Kapitel 5: Je später die Stunde…
Die Knochen wechselten ihren Besitzer nun das dritte Mal. Der erste Eigner war Cindy, welche sie in ihrem Fleische trug, dann war es Molder, der Cindy das Fleisch ihren Knochen abnagte. Nun war Luka es, der die Knoch hatte. Der Rotschopf marschierte mit der Reisetasche durch eine verfallene Behausung, die jedoch liebevoll eingerichtet worden war. Er ließ seine Gedanken in die Vergangenheit wandern, als das Leben noch schön für ihn und Karla war, Zeiten als sie noch das Haus dekorieren konnte und noch nicht an Maschinen gefesselt war.
Er schüttelte die Gedanken wie ein lästiges Insekt mit einem Kopfschütteln fort und lenkte seine Schritte in den Keller, zum Krematorium.
Wie oft hatte er schon Knochen zu Asche brennen müssen? Wie oft würde er es noch tun müssen, bevor am ihm seine Belohnung zukommen lassen würde? Lange durfte es nicht mehr dauern, denn ein Leben hing am Faden.
Im Keller angekommen steuerte er auf die Öfen zu, stellte die Tasche ab und begann dem Feuer im Ofen ein Leben zu schenken.
Kleine, glühende Dämonen tanzten hinter der Gitterluke des Ofens, bevor er sie öffnete um die Knochen als Futter für die unersättliche Bestie, die von Dämonen gebildet wurde, zu füttern.
Er schloss den Ofen und überließ es dem Feuer die Knochen zu beseitigen. Wenigstens würde das Haus durch das Feuer etwas aufgewärmt werden.
Er war gerade im Begriff das obere Stockwerk zu betreten, das gab sein Handy ein nervtötendes Gebimmel von sich. Er hasste diese Melodie, denn sie verhieß nie Gutes. Er fummelte in seiner Hosentasche herum, bis er ein billiges, silbernes Klapphandy hervorzog. Er hatte eine Kurzmitteilung erhalten, von Molder.
„Füttere doch gleich mal mein Projekt, roter Baron :-)“
Es kam Luka vor, als lachte ihn der Smiley am Ende der Nachricht höhnisch aus. Es war auch nicht anders von Molder gemeint.
Seine Laune sankt ins das Bodenlose, als er kehrt machte und eine Tür am hintersten Ende des Kellers aufstieß.
Hinter ihr befand sich das wohl widerlichste Wesen, das er jemals gesehen hatte, und er hatte schon sehr viel sehen müssen. Obwohl er es jeden Tag füttern musste, manchmal sogar mehrmals am Tag, fuhr ihm auch dieses mal wieder ein Schauer aus Ekel durch die Glieder.
Auf einer auf dem Bode ausgelegten Matratze saß ein Wesen, welches einem Menschen nur noch entfernt ähnelte. Es war komplett Haarlos, mit winzigen Schweineäuglein unter der hervorspringenden Stirn. Die Nase war zu einem schnabelähnlichen Haken gekrümmt. Zwischen den dicken, wulstigen Lippen des Wesens quoll unaufhörlich Speichel hervor und tropfte auf den aufgedunsenen Bauch. Dieser war riesig. Der Bauch wies auch viele schlecht genähte Risse auf, aus denen Teilweise die Innereien des Wesens zu erspähen waren. Die Arme und Beine des Wesens waren von Fettmassen überlagert, sodass sie Unbrauchbar vom Torso abstanden. Kleidung war am käsig bleichen Leib des Wesens nicht zu erkennen.
„Gib mir Fressen, ich habe Hunger!“, grollte das Wesen gierig, wobei sich ein Schwall von dem Speichel des Wesen in der Luft und im Raum verteilte.
Das Wesen war der Müllschlucker von Molder und seinen Gesellen. Es war auch ein Rotten, nur hatte Molder ihn als sein Projekt auserkoren und testete von da an, was alles für einen Rotten essbar war und was zu einer Regeneration führte. Tatsächlich half nur Menschenfleisch, aber die Frische war egal, sie bestimmte nur den Grad der Regeneration. Je älter das Fleisch, desto weniger würde man sich wieder regenerieren. So blieben für das Wesen die Leichen, die aus ihren Gräbern entrissen wurden um den Rotten Platz zuschaffen.
Luka griff hinter die Tür zu einer Stange, an deren einem Ende ein Greifarm angebracht war. Er hatte diese Vorrichtung gebaut, nachdem er fast eine Hand bei der Fütterung des Wesens verloren hatte.
An der anderen Seite der Tür befand sich ein großer Metallkübel, aus welchem er mit der Stange einen verwesten Arm fische. Luka führte das Körperteil zu dem gierigen und geifernden Schlund des Wesens. Kaum hatte das Wesen den Arm mit den Zähnen gepackt, riss es ihn aus dem Greifarm der Stange und begann auf ihm herum zu kauen. Es hatte Schwierigkeiten beim fressen, weil der Arm ihm aus dem Maul zu fallen drohte. Luka half ihm, indem er den Arm mit der Stange festhielt. Das Wesen schmatzte erfreut und zerkaute knirschend den Arm samt Knochen. Es ließ nichts vom Arm übrig. Luka musste ihm noch ein paar Teile reichen, bis er sich dann unter dem Protest des Wesens auf den Weg nach oben machte. Er war immer froh, wenn er die Fütterung hinter sich hatte.
Nun hatte er wieder Zeit für seine liebe Frau, doch nur kurz.
Molder stand bald vor Luka und überreichte ihm gefälschte Patientenüberführungsscheine und erteilte ihm den Auftrag, eine Frau, die von einem Rotten gebissen wurde aus dem Krankenhaus zu holen und sie dann zu beseitigen. Er wurde so also zum Kurier des Todes…
**********************************
Es war spät am Abend. Sergeant Sarah Goodheim saß auf einer der harten, hölzernen Bänke der Kirche. Sie wusste selbst nicht genau, weshalb sie dorthin gegangen war. Vielleicht erhoffte sie sich göttlichen Beistand bei der Sache mit den extrem hohen Vermisstenzahlen die sie zu untersuchen hatte, vielleicht suchte sie auch nur Ruhe.
Sarah war eine Frau um die 30, mit braunen, zu einem strengen Pferdeschwanz gebundenen, Haaren. Ihre stahlblauen Augen wurden von einer schlanken Brille verziert. Unter der Brille befand sich eine schmale Nase, die einen leichten Haken schlug. Ihre schmalen Lippen trugen feine Grübchen in den Winkeln. Sie trug kaum Schminke über ihren feinen Gesichtszügen. Sie wirkte kaum wie eine Polizistin, besonderst da sie keine Uniform, sondern nur einen grauen Hosenanzug auf ihrem schlanken Körper trug.
Ihre Arme hatte sie auf die Bank vor ihr gelegt und ihre Hände waren gefaltet, als ob sie im Gebet war. Ihre Augen hatte sie auf das Kreuz, von dem Jesus herab hing, gerichtet. Vor dem Altar probte ein Chor für einen Gottesdienst.
„Eine wunderschöne Arbeit, nicht wahr?“, flüsterte eine fremde Frauenstimme.
Sarah schreckte auf, denn sie hatte nicht bemerkt, dass sich eine andere Frau zu ihr gesellt hatte.
„Bitte?“, fragte sie verdutzt.
„Das Kruzifix. Es ist sehr schön gearbeitet“
„Ja, stimmt.“
„Glauben sie, dass er sich für uns auch dann noch geopfert hätte, wenn er gewusst hätte was wir heute sind?“
„Ich, ich weiß es nicht…“, murmelte Sarah nachdenklich und musterte die Frau neben sich.
Die Frau hatte kastanienbraunes Haar, welches sie offen trug. Sie hatte sehr zarte Gesichtszüge die von einiger Schminke bedeckt wurden. Unter den nachgezogenen Augenbrauen lagen dunkle, braune Augen. Ihre schmale Stupsnase und ihre vollen Lippen trugen sehr zu der Attraktivität ihres Angesichts bei. Ihr langer, schwarzer Ledermantel ließ keine Schlüsse auf ihren Körperbau zu.
„Weshalb sind Sie hier?“, fragte Sarah um das Thema zu wechseln, welches ihr auf seltsamer Weise unangenehm war.
„Ich suche das, was die Meisten hier suchen. Ich suche Vergebung.“, sprach die Frau mit einem traurigen Tonfall.
„Was habe Sie getan?“
„Ich glaube, ich habe das Leben von jemandem zerstört.“
„Wieso glauben sie das?“, fragte Sarah vorsichtig.
„Ich glaube nicht, dass Sie das etwas angeht.“, erwiderte die Frau ruhig mit einem freundlichen Lächeln.
„Tut mir Leid“, flüsterte Sarah und senkte ihren erröteten Kopf.
„Schon gut. Und was suchen Sie hier?“, meinte die Andere freundlich.
„Ich weiß es nicht“, murmelte Sarah. „Ich glaube, dass ich einfach nur abschalten will, von meinem Job.“
„Was machen Sie von Beruf, wenn ich fragen darf?“
„Ich bin Sergeant bei der Polizei. Ich arbeite an der Vermisstensache.“
„Schlimme Sache“, flüsterte die Rothaarige. „Haben Sie schon einen Verdacht?“
„Das darf ich Ihnen nicht verraten“, Sarah verzog ihr Gesicht. „Um ehrlich zu sein: Nein, wir haben keinen Verdacht. Wir vermuten, dass die Gangs etwas damit zu tun haben. Sie benehmen sich im Moment zu sonderbar. Früher haben sie Ihr Symbol in die Körper ihrer Feinde geritzt, heute schneiden sie ihnen ganze Fleischstücke aus den Körper.“
„Ich habe davon gelesen. Ich habe auch gelesen, das einige Opfer davon sprachen, dass sie nicht von Gangmitgliedern, sondern von, naja, wie soll ich sagen…“
„Von Zombies angegriffen wurden?“, beendete Sarah den Satz der Frau. „Vermutlich hatten sie einen schweren Schock. Da sieht man so einigen, oder besser gesagt, man glaubt etwas zu sehen.“
„Ja, Sie haben wohl recht“, räumte die Andere ein. „In den Nachrichten kam, dass eine Frau mit einer Bisswunde in das Krankenhaus eingeliefert wurde. Sie behauptet von einem Zombie gebissen worden zu sein. Glauben Sie das da ein Zusammenhang besteht?“
„Daran habe ich bisher noch nicht gedacht“, überlegte Sarah. „Wir haben daran nicht gedacht, weil sie zu keiner Gang oder so gehört. Wir vermuten, dass sie von einem Obdachlosen oder von einem Junkie angefallen wurde.“
„Sie sollten die Frau mal gründlich befragen. Ich habe das Gefühl, dass sie Ihnen in dem Fall helfen könnte.“, beharrte die Rothaarige. „Ich muss jetzt gehen. Guten Abend.“
Eilig verließ die rothaarige Frau die Kirche, noch ehe Sarah nach ihrem Namen hätte fragen können. Sie hatte das Gefühl, dass die Frau mehr wusste. Auf jeden Fall würde Sarah jetzt das Krankenhaus besuchen und mit der Verletzten sprechen…
Kapitel 6: Frage und Antwort
Bojan und Phil hatten in Nostrys Behausung Platz genommen. Sie war sehr schön eingerichtet. Die grauen Wände wurden von einer weinroten Tapete überdeckt und der Betonfußboden war sogar mit dunkelbraunen Parket belegt. Eine prunkvolle Lampe hing von der Decke herab und schenkte dem großen Raum gelbliches Licht. In der hinteren Ecke stand ein Bett im französischen Stil. An den Wänden standen mehrere Bücherregale, die fast aus allen Nähten zu Platzen schienen. Im Zentrum stand ein massiver Tisch aus Eichenholz um den mehrere Stühle von gleicher Machart angeordnet waren. Auf zwei von ihnen saßen der sehnige Weiße und der massige Farbige.
Die Eingangstür ging auf und Nostry trat gefolgt von einem anderen Mann ein.
Der Andere war fast so groß wie Necro-Phil. Er hatte eine muskulöse Gestalt, von der jedoch ein Bierbau abstand. Der mächtige Schädel wurde von kurzen, dunkelblonden Haaren gekrönte. Auf seiner Nase saß eine feine Brille, hinter der ein grau-blaues, mandelförmiges Augenpaar hervor lugte. Die Nase war etwas breiter und abgeflacht, was ein wenig an jemanden von samoanischer Abstammung erinnerte. Seine Lippen wurden von einem breiten Kinn flankiert und waren zu einem gefährlichen Lächeln verzogen. Seine Haut war weiß und blass, er war also auch einer von den Rotten. Er trug eine Armeehose, deren Taschen ausgebeult waren. Sein Torso wurde von einem schwarzen, kurzärmligen Hemd bedeckt, aus dessen Brusttasche eine Flasche Schnaps hervor schaute.
„Es verunsichert dich doch nicht, dass ich meinen Leibwächter dabei habe?“, wandte sich Nostry freundlich lächelnd an Bojan. „Sein Name ist Ork. Wenn jemand mich oder jemanden aus unserer Sippe schaden will, wird er von ihm in der Luft zerrissen. Wie ein Ork halt handeln würde.“
Bojan schüttelte den Kopf, nachdem er ein aufmunterndes nicken von Phil auf seinen fragenden Blick erhalten hatte.
„Sehr schön!“, sprach Nostry. Er hatte sich in der Zeit, wo Bojan und Necro-Phil auf ihn gewartet hatten, umgezogen. Er trug einen weinroten Anzug, mit einem weißen Hemd, was seinem Aussehen eine aristokratische Gestalt schenkte.
„Nun, wir werden nun gewissermaßen ein Spiel spielen.“, holte Nostry aus, während er sich auf den Stuhl am Kopf des Tisches setzte. „Jeder Neue muss mir Rede und Antwort stehen, darf aber selbst auch Fragen stellen, die ich nach besten Wissen und Gewissen beantworten werde. Ich möchte, dass du ehrlich zu mir bist, ich spüre wenn jemand lügt! So, lass uns beginnen.
An was kannst du dich erinnern, seit deiner Metamorphose?“
„Nun, ich bin in dem Keller, in dem mich Phil aufgegabelt hat, aufgewacht.“, erläuterte Bojan mit einem nachdenklichen Tonfall, als ob er sehr weit zurück denken musste, jedoch waren seit seinem Erwachen und seinem Verhör bei Nostry erst ein paar Monate vergangen. „Ich wusste nicht wo ich war, oder wer ich war. Nachdem ich in den Spiegel gesehen hatte, war ich auch nicht mehr sicher, WAS ich war.“
„Weißt du noch, wer dich geschaffen hat?“, unterbrach in Nostry.
„Nein, Phil war der erste Rotten, so nennen wir uns doch, den ich getroffen habe. Das Einzige, was ich von meinem Erschaffer kennen gelernt habe, ist seine Handschrift.“
„Wie bitte?“, fragte Nostry verdutzt.
„Als ich mich das erste Mal im Keller umgesehen hatte, lag auf dem Tisch dieser Zettel.“
Während er das sagte, griff er in seine Tasche. Ork sprang sofort auf Bojan zu und riss seine Hand aus der Tasche und griff selbst hinein. Als er sie wieder heraus zog, hielt er ein zerknittertes und abgegriffenes Stück Papier in der Hand.
Er reichte es zu Nostry. Dieser entfaltete es und begann zu lesen. Dort stand:
„Es tut mir leid, was ich dir angetan habe! Es ist über mich gekommen. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurück drehen…
Aber was geschehen ist, ist geschehen! Das Einzige, was ich für dich tun kann, ist zu versuchen, dir dein neues Leben zu erklären.
Du bist nun so was wie ein Zombie, wie in Dawn of the Dead, nur das du denken kannst. Ich weiß selbst noch nicht genau, was wir sind.
Was ich aber weiß ist, dass du fressen musst, um zu überleben. Du musst Menschenfleisch zu dir nehmen, damit du nicht komplett zerfällst. Ich habe dir einen Beutel voller Fleisch auf den Tisch gestellt, es sollte deinen ersten Hunger stillen.
Du musst jedoch jagen, denn wenn du zu lange hungerst, wirst vom Trieb zu fressen übermannt. Dann bist du wirklich wie einer aus den Filmen…
Wenn du jemanden komplett isst, wirst du wieder komplett hergestellt, jedenfalls für eine gewisse Zeit. Tue das aber nicht, töte niemanden! Du bist ein Monster, also behalte die letzten Reste deiner Menschlichkeit!
Nimm dir nur soviel, dass du nicht hungerst. Meist reichen schon ein paar Stücke. Kratze oder beiße niemanden, sonst werden sie so wie du. Ich habe dir ein Messer auf den Tisch gelegt, wenn du es nicht schon gefunden hast.
Das ist alles, was ich dir sagen kann.
Ich kann es nicht über mich bringen, dich zu sehen, darum dieser Zettel. Ich hoffe, dass du mich nicht hasst, für das, was ich dir angetan habe, auch wenn ich es dir nicht übel nehmen würde…“
Dort endete der Brief. Die Buchstaben waren sehr schön geschwungen und hatten viele Bögen und Schleifen. Das wies auf eine Frau hin.
„Darf ich den Brief behalten?“, fragte Nostry.
„Warum?“
„Ich will prüfen, ob die Schrift jemanden von gehört.“, sprach Nostry ruhig. „Nun darfst du eine Frage stellen.“
„Okay“, überlegte Bojan. „Was bin ich?“
„Hm, das dürfte schwer zu beantworten sein!“, schmunzelte der Alte. „Wir wissen es selbst nicht genau. Wir nennen uns Rotten. Ich vermute, dass wir von einem parasitären Virus befallen sind, der menschliches Fleisch zersetzt. Darum verfallen wir und darum müssen wir Fleisch zu uns nehmen, damit wir nicht zerfallen. Aber das konnte ich bis her nicht beweisen. Außerdem würde es nicht erklären, warum wir nicht sterben können. Du kannst nur sterben, wenn jemand dein zentrales Nervenzentrum zerstört, zum Beispiel, wenn dir jemand einen Kopfschuss verpasst.
Eine andere unter uns anerkannte Theorie ist die, dass wir von Dämonen befallen sind, die uns als Wirte verwenden. Sie lassen uns nicht sterben, weil ja dann ihr Wirt sterben würde.
Such dir eine Theorie aus, oder erfinde deine eigene…
Jetzt bin ich wieder dran. Hast du dich an das, was im Brief stand, gehalten?“
„Ja. Es fiel mir zwar schwer, aber ich habe alles eingehalten. Ich habe niemanden getötet oder infiziert.“, beteuerte Bojan unter Nostrys strengen Blick.
„Du sagst die Wahrheit, also darfst du wieder was fragen“, Nostry schien das Spiel zu gefallen.
„Hm, was könne Sie mir über die Sippe erzählen?“
„Du brauchst dich nicht hinter Höflichkeiten zu verstecken! Wir sind vom gleichen Blut.“, meinte Nostry belustigt mit einem freundlichen Unterton in seiner Stimme. „Ich habe unsere Sippe gegründet. Es war Anfang des 17. Jahrhunderts, als ich die Notwendigkeit erkannte, einen Clan zu gründen. Ich sammelte so viele Rotten unter mich wie ich konnte, klärte sie auf und stellte Gesetze auf. Ich versuchte unseren Zustand zu erforschen und seine Verbreitung einzudämmen.
Unser Clan besteht momentan aus genau 56 Personen, dich mit eingerechnet. Viele sind den menschlichen Dämonenjägern zum Opfer gefallen, viele haben sich selbst getötet und andere liefen zu dem Feind über.
Wir gliedern uns in verschiedenen Gruppen. Da wären die Jägern, die zu meist Frauen sind, weil sie weniger auffallen und es leichter beim jagen haben. Sie versorgen uns mit Fleisch. Dann sind da die Sammler, wie Necro-Phil. Sie sammeln freie Rotten auf und spüren gleichzeitig auch Dämonenjäger auf und töten diese. Dann gibt es noch die Arbeiter, die für die Instandhaltung und Bewachung unseres Baus zuständig sind. Weltweit gibt es noch andere Sippen, wie die unsere.
Ist dir etwas Sonderbares aufgefallen, seit du ein Rotten bist?“
„Außer das ich ein Rotten bin? Ja, tatsächlich. Ich habe in meinem Haus einen Geist gesehen. Er hat nicht mit mir gesprochen und ist dann auch verschwunden.“
„Ein Geist? Hm, darüber werde ich nachdenken müssen. Stell deine letzte Frage, wenn du eine hast, denn ich bin mit dir fertig.“
„Habt ihr in einer Vermisstenkartei oder so nach eurer wahren Identität gesucht.“
„Ja“, antwortete Phil an Nostrys Stelle und in seiner Stimme schwang eine tiefe Traurigkeit. „Ich rate dir davon ab, genauso, wie ich es jedem anderen geraten habe! Es bringt dir und deinen Angehörigen nur Unglück. Lass es gut sein und starte ein neues Leben!“
Danach erfüllte schweigen den Raum. Niemand fragte Phil, weswegen er davon abriet. Nostry und Ork, weil sie den Grund kannten und Bojan, weil er merkte, dass Phil nicht gern darüber sprechen wollte.
„Gut“, durchbrach Nostry die Stille. „Du bist bei uns aufgenommen! Du wirst Phil begleiten. Ich habe auch schon einen Auftrag für euch.“
„Was liegt an?“, fragte Phil, wobei er immer noch traurig klang.
„Eine Frau wurde in das Krankenhaus gebracht. Sie wurde gebissen. Seht sie euch an, verhört sie, findet heraus, wer es war. Wenn sie von einem Rotten gebissen wurde, bringt sie her, bevor ein Unglück geschieht!“, erklärte Nostry. „Hier habt ihr Papiere, die euch berechtigen, die Frau mitzunehmen. Schöne Fälschungen oder? Gut, verschwendet keine Zeit! Bojan, zieh dich um und rüste dich aus, dann esst was und dann los!“
Phil und Bojan nickten und machten sich auf den Weg.