Original von Mea Culpa
Ich würde es gut finden wenn die allgemeine Diskussion wieder dem Thema Wahlen 2009 näher käme in Bezug zu den Fragen Three of Fives.
Ich meine, das Thema Nationalsozialismus haben wir an allen Kanten und Ecken gehabt und ich habe eigentlich auch ziemlich genug davon.
Das Faß wurde ja von Lord Syn aufgemacht. Aber da Du mit einem Neonazi befreundet bist, kann ich Deinen strapazierten Thementoleranzbogen durchaus nachvollziehen; nur leider scheint er etwas sehr selektiv strapaziert zu sein.
Original von Mea Culpa
Es ging hier doch eigentlich um die Wahl an und für sich. Ich glaube nicht an den Grund, den Lord Syn nennt. Aber Meinungsfreiheit ist nun einmal ein Recht, welches unser System ausmacht.
Oh ja, und es wird gerne genutzt. Besonders eifrig da wo es um Extreme geht. In der Weimarer Republik herrschte ein ähnliches Fehlverhalten und das wurde dann konsequent weitergetrieben, bis zum übelsten Appeasement. Man kann keinen Staat dauerhaft erhalten, wenn man dabei zusieht, wie fröhlich jene Kräfte an Macht gewinnen, die im Grunde vorhaben die bestehende staatliche Ordnung (damit auch die Meinungsfreiheit) komplett auszuhebeln- das gilt für Linke, Rechte und auch für extreme Moslems. Leider möchte man das weder komplett einsehen, noch trifft man Gegenmaßnahmen. Kann in diesen Zeiten sehr gefährlich sein und ist es konkret auch.
Original von Mea Culpa
Grundsätzlich kann ich Slovenskas Ausführungen besser nachvollziehen. Aber kann man hier keine Themen eröffnen ohne dass wieder das Thema Nationalsozialismus durchgekaut wird?
Deinen Eskapismus in allen Ehren- Du wirst viel davon aufwenden, um mit einem Neonazi befreundet sein zu können. Aber dieses Thema wird viel zu wenig "durchgekaut". Man will ja dem netten lieben Hanspeter von nebenan, der sich- bis auf seine etwas extreme politische Anschauung- ganz nett und lieb verhält nicht auf den Schlips treten. Und in einigen Städten, besonders in den neuen Ländern, ist es für einen Kaufmann geradezu geschäftsschädigend, in dieser Sache Stellung zu beziehen. Nein, wenn es ein Thema gibt, das man durchkauen muss, dann das- insbesondere wenn rechtsradikale Tendenzen so deutlich geschildert werden, wie in dem Post auf das ich mich bezog.
Original von Mea Culpa
Masse mag ich als Wort nicht wirklich. Ich meine, schließlich ist jeder Mensch doch ein Individuum, wenn auch nicht immer individualistisch.
Im Zusammenhang des Goebbelszitats (ich habe mir den Spaß gemacht, ihn einmal als "Nationalsozialismus-Experten" auftreten zu lassen; gemerkt hat's lustigerweise keiner) auf das sich ja dann später bezogen wurde, ist "Masse" kein wertender Begriff. Er bezieht sich halt auf eine Menge an Leuten- und eine Menge an Leuten hat kein Verständnis für politische Zusammenhänge. Das ist auch nicht unbedingt eine Frage der Intelligenz. Auch das mediale Bild ist ein extrem eingeschränktes und simplifiziertes. Bestimmte Zusammenhänge sind ja auch derart komplex, dass sie Politiker selbst nicht in ihrer vollen Tragweite zu verstehen imstande sind- aber dann sind wir wieder beim Thema Lobbyismus.
So hat natürlich die Partei, die es versteht, Zusammenhänge auf kleinstmögliche Nenner zu reduzieren, mehr Chancen. Insbesondere wenn sie den "Aha"-Effekt bei dem Publikum erzielt... Gefährlich sind nicht unbedingt die sog. "Populisten" (wobei das ja mittlerweile schon ein anerkanntes Schimpfwort für alle Parteien untereinander geworden ist), sondern vor allen Dingen die rhetorisch erfolgreichen "Welterklärer".
Original von Mea Culpa
Ich meine, im Grunde genommen sind Meinungen sehr beschränkt. Es gibt das Dafür und das Dagegen in seiner allergröbsten Form. Ich habe auch noch nie einen Menschen kennen gelernt, der nicht in irgendeiner Weise aus irgendeinem Winkel irgendeiner Masse bzw. Gruppe zuzuordnen wäre. Natürlich, wenn ich nach Draußen gehe und unter den Menschen weile bin ich auch wieder Teil der Masse und Niemand sieht mich und man würde mich Ebendieser ohne Weiteres zuordnen. Eigentlich glaube ich, dass wahrscheinlich jeder Mensch sehr komplex ist und um diesen Menschen einzuordnen braucht man die Kategorien. Und da ist man als Linksextremer oder Rechtsextremer auch drin.
Wir reden über Politik, nicht über Differentialsoziologie. Und da zählt am Ende ganz platt was Du tust- unterstützt Du die NPD, wählst Du sie, dann zählst Du ganz automatisch zu ihnen. Versuchst Du mit simplen Parolen in bestimmten Foren und anderen Äußerungen außerhalb der Öffentlichkeit Leute für sie zu gewinnen, dann bist Du selbstverständlich ein ideologischer Anhänger dieser Partei. Da gibt es nichts zu differenzieren.
Über den 'Wert' und die 'Komplexität' eines Menschen im Allgemeinen könntest Du einen anderen Thread eröffnen- das heißt, den gibt es glaube ich hier schon.
Original von Mea Culpa
Ich denke, dass durch die Medien wie das Internet wir in der Informationsvertreibung sehr liquid sind. Man könnte sich auch überall informieren. Außer man fühlt sich übersättigt. Es ist eine nicht geringe Frage unserer Zeit was man braucht und was nicht. Und man lässt sich berieseln. Aber auch das ist von Individuum zu Individuum verschieden.
Naja, dann kommt hinzu wie neutral die Medien sind. Wir wissen, dass sich Menschen hinter Ihnen befinden und Menschen wie ich sie kenne, sind nicht neutral.
Möchtest Du jetzt einen (mehr oder) weniger individualpsychologischen Ansatz bemühen, um Dich über die so vielseitigen und komplexen Motive auszulassen, die einen armen von der bösen überinformierten Mediengesellschaft getriebenen dazu führen könnte, eine solche Partei zu wählen oder was genau versuchst Du in diesem Zusammenhange gerade mitzuteilen, außer, dass Du eine Gruppierung nicht als 'Masse' begreifst?
Original von Mea Culpa
Wir haben ein Grundgesetz und wir haben die Regeln unseres Staatssystems. Ich würde gerne einmal an anderer Stelle ( in einem anderen Thread ) das Gedankenspiel verfolgen was die extremen Parteien und ihre extremen Anhänger schlimmstenfalls Deutschland und seinen Bewohnern antun könnten.
Ach, so abstrakt brauchst Du gar nicht zu denken, (auch wenn Du damit wiederum verharmlosen willst, das ignoriere ich jetzt mal einfach). Jede Stimme, die sie bekommen ist im Grunde gefährlich. Stimmen bedeuten nämlich Geld. Geld, das dabei hilft, die Organisationsstruktur zu beeinflussen, das an die Heimatvereine geht, die verschiedentlich auftreten. Geld bedeutet Steigerung des Einflusses, ganz automatisch. In der Marketinghinsicht und der Frage, wie man sich am besten verkauft und auch so auftritt, dass Dir im direkten Gespräch selbst ein Gebildeter Deine zivilisierte und ganz und gar ablehnende Haltung gegenüber Gewalt abkauft, ist die NPD richtig gut geschult. Die Fassade bröckelt entweder dann, wenn Du ernsthafte Gespräche mit bestimmten Leuten führst oder aber den Heimatvereinen vis-à-vis begegnest. Dann solltest Du die Tarnkappe nicht vergessen...
Die Gefahr liegt im kommunalem Einflußbereich. Und der ist in den neuen Ländern im Laufe der letzten Jahre heftig gestiegen. Das ist derzeit DAS Geschäft; nicht die Bühne der großen Politik, da ist es auch schwieriger mit solchen Inhalten zu glänzen, sondern die kleine Ratspolitik, das ist eine gute Projektionsfläche. Für einen flächendeckenden Einfluß bräuchte man etwas Großes- vielleicht mal ein Terroranschlag?
Original von Mea Culpa
Könnten sie ohne Weiteres Alles auskurbeln? Und wie würde der Mensch auf der Straße reagieren? Aber wer ist denn der kleine Mann? Also, ich kann es mir nicht erklären warum Jemand die Parteien wählt angesichts den Dauerreportagen über das dritte Reich, die Artikel in den Zeitschriften oder empörte Aufrufe, wenn auf einem Buch ein nationalsozialistisches Zeichen abgebildet wird gegen das man klar Stellung beziehen soll.
Ich denke eigentlich, dass es Trotz ist. Die Argumentationen klingen für mich sehr nach Verschwörungstheorien.
Die Medien helfen doch dabei. Man zeigt ihnen rechte Schlägertrupps im Fernsehen. Komischerweise stehen die Leute am NPD-Informationsstand aber nie in voller "Glatzen-"Montur da. Die sind teilweise perfekt gescheitelt, tragen schöne Anzüge. Sie reden sogar mit Dir und präsentieren Dir Inhalte, die ins Schwarze treffen- Dinge, die Du schon immer gedacht hast. (Weil die NPD sehr gut Trends verfolgen und auch für sich nutzen kann). Und dann kommst Du auf die Idee, dass das ja alles Mist ist, was im Fernsehen kommt (teilweise ist das ja sogar richtig), und Du fängst an, an dem ganzen System zu zweifeln;- ja, wenn das nicht stimmt, was erzählen uns "die da oben" denn dann sonst noch, was so falsch ist? Und die Erklärungen dafür? Die liefern Dir dieselben Leute frei Haus. Von Amerika bis in den Orient, von dem fünften Flugzeug im World Trade Center bis zur Deutschland AG... Der Auslöser einer solchen Entwicklung ist immer die persönliche Erfahrung. Bei der NPD in der Führungsebene gibt es keine Spinner. Die Leute versuchen Dich nicht krampfhaft auf ihre Seite zu ziehen, nicht flächendeckend. Sie sorgen dafür, dass Du selbst lernst...
Und jetzt kannst Du nochmal mit Deinem Gerede über die individuelle Entwicklung der Masse ankommen und wie schrecklich falsch jener Begriff gewählt seie.