Original von quigor
Gut, das nehme ich zur Kenntnis - die Taufe kann den Sinn nicht verlieren. Aber welcher ist das eigentlich?
Hm. Laaanges Thema. Ich machs erstmal möglichst kurz. Dann kannst du noch nachfragen.
Grundsätzlich ist beim Sinn der Taufe zu unterscheiden zwischen dem sakramentalen Sinn, der biblischen Rechtfertigung und dem kirchlichen Sinn. Innerhalb des kirchlichen Sinns hat es aber im Laufe der vielen Jahre etliche Wandel gegeben.
Okay. Meine Meinung:
Grundsätzlich ist die Taufe im Licht der johanneischen Taufe zu betrachten. Diese hat wohl sehr sicher stattgefunden (sie ist in allen 4 Evangelien bestätigt und bezeugt die damalige Praxis, jedoch nicht die Intention) Wir können also wohl tatsächlich annehmen, dass Jesus seine öffentliche Wirksamkeit damit begann, dass er sich von Johannes taufen ließ, wie es ja auch die Evangelien übereinstimmend darstellen.
Daraus ergeben sich Konsequenzen für das Verständnis der Taufe Jesu. Wenn sie ein erster öffentlicher Akt war und bereits in seine Wirksamkeit hineingehört, müssen wir annehmen, dass ihr nicht nur für Jesus selbst Bedeutung zukommt, sondern auch für die, denen Jesu öffentliche Wirksamkeit galt. Dem Täufer selbst, seinen Anhängern, von denen nach Johannes 1,35-42 einige Jesu Jünger wurden, ja allen Menschen damals, die erlebten oder davon hörten, dass sich Jesus taufen ließ, wird dieses Ereignis etwas gesagt haben. Dabei werden sie die Taufe Jesu entsprechend ihrem Verständnis der Taufe des Johannes gedeutet haben.
Jesus hätte sich zwar taufen lassen und diesem Geschehen für sich eine Deutung geben können, die nicht dem entsprach, was seine Mittäuflinge mit diesem Akt verbanden. Aber damit wäre sein Tun für seine Zeitgenossen unverständlich gewesen, es sei denn, er hätte es ausdrücklich erklärt. Es findet sich jedoch keine Stelle, wo er über das Geschehen bei seiner Taufe so spricht, dass er von der allgemein vorausgesetzten Deutung der Johannestaufe abweicht. Offenbar hat Jesus bei der Deutung seiner eigenen Taufe das Verständnis zugrunde gelegt, das auch alle anderen Täuflinge von ihrer Taufe hatten.
Ein weiterer Sinngrund liegt bei Jusu in der Berufung zum Messias.
Als Konsequenz der Deutung der Taufe Jesu als Berufung zum Messias oder Beginn messianischen Wirkens wird ein Zusammenhang zwischen der Taufe Jesu und der christlichen Taufe abgelehnt. „While ... baptism and church are conjoined in the baptism of Jesus and in ours, it is unfitting in this respect to speak of our Lord’s baptism as the ideal Christian baptism, for the realities they represent are so different.“ Jesu Taufe „cannot be viewed as the pattern of Christian baptism. A messianic acknowledgement of the Son by the Father is not the same as the adoption of a sinner by the Father."
Die Taufe Jesu ist aber weder als Sinnbild seines Todes und seiner Auferstehung noch als Vorbild der christlichen Taufe zu verstehen. Denn sie ist darin einzigartiges Geschehen, dass Jesus den Auftakt seines messianischen Wirkens ... in der Freiwilligkeit seines Gehorsams vornahm. Dann muss die christliche Taufe als eine Fortführung der Johannestaufe unter christlichem Vorzeichen verstanden werden.
Eine Deutung der Taufe, die sowohl die Johannestaufe als auch Jesu Taufe und die christliche Taufe umgreift, scheint sich darin anzubieten, dass es sich in jedem Fall um einen Initiationsritus handelt. Demnach rief Johannes das ganze Volk dazu auf, in das eschatologische Gottesvolk einzutreten, um so dem kommenden Gericht zu entgehen.Jesus folgte diesem Ruf und trat in die von Johannes begründete Gemeinde ein - natürlich ohne eine Buße nötig zu haben. Und auch die Urgemeinde verstand sich als eschatologisches Gottesvolk und nahm Neubekehrte durch die Taufe in ihre Reihen auf.
Noch ein Ansatz: Die Taufe bei Johannes ist wie heute ein Initiationsritus, hat also Aufnahmecharakter.
Gegen einen Initiationsritus bei Johannes spricht aber, dass der Täufer sich an das ganze Volk wandte, keine exklusive Gruppe, wie sie etwa in Qumran bestand, sammelte und kein Noviziat kennt. Auch ist die Proselytentaufe keine Parallele der Taufe des Johannes oder der christlichen Taufe.Aber selbst wenn man die Johannestaufe als einen Initiationsritus versteht, der zwar nicht eine exklusive Gemeinschaft, sondern ein für Gottes Erscheinen vorbereitetes Volk begründete, bleibt die Frage, wieso sich Jesus ihr unterzogen hat.
So. Das war - ansatzweise - die biblische Rechtfertigung. Wobei man die noch extrem vertiefen kann. Ein sehr spannendes Thema.
Kirchlich geht das Ganze dann doch etwas fixer.
1.Sie führt in die Gemeinde der Kirche ein.
2 Sie ist Teil der Initiation (gemeinsam mit Firmung und Abendmahl).
3.Sie erlöst von der Erbsünde.
Das heißt:
1. Da das Heil des Christen nur in der Gemeinschaft zu finden ist, ist ein Ungetaufter nur bedingt heilsfähig.
2. Die Taufe ermöglicht die beiden weiteren Sakramente. Ohne Taufe gibts auch den Rest nicht.
3. Schwierig. Seh ich anders. Aber die rkk vertritt eben diese These. Jesu ist zwar am Kreuz für unsere Sünden gestorben, auch für die Erbsünde, ABER diese muss noch mal extra "abgewaschen" werden. Deshalb ist die Taufe zwingend, da sonst kein Eingang ins Himmelreich (ewiges Leben) möglich ist. Auch muss man getauft sein um alle anderen Sakramente empfangen zu können. Wie du siehst, hat die Taufe hier sinnstiftenden und erlösenden (tzzz) Charakter. Diese Argumentation ist aber offensichtlich nicht wirklich haltbar.
Und DAS ist der einzige Sinn, den die rkk in der Taufe sieht. Schlimmerweise. Ich seh das anders.