dem Buch untergebracht. Aber trotzdem ist es konstruiert um den Traum voranzubringen, den Lebenslauf zu erklären. Gerade der Schritt vom Mönch zum Hirten ist so typisch. Vom Diener zum Herren.
      Procrastination is like masturbation:
      It feels good in the begining, but in the end you realize you just fucked yourself.
    • Original von Amalthea
      Genau diese Stelle hätte ich gewählt um zu zeigen, dass auch ein unerfüllter Traum schön sein kann, damit eben das träumen nicht aufhört. Und: Die Chance ihn zu erfüllen, bleibt ja gegeben. Ist er erstmal erfüllt, ist er hinfällig. Man muss sich einen neuen suchen, der Wettlauf beginnt von vorne. Lohnend ist diese Position vielleicht nicht, aber sie kann befriedigen, auch wenn es ein Spiel auf Zeit ist.

      Eine durch und durch gräßliche Idee.
      Ewig hungrig bleiben, damit man sich aufs Essen freuen kann? Und dann vielleicht noch die Angst haben, es könnte nicht so schön sein, wie man sich das vorstellt? Also der Traum als doppelte Lebenslüge?
      Danke, lieber verrecke ich auf der Stelle!
      So viele Dinge gibt es auf dieser Welt, so viele Möglichkeiten, sich zu entscheiden, so viel Wissen sich anzueignen, so viel Terrain zu erobern - wie kann man da befürchten, ratlos dazustehen, weil man seinem Stern gefolgt ist? Nein, das 'wunschlose Unglück' gehört jenen, die sich schon früh dafür entscheiden, sich einen möglichst gut gepolsterten Sarg zuzulegen, in den sie sich legen, um in Sicherheit vor der bösen Welt ihren Träumen nachzuhängen.
      No risk, no fun... alte, aber gute Devise.

      Ja. Mag sein. Aber wird das in dem Buch so vermittelt? Seh ich eben nicht.

      Nö. Ich habe nur ein bißchen assoziiert. :D

      Nicht wirklich von Seiten des Autors. Natürlich ist dem so, ganz zweifellos. Allerdings seh ich diesen Hintergedanken nicht. Dazu ist die Ähnlichkeit zum Leben des Autors selbst zu auffällig. Vielleicht hat er durch seine eigenen Erfahrungen diese Erkenntnis gewonnen und sie dann in dem Buch untergebracht. Aber trotzdem ist es konstruiert um den Traum voranzubringen, den Lebenslauf zu erklären.

      Wo siehst Du denn da einen Widerspruch?

      Gerade der Schritt vom Mönch zum Hirten ist so typisch. Vom Diener zum Herren.

      So ist der 'gute Hirte', der seine Schafe vor den Wölfen schützt und sie zu Wasser und Weiden führt, also ihr Herr. Mhm, so würde ich das auch sehen.
      Homo est Deus
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