Idomeneo oder ist die Furcht der Deutschen Oper Berlin vor Islamisten berechtigt?

ArturiusRex · 27. September 2006, 16:12

Was haltet ihr von dem Streich der Deutschen Oper Berlin und die aktuell daraus entstandene Diskussion?
Aufgrund jener in der Aufführung vorhandenen Schlußszene,in der Idomeneo die abgetrennten Köpfe von Poseidon, Jesus, Buddha und Mohammed auf die Bühne trägt wurde die Oper abgesetzt.

Unsere "Bundesangie" hat wie folgt in der Hannoverschen Neuen Presse verbal reagiert:

"Wir müssen aufpassen, dass wir nicht aus Angst vor gewaltbereiten Radikalen immer mehr zurückweichen. Selbstzensur aus Angst ist nicht erträglich."

Ich bin ehrlich gesagt kein wirklicher Fan von jener Dame,doch auch sie sagt ab und zu mal etwas richtiges;gemäß dem Motto "Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn"!

Okay,nicht jeder steht auf Opern;ich gebe zu,daß ich zu jenem Personkreis mich zähle;aber warum zensieren sich die Kunsttreibenden selbst?
Jegliche Form von Kunst-auch in unserem Metal zu finden-soll doch zum Einen provozieren,die Menschen zum Nachdenken anregen,Veränderungen herbeiführen und zum Anderen durch jene Provokation soziale und politische Mißstände aufzeigen.

Murkser · 27. September 2006, 19:52

Die Wohngegend um die Oper ist recht multikulturell geprägt - weiß nicht, ob das so ein geeignetes Anschlagsziel wäre

- so mal ganz pragmatisch betrachtet.

ArturiusRex · 27. September 2006, 20:03

Mag sein,doch ich denke,aufgrund der aktuellen Situation sowie der stets vorhandenen Gefahr,die durch den Terror auf der gesamten Welt und auch vermehrt in unseren Landen herrscht,wäre ein Anschlag nicht auszuschließen.

Viel schlimmer als die aufgebaute Furcht vor einem Terroranschlag finde ich die Selbstzensur der Künstler.

Lord Syn · 27. September 2006, 20:15

Ich finde nicht, dass man diese Oper hätte absagen müssen.

Schließlich muß man manche Dinge auch einfach so sehen, wie sie sind. Kritische Kunst. Das heißt ja nicht, dass man deshalb einem Gläubigen seinen Glauben aberkennen und diffarmieren möchte.

Ich würde ja auch keinem Christen sagen, dass sein Glaube einfach nur Scheiße ist, nur weil er mir nicht gefällt. Ich meine, man kann und man darf kritisieren, aber dass manche deshalb so ausrasten, kann ich nicht verstehen.

ArturiusRex · 27. September 2006, 20:18

Sag das mal der Intendantin der Oper

Lord Syn · 27. September 2006, 20:25

Würde ich, wenn ich wüsste, wer das ist!

DSC0001 · 27. September 2006, 20:28

ihr müsst das mal vom persönlichen standpunkt der besagten intendantin aus betrachten. würdet ihr gerne die alleinige verantwortung dafür tragen müssen, eine terrorwarnung ignoriert und damit vielleicht hunderte leute dem tode ausgeliefert zu haben ? ich jedenfalls nicht.

RexPaimon · 27. September 2006, 20:33

Wenn etwas passiert ist kein Politiker schuld, keine Gesellschaft, sondern die Leitung des Theaters. Ich würde ähnlich handeln, auch wenn es ein Rückschritt ist. Das Risiko wäre mir auch zu hoch.

ArturiusRex · 27. September 2006, 20:40

Es ist definitiv ein Rückschritt,
Wäre der 11.09.2001 nicht geschehen,würde wahrscheinlich niemand solch einen Aufstand aufgrund der Inszenierung proben.

quigor · 27. September 2006, 21:52

Ich habe jetzt extra noch einmal nachgesehen, weil ich auf Grund eurer Beiträge den Eindruck gewonnen habe, es könnte eine konkrete Terrordrohung gegeben haben - aber dem war offenbar nicht so, wie ich der Frankfurter Rundschau entnehmen kann:
fr-aktuell.de/in_und_ausland/hintergrund/?em_cnt=977566

Kirsten Harms, die Intendantin der Deutschen Oper Berlin, hat das Stück aufgrund einer "Gefahrenanalyse" des Berliner Landeskriminalamtes (LKA) vom Spielplan genommen. Die Berliner Sicherheitsbehörden verfügten demnach über ernst zu nehmende Hinweise, dass das Stück "derzeit ein unkalkulierbares Sicherheitsrisiko für das Haus darstelle". Eine konkrete Terrordrohung gegen die Oper habe jedoch nicht vorgelegen. Man habe auch nicht verlangt, so ein LKA-Sprecher, dass das Stück aus dem Programm genommen werde.

Damit ist das in meinen Augen ein wirklich widerwärtiger Akt der Selbstzensur und des vorauseilenden Gehorsams gegenüber einem Prinzip, dem nur auf das Schärfste entgegengetreten werden kann.
Als Kulturbeauftragter der Stadt Berlin würde ich umgehend die Überprüfung der Qualifikation der Intendantin zur weiteren Ausübung ihrer Position auf meine Agenda setzen.

Bill Bones · 27. September 2006, 22:33

vielleicht war ja der Schritt einmal nötig um zu begreifen, dass diese Selbstzenur absurd und nicht nötig ist...
es heißt doch auch so schön: man lernt nur aus Fehlern......
...dass ihr, Merkel und wahrschienlich alle anderen diesen Schritt nicht gutheißen, find ich eigentlich mehr als positiv !!!
...würd man nichts sagen, oder den SChritt der Zensur befürworten, würd ich mir mehr Gedanken machen

ArturiusRex · 28. September 2006, 00:59

Stimmt,Namthar.
So gesehen hat die entstandene Diskussion,auch durch die Medien,den positiven Effekt erzeugt,daß in dieser Hinsicht;also auch dem Wunsch des Volkes nach der Wiederaufnahme der Oper in den Spielplan der Oper;einen gewisses Einigkeitsgefühl bis dato entstand bzw. am Entstehen ist.

Goliat Skipson · 28. September 2006, 07:23

so wie ich es sehe wird durch das ganze theater das 'haus' einfach nur in den mittelpunkt gestellt ... ich mein es wird kaum das einzige kritische stück in der welt sein oder? und bisher ist überall anders auch noch nichts passiert ... und wenn sie jetzt das stück wieder aufnehmen ham sie damit entweder einfach nur ne menge marketing kosten gespart, oder die aufmerksamkeit der 'falschen' erst recht auf sich gezogen ... Bumm und so

novysonic · 28. September 2006, 17:15

ich schliesse mich meinem vorredner an. toller pr gag!

Goliat Skipson · 28. September 2006, 18:03

naja ... ich glaub ehrlich gesagt nicht ... und wenn doch dann pfui und so ... ich sagte nur das es den effekt hat

quigor · 28. September 2006, 18:16

Meine erste Idee war ebenfalls, daß es sich dabei einfach um einen PR-Gag handeln müsse - den Eindruck hatte ich allerdings nicht mehr, als ich mehr dazu gelesen habe.

Ich hoffe sehr, daß der geplante Besuch der Inszenierung durch Vertreter mehrerer Religionen, darunter auch des Islams, zustande kommt. Denn dies wäre das richtige Zeichen!

ArturiusRex · 29. September 2006, 01:24

Hoffentlich setzen sie ein richtiges Zeichen.

novysonic · 29. September 2006, 10:18

auch wenn es vielleicht ursprünglich von ihnen nicht beabsichtigt war....medienwirksamkeit haben sie bewiesen

Deathtone · 29. September 2006, 14:15

Ich kann wirklich nicht verstehen, wie man sich islamischen Terroristen so Beugen kann. Die Angst mag mehr oder weniger berechtigt sein, aber durch solche aktionen erreichen diese trottel genau das, das sie erreichen wollen- uns in unserem Täglichen Leben zu manipulieren...
Und Mozart gehört nun wirklich zum Kulturerbe...