Menschenfreundlich oder menschenfeindlich?

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    • Menschenfreundlich oder menschenfeindlich?

      Eine Menge philosophisch-religiöser Konzepte geht davon aus, daß der Mensch "verbesserungswürdig" ist - daher all die Gebote und Verbote, die Wege zur Weisheit, zur Erleuchtung etc.

      Die Frage, die sich für mich nun stellt (weil sie mir von jemandem gestellt wurde, ehrlich gesagt), ist, ob dieser Ansatz nun eigentlich "menschenfreundlich" oder "menschenfeindlich" ist.

      Unter dem Aspekt, daß die Entwicklung zu einem "höheren" Selbst, also sozusagen einer optimierten, oder doch zumindest verbesserten Version der eigenen Person, meist mit Unannehmlichkeiten verbunden ist, ist sämtlichen diesbezüglichen Konzepten eine gewisse Menschenfeindlichkeit nicht abzusprechen.
      Sieht man das Ganze hingegen unter dem Blickwinkel, daß damit dem Menschen erst die Ausschöpfung seines Potentials ermöglicht wird, müßte man jede Bemühung in diese Richtung als ausgesprochen "menschenfreundlich" betrachten.

      Ohne euch zu philosophischen Exkursen vergattern zu wollen - mich würde interessieren, was ihr dazu denkt. :)
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Ich will mal einen anderen Ansatz nehmen.

      Ambivalenz ist das Stichwort. Der Mensch ist menschenfreundlich und menschenfeindlich zu gleich, weswegen auch seine von ihm kreierten Religionene und philosophischen Ansätze jeweils menschenfreundlich und menschenfeindlich sind.

      Aber nun will ich noch eine eigene Meinung hinzufügen.

      Ich empfinde alles als menschenfeindlich, was den Menschen in seinen Instinkten und Trieben einschränkt, denn auch wenn der Mensch sich verbessern kann, sein Potential ausschöpfen kann und über seine Fähigkeiten hinauswachsen kann, so ist der Mensch immer noch 'Mensch'. Man könnte genausogut einen Tiger dazu bringen, nur noch Radischen zu essen. Aber wäre das Tigerfreundlich? Eher nicht. Daran würde er nämlich zu Grunde gehen.

      Präzise: Der Mensch hat nun einmal seinen Hang zur Gewalt, genauso wie er einen Hang zum Frieden hat. Aus diesem Grund hat der Mensch so viele Kriege geführt und es komischerweise geschafft, sich dabei trozdem nicht selbst zu vernichten. So ist der Mensch. Er will Macht, ich behaupte sogar, dass er Gewalt braucht, aber er will weder seine Spezies an sich noch alles rings um sich vernichten. Er will nämlich auch Frieden, Sicherheit und Geborgenheit. Natürlich gibt es am Rand immer wieder ein paar Ausnahmen, aber die werden von der Masse immer wieder geschluckt.
      +++ Rege Satanas! +++
      +++ Ave Satanas! +++
      +++ Heil Satan! +++
    • @ultraflip,

      die Bezeichnung "verbesserungswürdig" ist wohl nicht menschenfeindlich - auch wenn sie von demjenigen, der so bezeichnet wird, meist als wenig schmeichelhaft bis herabsetzend empfunden wird.

      Aber wenn diese Feststellung der Verbesserungswürdigkeit dazu führt, daß dem Betreffenden Verhaltensweisen zugemutet werden, die persönlich für ihn selbst oder auch für andere unangenehm sind, wie steht es dann damit?



      Original von Lord Syn
      Ich empfinde alles als menschenfeindlich, was den Menschen in seinen Instinkten und Trieben einschränkt, denn auch wenn der Mensch sich verbessern kann, sein Potential ausschöpfen kann und über seine Fähigkeiten hinauswachsen kann, so ist der Mensch immer noch 'Mensch'.

      Da gebe ich Dir völlig Recht, Syn!
      Aber nehmen wir einmal gerade dieses Ausschöpfen des Potentials und das Hinauswachsen über die vorigen Fähigkeiten: Das ist doch eigentlich immer nicht nur (aber auch, bitte schön!) mit Lust, sondern auch mit Anstrengung, mit Selbstüberwindung, eventuell nicht nur mit dem Opfern der eigenen Bequemlichkeit, sondern auch liebgewordener Lebensweisen verbunden - kann man es also noch mit Fug und Recht als menschenfreundlich bezeichnen?
      Homo est Deus
      utrolibet.de

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von quigor ()

    • Die Frage ist doch die nach dem Nutzen. Diese Form von Verbesserung ist doch oftmals nur sozialer Natur- man wächst über sich hinaus, damit die Gesellschaft einen anders wahrnimmt. Mir ist die Gesellschaft an sich egal; ich bin nicht menschenfeindlich, teilweise sogar gegenteilig. Die meisten sind mir nur komplett egal. Genauso wie ihre Sicht auf "Potential". Ich muss mein Potential nicht erweitern, damit mich die Gesellschaft anders wahrnimmt. Aber darum geht es doch letztlich immer. Man selbst bleibt immer so wie man ist. Vielleicht ändern sich Talente, aber im Großen und Ganzen verbleibt man auf derselben Linie, auf welcher man sich vorher befand. Ich werde immer kindisch bleiben, und habe dies auch nicht vor, aufgrund irgendeiner Norm (ob man sie nun christlich oder satanisch nennt) zu ändern. Ich bin ich, ich bleibe ich und dabei belasse ich das auch. Was "die Anderen" hingegen tun, ist mir vollkommen egal. So lange sie mich damit nicht belästigen- und WENN sie es tun, sorge ich dafür, dass sie damit aufhören- eigentlich eine recht einfache Rechnung, hm?
    • Original von RexPaimon
      Die Frage ist doch die nach dem Nutzen. Diese Form von Verbesserung ist doch oftmals nur sozialer Natur- man wächst über sich hinaus, damit die Gesellschaft einen anders wahrnimmt.

      Also erstens möchte ich das schon hinterfragen, ob man das nur nach dem Nutzen sehen kann: Rechtfertigt der Zweck der persönlichen Weiterentwicklung alles, was Du Dir im Rahmen dessen antust?
      Und zweitens: ich meine explizit nicht die Verbesserung der sozialen Stellung.
      Du weißt doch, ich bin kein realitätszentrierter Satanist, sondern ein mystischer Phantast, und solche Typen neigen zu versponnenen Betrachtungsweisen... ;)

      Man selbst bleibt immer so wie man ist.

      Und genau das glaube ich nicht.
      Ich denke, daß man sich im Laufe des Lebens zwangsläufig verändert, entwickelt, auch, wenn man das gar nicht vorhat. Erst recht natürlich, wenn man an dieser Entwicklung arbeitet.
      Rex, ich hatte diesmal nicht die geringste Angst vor dem Zahnarzt - und das will etwas heißen bei einem ehemaligen Zahnarztphobiker, ich hätte mich früher lieber grün und blau prügeln lassen, als mich in einen Zahnarztsessel zu setzen (Satan sei Dank dafür, daß ich das letztemal im zarten Alter von 15 Jahren Karies hatte!).

      Und natürlich wäre es grotesk, eine Eigenschaft oder ein Verhalten nur deswegen zu ändern, damit Du irgendjemandes Bild von Satanismus, Christentum oder was auch immer, entsprichst.
      Ich glaube aber nicht, daß Du, solange Du lebst, wirklich mit solcher Bestimmtheit sagen kannst: "Ich bin ich und ich bleibe ich."
      Homo est Deus
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    • Also erstens möchte ich das schon hinterfragen, ob man das nur nach dem Nutzen sehen kann: Rechtfertigt der Zweck der persönlichen Weiterentwicklung alles, was Du Dir im Rahmen dessen antust?


      Ganz gewiß nicht. Es geht nicht nur um Nutzen, sondern auch um Verträglichkeit. Und ich sage ganz ehrlich, dass mir alles, außerhalb von eigenem psychischem Training, komplett zuwider ist. Ich bin niemand, der sich in gewisse Richtungen bilden lässt; mir wäre selbst eine Ausbildung als "Bäckereigeselle" zu ekelerregend. Ich weiß, ich bin eine Primadonna, aber damit habe ich keinerlei Probleme;).
      Der Nutzen des Ergebnisses rechtfertigt m.E. nicht die Härte und Selbstentsagung eines langen Weges. Ich lebe zu kurz, um mich noch schnell von mir loszusagen. Sowas behalte ich spirituellen Heilslehren vor.

      Und zweitens: ich meine explizit nicht die Verbesserung der sozialen Stellung.


      Nun ja, dann stellt sich mir die Frage, wo der übergeordnete Sinn einer solchen Sache ist. Okay, man kann trainieren, um sich selbst schön zu finden, den eigenen Narzissmus zu stärken- aber eine Grundkonstruktion eines völlig neuen Gerüstes, sich selbst in Richtungen zu verbiegen, die man vorher niemals einschlagen würde- wozu?

      Du weißt doch, ich bin kein realitätszentrierter Satanist, sondern ein mystischer Phantast, und solche Typen neigen zu versponnenen Betrachtungsweisen...


      Ja, und ich bin so lange realitätszentriert, bis mir ein rosa Kaninchen eine Kugel Eis anbietet... *g*

      Und genau das glaube ich nicht.
      Ich denke, daß man sich im Laufe des Lebens zwangsläufig verändert, entwickelt, auch, wenn man das gar nicht vorhat. Erst recht natürlich, wenn man an dieser Entwicklung arbeitet.


      Auf eine gewisse Weise schon. Aber Deine Gesichtszüge bleiben immer dieselben. Sie werden vielleicht älter, runzliger, die Haut verändert sich, aber die ungefähre Form bleibt gleich. Du kannst nicht etwas sein, was Du nicht bist, genausowenig kannst Du Dich von Grund auf verändern, etwas werden, was Du nicht bist. Das wäre Verbiegung und diese sieht immer etwas albern aus. Es ist ein Kleid, das Dir nicht passt. Man sollte bestimmte Dinge als Teile der eigenen Persönlichkeit akzeptieren. Philosophische Grundlagen können sich ändern; grundtiefe Veranlagungen nicht. Ich werde niemals ein großer Mathematiker oder Physiker werden und ich habe auch keine Lust dazu. Ich könnte natürlich irgendwann meinen Sinn für Kindisches verlieren, mein Krümelmonster zum Kotzen finden oder meine ganzen frühkindlichen Träumereien über Bord werfen; das wäre für mich aber genau so ein Rückschritt, als würde ich nicht mehr das Talent haben, gute Splattergeschichten zu entwickeln;).

      Rex, ich hatte diesmal nicht die geringste Angst vor dem Zahnarzt - und das will etwas heißen bei einem ehemaligen Zahnarztphobiker, ich hätte mich früher lieber grün und blau prügeln lassen, als mich in einen Zahnarztsessel zu setzen (Satan sei Dank dafür, daß ich das letztemal im zarten Alter von 15 Jahren Karies hatte!).


      Es ist in dieser Hinsicht schon faszinierend, wie leicht es ist, solche Dinge abzulegen. Es gibt ja selbst therapeutische Ansätze, die es schaffen, solche Dinge während einer Sitzung abzulegen. Und in einer großen Zeitspanne, in welcher man keine Zahnärzte mehr aufsucht, kann es da schon mal zu einer gewissen Veränderung des Angstzustandes kommen. Ich möchte mich jetzt nicht dahingehend blamieren, die Psyche mit der Mundschleimhaut zu vergleichen; aber auch sie regeneriert sich manchmal sehr schnell. Nur wenn man sie immer wieder reizt, dann dauert es lange- oder klappt niemals.

      Und natürlich wäre es grotesk, eine Eigenschaft oder ein Verhalten nur deswegen zu ändern, damit Du irgendjemandes Bild von Satanismus, Christentum oder was auch immer, entsprichst.


      Ja, und genau da ist wieder ein Problem das ich mit gewissen Denkstrukturen habe, die einige Leute gerne wiedergeben. Aber das würde jetzt zu weit führen und wäre zu off-topic; dazu nur ein kleiner Satz: Individualismus bedeutet eben auch Individualismus und das Ausleben des Selbst. Da ist m.E. konkreter Idealismus nicht nur fehl am Platz, er ist reines Gift. Und auch innerhalb der Church of Satan, um Dich mal ein bißchen zu nähren *gg*, wird diese Form von Idealismus des Öfteren praktiziert- eine der größten Kritikpunkte, die ich habe.

      Ich glaube aber nicht, daß Du, solange Du lebst, wirklich mit solcher Bestimmtheit sagen kannst: "Ich bin ich und ich bleibe ich."


      Natürlich. Die einzige Konstante die sich durch Dein Leben zieht bist Du selbst.

      Gruß,
      Rex
    • wie du schon selber sagtest kommt es hierbei auf den Blickwinkel an.

      Wir verändern und verbessern uns schließlich in unserem Leben...da denke ich, ist nichts menschenfeindliches dabei.
      Man kann uns als ein stück rohmasse bezeichnen, das dann durch reifen/älter werden und erfahrungen reift uns sich verändert.
      einiges wird besser werden einiges wird schlechter.
      Weisheit des Tages: Wer im Glaushaus sitzt muss im Keller poppen!!!

      Der Klügere gibt nach - Eine traurige Wahrheit:
      Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen.


      [GLOW=red]Glück im Spiel -> Geld für die Liebe[/GLOW]
    • ok, als erstes frage ich mich welche meiner ansichten ich hier darstelle, wahrscheinlich die welche die basis bildet ...

      ich tendiere schon länger dazu alles neutral, also ohne wertung zu betrachten, alles hat zwei seiten, und so ist das verbesserungswürdig eben auch beides, man kann vieles verbessern, aber genausoviel auch verschlechtern ...

      die frage die sich mir dabei stellt ist eher die, was mit allem anderen ist, ich glaub ja generell an einen tieferen sinn, bzw gehen meine ansichten weit über das weltliche hinaus ... alles andere wäre mir unzureichend, und wenn ich es nun universell, also seelenseitig betrachte, bzw nach meinen restlichen ansichten ... ist das leben lebenswürdig ohne beides, bzw ohne etwas zu verbesseren? (flips frage, was ist dann?), perfektion, bzw ein besseres mensch ist, solange diese welt polar ist, utopie, solange wir hier sind und mensch ist beides nötig ... alles andere wäre ein ungleichgewicht ...

      bei meiner ansicht "alles was ist" (kleine def: alles was ist und nicht weniger, eine endlose anzahl von dimensionen und universen die existieren, ohne ein kleinestes oder größtes, eben unendlichkeit), muss es eben alles geben, somit auch welten in denen der mensch verbesserungswürdig ist, sowie welten in denen es nicht so ist (andere dimensionen, daseinsebenen mit ebenso anderen grundlegenden gesetzten, für mich kein widerspruch zu einer meiner anderen ansichten)

      bei meiner ansicht "alles durchleben" (def: gott setzt sich als ziel alles was er darstellt, alles wissen, auch zu durchleben, kurz: wir sind gelebtes göttliches wissen), wäre der mangel an verbesserungswürdigkeit erstens im widerspruch mit obigem ansatz und zweitens eine reduktion der zu durchlebenden erfahrungen ... weniger möglichkeiten ...

      bei meiner weltlichen ansicht ... ok ... bewusstsein und selbst definition, was bin ich, was ist der mensch? reflexion ... alles was verbesserungswürdig ist sind reflexionen die einen oder mehrere menschen definiert in einem oder mehreren punkten ... was wäre die perfektion in diesem fall? monotonie, keine individualität und somit kein wirkliches leben mehr ... es würde die möglichkeit fehlen sich in der polatirät zu reflektieren ... ich glaube nicht das das hier effektiv möglich wäre (so das es einen höheren sinn ergeben würde) ...


      kurzum: es gibt 50% negativ und 50% positiv, und das überall und in jedem menschen, wovon eben 50% verbesserungswürdig wäre und 50% verschlechterungswürdig ...

      ok, das ganze anders betrachtet und die verbesserungswürdigkeit nur nach außen gerichtet und nicht generell, also rein weltlich betrachtet, rein nach außen ... die ganzen kleinen makel und fehler die ein mensch eben hat ...
      auf das individuum: menschenfeindlich
      auf die menschheit: menschenfreundlich

      für mich nur eine frage der sicht was von beiden es ist ...

      und hier was ganz andres: ich denke der text da oben stellt sehr gut dar wieso ich nichtmehr in einem polaritätsmuster denken mag ...
      Klar bin ich verrückt, aber das heißt nicht,
      dass ich falsch liege. Ich bin irre, aber nicht krank.
      - [Werewolf Bridge, Robert Anton Wison]
    • Shit, Rex, es ist einfach zum Heulen - da nimmst Du Dir trotz Deiner knappen Zeit all die Mühe, mir zu antworten, und wir reden in weiten Bereichen aneinander vorbei, weil ich es sichtlich nicht schaffe, mich verständlich zu machen.
      Ich versuche es noch einmal, okay?

      Original von RexPaimon
      Es geht nicht nur um Nutzen, sondern auch um Verträglichkeit... Der Nutzen des Ergebnisses rechtfertigt m.E. nicht die Härte und Selbstentsagung eines langen Weges. Ich lebe zu kurz, um mich noch schnell von mir loszusagen. Sowas behalte ich spirituellen Heilslehren vor.

      Das trifft so ziemlich das, um was es mir eigentlich geht - und wenn ich Dich richtig verstehe, bist Du der Ansicht, diese Arbeit an sich selbst, um einen "besseren", potenteren Menschen zu schaffen, ist im Grunde menschenfeindlich, nicht wahr?

      Nun ja, dann stellt sich mir die Frage, wo der übergeordnete Sinn einer solchen Sache ist.

      Na, um stärker, fähiger, "göttlicher" zu werden, um die in Dir angelegte (und nur diese!) Idealversion zu verwirklichen - ist das wirklich so abstrus für Dich?

      Du kannst nicht etwas sein, was Du nicht bist, genausowenig kannst Du Dich von Grund auf verändern, etwas werden, was Du nicht bist. Das wäre Verbiegung und diese sieht immer etwas albern aus.

      Aber aus Raupen werden Schmetterlinge, oder?
      Was ich mit dem kitschigen Beispiel eigentlich sagen will, ist, daß ich eine potentielle Fähigkeit bis zu ihrer Auslöschung vernachlässigen oder bis zu ihrer vollen Entfaltung fördern kann - und das eventuell mit sehr brutalen Mitteln und in einer Weise, die als Transformation, also Umwandlung wie der Gestaltwechsel der Raupe, anzusprechen ist. Was ist daran albern? :(

      Man sollte bestimmte Dinge als Teile der eigenen Persönlichkeit akzeptieren. Philosophische Grundlagen können sich ändern; grundtiefe Veranlagungen nicht.

      Ich war einmal machtgeil, und zwar durch und durch. Ich bin es nicht mehr. Heute ist Macht in meinen Augen nett, und es war gut, sie geschmeckt zu haben, aber das ist auch schon alles. Sie interessiert mich nicht mehr, ich würde keinen Finger mehr dafür krumm machen. Damals war Machtgeilheit der prägendste Teil meiner Persönlichkeit, der Motor für alles, was ich getan habe.
      Solche Dinge können sich einfach ändern..

      Es ist in dieser Hinsicht schon faszinierend, wie leicht es ist, solche Dinge abzulegen. Es gibt ja selbst therapeutische Ansätze, die es schaffen, solche Dinge während einer Sitzung abzulegen. Und in einer großen Zeitspanne, in welcher man keine Zahnärzte mehr aufsucht, kann es da schon mal zu einer gewissen Veränderung des Angstzustandes kommen.

      Ich konnte das jahrzehntelang nicht ändern - obwohl es tief an meiner Eitelkeit genagt hat, das kannst Du mir glauben. Aber jeder Versuch, mir beizubringen, daß eine solche Lächerlichkeit mit einem Mann von meiner Konstitution und Würde nicht zu vereinbaren ist, ist gescheitert: Ich habe dann zwar stoisch meine Miene beherrscht, war aber peinlicherweise blaß wie die Wand und habe zusätzlich noch Unmengen von kaltem Schweiß produziert - und natürlich im Gesicht, das ja so prominent beleuchtet wird bei der ganzen Prozedur. War nicht zu übersehen, mein Zustand.
      Und ich bin sehr wohl in der Zwischenzeit mehrmals beim Zahnarzt gewesen - nicht zur regelmäßigen Kontrolle klarerweise, aber alle paar Jahre (anscheinend eine Art "schlechtes Gewissen") habe ich Zahnschmerzen bekommen, mal der eine Zahn, eine Woche darauf ein anderer etc. Immer wenn ich dann fest überzeugt war, daß mein gesamtes Gebiß mehr oder weniger im Arsch sein muß, hab ich mich zum Zahnarzt geschleift - und dort zu hören bekommen, daß alles in Ordnung ist, keine Karies weit und breit. Und immer dasselbe präkollaptische Theater meines Vegetativums.
      Diesmal habe ich gewußt, daß das eine eher üble Geschichte wird, und einfach eine Viertelstunde darüber nachgedacht, wieso ich mich eigentlich davor fürchten sollte: Ich fürchte mich nämlich nicht wirklich vor Schmerzen. Eine befriedigende Antwort auf diese Frage habe ich nicht gefunden (frühkindliches Trauma hin oder her) - aber nachher habe ich mich nicht mehr gefürchtet. Finde ich nett.


      Individualismus bedeutet eben auch Individualismus und das Ausleben des Selbst. Da ist m.E. konkreter Idealismus nicht nur fehl am Platz, er ist reines Gift.

      Nein, ich denke, wirklich konkreter, auf die eigene Persönlichkeit bezogener Idealismus ist nicht fehl am Platz - nur dieser generalisierte Idealismus, der ein allgemein verbindliches Ideal proklamiert, ist es.

      .. um Dich mal ein bißchen zu nähren..

      Guter Wille steht für´s Werk, Rex, und ich danke Dir für den guten Willen - aber die Thematik ist rundherum nicht nahrhaft.. ;)

      Ich glaube aber nicht, daß Du, solange Du lebst, wirklich mit solcher Bestimmtheit sagen kannst: "Ich bin ich und ich bleibe ich."

      Natürlich. Die einzige Konstante die sich durch Dein Leben zieht bist Du selbst.

      Auch wenn das voll bescheuert klingt: Was genau ist "ich selbst"?

      Gruß retour,
      quigor



      @Kamy,

      auch wenn ich mich Dir persönlich darin anschließe, daß wir als eine Art Rohmasse zu betrachten sind - ist das nicht eigentlich eine ziemlich respektlose Sicht des Menschen?
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Ich denke das es nicht respektlos ist.

      Nehmen wir zum vergleich einen rohdiamanten.
      er ist nicht weniger wert, wenn er noch ungeschliffen ist.
      Er sieht nur geschliffen schöner aus.
      Weisheit des Tages: Wer im Glaushaus sitzt muss im Keller poppen!!!

      Der Klügere gibt nach - Eine traurige Wahrheit:
      Sie begründet die Weltherrschaft der Dummen.


      [GLOW=red]Glück im Spiel -> Geld für die Liebe[/GLOW]
    • Beim Schleifen eines Rohdiamanten wird ziemlich viel Material schlicht und einfach entfernt..
      Der Vorgang des Geschliffenwerdens selbst wird von Menschen meist als unangenehm empfunden..
      Um "schöner auszusehen" würde ich die rabiate Methode des Schleifens bei einem Menschen nicht empfehlen - vor allem: "schöner" für wen?

      Ich denke, wenn Du nicht glaubst, Deinen immanenten Wert zu erhöhen, wirst und kannst Du Dir jegliche Bemühungen, Dich selbst zu überwinden, sparen.
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • @ Kamy - nicht ganz korrekt - der Schliff wertet ihn um einiges auf, wie auch ein Anzug bzw. gepflegtes Äußeres einen Menschen scheinbar aufwerten - aber du wolltest eher auf die inneren Werte hinaus und das Herz eines Menschen zum strahlen bringen - mal eine o'mage an meine Freundin, die ein unglaublich strahlendes Juwel ist (innen wie außen).

      noch kurz zur eigentlichen Frage - meine Antwort ist wohl relativ vorhersehbar - eine Verbesserung des Menschen (Bildung, geistige Öffnung) sehe ich als menschenfreundlich - Stock ausm Arsch und open minded.
      "Und ois kaputt geht wei wir ned durchblicken,
      waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
      ...
      Während`s fost olle blenden mit da Reizüberflutung,
      oba kana mehr merkt das uns nix bleibt für die Zukunft;
      An dem Punkt wo a da Bischof si`s im Netz besorgt -
      was i dass jetz kumman muass mei letztes Wort!"

      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

      Nesh Nivel: "wir sind unsichtbar für dich solange du nicht an uns glaubst"
    • ja Murkser ich gebe dir recht ;)
      schöner hätte ich das nicht sagen können :D
      Weisheit des Tages: Wer im Glaushaus sitzt muss im Keller poppen!!!

      Der Klügere gibt nach - Eine traurige Wahrheit:
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    • Da hätte ich nun diesen wunderbaren Thread fast verpasst. *shocked*
      Statt Quoteorgien sage ich einfach mal meine Meinung:
      Perfektion, Veredelung des Menschen, stellt für mich in doppelter Hinsicht einen Wert dar:

      Zum einen ermöglicht mir die Perfektionierung meiner Fähigkeiten, Dinge zu tun, die vorher vielleicht unmöglich oder zumindest ungleich beschwerlicher und langwieriger waren.
      Nehmen wir als einfaches Beispiel ein Kind, das lesen lernt. Nun wäre es sicher möglich, die Übung nach kürzerer Zeit abzubrechen und das Kind mit entsprechend schlechteren Fähigkeiten in sein Leben zu entlassen.
      Es würde jedoch permanent an seine Grenzen stoßen, es würde merken, dass sein "Werkzeug" zu beschränkt ist.
      Es ist fast so, als ob man durch sein Leben laufen würde, ohne sich die Schuhe zu binden, und sich dann wundert, weshalb man dauernd aufs Maul fällt.
      Ich zumindest muss sagen, dass ich eine gewisse Härte gegen mich selbst für unentbehrlich halte, da man dadurch für andere nahezu unangreifbar wird. Man weiß einfach, dass man sich auf seinem Weg zur Perfektion sicherlich mehr antut als einem irgendein anderer Mensch jemals zufügen könnte. Das bringt eine gewisse Furchtlosigkeit mit sich, die ich genieße.
      Zusammengefasst: Ich sehe Perfektion als ein sehr nützliches Werkzeug, das sein Gewicht und die Anstrengung, es zu tragen, durchaus wert ist.

      Nun mein zweiter Punkt:
      Ich genieße Perfektion, wenn ich sie sehe. Am meisten aber genieße ich sie, wenn ich sie bei mir selbst sehe - deshalb bin ich ein so ausgeglichener Mensch :D
      Meine Motivation besteht also zum Teil auch daraus, mich an dem Gefühl der Perfektion zu berauschen.

      @Ultraflip:
      Ich hatte eine kurze Zeit lang auch die Sorge, dass es langweilig werden könnte. Mittlerweile ist mir klar, dass man niemals ein so hohes Maß an Perfektion erreichen wird, dass es langweilig werden könnte. Du bist immer noch weit genug von dem - rein sachlich betrachtet - illusorischen Ziel entfernt, dass du dich weiter am Aufstieg erfreuen kannst.

      Das einzige, was mir etwas Sorge bereitet, ist, was vor allem mit Männern, die in einem Bereich ein hohes Maß an Perfektion erreicht haben, teilweise so passiert:
      Viele sterben jung und andere ertragen den Abbau im Alter nicht und werden wahnsinnig (Nietzsche, Crowley, Bobby Fischer, ...). Naja, "greatness at any cost". *seufz*
      Auch wenn ich hoffe, dass mir sowas erspart bleibt.

      Aber Quigor, das alte Fossil, hält sich ja auch noch ganz wacker, das macht Mut :P
      Greatness, at any cost.

      Dieser Beitrag wurde bereits 2 mal editiert, zuletzt von Ben ()

    • Ben,

      *rofl*, daß Du kein Problem damit hast, Menschenfreundlichkeit mit dem unerbittlichen Schwingen der Peitsche zu verbinden, hätte ich mir eigentlich schon denken können.. :D

      Du findest prinzipiell bei allem, was Du geschrieben hast, meine volle Zustimmung - vor allem bei Deiner weisen Erkenntnis, daß Du Dich vor der mit Deiner Perfektion verbundenen Langeweile mangels erreichter Perfektion nicht wirklich zu fürchten brauchst.. :P - nur bin ich mir im Gegensatz zu Dir nicht so sicher, ob Dein Wahlspruch "greatness at any cost" tatsächlich menschenfreundlich ist.

      Dennoch bleibe auch ich dabei, daß die Vorteile einer gewissen Härte gegen sich selbst (und gegebenenfalls auch gegen andere..) die eventuellen Nachteile mehr als aufwiegen. Wer weich zu sich ist, ist nicht unbedingt gut zu sich.

      Original von Ben
      Aber Quigor, das alte Fossil, hält sich ja auch noch ganz wacker, das macht Mut :P

      Und "das alte Fossil" dankt für das - zumindest für Deine Verhältnisse - nur mäßig zweideutige Kompliment und schickt seinem "süßen Drachenschwänzchen" ein sehr feuchtes Küßchen! :P
      Homo est Deus
      utrolibet.de
    • Da ist dieser Thread fast lautlos an mir vorbei gesegelt. Nun ja, ich werde auf Zitatgruppensex verzichten, werde trotz dem jedoch in meinem Beitrag auf einige Beiträge eingehen.


      Zuerst gibt es, in meinem Verständnis, da zwei Hauptategorien:

      Sozialentwicklung: Die Weiter- oder Rückentwicklung um sozialen Normen und Vorstellungen zu entsprechen. In meinen Augen gibt es dafür zwei Gründe.

      Der 1. Grund ist die tatsächliche (oder scheinbare) Entwicklung zur Verbesserung der gesellschaftlichen Stellung. Sehr zu begrüßen, da man sich dabei nicht verbiegen muß (scheinbare) und unter Umständen imense Vorteile erhält.

      Der 2. Grund wäre die tatsächliche (oder scheinbare) Entwicklung um Symphatie der Gesellschaft zu erlangen. Einigen Herren wird es hier zuwieder sein sich zu verändern, um jemandem zu gefallen. Aber gerade für Frauen ist es sehr wichtig "geliebt" zu werden, was durchaus nicht zu verurteilen ist. Immerhin gibt es ihnen ein gutes Gefühl und Zufriedenheit (was auch Männer daraus schöpfen könnten) - was ja nun nicht zu verurteilen ist?


      Selbstentwicklung:
      Da wären wir nun beim Punkt, auf den Quigor tatsächlich hinaus wollte. Nun, die Frage ist ja was man denn nun davon hat. Wenn ich ein fetter Kettenraucher bin, kann ich sicher glücklich sein. die Frage ist nur ob es für mich, allein schon persönlich, nicht besser wäre wenn ich ein dünner Gelegenheitsraucher wäre. Versteht ihr, worauf ich hinaus will?

      Dann habe ich im laufe des Threads mit bedauern einen Beitrag von RexPaimon gelesen - Stichwort "Primadonna". Das finde ich mehr als bedauerlich, ich nehme auch an das du daher nicht studieren wirst?
      Du versagst dir, indem du nicht arbeitest, eine Menge von Chancen und auch einen großen Teil deiner Entwicklung. Es geht nicht darum, daß du nicht "psychisch geformt" wirst und es geht auch nicht um das "Roboterhafte" was man dir "antrainieren" will, gegen all dies mußt du dabei kämpfen - aber das weißt du sicher selbst. Worum es jedoch geht ist um die Fähigkeiten und das Fachwissen, was du dabei erwirbst. Glaub mir, Rex, kein Psychologiebuch könnte mir die praktische Arbeit in einer Kneipe ersetzen. ;)

      Gerade als Schriftsteller, der du ja werden willst, ist so etwas imens wichtig. Warum? Weil du zwar eine unfassbare Vorstellungskraft besitzt aber ohne praktische Erfahrung in dem, über das du schreibst, wirst du einfach nur wie Nietzsche klingen der versucht eine Neuauflage von "Der Exorzist" zu schreiben.
      Ja, das mag jetzt deplaziert sein, aber ich hatte bei deinem Text stellenweise (ich habe ihn noch mal gelesen in den letzten Tagen) genau diesen Eindruck...
      [Blockierte Grafik: http://home.arcor.de/sehtos/signatur3.jpg]
      Sic Luceat Lux

      Mein Blog
    • Und "das alte Fossil" dankt für das - zumindest für Deine Verhältnisse - nur mäßig zweideutige Kompliment und schickt seinem "süßen Drachenschwänzchen" ein sehr feuchtes Küßchen!

      IGITT! Ich sollte dich wohl nicht mehr Fossil nennen... :D
      Du hast Recht: Ich habe zwei Zeilen an Mehrdeutigkeiten rauseditiert, um mir verärgerte PNs zu ersparen...

      @Stefan: Genau so ist es: man muss sich extrem anstrengen, um kein Roboter zu werden und dennoch mit dem Studium gut klarzukommen. Zumindest geht es mir so. Wobei ich in meinem Fall behaupten würde, dass ich das Wissen (abgesehen von den Praktika) schneller und effektiver durch reines Lesen gelernt hätte und dass das Lehrsystem nicht optimal aufgebaut ist.
      Aber schon allein der Titel ist verdammt wichtig, da dir bestimmte Türen nunmal nur durch Titel und nicht durch Fähigkeiten offenstehen...
      Greatness, at any cost.

      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von Ben ()

    • Original von Ben
      @Stefan: Genau so ist es: man muss sich extrem anstrengen, um kein Roboter zu werden und dennoch mit dem Studium gut klarzukommen. Zumindest geht es mir so. Wobei ich in meinem Fall behaupten würde, dass ich das Wissen (abgesehen von den Praktika) schneller und effektiver durch reines Lesen gelernt hätte und dass das Lehrsystem nicht optimal aufgebaut ist.
      Aber schon allein der Titel ist verdammt wichtig, da dir bestimmte Türen nunmal nur durch Titel und nicht durch Fähigkeiten offenstehen...


      Ich bezog mich mehr auf Arbeiten, aber das Studium ist natürlich auch zu berücksichtigen. Im Prinzip könntest du dir all dieses Wissen auch aus einer Leihbibliothek besorgen, aber dann hättest du wichtige Dinge verpasst. Nämlich wie man kämpfen muß um eben nicht zu jenem Roboter zu werden, wie man sich selbst an den eiern mitschleifen muß um nicht hängen zu bleiben und die befriedigende Erfahrung sich Dr. der Physik oder wasweißich nennen zu dürfen. ;)
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      ... mal eine o'mage an meine Freundin, die ein unglaublich strahlendes Juwel ist (innen wie außen)...


      dazu ein Nachtrag - dieses wunderbare Juwel strahlt seit dem WE leider nicht mehr in meinem Schatzkästchen - fuck it :koch: :heul: :motz:
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      waun Yoghurt Landliebe haast obwoi ma`d Natur ficken!
      ...
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      Ivan Ivanov - Die Unsichtbaren - das Ende

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