Original von Nebelkrähe
Schönheit und Intelligenz, "Eigenschaften" gar? Bitte was soll das?
Geht's da um ebenmäßige Züge, hohe, glatte Stirnen, elbische Entrücktheit?
So ein Schwachfug.
Schwachfug? Ach komm. Du kennst den Begriff "Schönheit". Du kannst einschätzen, welche Menschen allgemein als "schön" gelten und welche nicht. Allgemein werden Menschen, welche über halbwegs symmetrische Gesichtszüge und gewissen Proportionen eher als "schön" bezeichnet als solche, bei denen dies nicht der Fall ist.
Klar liegt Schönheit auch im Auge des Betrachters und jeder hat so seine Vorlieben. Dennoch, der Mensch denkt nun mal in Schubladen. Die ganze Sprache ist voll mit Schubladen, sogenannten Begriffen. Auch wenn uns das Schubladendenken hier und dort so gar nicht in den Kram passt - ohne diese Schubladen sind weder Denken noch Kommunikation möglich. Aber gut, wir können auch jeden Begriff durchdiskutieren. Lass uns beim Begriff "orange" anfangen. Wo beginnt orange und wo endet es? Sicherlich gibt es dafür auch eine physikalische Definition, in der die Wellenlänge von Orange genau festgelegt ist und dennoch wirst Du immer wieder auf Menschen treffen, welche etwas als Orange bezeichnen, was laut Definition doch schon rot ist. Und?
Gut, Du wehrst Dich gegen den Begriff "Schönheit" im Sinne von "schönen Aussehen". Dann sag mir einen anderen Begriff dafür.
Sicherlich haben Haltung und Charisma des Gegenübers auch Auswirkungen darauf, wie andere Menschen auf einen reagieren... aber darum ging es in den besagten Studien nicht. Es ging nur darum, dass Menschen die Anhand eines einfachen Fotos von vielen anderen Menschen als "schön" bezeichnet wurden, deutlich besser bei den Tests auf emotionale Intelligenz abschnitten als solche, die "nur" anhand eines Fotos als "nicht schön" bezeichnet wurden. Aber keine Sorge, "hässliche" sollen damit nicht als "emotional unintelligent" abgestempelt werden, wie bei jeder Regel gibt es Aussnahmen. Die Kinder von Sozialhilfeempfängern sind ja auch nicht von vornherein bildungsresistente Hauptschüler... einige werden es mit der Zeit. Forschung bedeutet nunmal auch politisch unkorrekte Ergebnisse zu betrachten und zu hinterfragen. Die Testverfahren zum EQ sind noch lange nicht ausgereift und bieten an manchen Punkten Angriffsflächen.. jedoch nicht so viel, als dass ich die Ergebnisse völlig verwerfen würde.
wapa
Nachtrag:
Es ist nun mal so, dass Menschen lieber mit schönen Menschen zusammen sind und daher schöne Menschen auch viel mehr Aufmerksamkeit bekommen als hässliche. Das fängt schon auf dem Spielplatz an, wo Kinder die gut geraten sind, viel mehr Blicke der Anwesenden auf sich ziehen als die anderen (- ausgenommen natürlich die "Verhaltensauffälligen") und dies obwohl Kinder mit dem Begriff Schönheit noch gar nicht so viel anfangen können und ihnen das Aussehen meist nicht so wichtig ist.. Daher finde ich die Theorie, dass die emotionale Intelligenz von Schönen eher gefördert wird als die von Hässlichen, gar nicht mal so abwegig. Jemand der die eigenen Gemütszustände viel häufiger gespiegelt bekommt, hat einfach viel mehr Anreize auch mal bei den anderen genauer hinzuschauen. Dazu kommt natürlich auch noch das immense positive Feedback, schöne Menschen wurden in Versuchsreihen bei selben Verhalten und vergleichbarer Gestik und Mimik von den Versuchspersonen häufiger und länger angelächelt.