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Vorherige Beiträge 18

  • Original von Neverwinter
    Aber wenn du Eco so empfehlen kannst und das Buch "Namen der Rose" noch besser ist als der Film, werd ich mir demnächst wohl mal n paar Bücher von ihm "reinziehn" (ups, schauriger Stil sry *fg*)

    Schauriger Stil - aber äußerst löbliches Vorhaben!

    So nehme ich denn - zumindest vorerst - Abstand davon, Dich mit ein paar weniger 'oberflächlichen' Leseproben aus dem 'Namen der Rose' zu erfreuen... aber glaube mir, gegen Eco beißt Harris ganz furchtbar ab.
    Übrigens ohne 'sorry' meinerseits für den Stil. *g*
  • Okay die von dir zitierte Stelle ist stilistisch gelungen und baut viel spannung auf, was nicht zuletzt auch daran liegt, dass die Sätze parataktisch aneinandergereiht sind.
    Thomas Harris verwendet eher kurze Sätze und benutzt manchmal Umgangs- oder Fekalsprache, was aber bewirkt dass man sich mit den Charakteren identifizieren kann bzw sie einordnen kann, so z.B. den gestressten und stoizistischen Abteilungschef der Verhaltensforschung Crawford (in "Das Schweigen der Lämmer").
    Mit weltklug und "sich gut informieren" meinte ich, dass Harris interessante Hintergrundaspekte, die auch eng mit dem Storyverlauf zusammenhängen, einbringt. Seien es biologische bzw. psychische Fakten oder seine Genauigkeit bezüglich der amerikanischen Sicherheitsbehörden oder verschiedensten Einrichtungen.

    Hier mal ein Beispiel:
    "'Fangen Sie an', sagte Starling.
    Sie musste eine ganze Minute warten, bis er sagte: 'Eine Raupe wird zu einer Puppe in einer Chrysalide. Dann kommt sie aus ihrem geheimen Umkleideraum als die schöne Imago heraus. Wissen Sie, was eine Imago ist, Clarice?'
    'Ein vollentwickeltes, geflügeltes Insekt.'
    'Und was noch?'
    Sie schüttelte den Kopf.
    'Es ist ein Terminus aus der toten Religion der Psychoanalyse. Eine Imago ist ein Bild von einem Elternteil, das seit der Kindheit im Unbewußten verschüttet und mit infantilem Affekt behaftet ist. Das Wort kommt von den wächsernen Ahnenbüsten, die im alten Rom bei Trauerzügen mitgetragen wurden...Selbst der phlegmatische Crawford muss eine gewisse tiefere Bedeutung in der Insektenpuppe sehen.'
    'Nichts, womit sich viel anfangen ließe, außer dass die Abonnentenverzeichnisse entomologischer Fachzeitschriften mit den im Descriptor-Index aufgeführten Sexualtätern verglichen werden.'
    "
    ...

    Gut, deine Textstelle war vielleicht anschaulicher als die Kostprobe aus dem 'Roten Drachen', gegen diese Stelle im Schweigen der Lämmer ist sie aber relativ oberflächlich.
    Wahrscheinlich kann man noch dutzende solche Textvergleiche machen, es ist wohl wirklich wie du gesagt hast : suum cuique.
    Aber wenn du Eco so empfehlen kannst und das Buch "Namen der Rose" noch besser ist als der Film, werd ich mir demnächst wohl mal n paar Bücher von ihm "reinziehn" (ups, schauriger Stil sry *fg*)
  • Original von Neverwinter
    was heisst schlecht geschrieben...es ist direkt geschrieben.
    Mir persönlich gefällt sein stil und er kann sich sehr exakt ausdrücken, finde ich.

    Mhm, ein wahrer Freund der Literatur hat also den Weg in dieses Forum gefunden. :rolleyes:

    Kleine Kostprobe gefällig aus dem 'Roten Drachen'? Hier:
    "Die erste, zaghafte Verbindung zum Täter war hergestellt; sie juckte und brannte wie ein Blutegel, der sich an ihm festgesaugt hatte. Grahams Fingernägel gruben sich in das Laken, während er sich das Gehirn zermarterte.

    Grahams Kopf fühlte sich vollgestopft und blöde an. Er schwamm im Swimming-pool des Hotels auf und ab, bis seine Beine sich zunehmend bleierner anfühlten, und als er schließlich aus dem Wasser stieg, dachte er an zwei Dinge gleichzeitig - an einen Martini und den Geschmack von Mollys Mund.

    Sektionschef Brian Zeller brachte die Kurierlieferung und die Rollstuhlräder in die Abteilung für instrumentale Analyse; dabei legte er ein Tempo vor, das seine Gabardinehose zum Pfeifen brachte.
    Die Belegschaft - die Frühschicht war eigentlich längst um - kannte dieses pfeifende Geräusch nur zu gut: Zeller hatte es eilig.

    Graham lächelte, als er spürte, wie ihn die gewaltige Schubkraft des Jets himmelwärts und fort von St. Louis katapultierte, wie die Maschine dann quer über die Bahn der Sonne nach Süden schwenkte und endlich in Richtung Osten auf Heimatkurs ging.
    Molly und Willy würden ihn bereits erwarten.
    "Vergeuden wir jetzt doch nicht die Zeit mit langen Diskussionen, wem was leid zu tun hat", hatte sie am Telefon kurz und bündig erklärt. "Ich hole dich in Marathon ab, ja?"
    Zu gegebener Zeit hoffte er, sich an die wenigen guten Momente erinnern zu können - an die Befriedigung, Menschen bei der Arbeit zu beobachten, die mit ganzem Herzen bei der Sache waren."


    Dir gefällt also sein Stil? Ich finde ihn ja eher schaurig denn schön, aber gut, suum cuique.... *g*

    Auch die Gedichte bzw Auszüge aus anderen Werken passen. Außerdem merkt man, dass Thomas Harris sich für seine Bücher sehr genau informiert hat und dass er recht weltklug ist.
    Ok die Filme sind sehr gut geworden, die Buchvorlagen finde ich aber trotzdem noch etwas besser.

    Du sprichst nicht vielleicht vom 'Namen der Rose'? Nein, kann nicht sein, denn das ist ja nicht von Harris, sondern von Eco.
    Sonst allerdings würde es verdammt gut auf Deine Beschreibung passen: 'sehr genau informiert', 'weltklug', 'sehr guter Film' und 'noch bessere Buchvorlage'.

    Lies Eco, Neverwinter! Mindestens so spannend - und stilistisch wohl doch etwas befriedigender:

    "Der Wind war wieder stürmisch geworden und blies die Funken weit durch die Nacht. Gleich nach der Kirche fingen die Stallungen Feuer. Die angstgepeinigten Tiere rissen sich los, durchbrachen die Tore und rannten kreuz und quer über den Hof, laut wiehernd, muhend, blökend, grunzend in schauerlichem Konzert. Etliche Funken verfingen sich in den Mähnen der Pferde, und bald sah man höllische Wesen über das Hochplateau rasen, Flammenrösser, die alles niederrannten, was ihnen vor die Hufe kam in ihrem ziel- und rastlosen Lauf. Ich sah den uralten Alinardus, der, verloren umherirrend, ohne recht zu begreifen, was vorging, überrannt wurde von dem prächtigen Rappen Brunellus in einer Aureole aus Feuer, überrannt, in den Staub getreten und liegengelassen als dunkle, formlose Masse. Doch ich hatte weder Zeit noch Möglichkeit, ihm zu helfen oder sein Ende zu beklagen, denn Szenen ganz ähnlicher Art ereigneten sich allenthalben.
    Die brennenden Pferde trugen das Feuer noch dahin, wohin es der Wind nicht getragen hatte, und so brannten bald auch die Werkstatt und das Novizenhaus. Scharen verzweifelter Menschen liefen von einem Ende zum anderen durch die Abtei, ziellos oder mit illusorischen Zielen. Ich sah Nicolas von Morimond, der, eine blutende Wunde am Kopf, die Kleidung in Fetzen, auf dem Torweg knieend laut den Fluch Gottes verfluchte. Ich sah Pacificus von Tivoli, der, jeden Gedanken an eine mögliche Hilfeleistung fahrenlassend, sich ein vorübereilendes Maultier zu greifen versuchte; als er es hatte, schrie er mir zu, ich solle ein gleiches tun und fliehen, nur weg hier, weg von diesem Spottbild des Armageddon."


    Ich glaube, ich werde das wieder einmal lesen müssen - es ist einfach jedesmal ein einziger Genuß.
  • was heisst schlecht geschrieben...es ist direkt geschrieben.
    Mir persönlich gefällt sein stil und er kann sich sehr exakt ausdrücken, finde ich.
    Auch die Gedichte bzw Auszüge aus anderen Werken passen. Außerdem merkt man, dass Thomas Harris sich für seine Bücher sehr genau informiert hat und dass er recht weltklug ist.

    Ok die Filme sind sehr gut geworden, die Buchvorlagen finde ich aber trotzdem noch etwas besser.
  • Ja, es ist einfach klar, das Anthony Hopkins die Figur des Hannibal auch sehr personifiziert hat! Einfach, weil Hopkins ein ziemlich guter Schauspieler ist, der auch so schon etwas von einem "Wahnsinnigen" hat. :D

    Das hat dann natürlich auch viel ausgemacht.